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Wochenblatt M für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. .V 13. Dienstag den Tagesgeschichte. Für die Feier des kommenden und zuversichtlich erwarteten Frie- denssestes werden allüberall schon die umfangreichsten Vorarbeiten ge troffen, die beweisen, daß namentlich in Bezug auf die Illumination diesmal Dresden das Großartigste liefern wird, was es bisher ge sehen. Am Altstädter Rathhause wird über den Gaseinrichtungen an der Altmarktssrvnt schon fleißig gearbeitet und in Privatkreisen ge schieht dasselbe. Die Fabrikanten von Transparenten, Lampions re. haben schon lange alle Hände voll zu thun und ein flüchtiger Blick in die Geheimnisse der Seifensieder lehrt dasselbe. D. N. Aus Döbeln ist der Amtshauptmann Grünler als Präsect nach Alencon berufen worden. Für das deutsche Heer wird ein Felddienstzeichen gestiftet, das alle Militärs erhalten, die in Frankreich gekämpft haben. Bis zu dem am 28. Januar abgeschlossenen Waffenstillstand wurden in dem deutsch-französischen Kriege folgende 25 Forts, Ci- tadellen und Festungen von den deutschen Heeren erobert: i. Fort Mortier, 2. Neubreisach, 3. Schlcttstadt, 4. Straßburg, 5. Lichten berg, 6. Lützelstein, 7. Pfalzburg, 8. Marsal, 9. Toul, 10. Verdun, II. Vitrh le Francais, 12. Metz, 13. Thiouville, 14. Longwy, 15. Mvulmedh, 16. Sedan, 17. Meziercs, 18. Rocroy, 19. Peronne, 20. Ham, 21. La Fere, 22. Laon, 23. Svissons, 24. Amiens, 25. Forts von Paris. Es dürfte nicht uninteressant sein, jene militärischen Etablisse ments aufzuzählen, welche durch die Einverleibung des Gouvernements Elsaß an Deutschland fallen. Es sind dies sechs Festungen erster Claffe: Metz, Straßburg, Belfort, Thiouville, Bitsch uud Neu- Breisach; vier' Festungen zweiter Klasse: Schlettstadt, Pfalzburg, Marsal und Pelite-Pierre, und zwei feste Punkte dritter Klasse: Lichtenberg und Montbeliard. Ferner in Straßburg eine Geschütz- gießerei, ein ^rsonal cks oonstruotio» und ein Ponton-Material- Depot. In Metz eine Pulvcrmühle, ein Genie-Arsenal, ein ^.r- 8ennl cko eonktrnotion, eine Schmiede lind Tuchfabriken. In Mutzig eine Gcwehrfabrik, in Klingenthal eine Fabrik für blanke Waffen, in Mühlhausen Locomotiv- und Waggonfabrik und Tuchfabriken und in Bischweilcr Tuchfabriken. Frankreich hat gerade in den gegen wärtig von Deutschland beanspruchten Gebietstheilen durch den Bau von Festungen und durch die Anlage von riesigen Kriegs-Etablisse ments sich seit Jahren auf einen Offensivkrieg gegen Deutschland vorbereitet. Der Exkaiser Louis Napoleon richtete von Wilhelmshöhe ans eine Prvclamation an die Franzosen. Dieselbe betont, bei dem tiefen Unglücke des Landes könne der Kaiser nicht länger schweigen. Im Augenblicke der Gefangennahme konnte er nicht über den Frie den unterhandeln, er überließ es der Regentschaft, zu entscheiden, ob die Fortsetzung des Kampfes uothwendig sei. Noch konnte weiteren Ungiücksfällen Einhalt gethan werden, da brach die Jnsurrection aus, das Kaiserreich wurde gestürzt. Der Kaiser habe seinen gerechten Umnulh unterdrückt und den heißesten Wunsch für den Erfolg der nationalen Vertheidigung gehegt. Jetzt, wo die Hoffnung ves Sie ges geschwunden, müsse von den Usurpatoren Rechenschaft gefordct werde». Die Ordnung, das Vertrauen und der Friede könne mir erzielt werden, wenn das Volk befragt werde. Gebeugt durch so viele Ungerechtigkeiten, bittere Enttäuschungen, will ich heute nicht jene Rechte in Anspruch nehmen, welche Ihr viermal mir freiwillig übertrüget. Angesichts unseres Unglücks ist kein Raum für persön lichen Ehrgeiz, aber so lange nicht das Volk seinen Willen kundge- gebcn Hal, wird cs meine Pflicht sein, als wahrhafter Repräsentant der Nation mich an dieselbe zu wenden und zu sagen, alles, was ohne Eure direkte Bethciligung geschieht, ist ungesetzlich. Nur eiue aus der Souverainität des Volks entsprungene Regierung, welche über den Egoismns der Parteien erhoben ist, vermag und kann Eure Wunden heilen. Eure Herzen der Hoffnung, die entweihten Kirchen Euren Gebeten wieder eröffnen und Arbeit, Einigkeit und Frieden in den Schoos des Vaterlandes zurückfuhren. 