Volltext Seite (XML)
Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenleyn und die Umgegenden. Amtsökait für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den StadLrath daselbst. 90. Freitag, den 15. November 1872. Bekanntmachung, die Einreichung der Stammrollen betr. Die mit Führung der Stammrollen beauftragten Behörden des hiesigen amtshauptmannschastlichen Bezirks werden hierdurch veranlaßt, dieselben baldigst anher einzureichen. Dresden, den 8. November 1872. Königliche Amtshanptmannschast. von Vieth. Ludwig. Bekanntmachung. Herr Dtto Theodor Kippe zu Groitzsch beabsichtigt, an dem unter Nr. 21 des Brandversicherungs-Catasters für Groitzsch gelegenen Kalkbrennerei-Wohngebäude einen Anbau zu einen Kalk-Vorrathsschuppen, 11,z Meter lang, 8,49 Nieter tief, 1 Stockwerk hoch, zu errichten. In Gemäßheit Z 26 des Gewerbe-Gesetzes vom 15. October 1861 macht man dies mit der Aufforderung bekannt, etwaige Einwendungen hiergegegen, soweit sie nicht auf Privatrechtstiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 4 Wochen und längstens bis zum 14. December 1872 allhier anzubringen. Wilsdruff, am 9. November 1872. Das Königliche Gerichtsamt. Leonhardi. Tagesgeschichte. Dresden. Ihre Majestät die deutsche Kaiserin, welche an der Spitze der deutschen Frauenvereine zur Pflege verwundeter und er krankter Krieger stehen und dem internationalen Liebeswcrke in allen seinen Zweigen stets rege Theilnahme und Fürsorge haben angedeihen lassen, erwiesen am Montag Vormittag dem Albertvereine die Ehre, dessen Pflegerinnenasyl, geleitet von Ihrer königlichen Hyheit unserer Frau Kronprinzessin, einen Besuch zu widmen. Kaiserin Augusta geruhten an die zu Ihrem Empfange versammelten Mitglieder des Directoriums und Ausschusses, welcbe Ihrer Majestät sämmtlich von der durchlauchtigsten Frau Präsidentin des Albertvereins vorgestellt zu werden die Ehre hatten, eine Ansprache zu richten und unter rühmender Hervorhebung des leuchtenden Beispiels liebevoller Pflicht- crfüllvng, mit welchem die Frau Kroiwrinzessin-Präsidentin allen Damen vorangehe, denselben für ihre Bestrebungen zum Heile der leidenden Menschheit Allerhöchst ihre Anerkennung auszudrücken und zum ferneren einträchtigen Zusammenwirken auch in Fricdcuszeitcn zu ermahnen. Nachdem die Kaiserin mit der Ihr eigenen liebens würdigen Leutseligkeit noch an jede einzelne Pflegerin gütige Worte der Aufmunterung gerichtet und die übrigen Räumlichkeiten des Asyls in Augenschein genommen hatte, beglückten dieselben noch dessen werk- thätige Bewohner durch einen äußern Beweis ihrer gnädigen Huld: Die Kaiserin machte der bewährten Asylmuttcr Frau Bormann eine von Ihrer Majestät selbst getragene schöne Brosche eigenhändig zum Geschenk. Beim Frotgehen drückten Ihre Majestät der Frau Simon in huldreichen Worten Allcrhöchstihr Bedauern aus, die Loschwitzer Jnvalideuheilstätte dieses mal nicht besuchen zu können. Die Abreise der beiden kaiserlichen Majestäten von Dresden war auf Montag Abend 6 Uhr festgesetzt. Es hatten sich, wie die „Dr. 3t." berichten, vor und im Leipziger Bahnhöfe wieder Tausende eingefunden. Nach V» 7 Uhr erscheinen die Wagen der allerhöchsten Herrschaften, welch' letztere bei ihrem Aussteigen mit begeisterten Hochs begrüßt wurden. Mit dem kaiserl. Paare erschienen unser König, Königin Maria, die Prinzen und Prinzessinnen, sowie eine Anzahl hoher Gäste, Herr Kriegsminister von Fabrice re. Ein kurzer aber herzlicher Abschied fand thcils im Empfangszimmer theils auf dem Perron statt, die Majestäten küßten und umarmten sich und nach raschem Einsteigcn brauste der Zug unter dem Hurrah der Menge ab, während vor dem Bahnhof bei der Rückfahrt unseres Königs eine Negimentsmusik „Den König segne Gott" spielte. Auch Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer und Herr Stadtver ordnetenvorsteher Hofrath Ackermann hatten Audienzen bei II. Ma jestäten dem deutschen Kaiser und der Kaiserin und bei Sr. kaiserl. Hoheit dem Kronprinzen des deutschen Reiches Se. kaiserl. Majestät sprach seinen Dank für den beabsichtigten officiellen Empsang, wie für die überall kundgcgebenen Sympathien aus, und sämmtliche hohen Herrschaften waren beglückt darüber, daß sie Zeugen des herrlichen Festes und der warmen Theilnahme, des treuen Zusammengehens von Fürst und Volk sein konnten. Dresden, 12. November. Die Festlichkeiten zur Feier des goldenen Hochzeilsjubiläums unseres hohen Königspaares fanden heute Abend durch einen imposanten Fcstzug, welchen der Stadtrath ver anstaltete, ihren würdigen Abschluß. Die städtischen Behörden hatten eine besondere Tribüne an der katholischen Hofkirche inne. Schon vor vollendeter Aufstellung erschien Se. Majestät der König, mit Milüärmantcl und HAm bekleidet, auf dem mit rvthen Teppichen decorirten Balkon über dem Georgenthor, während Ihre Majestät die Königin und die übrige königliche Familie von den Fenstern aus dem Schauspiel zusahen. Die Feierlichkeit eröffneten die vereinigten Gesangsvcreine durch den gefühlvollen Vortrag des Liedes: „Wie könnt' ich Dein vergessen re." Herr Hofrath Ackermann brachte hierauf dem Jubelpaare ein dreifaches Hoch aus. Jubelnd und viel tausendstimmig siel die unübersehbare Volksmenge in dieses Hoch ein, während auf der Höhe der Augustusbrücke Leuchtkugeln, Girandolen in leuchtendster Farbenpracht und gleich sprühenden'Feuergarben den nächtlichen Himmel erhellten, bengalische Nothfeuer das Brückenge länder umsäumte, uud elektrische Flammen vom Thurme der katho lischen Hofkirche herab das Zauberbild überstrahlten. Es war ein überwältigender Augenblick; nach ihm verließ Se. Majestät, sich dankend verneigend, den Balkon. Die Sachsen-Hymne schloß hierauf die Feier auf dem Schloßplatze und mit ununterbrochenen Hochrufen setzte sich der Fcstzug in der angegebenen Ordnung zwischen dem Schloß und der Hoskirche nach der Hauptwache in Bewegung. Von