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s den armen Burschen hinaus? Die Noth wohl kaum, seine Kleider sind vornehm; nun wir wollen ihn unter die Erde bringen." So redete der junge Fischer gedankenvoll vor sich hin und rief seinen Vater, einen alten verwitterten Seemann hinzu, um dem armen Fremdling unfern der Hütte eine Ruhestatt zu bereiten. Eben als sie ihn hinabsenken wollten, rief der Alte: „Was hat er nur dort in der Hand, o, wie fest er es hält, armer Narr, das kannst Du doch nicht mit Dir nehmen." „Laß sehen, bemerkte der Sohn, vielleicht erfahren wir dadurch etwas von ihm." Er brach die Hand auf. — „Eine goldene Uhr — nein, eine Dose!" Er drückte an die Feder und mit einem über raschtem „Ah!" schaute er auf das ihm entgegenspringeude kleine Bild. „Ein schönes Weib, welch' funkelnde Augen und kohlschwarzes Haar!" Der Alte schaute ihm über die Schulter und sagte: „Blick' ihr nicht so tief in die Augen!" „Es ist ja nur ein Bild," bemerkte der Sohn. „Schadet nichts," entgegnete der Alte, „das kann auch kopf- verrückt machen, es wird immer schöner gemalt, als die Wirklichkeit ist und das setzt nichts als Raupen in den Kopf und flunkert vor den Augen; hm, die Weibsbilder richten nichts wie Unheil an, ich sage Dir, nimm Dich nur vor der Ersten in Acht." „Das ist ein wahrer Jammer, solch' junges Blut und gleich so viel Feuer, um sich in die See zu stürzen," bemerkte der Sohu, „der arme Junge! Nun wir wollen ihn seinen Schatz mitgeben." „Ach, Dummheiten," entgegnete der Alte, dem Todten nutzt er nichts und das Gold daran kann immer etwas Werth sein; das Bild aber magst Du Dir zur Warnung aufheben, oder zeig's dem fremden Grafen, der ist ganz versessen auf Alles, was aus der See kommt." „Ja Korallen und Muscheln," wandte der Sohn wieder ein. „Ach, das verstehst Du nicht, der macht sich ein Vergnügen, über so etwas nachzugrübeln, das seh' ich ihm schon an, denn er hat Zeit und Geld genug, er ist ja ein Engländer, zeigen wir es ihm nur!" Der Verunglückte wurde in die frisch aufgeworfene Grube gesenkt und darüber ein kleiner Hügel errichtet. Der Alte entblößte das Haupt und murmelte mit regungslosem Gesicht ein Gebet, — in dem Äuge des Jungen blitzte eine Thräne, die das Läuten der Glocken, die Predigt eines Geistlichen vertrat. Wie einfach-ärmlich das Begräbniß eines angesehenen Mannes, um dessen Wiege sich so viel Liebe und Sorgfalt bewegte, so viel sonniges Glücklächeln auf- und niedergespiegelt! Der wolkenlose Morgen ist nicht immer der Verkünder eines sonnenhellen Tages! (Forts, folgt.) Vermischtes. * Am 1l. Sept, wollten drei Handwerksburschen von Hamburg nach Berlin wandern und um den Weg „möglichst bequem" und kosten frei zu machen, schlüpften sic auf dem Bahnhof in der Dunkelheit unter den Gepäckwagen des nack Berlin abgehenden Courierzuges und benutzten die BremSstange zu ihrem Sitz V. Clafse. Auf diesem ge fährlichen Platze kamen die Burschen wirklich bis Hagenow, wo sie endlich entdeckt und erlöst wurden, natürlich hatte damit ihre Extra tour ein Ende. * In Berlin bestehen dermalen 18 Kinderbewahranstalten, welche vom Jahre 1831 an begründet worden sind. Die Verwaltung dieser Anstalten wird von einem Herren- und Frauenvorstand geleitet. Ende vorigen Jahres war der Bestand der Kinder 1815, etwa 200 weniger als im Jahre 1870. Die Anzahl der sog. Kostkinder betrug dagegen im Jahre 1871 über 10,000. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Sonntag d. 19. x. ffrin. Vormittags predigt: Herr k. Sckunidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Im Monat September 1872 Getaufte: Otto Hugo, Gustav Adolph Oswald Mehligs, Schuhmachers u. Einw. hier, Sohn; — Anna Bertha, Mstr. Julius Moritz Welde's, Bürgers u. Schneiders hier, Tochter; — Albert Theodor, Hrn. Johann Karl Theodor Ritthausen's, ans. Bürgers u. Kaufmanns hier, Sohn; —Agnes Lina und Bertha Anna, Hrn. Friedrich Theodor Müllers, ans. Bürgers u. Rathsmühlenbesitzcrs hier, Zwillmgswchlcr; — Otto Richard, Karl Aug. Jahns, Ziegeldeckers hier, Sohn; — Auguste Bertha, Friedrich Wilhelm Troschütz's, Handarbeiters hier, Tochter; — Marie Clara, Hrn. Karl Hermann Rei ches, ans. Bürgers