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Twbcnlch» »nd die Umgogendon. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 20. Ireitag den 11. März 1870. —> ,, — , — — - - , u . - —,E I Verordnung des Ministeriums des Innern, die Frankatur innengedachter Postsen dungen betreffend. Es ist neuerdings wiederholt vorgckommen, daß einzelne Heimathsgemeinden die Verpflcgbeträge für Angehörige, die in Landes anstalten untergebracht sind, an die Direktionen der Letzter» unfrankirt cingesendet haben. Dieses Verfahren erscheint nicht gerechtfertigt, indem es sich bei den fraglichen Zahlungen um die Erfüllung einer, den betreffen den Gemeinden als solchen, in subsidiärer Vertretung von Heimathangehörigen obliegenden Verbindlichkeit gegen die betreffenden Landesan stalten handelt und die Letzteren begründeten Anspruch darauf haben, daß Zahlungen der fraglichen Art ohne alle Belastung mit Porto an sie abgeführt werden. Das Ministerium des Innern findet sich daher aus Grund der Bestimmungen in § 3 sub b und 8 4 der Verordnung sämmt- licher Ministerien vom 14. Deccmbcr 1869, den Wegfall der Portofreihcit betreffend, veranlaßt, andurch zu verordnen, daß die vorge dachten Zahlungen an die Landesanstaltcn von dem absendenden Theile zu frankireu, die darüber von den Anstaltsdirectionen auszustellen den Quittungen aber unfrankirt unter der Bezeichnung als portopflichtige Dienstsache zu bestellen seien. Hiernach haben sich Alle, die es angcht, gebührend zu achten. Dresden, den 7. Februar 1870. M i n i st e r i u m des I n n e r n. von Nostitz-Wallwitz. Mutz. Tagesgeschichte. ! Am Dienstag vor acht Tagen ist ein zwischen Nossen und Mei ßen mit einem Einspänner verkehrender Bote in der Nähe von Nossen auf dem Wege nach Meißen von einem.jungen Manne plötzlich räu berisch überfallen und mit einem Stock über das Gesicht geschlagen worden, so daß er schwer verwundet bewußtlos zusanimengesunken ist. An einer Beraubung des Angefallenen mag der schändliche Mensch durch in der Ferne sich zeigende Leute behindert worden sein. Da der Angcfallene die Zügel des Pferdes in der Hand behalten hatte, so ist er durch dessen Bewegungen wieder zu Sinnen gekommen. Zn gemeinschaftlicher Sitzung chaben die Kirchenvorstände von Freiberg beschlossen, die Kirchcninspection zu ersuchen, sich bei der Höbern kirchlichen Behörde dafür zu verwenden, daß das mündliche Aufgebot in der Kirche beseitigt und dafür die Ausbängung einer Tafel am geeigneten Orte der Kirche eingeführt werde, auf welcher die Namen der Aufgebotcncn zu verzeichnen seien — und andrerseits den Klingelbeutel abzuschaffen, dafür aber, weil die Beiträge dem Kirchenärar unentbehrlich sind, Becken an den Eingängen der Kirche auSzustellcn. Die französischen Blätter stellen bekanntlich eine Reduction des stehenden Heeres in Frankreich um 10—15,000 Mann in sichre Aus sicht. Dem entgegen ist für die norddeutsche Armee eine Abminde- cung um kaum 1000 Mann zu erwarten, welche überdies erst vom Dctober an dadurch eintrctcu soll, daß von jeder Escadrou bei Ca- oallerie 3 Mann und von jeder Fußbatterie 2 Kanoniere zur Dispo sition ihrer Truppentheilc beurlaubt werden sollen. Außerdem wird zwar eine frühere Entlassung der Reserven in der Weise in Aussicht gestellt, wie solche im vorigen Jahre stattgesuudcn, doch kann damit eine wesentliche Ersparnis; kaum erreicht werden. Berlin, 7. März. Der „M. Z." schreibt man: Die Abgeord neten Lasker, v. Bernuth und Freiherr v. Hvverbeck haben folgenden wichtigen Antrag vorbereitet: „Der Reichstag wolle beschließen, den Bundeskanzler aufzusordern, baldmöglichst eine Vorlage des Bundes- rathes über die Revision der Militärstrafgcsctze herbcizuführcn, fer ner spätestens gleichzeitig mit der neuen Strafprozeßorduung eine Reform