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Von einer unmittelbaren Wirkung auf das Thermometer ist niemals etwas zu bemerken gewesen. Auch auf die Witterung überhaupt haben die Kometen nach den sorgfältige» Untersuchungen des Astromen Littrow keinen Einfluß; zwischen Nässe oder Trockenheit der Luft und Kometenerscheinungen herrscht kein Zusammenhang. Derselbe Astronom hat auch geschichtlich nachgewiesen, daß der Glaube unrichtig ist, daß die Kometen Vorboten, Erzeuger oder Begleiter großer Krankheiten und ungewönlicher Sterblichkeit seien und daß diese weit verbreitete Annahme in das Gebiet des Aberglaubens gehört. (Hildb.' Drfztg.) Lady Macbeth. Criminal-Novelle von Ludwig Habicht. ' , (Fortsetzung.) Schon richteten sich^ die neugierigen Blicke einiger Zuschauer auf Frau Dorn. Frau von Wille wurde unruhig und wollte die Mutter schonend hniwegzichen, aber diese wich nicht von der Stelle. „Da ist auch noch ein Fleck," sagte sie halblaut und wies auf ihre Hand. „Weg, Du verdammter Fleck! Weg, sag' ich. — Eins, zwei! —" sprach Lady Macbeth auf der Bühne. — Die Frau in der Loge zählte mit. „Ja wohl, dann ist es Zeit zur That. — Die Hölle ist finster! — Pfui, mein Gemahl, pfui, ein Soldat und furcht sam? —" In athemloser Spannung folgte das Publikum diesem erschütternden Monolog der Tragödie. „Ja wohl, ja wohl, ein Soldat und furchtsam! —" preßte Frau Dorn zwischen den bleichen Lippen hervor. „Was haben wir zu fürchten, wer weiß es? Niemand zieht unsre Macht zur Rechenschaft — doch — wer konnte denken, daß der alte Mann so viel Blut in sich gehabt? — hieß es dort auf der Bühne weiter. Jetzt sprang Frau Dorn auf, ihre Tochter wollte sie Niederhalten, aber mit der Kraft einer Wahnsinnigen stieß sie dieselbe zurück. Die Hände auf die Brust gepreßt, beugte sie das todteubleiche Antlitz weit über die Brüstung hinaus. Sie hörte noch Lady Macbeth's be rühmtes Wort: „Alle Wohlgerüche Arabiens machen nicht süßduftend diese kleine Hand, oh, — oh, — oh!" und als die Künstlerin ihren wie im tiefsten Entsetzen herausgepreßten Seufzer ausstieß, sank Frau Dorn mit einem wilden Schrei, der erschütternd durch das ganze Haus schrillte, bewußtlos zusammen. Der Vorfall im Theater machte großes Aussehen. Die enthu siastischen Anhänger der berühmten Schauspielerin sahen darin nur einen neuen Beweis von der dämonischen Gewalt, die ihr Liebling auf die Gemüther ausüben konnte; Juristen dagegen sprachen einfach von einer geheimen Schuld dieser Frau, die auf diese Weise an's Tageslicht gekommen — nennt dock ein indischer Dichter das Ge wissen: den alten Einsiedler oder Seher im Herzen. Die Ermordung des Grafen, die selbst in den höheren Kreisen der Residenz bekannt und noch nicht völlig vergessen war, kam wieder lebhaft in Erinnerung. Frau Dorn wnrde öffentlich der Ermordung des Grafen angeklagt, und bald darauf wirklich die Kriminal-Unterfuchung gegen die Mutter der Frau von Wille eingcleitet. Ihr Schwiegersohn war außer sich über diesen unseligen Vorfall und setzte alle Hebel in Bewegung, jeden Verdacht von seiner Schwiegermutter zu beseitigen. Adelheid gewann in dieser Sorge für ihre Mutter Ewald erst wahrhaft lieb. Jetzt erschloß sie ihm den ganzen Neichthum ihrer Liebe und sank dann oft mit den Worten an seine Brust: „Wie edel, wie gut Du bist — ich werde Dir diese Aufopferung für meine Mutter nie vergessen." Sonderbar genug, lehnte Ewald ihre wärmsten Danksagungen fast kalt und finster ab; überhaupt war er seit diesem Ereigniß wie verwandelt. Seine frühere Schwermuth machte jetzt einer düsteren Unruhe Platz; er schlich finster brütend umher, kümmerte sich nicht mehr um seine Bauten, seine An lagen, ritt am liebsten in den Wald und kam dann, müder gehetzt wie sein Pferd, in alter Schwermuth heim. Ewald's anhaltenden Bemühungen war es doch zum Theil gelungen, den Verdacht, daß seine Schwiegermutter den Grafen er schossen, von ihr abzuwälzen. Er wies nach, daß die unglückliche Frau in ihrer Jugend schon einmal im Jrrenhause gewesen, daß sie noch jetzt an der Krankheit des Nachtwandelns leide, und daß so nach das Stück auf ihre ohnehin reizbaren Nerven erschütternd habe wirken müssen, weil Lady Macbeth auch als Nachtwandlerin erscheine. Dann aber machte er durch seinen Advokaten geltend, daß Frau Dorik niemals ein Gewehr in der Hand gehabt und der tödtliche Schuß nur von einem geübten Schützen habe herrühren können, und er deutete wieder auf den Wilddieb Peter Kunz. