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„Warum? Hausen darin sagt mir gar nicht recht zu. Ich nachte mir eine eben solche Wohnung halten wie diese." „Glaube ich schon. Aber im Interesse unserer Sache wirst Du das vorläufig noch unterlassen, vielleicht auch mit Rücksicht auf Deine Sicherheit." „Das allerdings. Ich lebe da unangemeldet als Dein Freund, angeblich, weil Deine fingirte Reisendenstellung Dir selten zu Hause zu sein gestattet und Du doch einen vertrauten Freund zur Wahrneh mung Deiner Interessen, Beantwortung von Korrespondenzen und so weiter in Deiner Wohnung haben möchtest. Uebrigens habe ich mei ner Rolle als Dichter gemäß gestern ein übersetztes Gedickt meines längst verschiedenen Namensvetter Dryden Deiner Wirthin vorgelesen und ihre Meinung erfragt." „So? Und was sagte Frau Neumann?" „Gott, wie schön, Herr Dryden!" rief sie. Ich kann mir wirklich gar nicht denken, daß Sie das gemacht haben." „Ja, da denkst Du ganz richtig, liebe Seele," dachte ich bei mir; sagte aber, daß ich solche Gedichte alle Tage machte und ein berühm ter Mann sein könnte, wenn ich mich nur entschließen wolle, meine Gedichte, um die sich sämmtliche Verleger reißen, herauszugeben. Aber erst nach meinem Tode soll die Welt erfahren, welches Genie sie da der Erde übergeben." „Und sie?" fragte Duprat lachend. „Nimmt das für baare Münze und sagt, ich sei so excentrisch wie alle Engländer." „Du spielst also Deine Rolle vortrefflich; und ich übte mich gleich- salls kürzlich in der Verstellungskunst. Da kann uns der Erfolg nicht fehlen. Neulich erst lobte mich der Kommerzienrath wegen meiner bescheidenen Anspruchslosigkeit und sagte, er sei überzeugt, ich ver brauche kaum den dritten Theil meines großen Gehalts." „Auch sehr gut," rief bewundert Dryden. „Und das Urtheil mag doch weniger leicht erlangbar gewesen sein, als das meine. Der Kom merzienrath, der doch gewiß nicht zu den Dummen zählt, ist also auch getäuscht." Duprat lächelte selbstgefällig. „Allerdings", sagte er, „bin ich ihm an Verstellung überlegen. Aber bei eben jener Unterredung wäre ich beinahe auf eine Frage aus der Rolle gefallen." „Was war das für eine Frage?" „Sie betraf eine private Sache oder vielmehr das Geheimniß meines Daseins." „Es giebt ein solches? forschte der Baron zwischen Neugierde und Spott. Eine Wolke legte sich auf Duprats Stirn. Er nickte. „Gleichviel," sagte er, indem er gleich wieder die Stimmung ab schüttelte. „Es ist dem Alten doch nicht gelungen, mich zum Abreißen meiner Larve zu bewegen. Dagegen möchte ich ihm 'mal ein Bischen hinter die Maske gucken." „Du meinst, er trägt eine solche?" ,Zch antworte Dir mit Shakespeare: „Die ganze Welt ist eine Bühne;" auch müßte Dir die englische Redensart von dem „Skelette im Hause" bekannt sein. Jedes Haus hat ein solches, was sagen will, daß in jeder Familie irgendwo ein Geheimniß steckt, welches der Fa milienehre wegen streng bewacht werden muß. Nun und der Kom merzienrath, soviel weiß ich nun schon, macht keine Ausnahmen von dieser Regel. Auch ihn drückt Etwas, was das Auge der W.Ü zu scheuen hat: auch in seinem Hause ist — bildlich gesprochen — ir- gendwo ein Skelett versteckt, Und stehst Du, Freund, das muß ich »st gefunden haben, um diesen Mann mir ganz unterthan und zum willenlosen Werkzeug unserer Pläne zu machen." „Womit wir nach einer langen Abschweifung wieder bei dem ei gentlichen Gegenstand unserer heimlichen Unterredung angelangt sind," warf der Baron ein. „Sage mir nun ganz offen und ohne Umschweife, soweit es unsere gemeinsamen Interessen betrifft, was hast Du mit dem Kommerzienrath vor, und was kann ich thun, um unsere Sache zu fördern?" „Eine zeitgemäße Erinnerung," sagte Duprat beifällig, „und ein vernünftiges Wort, das Du nun von mir auch zu hören kriegen sollst. Setz Dich dort vor mich hin und höre mich ruhig an. Irgend welche Fragen kannst Du nachher stellen." „Ich bin ganz Ohr," erwiderte der Baron und setzte sich, wie Jener es verlangte. Obwohl im Augenblick eine Todtenstille im Hause herrschte und eine Ueberraschung von keiner Seite zu fürchten war, dämpfte Duprat i«ne Stimme unwillkürlich, als