Volltext Seite (XML)
lck. «oLt. e ingelgarne 0KL. achtet bis k 1Thlr., r. Rabatt, Wilsdruff. 'F s, K-lpesle, rn. Ngr. "la Nu. ' tion >er. st naun. : aus .. NU8lK. m. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Lielienlelm und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 85. Dienstag den 29. October 1872. Bekanntmachung. In der Nacht zum 22. d. M. ist aus einem Gehöfte in Sora ein fast neuer Handwagen mit eisernen Achsen, Boden- und Seitenbretern und mit gelblichen braun angestrichenem Gestell entwendet und in der Richtung nach Meißen zu fortge schafft worden, was zur Ermittelung des Thaters und Verblieb des Handwagens hiermit öffentlich bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 26. October 1872. Das Königliche Gerichts-Amt daselbst. Leonhardi. Am 17. September d. I. sind aus einer Behausung in Rothschönberg ein Paar Männerstiefel mit neuen Sohlen, Ab sätzen, Absatzeisen und Struppen gestohlen worden, was behufs Ermittelung des Thäters und Verblieb des Gestohlenen hier mit bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 26. October 1872. Königliches Gerichtsamt daselbst. Leonhardi. Der Armenhausbewohner August Friedrich Leberecht Ulbricht aus St. Michaelis hat sich auf eine Wider ihn ergangene Anzeige zu verantworten und wird, da sein Aufenthaltsort unbekannt ist, hiermit geladen, binnen 4 Wochen und längstens am 29. November 1872 behufs seiner Vernehmung sich hier zu gestcllen. Zugleich wird ersucht, den p. Ulbricht, dessen Signalement beigefügt ist, im Bctretungsfalle auf die Ladung zu ver weisen und hiervon Nachricht anher mitzutheilen. Wilsdruff, am 26. October 1872. Königliches Gerichts-Amt daselbst. Leonhardi. Signalement. Ulbricht ist gegen 40 Jahr alt, von mittlerer Statur, hat runde Gesichtsform, blasse Gesichtsfarbe und graues Haar, stottert und hat schleppenden Gang. Bekleidung desselben, soweit bekannt: Graubrauner Rock, Mütze, alte defecte Schuhe. Tagesgeschichte. Das „Dresdner Journal" berichtet: Ein entsetzliches Verbrechen ist am Sonntag in unserer Nähe, in Hänichen, verübt worden. Seit vorigen Sonntag wurde daselbst die 4^ Jahre alte Tochter des Bergschmieds Nestler vermißt; man mußte vermuthen, daß ihr irgend ein Unfall zugestoßen sei. Nun hat man jetzt das arme Kind in einem Kartoffelfeld tvdt aufgefundcn und zwar in einem Zustande, der Schauder erregt. Nach ärztlichem Gutachten ist das unschuldige kleine Mädchen in schändlicher Weise unter Anwendung roher Ge walt gcmißbraucht und dann erwürgt worden! Hoffcndlich gelingt cs, den ruchlosen Verbrecher zur Strafe zu ziehen. Das Königliche Justizministerium hat beschlossen, auf die Entdeckung des Urhebers des an dem oben bezeichneten Mädchen verübten Mordes eine Be lohnung von 300 Thalern auszusctzcn. Die Röhren der neuen Dresdner Wasserleitung werden in ihrer Gesammtheil nicht weniger als eine Länge von sechzehn deutschen Meilen entnehmen: also eine Strecke, länger als die Bahn von Dresden nach Leipzig, die nur 15'/, Meilen betrügt. Wie den „L. R." mitgetheilt wird, ist auch in Dresden von einer Hand ein Betrag 10,000 Thlr. ohne Namensnennung für daS König- Johann-Slipcndium gezeichnet worden. Am 24. d. M.' wurden auf dem Wochenmarktc zu Meißen Himbeeren von der zweiten diesjährigen Reife verkauft. Leider liest mau auch dieses Jahr wieder öster von Schcnncn- bründen, wodurch die diesjährige reiche Erndte mit vernichtet wird; so sind in der Nähe von Schneeberg vorige Woche wieder zwei mit der heurigen Erndte gestillte Scheunen abgebrannt. Vergangene Mittwoch Nachmittag in der vierten Stunde ist in der Scheune des Gutsbesitzers Friedrich Nebe in Hausdorf bei Franken ¬ berg aus noch unbekannter Ursache Feuer ausgcbrochen. Trotz schneller Hilfe von allen Seiten hat doch bei dem herrschenden Wassermangel dem Feuer nicht Einhalt gethan werden können und sind in kurzer Zeit die Nebe'schen GutSgcbäude bis auf ein Seitengebäude, sowie die Gebäude des Begüterten Friedrich Schumann eingeäschert worden. Auch soll von dem Mobiliar dieser Güter nur wenig zu retten ge wesen sein. Seit dem 22. October tagt in Preußen der Landtag, Herren haus und Abgeordnetenhaus. Die Abgeordneten beschäftigen sich zu nächst mit den Finanzen, die sehr günstig sieben; denn das Jahr 1871 hat einen Ueberschuß von 9,273,000 Thaler ergeben. Von diesem Plus sollen nach Vorschlag des Finanzministers 7,720,000 Thlr. zur Tilgung von Staatsschulden und 2,215,000 Thlr. zu Wohnungs- gcldzuschüssen für die Beamten verwendet werden. Dem Herrenhaus liegt wiederum die neue Kreisordnuug vor, daS nothwendige Funda ment der Selbstverwaltung der Gemeinden re. Die feudalen Herren von altem Schrot und Korn wollen von dieser Neuerung durchaus nichts wissen; der Minister des Innern, Graf Eulenberg, hat ihnen zwar gesagt, es solle durch die KrciSordunng (an Stelle der feudalen Kreistage) die allgemeine Dienstpflicht, die auf dem militärischen Gebiete Deutschland groß gemacht, auf das bürgerliche Gebiet übertragen werden, das wird aber ain Ende weniger durchschlagen als die Er klärung des Finanzministers, das die Provinzialfonds 4'/, Millionen Thaler vom Slaate erhalten sollen, sobald die Kreisordnuug ange nommen ist. Diese Hülsstruppen können die Herren gut brauchen. (Auch im klebrigen scheint sich die Negierung für die Kreisordnung ins Zeug legen zu wollen.) — Am 2. Tage ging Minister Graf Eulenburg dem Herrenhaus, das an den alten Kreistagen hängt, noch tapferer und erfolgreicher zu Leibe. Die Kreistage waren sehr nützlich, sagte er, sie sind aber veraltet. Wir haben 1866 und 1870