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für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Liebculchn und die Umgegenden. Wmlsbiatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. Dienstag den 20. December 1878. Verfügung an sämmtliche Gemeindevorstände des Amtsbezirks Wilsdruff. Die Gemeindevorstände des hiesigen Amtsbezirks werden hierdurch veranlaßt, Verzeichnisse von sämmtlichen in ihren Orten aufhältlichen Attachirten (d. h. solche, welche entweder krank oder verwundet, sowohl direct aus dem Felde, aus Re serve-Lazarethen oder von den Ersatztruppentheilen zu ihren Angehörigen pp. in Privatpsloge entlassen worden sind) nach dem beigedruckten Formulare ungesäumt anzufertigen und diese Verzeichnisse oder eintretenden Falls Vacatschein längstens bis zum 28. December 1876 hier einzureichen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, den 17. December 1870. Leonhardi. Verzeichniß der im Dorfe X. aufhältlichen Attachirten. Fortl. Nr. Truppentheil, welchem der Attachirte ange hört. Vor- und Zuname. Angebliches Leiden resp. Verwundung. Ob der Atta chirte transpor tabel oder nicht. Bei wem der Attachirte sich aufhält und seit wann. Neueste Nachrichten. Leipzig, 17. December. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurden Bebel und Liebknecht heute wegen Hochvcrraths, beziehentlich vorbereitender Handlungen znm Hochve'rrach, verhaftet. Berlin, 15. December. Officielle militärische Nachrichten melden: LouppH, 14. December. Die Festung Mvntmedy hat capitulirt. v. Kamele. Longuion, 15. December. Gestern Mittag 1 Uhr fand der Einzug der preußischen Truppen in Montmcdy statt. 65 Geschütze find genommen, 3000 Gefangene gemacht, 237 deutsche Gefangene sind befreit worden, darunter 4 Offiziere. Der diesseitige Verlust während des Bombardements ist gering. v. Kaine ke. Berlin, 17. December. Officielle militärische Nachrichten mel den: I. Versailles, 16. December. Der Feind, von stärkeren dies seitigen Avantgarden am 15. December angegriffen, hat Vendome am 16. December geräumt. " v. Podbiclski. 2. Dijon, 17. December. General von derGoltz meldet soeben aus Longeau vor Langrcs, 16. December. Den Feind in seiner statkcn Stellung bei Longeau heute Mittag angegriffen und nach dreistündigem Gefechte in die Festung zurnckgeworfen. Hauptsächlich engagirt waren das Regiment Nr. 34 und die Artillerie. Unser Ver lust ist t Officier verwundet und ungefähr 30 Mann. Der Feind war 6000 Mann stark; sein Verlust beträgt ungefähr 200 Mann, darunter 64 unverwundete Gefangene, 2 Geschütze und 2 MunilionS- wägen wurden im Feuer genommen. v. Werder. Aus dem Kriege 1870. (Eingesandt vom ?. Seifert in Limbach.) In einem Feldpostbriefe heißt es: „Ihr wünscht eine Nachricht über un sere Feldgottesdienste. Hier ist sie. Es paßt mir dazu besonders der heutige Tag, den ich unmöglich vorübergehen lassen kann, ohne an Euch geschrieben zn ha ben, da mich die heute früh genossene Coinmunion bereits so sehr in Seelengemein schaft mit Euch versetzt hat. Drei Compagnien unserS Bataillons, darunter die mir anvertraute, waren hierzu in der schönen katholischen Kirche zuChelles hier vereint. Die Ansprache nebst Communion hielt Herr Divlsionspredigcr Ficker. Er er innerte in ergreifender Weise an den Frieden, der uns in allem Kriegsgetümmel nicht geraubt werden könne, an die Wahrheit einer innigen Seelengemeinschaft zwi schen uns und unsern Lieben daheim, die am