Volltext Seite (XML)
der Verein angelegen sein laßt, in seiner Verwaltung nach Innen und Anßen mit den gegebenen Zeitverhältnissen gleichen Schritt zu halten. Die Nachricht, daß unser Landtag gegen Ostern vertagt werden solle, bestätigt sich; die Regierung wünscht bis dahin vor Allem das Budget und die Eisenbahnvorlcsig e erledigt zu sehen. Laut Bekanntmachung des Direktoriums des Pensions-Vereins slir Wittwen und Waisen sächsischer Beamten ist die erste Hälfte der Jahresbeiträge in der Zeit vom 1. bis 15. März 1872 an die Caffe einzuzahlen. In vielen Gegenden Sachsens sehnt man sich jetzt nach star kem Thauwetter und lange anhaltendem Frühjahrswasser. So war für die Gegend von Altenberg, Geising nnd Zinnwald der letzte Re gen eine angenehme Erscheinung, die den Leuten nur zu kurze Zeit anhielt. Den dortigen Mühlen und Pochwäschen fehlt schon lange das erforderliche Wasser, und da der Altenberger Bergbau nun schon 10 Wochen lang feiert und die Bergleute über 50 Schichten nachzu- sahren haben, so denkt man dort endlich daran, Betriebsstörungen, welche der Wassermangel veranlaßte, künftig für immer zu beseitigen nnd eine Dampfmaschine zur Förderung zu erbauen. In dem gan zen Müglitzthale und im Geisingsgrunde stehen die Mühlen schon lange still, ja, es giebt daselbst Mühlen, in denen die Räder seitdem August vorigen Jahres keine Umdrehung gemacht haben. Berlin, 29. Febr. Bei Eröffnung der gestrigen Bundcsraths- sitzung thcilte Präsident Delbrück mit, in der nächsten Reichstags- Session würden hauptsächlich vorgelegt Gesetzentwürfe in Betreff der Braustcuer, der Reichsbeamten und des Preßgesetzes. Die Neichs- kosten für Vctheiligung der deutschen Industrie an der Wiener Welt ausstellung betragen 500,000 Thlr. — Das „Fr. I." schreibt: Es steht nunmehr fest, daß der Reichstag am 8. April zu einer Session zusammentritt, die nur etwa drei Wochen währt und nach welcher der Landtag seine Arbeiten wieder aufnimmt. Eine formelle Vertagung des Letzteren findet nicht statt, so daß die Landtags-Abgeordneten auch während der Reichs tagssession ihre Diäten sortbcziehen, gleichviel, ob sie im Reichstage sitzen oder nicht. So sehr auch den preußischen Vertretern diese Ausgleichung der Diätenlosigkeit des Reichstages zu gönnen ist, so liegt hierin doch eine Ungleichheit gegenüber den nichtpreußischen Neichsdeputirtcn, die, obwohl sie zumeist von weiter Ferne kommen, doch keine Diäten erhalten. Vielleicht giebt dieser Umstand dem Reichstage Anlaß, seinen vorjährigen Beschluß auf Gewährung von Diäten zu wiederholen. Es sind neuerdings in Berlin falsche Fünfthalerscheine vorgc- kommen, welche Len echten zwar täuschend ähnlich scheu, von densel ben aber sehr leicht zu unterscheiden sind. Auf den falschen erscheint die in dem blauen Rande befindliche Schrift, wenn der Schein gegen Las Licht gehalten, ganz dunkel, wie mit Dinte geschrieben, während sie auf den echten hellblau ist. Frankfurt a. M., 1. März. Heute früh erfolgte der Zusam mensturz zweier Häuser in der Mitte der hiesigen Judengasse. Aus dem Schutte sind bis jetzt 12 Todte und 5 Verwundete auSgegraben worden. Prag, 29. Februar. Hier ist die große Porthhcimische Fabrik (mechanische Weberei und Kartunvruckerei) abgebrannt. Das Fabrik- Etablissement war bei der „Donau", der Pester, der„Riunione" und der ersten ungarische» Affecuranz-Gesellschaft mit 985,000 fl. versichern Die Kattunfabrik ist vernichtet. Die Weberei, die Bleiche und die Magazine sind nur wenig beschädigt, die Wohngebäude nuversshrt. Zwei Arbeiter wurden leicht beschädigt. Die Fabrik beschäftigte 1200 Menschen. Dw „Prov.