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Wmtsökatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. Wochenblatt für -, ilsdruff, Tharandt, Nossen Siebenlehn und die Umgegenden. 23. Dienstag den 19. März.1872. Bekanntmachung, die An- und Abmeldung der Militärpflichtigen betreffend. Nach Z 59 der Militär-Ersatz-Instruktion vom 26. März 1868 haben diejenigen Militärpflichtigen, welche im Lause des Jahres, in welchem sie sich zur Aufnahme in die Stammrolle angemeldet haben, den Wohn- oder Aufenthaltsort in einen anderen Musterungsbezirk verlegen, dies sowohl bei ihrem Abgänge der betreffenden Behörde des zeitherigen Wohn orts, als auch der Behörde des neuen Domicils behufs Berichtigung der Stammrolle ohne Verzug spätestens innerhalb drei Tagen zu melden. Den hier aufhältlichen Militärpflichtigen wird die vorstehende Vorschrift mit dem Bemerken zur Nachachtung hierdurch eingeschärft, daß etwaige Versäumnis; dieser An- oder Abmeldung die in 8 176 und 177 der Ersatz-Instruktion angedrohten Strafen nach sich zieht. Rath zu Wilsdruff, am 18. März 1872. ——— Kretzschmar. Lagesgeschichte. Wilsdruff, 18. März 1872. Die am vorigen Donnerstag im hiesigen Gasthofe zum Adler anberaumte Versammlung der Herren Landgemeindevorstände, wo Herr Landtagsabgeordneter Oehmichen einen Vortrag über die jeden falls baldigst einznführende neue Landgemeindeordnung hielt, war nicht allein von der Landbevölkerung, sondern auch von den hiesigen Einwohnern so stark besucht, wie kaum zu erwarten gewesen wäre, weshalb cs auch überflüssig sein dürfte, hier ein Längeres aus dem gediegenen, gewiß Allen verständlichen Vortrage des Herrn Abgeord neten Oehmichen wiederzugeben, nur wollen wir . nicht unerwähnt lassen, daß es uns schien, als ob bei Denen, welchen vor der Aus übung der neuen Landgcmeindcordnung bis jetzt bangte, jedweder Zweifel geschwunden sei. Der Herr Abgeordnete legte den Herren Vorständen besonders an's Herz, welchen Vorzug die neue Landge- gemeindcordnung nicht allein für sie selbst, sondern auch für alle Gemeinden durch die in ihrem Gefolge habende größere Selbst ständigkeit biete. Nachdem zum Schluß Herr Oehmichen seine Freude und Dank für die zahlreiche Betheiliguug an dieser Versammlung ausgesprochen, drückte die Versammlung auf Aufforderung des Herrn AmtslaudsrichterS E. Gießmann dem Herrn Abgeordneten ihren Dank^durch Erheben von den Plätzen aus. In Dresden wird man den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers am 22. März nicht nur in den Schulen auf dieselbe Weise feiern, wie dasGeburtsfest Sr. Majestät unseres Königs, sondern es wird auch am Abend in der Stadt die übliche Festbeleuchtung statt- finden. Ein ergenthümlicher Congrcß fand, wie verschiedene Zeitungen berichten, am 13. März in Dresden statt. Es kamen daselbst näm lich die Zündhölzchen-Fabrikanten Deutschlands und Oesterreich-Un garns zusammen, um über eine Erhöhung der Preise dieses Erzeug nisses unserer Industrie schlüssig zu werden. Die Anregung zu die ser Versammlung ging von der Grafschaft Glatz aus. Theils die Steigerung der zu verwendenden Materialien, theils die fast überall eingetretene Erhöhung der Arbeiterlöhne ließen den Fabrikanten die Nothwendigkcit einer Vereinbarung überall als dringlich erscheinen. Die k. sächs. Landescommisstou für die Wiener Ausstellung erläßt eine Bekanntmachung, in der u. A. Folgendes gesagt ist: Nach dem der Bundesrath des deutschen Reiches beschlossen hat, daß die Betheiligung