der Militärstrafgerichtsbarkcit vorzubereiten auf der Grund lage, daß das Militärstrafverfahren mit den wesentlichen Formen des ordentlichen Strafprozesses umgeben und die Zuständigkeit der Militärgerichte im Frieden auf Dienstvergehen der Militärpersonen beschränkt wird." Hinter dem Anträge steht die Majorität des Reichstages. Motivirt ist er durch das dem Hause vorlegte Straf gesetzbuch, durch welches so wesentliche Reformen auf dem Gebiete unserer Strafrechtspflege angestrebt werden, daß die gleichzeitige Re vision der Militärstrafgcsetzc als Nothwcndigkeit sich ankündigt, ja sich gewissermaßen von selbst versteht. Obecconsistorialrath Fournier in Berlin hat endlich sein Ent- lassungsgesuch cingereicht. Er will den Abend seines Lebens mit sich und Ändern in Frieden verleben. Graf Bismarck hat einen rothen Kopf bekommen, als ihn Las ker über Süddeutschland inlerpellirte, und die Allbayern haben auch rothe Köpfe bekommen. Ihnen geht besonders ein Wort Bismarcks im Kopfe herum. Das ist das Wort, daß man 1866 wohl daran hätte denken können, die drei Franken (Unter-, Mittel- und Ober franken) von Bayern abzutrennen und einem nationalgesinnteu Für sten zu geben. Wenn Bismarck das Jnterpelliren nicht immer so übel nähme, möchten die Altbayern gern wissen, was das für ein Fürst ist, an den „man" dainals hätte denken können — von wegen der Hinterriße, wenn er einmal zn ihnen käme. Für das Concil in Rom wird der 19. März ein wichtiger Tag. Da soll die Frage über die Unfehlbarkeit des Papstes zur Ent scheidung kommen. Man glaubt, daß zu Ostern das Concil vertagt wird. In Rom hat der Brief des Königs von Bayern an den Stifts propst Döllinger, in welchem der Letztere aufgefordert wird, sein Wirken im Interesse des Staates nnd der Kirche fortzusetzen, lebhafte Erbitterung hervorgerufen. Der Papst, als er von diesem Briefe Kenntniß erhielt, rief aus: „Die Negierungen zählen heut zu Tage nichts mehr, wir werden trotz ihnen schließlich triumphiren!" Am 3. März Abends 8 Uhr wurde Paris vom ersten Gewitter heimgesucht. Es donnerte und blitzte und der Regen ergoß sich in Strömen. Am Tage hatte man eine Hitze von 20'Grad. Neiseglück. Novelle van Ludwig Habicht. Verfasser des historischen Romans: „Der Stadtschreiber von Liegnitz," der „Irrwege" re. Fortsetzung. Der Andere aber betrat mit leuchtenden Augen, die kühle, stille Paulskirche, diese politische Wittib. Hier hatten die Edelsten des Volkes getagt, und wie auch Verblendung und übereifriger Fana tismus das ganze Streben in falsche Bahnen einlenkt, es war doch einmal die deutsche Sehnsucht und Hoffnung nach einem einzigen Vaterlande zu einem Ausdruck gekommen und was so lange nur als herrlicher Märchentraum vorgeschwebt, zur Wirklichkeit geworden. „Warum mußte das Alles so schnell versinken?" hatte er geklagt und der Freund ihm treffend geantwortet: „Wir spielen zu viel und wenn» es zum Ernst kommt, fehlt uns die männliche Kraft. Das Haus am Hirschgraben' war ebenfalls besucht worden. Hier stand die Wiege dessen, der unsere Lieder sang, und in die deutsche Sprache ein neues, wunderbares Leben hauchte — die Wiege Gö thes. Ein dreistöckiges Haus mit sieben Fenster Front, für damalige Zeit recht stattlich und geräumig, um dem Genius freie Hand zu lassen. Eine Weinhandlung ist jetzt darin, nun, das würde dem alten Herrn gewiß behagen, dessen Standbild unfern davon, groß und erhaben, auf den weiten, schönen Platz schaut. In der Rechten eine Rolle, in der Linken einen Lorbecrkranz, den unbestrittenen, wohlverdienten, so schaut er, nachlässig in seinen Mantel gehüllt, auf das bunte Leben von heute. Es ist schön, ein solches Denkmal, aber unsere großen Männer setzen sie sich in ihren unvergänglichen Schöpfungen selbst und wir können nichts für sie