er begann. „Mit der Falschmünzerei, mein Freund, ist das heut eine heikle Sache, und ohne so außerordentlich günstige Verhältnisse wie die, unter denen wir das Geschäft betreiben, hätten wir die erreichten Erfolge gar nicht erzielt, vielmehr hätten wir wohl schon längst Gelegenheit gehabt, hinter Schloß und Riegel über das Gewagte unseres Beginnens nach, zusinnen. Nach vielen mißlungenen Versuchen ist es Dir endlich mög lich gewesen, die Hundertmarkscheine fast fehlerfrei herzustellen. Wir haben aber auch schon genug davon unter die Leute gebracht, und mit jedem neuen Tausend rücken wir der Gefahr der Entdeckung näher. Mit neuen Platten hast Du bisher nur Unglück gehabt und Deine Existenz als Faschmünzer gefährdet, ja, Du wärest mehrmals fast in die Dir gestellten Fallen gegangen. Was aber, frage ich Dich, ist die Summe unserer Erfolge? Wir leben allerdings wie die Grandseig- neure, aber — unter dem Beile des Henkers. Das habe ich mir schon oft in stillen Stunden und schlaflosen Nächten gesagt und darum darauf gesonnen, wie wir endlich festen Boden gewinnen und das gefährliche Handwerk des Münzfälschens aufgeben können. Dazu nun soll uns, was ich mit dem Kommerzienrath vorhabe, die Handhabe werden; denn natürlich sind es seine Liegenschaften und Millionen, auf die ich es abgesehen habe." „Und die wir auf eine natürliche, unverdächtige Art in unseren Besitz bringen könnten?" staunte Dryden. Duprat nickte. „Erkläre mir dieses Wunder." „Nur Geduld. Was Etwold's Eigenschaften als Kaufmann und sein klares Denken trübt, sind Ergeiz und Titelsucht, für welches er jedes Opfer zu bringen jederzeit bereit gewesen und noch ist. Er pocht in erster Linie auf seine eigene Moralität und Integrität, das heißt » lebt und handelt so, daß man ihm von keiner Seite beikommen, ihm nirgends einen Vorwurf machen kann. Daher meine Verführung seines Sohnes zu einem Leben, welches diesen Prinzipien stracks zu widerläuft. Eduard war dazu nicht leicht verführt und ist schwer auf dieser Bahn zu erhalten, wie Du selbst mir bestätigen mußt. Vater und Sohn müssen im Gegentheil einander ganz entfremdet werden. Ehe der Haupterbe nicht enterbt oder beseitigt ist, kann von unserer Besitzergreifung natürlich nicht die Rede sein. Das ist das Eine. Nun steht zwischen uns und dem Etwoldschen kolossalen Besitz nur noch eins — die Tochter. „Ja, und willst Du die vielleicht auch ihrem Vater entfremden sie auch ins Ausland schicken?" „Das ich ein Narr wäre! Nein, mein Freund, dieses schöne, lie- benswerthe Geschöpf opfere ich einfach dem Ehrgeize ihres Vaters, in dem ich sie Dir zur Gattin gebe." „Mir?" . „Meinem Verbündeten, ja." „Ich bin nicht abgeneigt, die angenehme Beigabe zu der Erbschaft des Alten von Deinen Händen zu acceptieren. Und wie willst Du mich bei diesem in Gunst und Aufnahme bringen?" „Einfach durch das Interesse, welches der Kommerzienrath an meinem Privatleben nimmt. Aber das Nähere hierüber besprechen wir ein andermal. Natürlich wirst Du nicht zu rasch zum Gatten der Dame avanciren, zumal sie eine unglückliche Liebe nährt, welche der eiserne Wille des Vaters nur nicht aufkommen läßt. Vielleicht findest Du auch Beifall in ihren Augen; und wenn nicht, so hast Du die Autorität des Vaters, auf welche Du Dich stützen kannst." „Ja, bist Du denn seiner Zustimmung zu meiner Bewerbung so gewiß?" „Dafür laß mich nur sorgen. Jetzt kommt der dritte Punkt Ich muß Associe des Hauses werden und dazu —" „Soll ich dann meinen Einfluß als Schwiegersohn beim Alten geltend machen?" Duprat lachte. „Da stünde meine Theilhaberschaft auf schwachen Füßen," sagte er. „Um das zu erreichen, glaube ich aller fremden Beihülfe ent behren zu können. Du weißt, was ich vorhin von dem Skelett im Hause sagte. Auch der Kommerzienrath hat sein Geheimniß; und des- sen will ich mich bemächtigen, so gut er es auch hütet." (Forts, f.) LandVirthschastliches. Regeln für die Behandlung der Keller im Winter. 