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für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Madtrath daselbst. . V- 63. Freitag den 19. August 1876. Erneuert wird die unter dem 9. Juli d. I. hinter dem Tischlergesellen Carl Julius Edler aus Erfurt er lassene öffentliche Vorladung. Königs. Gerichtsamt Wilsdruff, am 17. August 1370. Leonhardi. Obstverpachtung. Die diesjährige Nutzung der communlichen Pflaumenbäume soll Sonnabend, den 20. August, Nachmittags 4 Uhr im Rathssessionszrmmer unter den daselbst bekannt werdenden Bedingungen zur Verpachtung kommen. Rath zu Wilsdruff, am 18. August 1870. Kretzschmar. Wilsdruff, am 18. August 1870. Der Dienstag Morgen gab sowohl der hiesigen „Lieder tafel" als auch dem Stadtmufikchor abermals Gelegenheit, ihre lieblichen Melodien in die frische Morgenluft hinaus er tönen zu lassen, und zwar zu Ehren eines hiesigen Ehren bürgers, des Herrn Gerichtsamtmanns Dsonllnräi nebst dessen Gattin, welchem allverehrten Paare der silberne Hochzcitsmorgen angebrochen war. Mit welcher Liebe und Hochachtung ganz Wilsdruff und Amtslandschaft dem Jubel paare zugethan ist, hatten wir während des ganzen Tages zu beobachten Gelegenheit. Möge auch uns das verehrte Jubelpaar nachträglich ge statten, an dieser Stelle Ihm unsere herzlichsten Glück wünsche für diesen Tag darzubringen. DER, welcher Ihnen diesen Tag im Silberglanz bescheerte, DER möge Sein liebendes Vaterauge schützend über Ihnen wach halten, da mit dieser Tag einst golden wiederkehren könne. Die Nedaction. Tagcsgcschichte. Dresden, 15. August. Das neueste Justizministerialblatt ent- ! hält nur zwei Generalverordnungen, von denen die erste lautet: „Dem Justizministerium ist es im Interesse des Dienstes zu wissen nöthig, welche aus siscalischen Mitteln mittelbar oder unmittelbar besoldeten, auf feste Bezüge gewiesene Angestellte seines Ressorts bei der eben stattgefunden Mobilmachung der Armee zum KiegSdienst «nbcrufen worden sind. Es werden daher die kgl. Justizbehörden andurch angewiesen, alle Diejenigen bei denselben im Dienste befind lichen Angestellten, welche zum Kriegsdienst jetzt einbcrufcn worden find, einschließlich der Gefangenwärter und Beidiener, jedoch aus schließlich der nur vorübergehend gegen Diäten beschäftigten Personen i und der bloßen Lohnschreibcr, ungesäumt zu verzeichnen und diese ! Verzeichnisse oder an deren Stelle Vacatscheine schleunigst hier ein- i zureichen." Die berechtigte Ungeduld, womit man in Sachsen den ersten ' Kriegsthaten unserer tapfern sächsischen Truppen entgegensieht, mag als einen erfreulichen Vorgeschmack und als eine gute Borbe- i deutung Folgendes hinnehmen, was uns aus London unser dortiger j Correspondent schreibt: Waren im Jahre 1866 alle englischen Jour- i nale von den Heldenthaten der Preußen voll, so haben heute auch > die sächsischen Truppen und die Baiern an dieser Ehre in vollem Maße theil. Die Nachrichten, die von den Baiern hierher gelangen, sind wahrhaft fabelhast, und des Lobes über ihren Muth, ihre Kör- i Perstärke und ihre vorzügliche Ausrüstung ist daher kein Ende. Von j der sächsischen Armee ferner heißt es in hiesigen Blättern: „Noch sind die Sachsen nicht im Feuer gewesen, aber wehe den Zuaven und . Turkos, wenn sie mit den eisernen Brigaden Zusammenstößen, die I im Feldzuge von 1866 trotz