Volltext Seite (XML)
187« Dienstag, den 11. Januar Ludwig. Königliche A m t h a u p t m a n n f ch a f t. von Lieth. Tagesgeschichte. l Wilsdruff, am 10. Januar 1870. ! Der Besitzer der Burgker Steiukohwnwerke, Varon v. Vurgk hat , nach dem Franks. Journ. gegen den sehr geachteten Agenten Bromme in Dresden eine Klage wegen Vcrläumdung angestrengt, weil der selbe in der Volksversammlung am 5. September 1869 die Behaup tung ausgestellt, daß von den verunglückten Bergleuten noch am 2. Tage nach dem Unglück einige gelebt, daß man aber die bei ihnen Vorgefundenen Niederschriften der Oeffcutlichkeit entzogen habe. Herr Bromme hat die betreffende Nachricht als zuverlässig von einem Be amten empfangen Lind glaubt er auch, der Dresdn. Ztg. nach, mit Ruhe der Entwicklung eines Prozesses enigegensehen zu dürfen. Das Dr. I. berichtet aus Dresden: Ein auf dem Leipziger Bahnhöfe beschäftigter Arbeiter beging am Freitag Mittag die Un vorsichtigkeit, beim Verladen eines leeren Ballons, in welchem sich noch ein Rest bittern Mandelöles befand, davon zu trinken und starb in dessen Folge noch au demselben Tage in dem Kreise seiner Fa milie. Der Entseelte hinterläßt eine Frau und 5 kleine Kinder. Am 16. Januar feiert dec unverwüstlichste aller Säuger der Gegenwart, Joseph Tichalscheck, das 40jährige Jubelfest seiner Büh nenlaufbahn. Auf Wunsch der Generaldirection wird er au diesem Tage (einem Sonntage) in Mozarts Jdomeueus vor dem Dresdner Publikum, dem er seit 32 Jahren ans Herz gewachsen ist, austreten und sicherlich mit Ovationen überschüttet werden. Berlin. Vor dem altländischen Criminalsenat des königlichen Obertribunvls wurde in der Sitzung vom 5. d'. M. in Sachen des Lieutenants a. D. v. Zastrow verhandelt, der gegen das schwurge richtliche Erkenntniß, wonach derselbe zu 15 Jahren Zuchthalls ver- urtheilt worden, die Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt hatte. Der Se nat (Vorsitzender Präsident v. Ingersleben) trctt den Gründen der Generalstaatsanwaltschaft bei und erkannte deshalb auf Zurückwei sung der Nichtigkeitsbeschwerde. — Der Prediger Licentiat Henrici hat für Otto Vieland, der in Folge des gegen ihn (Henrici) gerichteten Attentates zu 12 Jah ren Zuchthalls verurtheilt wurde, bei dem Könige ein Gnadengesuch eiilgcreicht. Wie die „Trib." erfährt, ist in Folge dessen von dem Könige Bericht erfordert worden. Der 31. December v. I. war der letzte Tag in Oesterreich, an dem die alten Silbersechser als gesetzliches Zahlungsmittel an genommen wurden. In Wien entstand ein förmlicher Platzregen, Niemand zahlte anders als in Silbcrsechsern, manche Getreidehänd ler mußten von den Müllern 1500—2000 st. in Sechsern annehmen. Aus Bayern waren schon vorher massenhafte Sendungen einge troffen. Wie viel Soldaten hat der Kaiser Napoleon zur Hand? — Und dennoch versammelt er liberale und parlamentarische Minister um sich, um seine Herrschaft mit der Freiheit zu versöhnen? Kein übles Beispiel, um sich aus selbstgefchaffenen Verlegenheiten zu be freien und schon halb aufgegeben, sich wieder in den Sattel zu schwingen. Eisi Doktrinär ist der Mann in Paris nicht, er hat im mer eine Ueberraschung für die Welt zur Hand. Ollivier hat auch für Deutschland einen guten Klangi Er war jahrelang der einzige Franzose von Bedeutung, der das Recht Deutschlands anerkannte, mit sich anzufangen, was es wollte, und den Frieden mit Deutsch den Trabanten des Exkönigs Georg anheimfallen, bringt die „Z. f. N." Mittheilnngen. Das Blatt veröffentlicht den Brief eines „Le gionairs" an die Seinen in die Heimath, aus welchem hervorgeht, daß die Verführten sich jetzt in einer sehr nüchternen Stimmung be finden, nachdem ihnen eröffnet worden, daß sie ihren Thatcndurft einstweilen "auf dem Kriegsschauplatz in Algerien stillen sollen. Viele wollen nach Amerika, können aber den frommen Wunsch nicht rcali- siren, weil