Deutschlands an ^sr im Jahre 1873 in Wien abzu- haltenden Weltausstellung für Kunst, Induline und Landwirthschaft als Reichssache behandelt emd durch eine Central-Eommissiou in Berlin gel/itet werden soll, während den in jedem Reichslande zu bildenden Landes - Commissionen zunächst nur die Aufforderung zur Betheiliguug, die Annahme der Anmeldungen und Vertheilung des auf die Aussteller ihres Landes schließlich kommenden Raumes über- lassen bleibt, so beginnt die unter dem Vorsitze des vc. Weinlig und unter Theilnahme von Mitgliedern aller Handelskammern gebildete Landescommission für das Königreich Sachsen ihre Thätigkeit damit, nunmehr zur definitiven Anmeldung bis spätestens 1 5. April d. I. aufzufordern. Die besondere Wichtigkeit, welche gerade diese Ausstellung für deutsche und namentlich auch sächsische Aussteller haben wird, bedarf keiner besondcrn Ausführung. Zum ersten Male tritt Deuschland bei derselben als einheitliches Gebiet auf. Durch die Beschlüsse des Bundesrathes ist, unter Voraussetzung der Bewillig ung des Reichstags, in Aussicht gestellt, daß von Neichswcgen alle Kosten übernommen werden, so daß den Ausstellern nur die Kosten des Transports und der Transportversicherung (soweit solche nicht, wie beantragt worden, mit ständischer Genehmigung, aus Landes- cassen bestritten werden), ferner der Ausstellungsschränke und aller sonstigen besonderen Ausstellungsvorrichtungen, Arrangements und Dekorationen, ferner Fundamentirung und Monlirung von Ma schinen rc. und anderer spezieller Vorbereitungen für die Aufstellung, sowie etwa nöthiger besonderer Beaufsichtigung u. s. w. zu tragen verbleiben. Das „Dr. Journ." berichtet aus Dresden vom 13. März: In einer gestern Abend in der Centralhalle abgchaltenen, äußerst zahlreich besuchten Volksversammlung wnrde das Verhältnis; dec Socialdemokralie zum Staate beleuchtet. Am Schluffe wurden im Hinblick auf den jetzt in Leipzig schwebenden Proceß Bebel-Liebknecht- Hepner Resolutionen der Versamlung zur Annahme unterbreitet, die wir hier nur dem Sinne nach rtferircn: Die Versammlung wolle gegen den oben bemerkten Proceß Protest einlegen. Die Versammlung erkläre, daß das Versammlungsrecht unantastbar sei, da es die einzige Gelegenheit biete, frei seine Meinung zu äußern; daß die Social- Demokratie ihre vorhin entwickelten Rechte für sich in An spruch nehme — zunächst in friedlichem Wege; daß aber, wenn die selben nicht gewährt würden, sie selbst zu gewaltsamen Mitteln ihre Zuflucht nehmen müsse und die Verantwortung aus die wälze, welche sie dazu getrieben. Im Staatsministerium in Berlin soll die Aufhebung des Jesuitenordens im ganzen deutschen Reiche zur Anregung ge kommen sein. Berlin. Mit der Wiederkehr der besseren Jahreszeit sind auch die Arbeitseinstellungen wiedergekehrt. Ja, es scheint, als ob in diesem Sommer die Sirikes noch weit größere Dimensionen annchmcn wollten, als dies früher geschehen. Während oie Zimmerer, Maurer, Töpfer und Tischler^sich neuerdings mit Strikcplanen tragen, haben die Bildhauer und Sattler bereits die Arbeit eingestellt. Der Strike der ersteren, welcher am 2. d. M. begonnen, hat größere Dimen sionen angenommen, als sich unter den obwaltenden Verhältnissen annehmen ließ. Während ein großer Theil der Arbeitgeber die Forderung der Gehilfen (25 pCt. Lohnerhöhung) schon vor Beginn der Arbeitseinstellung bewilligte, weist ein anderer Theil derselben bis heute noch diese Forderung entschieden zurück uud bemüht sich