heutigen Tage des Herrn gewiß zu einer Gemeinschaft im Gebet vor dein Herrn geworden sei, verwies auf die sittliche Stärke und Wiedergeburt des deutschen Volkes, als mächtigstes Element unserer Siegeskraft, und knüpfte seine fernere Ansprache an die Worte des Ebräerbriess: „Es ist ein köstliches Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade." Gewiß war ich nicht der Einzige, der'sich wirklich Eins wußte in dieser Stunde mit seinen Lieben in der theuern fernen Heimath und aus den Harmonien des hundert stimmigen Kirchengesanges Stimmen vernahm, ähnlich den uns gewohnten unserer heimischen Gemeinde. Es war eine schöne Stunde der Erhebung und Kräftigung, aber auch Demüthigung des Herzens vor Gott in der ernsten, traurigen, aber doch großen Zeit und unter der Last des harten Dienstes zur Wacht für's theure Vater land! Denn kaum hatten wir die Kirche verlassen und noch tönten die Klänge der Orgel und der Posaunen in unseren Ohren, als wir wieder den gewohnten Marsch auf Vorposten antreten mußten und das dumpfe Geschützfeuer von Paris her wieder an unser Ohr schlug. — Es war zu bedauern, daß der in Preußen vor dem Feld zug angeordnete Bettag nicht in gleicher Weise auch in Sachsen angeordnet werden konnte, vermuthlich weil dazu die Zeit zu kurz war nach Eingang des aintlichen Ausrufs Preußens an seine Verbündeten. — Dafür mußte (wenigstens in meinem Gesichtskreis, da ich nicht so glücklich gewesen, früheren Gottesdiensten anderer Heeresabtheilungen unsers Corps, z.B. schon in Hochheim mit der dort noch relativ möglichen Ruhe beizuwohnen) kurz vor Ueberschreitung der französischen Grenze ein Feldgottesdienst unter den ungünstigsten Umständen gehalten werden, insofern er der Truppe in einer vierzehntägige» Regenperiode mit den schrecklichsten Bivouaks den einzigen Rasttag raubte und sie nöthigte, abermals Stunden weit zu marschiren und sich dem Wetter auszusetzen. Seitdem haben die Truppen bei günstiger Gelegen heit wiederholt Feldgottesdienst gehabt. Unser jetziger Dienst macht sie (wenn Ihr darunter insbesondere im Freien gehaltene versteht) so unmöglich, wie alle Concen trationen zu Paraden und dergl. Dafür halten die Herren Feldgeistlichen jeden Sonntag Gottesdienst mit Communion in Kirchen, woran natürlich immer nur einige Compagnien zugleich theilnehmen können. Heute z. A. hat Herr Pastor Ficker diese anstrengende Arbeit zweimal wiederholt. Ueberdies ist nun ein Divi- sionsprediger mehr, als der ursprüngliche Etat besagte, angestellt worden. Zu einem Gottesdienst in Clape wollte ich reiten, mußte aber selbigen Tages hierher. Die erste Sorge der Geistlichen muß allerdings die Seelsorge in den Lazarethen sein. Würden sie nur nicht durch alle möglichen und zum Theil unnwglich zu beantwor tende Anfragen um eine» großen Theil ihrer kostbaren Zeit gebracht! Wie man einen Geistlichen für ein Auskunftsbureau ansehen kann, ist mir unklar. Muß er sich doch, um Auskunft gebeil zu können, diese, selbst erst bei dem betreffenden, ost erst noch zu erforschenden Truppentheile erholen. Also warum nicht direct bei den hierzu sehr gern erbötigen Commandeuren nachzufragen? Wir thun daraus gern, was wir vermögen. In Summa: Ihr seht — und dies möge Euch zur Auskunft und Beruhigung aus Eure obige Ausrage dienen — auch in der Gottesdicnstsrage gilt bei den Commandeuren und Geistlichen das Wort: Was gemacht werden kann, wird gemacht, und was geschehen kann, das geschieht."