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1872 ^7 56. Freitag den 19. Juli Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Ticbenlkh» und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst Erlaß, die Gestellung der Militairpflichtigen vor der Königlichen Departements-Ersatz- Commission betr. Den mit Führung der Stammrollen beauftragten Ortsbehördeu werden in den nächsten Tagen die Vorladungen der in ihren Orten aufhältlichen Militärpflichtigen zur Gestellung 'vor der Königlichen Departements-Ersatz-Commission zugehen und erhalten diese Behörden mit Bezugnahme auf die Bekanntmachung des Unterzeichneten vom 5. v. M. Anweisung, diese Ordres den Gestellpslichtigen sofort gehörig zu behändigen und dieselben unter nochmaligem Hinweis auf die für den Fall des Auszenbleibens oder des unpünktlichen Erscheinens in Z 176 der Ersatz-Instruction «»gedrohten Strafen zum pünktlichen Erscheinen in den Aushebuugstermiuen anzuhalten, auch für deren in Z 96' der Ersatz-Instruction vorgeschriebene Begleitung Sorge zu tragen. Dresden, den 15. Juli 1872. Der Civilvorsitzende der Königl. Kreis-Ersatz-Commission des Aushebungs-Bezirkes Wilsdruff. von Vieth. Ludwig. Feuerwehr! Sonnabend, den 20. Juli, Nachmittag 6 Uhr Uebuug der Maunschaften der ersten Spritze, der Arbeiter-Abtheilung, der Steiger-Section und der Wachtschaar auf dem Marktplätze. Alle Mannschaften und Chargirte haben nicht zu unterlassen, ihre respectiven Abzeichen anzulegen. Advocat Ernst Sommer, städtischer Feuerlösch-Director. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 18. Juli 1872. Vorüber liud die Festtage unserer Turnerschaft, mit Ihnen die Freuden derselben, und es bleibt nur die schöne Erinnernng daran im Herzen zurück. Das ganze Fest ist als ein gelungenes Ganzes zu betrachten; das Programm konnte an beiden Tagen ohne irgend welche Störung inncgehaltcn werden, denn das Wetter war aus gezeichnet schön. Versuchen wir noch einmal in Kürze das Ganze an uns vorüberzuführc». Der Sonntag Vormittag führte uns mit klingendem Spiele gegen 400 jugendlich kräftige Gestalten in unsere schön geschmückte Stadt ein, von denen der größte Theil in Privat häuser vcrquartirt wurde und darin die allerfreundlichste Aufnahme gefunden hat; gegen 2 Uhr entfaltete sich im hiesigen Schloszgartcn ein imposanter Festzng, welcher sich, auf dem Marktplatz angekommen, durch Aufnahme von einigen 30 weißgekleideten Festjungfrauen und der beiden städtischen Collegien noch schöner gestaltete; hier wurde zunächst den Gästen unserer Stadt dnrch Herrn Bürgermeister Kretzsch mar ein herzliches und freudiges Willkommen zugernfcn, welches sich Während des Umzuges durch die Straßen vielfach wiederholte, wobei mancher sehnsüchtige Blick der Turner nach den Fenstern gesandt wurde, aus denen cs Blumenstrüußchen auf sie hcrabrcgnete. Auf dem Festplatz angekokumen, sprach programmgemäß Herr Adv. Sommer die Festrede, in welcher derselbe die socialen Zustände, die Beweg ungen ans kirchlichem Gebiet und die jetzigen politischen Zustänöe Deutschlands berührte und dabet erläuterte, auf welchen Standpunkt der Turner den ersten beiden Fragen gegenüber sich zu stellen habe, schließend mit einem Hoch auf das geeinte Deutschland, seiner Regierung und Kaiser; hieran schloß sich der Gesang: „Turner auf zum Streite", und es ging in der That zum Kampf und Wettstreit auf dem Turnplätze, währenddem concenirte das Kgl. Bergmusikchor aus Zauckervda bis zum Abend; nach Schluß des Turnens fand noch die Verlhei lung von Lorbeerkränzen an 12 der besten Turner durch dieFestjuug- frauen statt; der Abend bot Tanzlustigen auf 2 Sälen Gelegenheit zu Vergnügungen. Die am Montag früh ertönende Reveille lockte zeitig die Turner auf die Straßen, wo uns manch heitres Bild ju gendlichen Uebermuthes geboten wnrde, bis daß ein Trupp nachdem andern unter Hochrufen unsere Stadt wieder verließ. Der Montag Abend Vereinigte noch einmal die hiesige Turnerschaft mit dem größ ten Theile der Einwohner im Garten der Restauration zum Eonzert und später im dortigen Saale zum Ball, bei welchem frohe Heiter keit bis zum Schluffe die Würze war. — Wie wir hören, wird der Festzng sowie das ganze Fest un serer Bürgcrschützcngescllschaft durch die Bctheiligung auswärtiger Schützengcsellschaften nächsten Sonntag eine besondere Weihe erhal ten ; wünschen wir dem Feste einen gleich schönen vom Wetter begün stigten Verlauf; hoffentlich wird es unsere Einwohnerschaft auch dies mal an Festscbii'.uck nicht fehlen lassen. Das „Dr. I." berichtet aus Dresden: Ein 17 Jahre altes Mädchen, die Tochter eines auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz wohnen den Schuhmachers, hatte am vcrwichcncn Sonntage Abend, als sie sich allein in ihrer Wohnung befand und mit Lesen beschäftigte, das Unglück, mit ihren Kleidern dem Lichte zn nahe ;n kommen, so daß erstere in Brand gcricthen und binnen kurzer Zeit der ganze Körper des armen Mädchens von Flammen umgeben war. Leider hat das selbe so erhebliche Brandwunden davongetragen, daß trotz aller an gewandten ärztlichen Hülfe am 17. Juli unter unsäglichen Schmerzen dessen Tod erfolgte. Am 16. d. ist der fünfjährige Sohn eines am BischofSwcge Nr. 16 in Dresden wohnhaften Schuhmachers aus einem Fenster der 4 Treppen hoch gelegenen elterlichen Dachwohnung herab auf die Straße gefallen und auf der Stelle todt geblieben. Der Knabe, welcher bereits im Bette gelegen und geseblafen hat, ist in Abwesen heit der Eltern erwacht, scheint in der Dunkelheit ans den unteren Bettrand und von da durch das niedrige Fenster hinaus auf das Dach gestiegen und hcrabgesallen zu sein. Im Verlage von C. C. Meinbold und Söhne in Dresden ist jetzt als XXIV. Band der „Juristischen Hansbibll das „Wasser recht nach gemeinem und königlich sächsischem Rechte, bearbeitet von Herrn Advocat Rißmann in Roßwein," erschienen. Dieses nützliche Handbuch empfehlen wir Allen, welche als Grundbesitzer mit Wasser- fragcn zu thnn haben, zur Anschaffung. Am vorigen Sonnabend hat ein von Norden kommendes schweres Hagelwetter mit mächtigen Schloßen die Gegend von Zjchaitz (bei Mügeln) bedeutend heimgesucht. Desgleichen wird gemeldet, daß am Sonntag Mittag ein furchtbares Hagelwetter einen Theil des Saal- und des Unstrutthales bei Naumburg verwüstet hat. An cinzelum Stellen lagen die Eisschichten einen Drittel-Meter hoch.