14. Februar 1871. Die Kriegsoperationen ruhen jetzt mit Ausnahme der Belagerung von Belfort gänzlich. Selbst im Osten Frankreichs haben sich die deutschen und französischen Truppen von einander zurückgezogen. Ans Versailles vom 6. Febr. berichtet man der „K. Z.": Ob gleich die immer noch auffallend sparsam aus Paris hierher gelangen den Zeitungen gestern davon sprachen, daß noch nirgends Vorberei tungen zur Ablieferung der Waffen gemacht und sichtbar würden, man sich also schmeichle, im Innern noch immer eine wirkliche Armee zu besitze«, hört man heute, daß bereits die ersten Waffen - Abliefer ungen, und zwar nach der Seite des 6. Armcecorps hin, begonnen haben. Bei der großen Zahl von fast 200,000 Gewehren und Sä beln werden die Pariser Behörden sich auch in der That zu beeilen haben, wenn sie bis zum 12. Febr., also in nur noch 6 Tagen Alles abgeliefert haßen wollen; denn es handelt sich dabei um eine große Anzahl von Fuhrwerk, für welches vor allen Dingen die hinreichende Zahl von Pferden fehlt. Ein sehr vernünftiger Artikel des „Sieclc" macht darauf auf merksam, daß cs nun für alle Pariser an der Zeit sei, wieder an die Arbeit zu denken, damit die schweren erlittenen Verluste wieder gut gemacht würden. „Man habe sich seit der Einschließung so an das NichlSthuu und Müßiggehcu gewöhnt, es Hütten überhaupt so außer ordentliche Zustände geherrscht, daß cs die höchste Zeit sei, zu einer geordneten Thätigkeit und einem regelmäßigen Erwerb zurückzukehren. So könne cs doch nicht fortgehen, wie es bisher gegangen sei!" — Sehr gut gemeint, aber bei dem unruhigen leicht entzündlichen Cha- racter der Pariser doch nicht leicht auSgesührt. Das Nichtsthun, Müßiggchen, Pvlilisircn und sich erhitzen, scheint noch immer an der Tagesordnung zu sein und wird durch den Eintritt von 180,000 Mann Soldaten, Linie und Mobile, aus deu Forts und aus der sogenann ten Zone in die Stadt in wahrhaft erschreckender Weise vermehrt. Wenigstens zwei Drittel dieser mannigfach aufgeregten Menge Be waffneter ist noch nicht einmal einquarnrt, sondern muß unter Schup pen und Vichhöfen, Bahnhöfen, ganz oder halb bivaciren. Die Pariser Regierung hat eine von allen Mitgliedern unter zeichnete Rechlfcrligungs-Proclamation an das Volk erlassen, in wel cher sie die Lage des Landes darlegt. Sie schließt: Hoch die Repub lik! Hoch Franlreich! Von der ehemaligen Bourbakischcn Armee. Bern, 8. Febr. Die Kricgskasse der französischen Ostarme im Betrage von 1'/2 Millionen wurde heute der Bundeskassc zur Verwahrung gegeben. Die franzö sische Negierung sendet 62 Waggons mit Lebensmitteln für die Jn- ternirten m die Schweiz. Aus französischen und englischen Quellen liegt Folgendes vor: Paris, 10. Februar. Es ist angcvrdnet worden, daß die Mobilgardcn sämmuich bei den Einwohnern einquartiert werden. — Eine Versailler Depesche des „Daily Telegraph" meldet, wenn Belsort sich vor der Beendigung des Waffenstillstandes nicht ergeben habe, werde die Erstürmung der Stadt erfolgen. — Die Pariser Forts sind Deutscherseits so armirt worden, daß die Stadt binnen sechs Stunden zusammengeschossen werden kann. — Die Bank von Frankreich hat der Stadt Paris den Betrag der stüdtisckcn Con- tribution vorgeschossen. Die Art der Deckung ist einer späteren Ver einbarung Vorbehalten. Zur Geschichte des jetzigen Krieges. In dein deutsch-französischen Kriege sind bis zu seinem hoffent lich jetzt erzielten Abschluß dreiundzwanzig Schlachten geschlagen worden. Die Reihenfolge derselben stellt sich: Weißenburg, Wörth, Spicheeen, Pange, Mars la Tour (officiell Vionvillc), Gravclottc, Beaumont, Sedan, Noiscville (vor Metz), die drei Schlachten bei Orleans, Amiens, Ehämpigny (vor Paris), Bcaugency, Bapaume, Vendome, Le Mans, Belfort, St. Quentin und als letztes Auf flammen des Kampfes wiederum vor Paris der große Ausfall gegen St. Cloud und am Mont Valerien. Unter diesen Schlachten haben sich in der bei Gravclottc beiderseits nahezu eine halbe Million