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und einen der kriegführenden Theile zu verletzen. Nachdem an das Schwert appellirt worden sei, müsse das Schwert entscheiden. Der Sieger wird am besten die nothwendigen Bürgschaften für den Frie den beurtheilen können. England würde nur dann zu vermitteln suchen, wenn cs beide kriegführende Theile dazu auffordern. Neuere Nachrichten. Berlin, 21. Sept. Nachm. 2 Uhr 35 M. Offiziell wird von der Armee vor Paris aus dem großen Hauptquartiere vom 21. Sep tember gemeldet: Nach den vorbereitenden Bewegungen der letzten Tage, ist am 19. Sept, durch den Vormarsch der sämmtlichen Corps die vollständige Cernirung von Paris ausgeführt worden. Der Kö nig Wilhelm recognoscirte im Laufe des Tages die nordöstliche Fronte der Pariser Befestigungen. v. Podbielski. Ein Telegramm des Kronprinzen von Preußen an die Königin Augusta, datirt von Versailles am 20. Sept, meidet: Die Einschließ ung von Paris auf der Linie von Versailles bis Vincennes ist sieg reich durch meine Armee unter Zurückwersung des Feindes und Er oberung einer Schanze mit 7 Geschützen ausgeführt worden. Die Verluste sind gering. Aus einigen Telegrammen des Königs Wilhelm an die Königin Augusta vom 20. Sept, ist Folgendes zu entnehmen: Gestern früh erhielt ich die Meldung, daß die feindliche Position nördlich von St. Denis bei Pierrefitte beim Erscheinen unserer Truppen verlassen worden ist. Soeben kommt die Meldung, daß gestern Nachmittag das 5. preußische Armeecorps und das 2. bayrische Corps, nachdem die Seine bei Villeneuve St. Georges südlich von Paris passirt war, 3 Divi sionen des General Vinoy auf der Höhe von Sceaux angegriffen, mit Verlust von 7 Kanonen, vielen Gefangenen geschlagen uno hinter die Forts aus Paris zurückgetrieben haben. Mein 7. Regiment hat wieder viel Verluste zu beklagen. Fritz war bei der Action zugegen. Das Wetter ist seit 8 Tagen prächtig. Von dem BelagerungScorpS vor Straßburg wird ausMundols- heim vom 20. Sept, gemeldet: Die Lünette Nr. 53 ist heule Nach mittag 4 Vr vom Lieutenant Müller des Garde-Füselicrregimcnts mit Mannschaften des Garde-Landwehrbataillvns, Cottbus, durch einen überraschenden Angriff über den soeben fertig gewordenen Damm " genommen worden. Der Feind eröffnete ein äußerst lebhaftes Jn- santeriefeuer, welches gegen 8 Uhr zum Schweigen gebracht ward. Paris, 18. September. Der „Electeur Libre" sagt, eine preu ßische Brigade lagere bei Villeneuve St. Georges. Der „Gaulots" sagt, 15,000 Mann von dem Armeecorps des Generals Vinoy haben gestern eine Recognoscirung gegen Cretcil gemacht, wo 30,000 Preußen sich zn befinden scheinen. Es fand ein leichter Kampf statt, in welchem wir 15 Tvdte und 30 Verwundete hatten. Die Preußer, verloren viel mehr. Die Kanonade dauerte zwei Stunden und wurden auch einige Kanonenschüsse in der Richtung der Forts von Ivry und Charenton gehört. Berlin, 20. September Nachm. Die soeben erschienene „Kr.- Atg." schreibt: Es wird in Deutschland keine Meinungsverschieden heit darüber sein, daß der Friede entweder erst in Paris und nach dessen Einnahme geschloffen, oder durch Oeffuung der Hauptstadt und unsern Eingang bekräftigt werden muß. Berlin, 21. September, Nachmittags. Die „Prov.