der Niederlage der Oesterreicher auch nicht eine Kanone, nicht eine Fahne verloren, wehe den französischen Reitern, wenn sie auf die sächsischen Dragoner stoßen, die ihresglei chen nur in unserer Horse-Guard haben!" (D. Allg. Z.) Den „Dresd. Nachr." entnehmen wir Nachstehendes: Bivouak vor Homburg in der Pfalz, 8. Aug. Das sächsische Armeecorps hat sich bei den jetzigen Vorkommnissen noch nicht weiter activ bethei- ligt, als dnrch forcirte Märsche. Viele Abtheilnngen haben seit ihrem Abmarsch aus Sachsen noch keinen Rasttag gehabt, vielmals ist von früh bis Abends marschirt und dann bivouakirt worden. Die ein zige Erfrischung besteht in dem Wasser, welches gutmüthige Leute an den Straßen reichen, denn Bier und Eßwaaren sind in den Dörfern und oft auch in den Städten nicht zu haben, da die Einguartierung feit 14 Tagen nicht aufgehört bat. Butter ist ein vergebens gesuch- str Leckerbissen. Die Theucrung ist hier in der Pfalz auf eine colossale Hohe gestiegen, wie nachstehende Preise zeigen: 1 Ei 12 Pf., 1 Pfd. Brod 35 Pf., i Ctr. Hafer 8 Tlstr., I Töpfchen einfaches Bier 18 Pf-, 1 Ctr. Heu 4 Thlr. Heute rst die sächsische Armee in und um Homburg ausgestellt, das preußische und sächsische Hauptquartier ist in Homburg. Wenn von früh bis spät Abends marschirt wird, so sind die Truppen zu müde, um gehörigermaßen zu kochen, sie haben den Hunger übergangen und legen sich nieder oder fallen erschöpft hin. Es haben bereits mehrere Lazarethc errichtet werden müssen, um die auf dem Marsche marode Gewordenen aufzunehmen. Die erreichten Siege haben die Commandeure und die Truppen mit freu diger Zuversicht auf den Erfolg der Hauptschlacht erfüllt.— 10. Aug*' Heute stehen wir an der Grenze Frankreichs, morgen werden wir dieselbe überschreiten. Einen erhebenden Eindruck machte es, schreibt man aus Jp- lingen bei Saargemünd vom 11. d., als heute früh die Sachsen beim Uebergange über die Grenze die Wacht am Rhein anstimmteil. Das erste französische Dorf, das sie betraten, war Bliesbrücken, die erste Stadt Saargemünd. Leider war der heutige Tag so regnerisch, daß alle Laune unterdrückt wurde. Die Gegend hierherum ist noch ziemlich deutscher Zunge, doch sind die Firmas in Saargemünd fast alle französisch. Die Bewohner sprecken ein sehr schlechtes Deutsch mit schwäbischem Dialcct. In den Dörfern sind viele Häuser ver lassen, doch sind die zurückgebliebenen Bewohner freundlich und zu vorkommend. Leider sind sie infolge Mißwuchses so arm, daß sie uns nichts geben können. — Unterm gestrigen Tage hat Kronprinz Albert folgenden Tagesbefehl erlassen: „Bei dem Ueberschreiten der französischen Grenze spricht der commandirende General die Erwar tung aus, daß das sächsische Armeecorps in allen seinen Theilen sich auch in Feindesland durch strengste Mannszucht und Disciplin aus- zeichncn wird. Von der eigenen Führung der Truppe, von dem Rufe, der ihr vorangeht, ist zumeist deren Aufnahme auch in Fein desland bedingt. Die Herren Offiziere aller Grade werden für das möglichste Wohlbefinden ihrer Truppe stets besorgt sein, aber auch mit äußerster Strenge etwaigen Rohheiten und Gewaltthätigkeiten ebenso entgegentreten, als feindseligen Handlungen der Einwohner." Die „V. B. Z." berichtet: Eine sächsische Firma hatte aus dem Concurs eines Pariser Hauses eine Dividende zu erhalten und mit