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. ' Ein auffallender Vorfall ereignete sich in Oedenburg in der Nacht vom 18. auf den 1S. d. M. Drei Jünglinge, Gcza Koller, Schüler der Sechsten, Thomas Versü, Schüler der Fünften Real schule, und Albelt Pawlik, Einjahrig-Freiwilliger, erschossen sich. Die Unglücklichen hatten alle Vorbereitungen mit merkwürdiger Entschlossen heit getroffen. Den Abend vorher unterhielten sie sich gemüthlich im dortigen Volksgarten; den andern Tag kauften sie Schießmaterial, zogen schwarze Kleider an und, eine Blume ins Knopfloch steckend, entfernten sie sich aus dem Hause. Um 3 Uhr nach Mitternacht hörte der Wächter eines Gartens drei Schüsse. Er gelangte bald auf den Sckauplatz der That, wo er die drei Jünglinge todt auf der Erde liegen fgnd. Bei allen Dreien wurden versiegelte an ihre Aeltern adressirte Briefe gefunden. Gegen die beiden Studenten lag von Seiten der Professoren keine Klage vor, ihr Benehmen ließ nichts zu wünschen übrig. Vor dem Amtsgericht zu Mosbach im Badischen ist eine An klage wegen Vergiftung anhängig. Eine Nähterin in dortiger Gegend erhielt nämlich den Auftrag, ein Kleid aus einem bekannten vielfach zu Ballcostümen verwendeten Stoff von grüner Farbe zu fertigen. Die Verarbeitung dieses Stoffes, mit dem die Näherin vier bis fünf Tage zu thun hatte, hatte die Folge, daß sie an Kopfweh und Schwindel in der Weise erkrankte, daß sie erst nach vierwöchentlichem Krankenlager sich so weit erholte, um einiger Maßen ihrem Berufe wieder nachgehen zu können. Man permuthete gleich von Anfang an Vergiftung durch das Kleid. Die vom Staatsanwalt eingeleitete Untersuchung hatte die Einholung eines Gutachtens durch einen Pro fessor der Chemie zur Folge, der den genannten Stoff in der Weise mit Arsenik inficirt fand, daß das zu einem einzigen Kleide vorhan dene Quantum ausreichend wäre, um 350 Personen tödtlich zu ver giften. Das Mannheimer Handlungshaus, von dem der Stoff be zogen worden, äußerte, daß etwa zu 100 Kleidern derselbe Stoff in Mannheim und Umgegend abgesetzt wurde. Ob indeß bei der ge richtlichen Untersuchung viel herauskommen wird, ist umsomehr zu bezweifeln, als der Fabrikant dem südlichen Frankreich angehört und der Stoff vou dorther bezogen wurde. Die seit 1833 bestehende allgemeine Rentenanstalt in Stuttgart, Gegenscitigkeilsinstitut sür Lebens, Capital- und Rentenversicherung, welche früher ihren Mitgliedern 1v Thlr., im Jahre 1870 aber be reits 15 Thlr. Dividende auf je 100 Thlr. Rente gewährte, weist in ihrem letzten Rechenschaftsberichte Resultate auf, nach welchen sie in der Lage ist, diese Dividende abermals zu erhöhen und den ver sicherten Rentnern eine Dividende von 16V» Thlr. auf je 100 Thlr. Rente, im Ganzen also 116V» Thlr. auf je 100 Thlr. Jahres rente, auszuzahlen. Es ist dies ein abermaliges erfreuliches Zeichen für die günstige Fortentwickelung und vorzügliche Verwaltung dieser Anstalt, deren Rechenschaftsbericht abermals auch ein durchaus günstiges Resultat in Bezug auf die Lebensversicherung nachweist. Dresdner Getreidebörse, 26. Juli. Die Kanne Butter 25 bis 26 Ngr. An der Börse. pro 1000 Kilogramm. Weizen weiß 82 Thlr. Ngr. bis 91 Thlr. — ! Ngr. Weizen braun 72 - — - - 88 r r Korn 54 - —— - - 59 5 — > »» r Gerste 54 - — - - 60 r — - Hafer 46 - 15 - , - 50 - 15 r Auf dem Markte. pro Hektoliter. Weizen - Thaler — Ngr. bis - Thaler — Ngr. Korn » r —— r s «o r —— r Gerste - - — e s» r s Hafer 2 10 - - 2 - 25 Kartoffeln 2 - 5 - - 2 - 15 - Heu st Ctr —— L 28 - - 1 - 4 Stroh st Sch. 6 - 10 - - 6 - 20 r Die Lolids Kob. 8ü88mileb'8ob6 Kiemu8ölpommaäv »ns I'iiin«, v Büchse 5 Ngr., hat alleinige Niederlage für 'wilsdruS Apoth. Lvutuvr. 186T 1867. Die als probates Hausmittel gegen Husten, Heiserkeit, Verschleimung rc. rühmlichst bekannten Sto5werck'schen Arust - Aonbons in Original-Paqueten L 4 Sgr. stets vorräthig in Vkilsdruü' bei C R. Sebastian; in Dresden in sämmtllchen Apotheken; in Dkararidd bei Apoth. P. Back. 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