-Corrcsp." meldet:' Eine weitere Einigung Deutschlands soll demnächst durch eine neue politische Einrichtung für alle Zukunft gesichert werden. Der Stellvertreter des Bundeskanzlers, Delbrück ist, dem Wunsche der bayrischen Regierung entsprechend nach München abgereist um eine Verständigung über die Grundlagen der demnächstigen Einigung zunächst dort anzubahncn. Die Zusammenkunft Jules Favre mit dem Bundeskanzler Graf Bismarck wird jedenfalls den Vorthcil haben, die augenblicklich den Ton angcbenden Kreise in Paris vollständig darüber auszuklüren, unter welchen Vorbedingungen und Aussichten überhaupt ast einen , Ftiedensschluß zu denken ist. Königsberg, 21. September. Gestern Abend ist Johann Jacoby aus Grund kriegsgerichtlicher Anordnung verhaftet worden und in der Defenfions-Kaserne auf dem Herzogsacker inttrnirt worden! Florenz, 20. September. Officiell wird gemeldet: Die ita- Ueüischcn Truppen find heute nach kurzem Widerstande seitens der fremden Milizen, die auf Befehl des Papstes ihr Feuer einstcllten, in Rom eingerttckt. W ie n, 20. September. Die „Neue fr. Pr." meldet: Röm ist genommen. Der Angriff begann heute früh. Die Porta-Pia wurde forcirt. In der Nachbarschaft eine Bresche geöffnet. Nach vierstün digem Kamfe marschirten die Truppen ein. Vermischtes. Sicherem Vernehmen nach sind die sächsischen Postvorstände und Oberpostsecretäre aufgefordert worden, sich zu melden, falls sie eine Versetzung nach dem Elsaß und Lothringen wünschen, und es sollen in Folge dessen schon verschiedene Bewerbungen cingeganaen sein. — Es scheint noch nicht hinlänglich bekannt zu sein, daß für Post sendungen nach den von deutschen Truppen besetzten französischen Gebietstheilen der interne norddeutsche Tarif in Gültigkeit getreten ist. Ein Brief nach Nanzig wie nach der Champagnerstadt Rheims kostet zum Beispiel nur noch 1 Groschen. Die Frage, ob der Schullehrer verbunden sei, ein Schulkind mit Strafe zu belegen, wenn die Vollstreckung einer solchen von ihm Seiten der Polizeibehörde verlangt wird, hat das Ministzrium des Cultus und öffentlichen Unterrichts dahin beantwortet, daß ein Schullehrer nicht gehalten sei, auf Requisition und im Auftrage der Polizeibehörde eine Schulstrase zu vollziehen, vielmehr die Polizei ¬ behörde, wenn diese selbst eine Züchtigung nicht für geeignet hält, den Schulorganen nur die Verhängung einer Schulstrafe anheimgeben könne, wobei den letzteren eine völlig freie und von der polizeilichen Einwirkung unabhängige Entschließung zu wahren sei. Ist die Zeit noch nicht gekommen- daß die bösen Spielhöllen aufgehoben werden? In Wiesbaden hat ein Rentier seine Frau und seine zwei Kinder von 10—13 Jahren erdrosselt und dann sich selbst mit einem Pistolenschuß das Leben genommen. Er hatte sein ganzes Vermögen, 60,000 fl., am Spieltisch verspielt und zuletzt das Geld für eine versetzte gvldne Taschenuhr. Nancy ist eine wunderhübsche Stadt und die franz. Frauen drin sind auch wunderhübsch. Es ist aber Race in diesen Frauen, den deutschen Kriegern schießen sie aus den schönen dunkeln Augen nur trotzige und finstere Blicke zu. Wer irgend kann, quartirt seinen deutschen Offizier in dem Gasthof ein, wo das nicht geht, erhält der Offizier sein Frühstück, Mittags- und Abendbrod auf seinem Zimmer, er bleibt allein, Niemand im Hause wechselt ein Wort mit ihm. Zwei Hauptleute begegneten im Park einer schönen, eleganten Dame mit zwei Kindern, das eine Kind fiel, Vie Offiziere hoben es freund lich auf, reinigten es von Schmutz und führten es der Mutter zu. Diese aber warf ihnen nur Zornesblicke zu, riß das Kind förmlich an sich und entfernte sich ohne ein Wort des Dankes. Den Offizieren gefällt das beinahe. Aus der Schlacht von Gravclotte meldet die „Speu. Ztg." nachträglich noch folgende Episode: „Es ist bereits aus mehrfachen Berichten bekannt, daß in Folge des überraschenden und gewaltigen Vorstoßes der französischen Hcereshaufen bei Gravelotte