es ihnen am Nothwendigsten gebricht. Das Geld aus Hietzing scheint nicht mehr zu fließen, wie es aus dem erwähnten Briefe deutlich hervorgeht. Sv wird denn dieser klägliche Rest der Welsenmacht schnell in alle Winde zerstoben sein und ist nur zu wünschen, daß der endlichen Selbsterkenntniß der Verführten die des Verführers auf dem Fuße folge. Paris. Ein großer Voriheil des neuen Ministeriums Ollivier ist derjenige, daß es aus persönlich achtbaren Männern besteht. Fast allen bisherigen Ministern des Kaiserreichs klebte — mit wenigen ehrenwerthen Ausnahmen — etwas von jenen Staatsstreich-Mini stern des Jahres 1851 an, die eine sehr abenteuerliche Vergangenheit hinter sich hallen und nun, zur Macht gelangt, ihr Schäfchen schnell ins Trockene bringen wollten, da sie nicht wußten, wie lange sie am Ruder bleiben würden. Das ist jetzt anders. Die beiden gebliebe nen Minister, General Leboeuf und Admiral Rigault, sind persönlich durchaus anständige Männer, mW die neuen stehen, wie alle Par teien zugeben, in Bezug auf ihre Vergangenheit und ihr Privatleben makellos da. Da über Olliviers Ansichten in der römischen Frage Zweifel entstanden sind, so weist das Tiritto auf einen Beschluß hin, den der jetzige Minister vor 3 Jahren unterzeichnete: „Wir bedauern, daß allen Versprechungen zum Trotz die Regierung uns in Ungewißheit über den Stand ihrer Verhandlungen mit dem- heil. Stuhle läßt. Was uns angeht, so beharren wir chei dem Gedanken, daß Nom den Italienern gehört und unsere Besatzung zurückgezogen werden muß." Das Diritto glaubt nicht, daß Ollivier jetzt eine Politik begünstigen könne, der er sich damals so ausdrücklich widersetzt habe. Olliviers frühere Meinungsäußerung in dieser Frage ist gerade jetzt von be sonderem Interesse, weil die Linke in den nächsten Tagen eine In terpellation über die Besetzung Roms durch französische Truppen einzubringen beabsichtigt. land predigte. Sein College, der neue Minister des Innern, hat sofort den deutschen Zeitungen die französischen Grenzen geöffnet, sic kommen nun wieder nach Paris und überzeugen die Franzosen von der Friedensliebe D^Uschlands. die in Frankreich Zeilen- Bekanntmachung. Die zur Führung der Stammrollen beauftragten Behörden in den Aushebungsbezirken der unterzeichnetem Amtshauptmannschaft werden hierdurch auf die nach Z 60 der Militär-Ersatz-Jnstruction im Monate Januar zu erlassenden Aufforderungen zur Anmeldung der in die Stammrollen aufzunehmmden Militärpflichtigen, sowie auf die nach § 57, 4 rechtzeitig zu bewirkende Einreichung der Stammrollen nebst Geburtslisten und sonstigen Belegen andurch aufmerksam gemacht. Dresden, am 3. Januar 1870. Wochenblatt füx Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Giebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den Stadtrats) daselbst Spanien. Die spanische Regierung soll jetzt bei ihrer Jagd nach einem Könige sich von legitimen Traditionen leiten lassen und richtet deshalb von Neuem ihr Augenmerk auf Erzherzog Ludwig Victor. Die Habsburger beherrschten Spanien zu einer Zeit, als in der spanischen Monarchie die Sonne nicht unterging und die spanische Flagge die furchtbarste war auf allen Meeren. Als die spanische Linie der Habsburger ausgestorben war, wußte Ludwig XIV. es durch den Erbfolgekrieg zu bewirken, die jüngere spanische Linie der Habsburger, welche in Wien herrschte, um das reiche spanische Erbe zu bringen. Das Unrecht beim Friedensschlüsse von Utrecht und Ra statt würde dadurch nach mehr a s anderthalb 10i) Jahren gut gemacht werden. Durch diesen dünnen Faden Legimitäts-Principien-Nelter- werden die heutigen Habsburger sich wohl aber schwerlich lassen, die mit Fluch belastete Erbschaft der spanischen, zu übernehmen. Ein Wiener Blatt berichtet, daß N Herzogs Albrecht nach Süd-Frankrei^MM^amM, ' spanischen Thronfrage steht. v so ehrgeizig sein, wie es femcn^M^M milia''