-Corresp." bespricht in einem Artikel die Lage Frank reichs und Deutschlands am 20. Februar 1872, ein Jahr nach dem Abschluß der Friedenspräliminarien; das offizielle Organ kommt dabei zu folgendem Schluffe: Nach blutigen Kämpfen und mit der äußersten Kraftanstrengung gelang Frankreich die Bewältigung des Aufstandes. Der Anschein äußerer Ordnung kehrte in Frank reich wieder; aber die erregte Stimmung der Gemüther läßt die Hoffnung auf dauernde Ruhe und gesundes Erstarken nicht aufkom men. Zu den Folgen des jüngsten Krieges treten die Rachwchen einer saft hundertjährigen Vergangenheit voll innerer Erschütterungen hinzu, nnd jeder Aufschwung zum Besseren scheint den unversöhnlichen Parteien nur die Ermuthigung zu neuen erbitterten Kämpfen zu geben. Den besonnenen Geistern in Frankreich fehlt das Verständ- niß dieser Lage nicht. Sie erkennen, daß das Land vor Allem für die Heilung seiner innern Schäden und die Herstellung fester Zustände zu arbeiten, nicht aber den Verlockungen des Ehrgeizes und der Herrschsucht zu folgen hat. Von solcher Einsicht geleitet, wirkt die gegenwärtige Negierung Frankreichs dem ohnmächtigen Verlangen verblendeter Volksmassen nach einer Politik der Rache und Wiedcr- eroberung entgegen. Sie scheint von dem Bewußtsein erfüllt, daß sie für das Wohl des Landes nicht besser sorgen kann, als dnrch ge wissenhafte Erfüllung des Friedensvertrages und sorgsame Pflege der nachbarlichen Beziehungen zum Deutschen Reiche. Für Deutschland bietet das ablaufcnde Jahr ein erfreulicheres Bild, ein Jahr voller Früchte und Verheißungen. Das deutsche Reich, inmitten Les Krieges geschaffen, hat schon Las erste Fricdcnsjahr be nutzt, um sich aus seinen Grundlagen zu befestigen und den Ausbau seiner inneren Einrichtungen zu fördern. Wie in der Gefahr und Noth des Krieges, so hat sich jetzt die Kraft des deutschen Einhcits- bewährt. Aus allen Prüfungen und die Erinnerungen früherer Nebenbuhlerschaft und Absonderungen machen immer mehr der freudigen Hingebung an das gemeinsame Vaterland Platz. Kaiser und Reich sind schon jetzt in der Liebe des Volkes festgewurzelt, wie sie früher in der Sehnsucht und der Begeisterung der Nation lebten. So steht das deutsche Reich sicher gegen alle äußeren Gefahren, wie gegen alle inneren Anfechtungen. Die Bürgschaften seines Bestandes und seines Ansehens ruhen in der wohlgeleiteten und wohlgerüsteten Kraft einer Nation, deren Wehr fähigkeit sich vor keiner Probe scheut. So blickt das deutsche Reich mit Genugthuung auf die Vergangenheit und mit Ruhe in die Zu kunft. Es trägt das Gefühl der Sicherheit in sich, aber auch den Wunsch, mit allen seinen Nachbarn in Frieden zu leben; denn es will nach den hochherzigen Worten seines Kaisers vor allem ein „Reich des Friedens und Segens" sein. Um halb Jahrhundert, oder: Allstund aufrecht. Von Marie von Roskowska. (Fortsetzung.) Die mancherlei auf dem Wasser treibenden Gegenstände lenken die Theilnahme auf die unglücklichen Bewohner des Werders. Durch Freund und Feind ohnedies schon genug heimgcsucht, verheert noch die Fluth ihr Eigenthum. Und was sie etwa auf dem Boden ge borgen haben, bei ihrer Rückkehr nach dem Fallen des Wassers zu finden meinen, das rauben auf Booten umhertreibcnde Plünderer — Soldaten und Nichtsoldaten, oder nehmen militärische Abtheilungen von hüben und drüben, die auf Fourage auSgeschickl werden. Plötzlich ertönt ein mehrstimmiger Schrei. Ein heftiger Stoß macht daS Fahrzeug schwanken, taucht die eine Seite desselben in's Wasser. Adolph umfängt feine Mutter, sein ehemaliger Gehülfc breitet schützend die Arme nach Emmeline aus, obwohl sie sich nicht in größerer Gefahr befindet, als die Andern