gegen 7 Uhr am Abend des 18. August ein Theil unserer ermatteten und und grausam decimirten Infanterie ans dem rechten preußischen Flügel ins Wanken kam, ja an einigen Stellen in immer bedenk licherer Weise zurückzuweichen begann. Näher und näher rückte das Nachtdunkcl, das Schicksal des Tages Hinz daran, daß auch auf diesem Theile des Schlachtfeldes ein entschiedener Erfolg errungen wurde. Aus zuverlässiger Quelle wird darüber noch folgendes mit gelheilt: „General von Moltke hatte n.it schmerzvoller Ungeduld die zur Vollständigkeit des Sieges so nothwendigen Tagesstunden gezählt. Als aber der eben erwähnte böse Unfall seine Berechnungen zu durchkreuzen drohte, ward sein erregtes Hinschauen nach Südostcn, woher ihm die Pommern des zweiten Armeccorps kommen mußten, immer unruhiger. Endlich, im raschesten Vorwärts, aber nicht einen Augenblick zu früh, erschienen die Pommern, Moltke ihnen sofort entgegen. Wie er bei ihnen anlangt und die Vordersten, das in aller Welt bekannte Gesicht erkennend, seinen Namen Weitergaben, zieht er rasch den Degen, ruft kurze Worte in die Reihen und sprengt dann hoch zu Rosse weit voraus den Höhen zu.. Eine unbeschreibliche Begeisterung erfüllt die Wackern Truppen. Durch die tiefen Colonnen hindurch zieht sich ein tausendstimmiges Hurrah. „Der Chef des Generalstabes der Armee ins Handgemenge?!" heißt es unter den Offizieren. Man eilt ihm nach, der Sturmschritt der Pommern wird zum Wettlauf, und so dringt alles in unbegreiflich kurzer Zeit von einer Höhe zur andern; der Tag ist entschieden. Als es den Ad jutanten, gelang, ihren Chef aus dem Feuer herauszubringen, war der Sturm, unter persönlicher Führung des Generals v. Fransecky, im wesentlichen vollbracht, und gemessenen Schrittes ritt General von Moltke der Stelle zu, wo er seinen königl. Feldherr» vermuchen mußte. „Majestät, der Sieg ist unser, der Feind zieht sich zurück." Eine Kriegsbeute wie diejenige, welche durch die Capitulation von Sedan in die Hände der deutschen Armee gefallen ist, ist fast unerhört in der Kriegsgeschichte, sie soll Alles in Allem nach unK- fährer Schätzung von Militärs einen Werth von 6—8 Millionen Thaler repräsentier». * Einen rührenden Anblick gewährte eS, als in der Schlacht vor Metz am 18. August bei dem 1. Garde-Dragoner-Regiment Abend- Appell geblasen wurde, 602 reiterlose Pferde von allen Seiten her diesem militärischen Rufe folgten und theils matt, theils verwundet, sich dem Regiment treu «»schloffen. * Die Genfer Blätter berichten, daß bei der Besteigung deS Mont-Blanc wieder drei Reisende, zwei Amerikaner und ein Irländer, verunglückt seien. * Ein seltenes Phänomen, einen Mondregenbogen, hat man am 10. Sept. Abends 8 Uhr in Belgern beobachtet. Am westlichen Himmel zog ein Regenschauer auf, worauf am mondhellen Himmel ein Regenbogen sich bildete. Die Erscheinung war 2 Minuten zu sehen. Flüchtige Gedanken aus der neuesten Weltgeschichte. Es ist Napoleon nicht gelungen, bei Sedan eine Kugel zu finden? Merkwürdig! Uns haben sie gefunden. Die gefallenen Franzosen. Es ist Napolecn nicht gelungen, bei Sedan eine Kugel zu finden? Merkwürdig! Wir haben ihn auch nickt finden können. Die deutschen Kugeln. Hat Napoleon keine Kugel, oder Hal keine Kugel Napoleon gefunden? Ein Freund der Genauigkeit. — . ' Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 15. Trinitatis-Sonntag Vormittags predigt: Herr Pastor Schmidt. Nachmittags r kein Gottesdienst. Am Mittwoch Abend wurde vom Chausseehause nach Limbach eine starke Zweispänner-Waage gefunden; abzuholen beim Fleischer Gast in Wilsdruff.