und Restaurateurs hier, Tochter; — Maric Lina, Hrn. Gottfried Heinrich Majors, Bürgers u. Rathskellerpachters hier, Tochter; — Gustav Adolph, Mstr. Gustav Adolph Lorenz's, Bürg. ».Klempners hier, Sohn; — ein uneheUSohn. Getraute: luv. Karl Gustav Fischer, ans. Bürger u. Drechslcrmeister hier, mit Jungfrau Clara Marie Lorenz hier*, — Ernst Moritz Großmann, Tischler u. Einw. hier, mit Auguste Wilhelmine Kühne hier; — luv. Gustav Hermann Schweinsberg, Stell macher in Radeverg, mit Jungfrau Marie Martha Pöttrich hier ; — Johann Gott lob Heber, Handarbeiter hier, mit Frau Johanne Caroline verwittw. Schneider aus Dresden. Beerdigte: Peter Brande, genannt Franz, gewes. Postillon beim hieß Königl. Postamtc, 59 Jahr 5 Mon. 26 Tage alt; — Mstr. Christian Gotth. Racke, Bürger a. Strumpf wirker hier, 68 Jahr 9 Moa. 15 Tage alt; — Johann Karl Gottlob Schnee, Aus zugsbürger hier, 75 Jahr 6 Mon. 24 Tage alt; — Frau Ernestine Friederike Tannenberg, gebornc Uhlemann aus Etzdorf, weil. Mstr. Heinrich Adolph Tannen bergs, Seilers u. Landbriefträgers hier, nachgel. Wittwe, 53 Jahr, 9 Mon. 17 Tage alt; — Eduard August Curt, Hrn. Gustav Friedr. Aug. Uibrigs, ans. Bürgers und Gutsbesitzers hier, jüngstes Kind, 6 Mon. 19 Tage alt; — Louis Max, Hrn. Ernst Louis Wegerdts, ans. Bürgers u. Gutsbesitzers hier, jüngstes Kind, 7Mou. 11 Tage alt; — Horst Edmund, Hrn. Johann Gottlieb Günthers, Bürg, und Restaurations- besitzers hier, jüngstes Kind, 5 Mon. 5 Tage alt ; — Paul Georg, Hrn. Karl August Naumanns, Bürg, und Decorationsmalers hier, jüngstes Kind, 9 Mon. 3 Tage alt; — Marie Martha, Karl Heinrich Quecks, Zimmermanns hier, Tochter, 5 Mon. 22 Tage alt; — eine unehel. Tochter. Bürger - Verein. Behufs der Betheiligung an der Feierlichkeit der Ein weihung des eisernen Kreuzes werden die Mitglieder hierdurch ersucht, nächsten Sonntag, den 6. October, Nachmittags von 7«3 Uhr an sich im Rathhause zu versammeln. Der Vorstand. Jaquetts rmd Jacken in guten Winterstoffen und verschiedenen Neuheiten der Besätze empfiehlt !SSS Li 2 s s »I»»« lflvNit in S 'M 0 <M s Die Lewts kod. 8ü88milok'8eks Kieinu8ölpommaüs ä Büchse 5 Nqr., hat alleinige Niederlage für TVilsdruS Apoth. IGvutuvr Nach den von mir in meiner eigenen Praxis sowohl, als auch von anderen Personen, welche den 6. gebraucht, gemachten Erfahrungen, ist derselbe ein vortreffliches Mittel bei acuten und veralteten Brustverschleimungcn, als auch bei audercu Stockungen in den Lungen und astmathi- schen Beschwerden, sowie in Kurzathmigkeit und Brustkrämpfcn; ich kann deshalb dieses Mittel allen an diesen Beschwerden leidenden Personen empfehlen. Ohrdrufs bei Gotha. vr. LriäAslstsin, - Mediciualrath und Physikus. Von dem O H »rn«t- halten Lager in Flaschen zu I Thaler und 15 Ngr. die Herren Th. Ritthausen und Bernhard Hoyer in Wilsdruff und C. E Schmort in Meißen. Lrusd- uml I,iniA6n- kranke linden auk naturgemäßem Wege selbst in vei^veikelten unck von den ersten kür unbeil- bar erklärten kälten radieals Hsilrrnx ibres Oeidens otme Ue^iem diaeb speoieller Lesebreibung der Lrankbeit diäberes brietl. dnrob vir. 1. fiekönl, Lerlm, MaH-Ltrasss Xo. 23. Die verbreitetste und trotr ibrer vortrefflieben Original- H Illustrationen voklkeilste brauen-Aeitung ist dis R M seit sieben «labren ersobeinends /I ß/!ol!kn^6l1. kreis viertel,jäbrlieb 12'/, 8gr. Die practisebs Kiebtung des Olattes, belebe stets die öedürk- F »MUU nisse der b'amilie berüeksiebiigt, aber aueb den » R Anforderungen der eleganten Gssellsebat't niobt > minder Keebnung trägt, maebt jede einzeln« Vorlage doppelt vertbvolk Oie Lobnittmuster — über 200 jäbrliob — sind ibrer vorrüglioben ^usvabt und ibrer Genauigkeit vegen rübmliebst bekannt, niebt weniger die wiebtverständlwben Anweisungen, welebe selbst ungeübter« Hände gesebiekt maoben, alle Gegenstände der loilette, Oeib- wäsobe eto. selbst anxukertigen. ^ueb im weiten Gebiet der Handarbeiten ist die ILodsnvsIt die beste Oebrmsisterin. ^.lle Luebbandlungen und kostämter nebmen jsdsrLsitz Be stellungen an. Schreib- und Brics-Papim, LrLekeouvvrts, »100 8tüolc von 5 Xgr an, empfiehlt zur gefälligen Abnahme L. Lsrxsr's Buchdruckerei in Wilsdruff.