alle und nicht eben die Schwächste, Leidenste ist unter den Anwesenden. Onhie hat das Kind fest an sich gedrückt und gleichzeitig den größeren Knaben ersaßt, der aufrecht stand und sonst das Gleichgewicht verloren hätte. Die Fährleute schauen bedenklich, kopfschüttelnd drein. Der Stoß gegen einen unter Wasser befindlichen' Gegenstand hat die Bänder der ohnedies nicht allzustark befestigten Balken gelockert — sie drohen sich aufzulöfen. Ein Haus, ein sicherer Zufluchtsort für den Augenblick ist nicht in der Nähe! Bestürzung bemächtigt sich Aller, drückt sich mehr oder minder lebhaft aus, lähmt Manche ganz. Paul spricht Emmeline und ihrer Mutter Muth ein und ver sichert: da er gut schwimmen könne, werde cs ihm gelingen, sie Beide zu retten, wenigstens wolle er sein Leben dran setzen. Die Damen hören das natürlich gern; es erhöht bedeutend das Wohlwollen, das sie ohnedies für ihn hegen. „Nehmen Sie lieber auch ein Ruder, Kremann!" klingt die Stimme des frühem Prinzipals ziemlich trocken in die beredten Be- thcuerungen und Trostgründe hinein. Er folgt dem Beispiel des jungen Handelsherrn, ergreift ein Ruder, während die Schiffer die Stämme wieder zu befestigen suchen. Die Strömung treibt das Floß zurück — dagegen läßt sich augen blicklich nicht ankämpfen. Es gilt vielmehr, das unsichere Fahrzeug vor neuen Stößen und damit vielleicht vor völligem Zertrümmern zu bewahren. Die beiden jungen Männer sind indeß über das Verfahren da bei zu verschiedener Ansicht. Paul unterstützt Herwhn nicht in seiner Nuderführung und arbeitet ihm eher entgegen. Beider Anstrengungen bleiben fruchtlos. Hastig setzt Orthie den Kleinen auf den Schooß seiner Mutter, die bleich, doch gefaßter ist, als die Andern. Im nächsten Augenblick schon hat das Mädchen Pauls Ruder in der Hand, sagt mit ruhiger Entschiedenheit: „Geben Sie her. Ihre Kraft läßt sich besser verwerthen beim Zusammenbinden des Floßes—" daß er gar nicht zu einer Einwendung kommt. Die Fährleute nahmen auch sogleich seinen Beistand in Anspruch und Orthie unter stützt ihren Herrn so trefflich, folgt so genau seinen Anweisungen, daß sie Bäumen und Zäunen geschickt ausweichen. Die Gefahr scheint beseitigt — man hofft wenigstens, einen Ort zu erreichen, an dem ein Boot zu erlangen ist. In der Bestürz ung, wie in der Hitze der angestrengten Arbeit achtete Niemand auf das, was inzwischen in der Ferne vorging. Jetzt bemerkt Fer dinand, der ältere der Herwhn'schen Knaben: „Dort kommen Boote — eins, zwei, drei. Soldaten sind darin."' Einen Augenblick glaubt man, es seien Russen. Deren Wacht« schiff befindet sich ja in Secweite ruhig vor Anker. „Die Schrecklichen — die Kinder des Teufels!" Beide jungen Brüder rufen es gleichzeitig. Nach Knabenart viel auf der Gasse, kennen sie genau die Abzeichen der gefürchteten Freischaar, die sich aus Freiwilligen gebildet und jene beiden Namen beigelegt hat. Ihr Auftreten rechtfenigt dieselben übrigens vollkommen. Der Besatzung leisten sie vortreffliche Dienste durch kecke Ausfälle aus den Thoren sowohl, wie durch Streifzüge in die überschwemmte Niederung, wo sie oft dicht vor den Augen der Russen plündern und durch ihre Kühnheit und Geschwindigkeit stets glücklich davon kommen. Auch jetzt bringen sie reiche Beute heim. Der beste Fang ist '"-ssixbeiden Flüchtlingen finden. Diese haben an oder in ! men die Den Beistand sind mit mit der irgend r in den l lassen, zu trag« Rücken Mittel Z „B der Off lassen d hoher § sehen, genomu Sachen schon ü rasch zr Ui schon v gclande sich koi abwärt Ui auf Rc der La »ach Ztz Gefäm einen 1 düng s Pfarre Kippe besitze, besitze, vorsto solle! aufh ein: um ode so! M