1. Die Kellerlöcher sollen im Herbst so lange als möglich offen gelassen und nicht eher verschlossen werden, als die Temperatur mehrere Grad unter Null sinkt. — 2. Sind die Keller tief im Boden, so dürften die Kältegrade noch mehr steigen, ehe eine Vorsichtsmaßregel erforderlich ist. — Trifft ein kalter Wind von einer Seite den Keller oder die Kelleröffnungen, z. B. der Nord- oder Ostwind, so ist der Keller nach dieser Seite zu verschließen, aber nach der entgegengesetzten offen zu lassen. — 4. Treten im Laufe des Winters milde Tage oder Tage mit unbedeutender Kälte ein, so sind die Köllerlöcher während dieser Zeit zu öffnen, damit eine frische, kühle, reine Luft einströmen und die feuchte, dumpfe schlechte Luft sich entfernen kann. — 5. Der Grund satz, der im Sommer maßgebend ist: „Je kühler der Keller, desto besser" — gilt auch für den Winter, denn die Nahrungsstoffe leiden durch die Kälte erst dann, wenn die Temperatur darin unter Null grad herabsinkt. Das Faulen der Kartoffeln im Keller. Die Ursache, aus welcher das Faulen der Kartoffeln am häufigsten eintritt, ist das An gegriffensein derselben durch den Kartoffelpilz (Kartoffelkrankheit). Die ser Pilz bleibt nämlich nach dem Aufnehmen an den Knollen haften und übt im Keller eine weilere Zerstörung auf dieselben aus. Im gegenwärtigen Jahre wird allerdings diese Ursache ziemlich wenig vor- Händen sein. Ist indeß das Faulen der Kartoffel doch derselben zuzu schreiben, so ist, nach der landwirthschaftlichen Zeitung des „Hamb. Korr.", folgendes Mittel zur Zerstörung des Pilzes anzuwenden. Man löst 1 Pfund frischen Chlorkack in 100 Liter Wasser auf und schüttet die Kartoffeln in diese Flüssigkeit, fegt sie mit einem Besen tüchtig durch, wäscht sie sodann mit kalten reinem Wasser ab und breitet sie zum Trocknen aus, worauf die Sporen des Pilzes getödtet sein werden. — Man kann ferner gute Erfolge erzielen mit dem Ausschwefeln des Kellers (Verbrennen von Schwefelblüthe auf einer glühenden Schaufel oder dergl.), nur muß hierbei darauf geachtet werden, daß alle Oeff- nungen (Fenster Thüren rc.) möglichst dicht geschlossen sind und muß ferner die Kartoffeln tüchtig durcharbeiten, damit die sich bildende schwef- Uche Säure alle Knollen berührt. Selbstverständlich sind vor dem Wiederbetreten des Kellers (der einige Stunden möglichst dicht ver schlossen bleiben muß), erst die Fenster und Thüren zu öffnen. — Als drittes Mittel, wodurch allerdings das Faulen nicht gänzlich verhindert, aber doch wesentlich beschränkt zu werden vermag, ist das Vermischen der Kartoffeln mit Asche, Gips, zerfallenem Kalk oder Kohlenstaub zu bezeichnen, doch dürfte das Abwaschen mit der oben genannten Chlor kalklösung als das wirksamste Zerstörungsmittel des Kartoffelpilzes an- zusehen sein. Vermischtes. Ein großer Uhrendiebstahl ist in der Nacht zum Sonnabend in Kopenhagen ausgeführt worden. Die Eingangsthür zum Laden des Uhrmachers Springborg, Grönegarde, war derart durch 21 kleine Löcher angebohrt, daß sich ein Stück aus der Thürfüllung herausneh men ließ und die Diebe so Zugang zum Laden fanden. Gestohlen wurden Uhren und Ketten zum Werthe von 16,000 Kronen. Die Geldschieblade war unberührt geblieben. * Ein angeblich amerikanisches Duell. In der Nähe bei Potsdam wurde vorige Woche die Leiche eines unbekannten jungen Mannes, anscheinend eines Studenten, im Schilf liegend, aufgefunden. Der Todte hielt mit der rechten Hand eine einläufige Pistole umklammert, an der rechten Schädelseite war durch eine etwa faustgroße Oeffnung das Gehirn bloßgelegt. In den Taschen des Todten wurde nebst andern Kleinigkeiten ein Briefbogen gefunden, auf dem zu lesen war: „Liebe Mutter — Ursache amerikanisches Duell. F. E." * Fünf polnische Arbeiter, die bei Halle in einem Strohhaufen ihr Nachtquartier gesucht, haben beim Brande des Strohes ihr Leben eingebüßt. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Morgen Mittwoch früh 9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 27. November. Eine Kanne Butter kosten 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mark 50 Pf. Ferkel wurden eingebracht 150 Stück und verkauft a Paar 18 Mark — Pf bi.- 27 Mark — Pf. Meißen, 28. November. 1 Ferkel 6 Mk. —Pf. bis 12Mk.—Pf. Eingebracht 214 Stück. 1 Laufer 18 Mk. — Pf. bis 24 Mk. — Pf. 1 Kilogramm Butter 2 Mk. 50 Pf. bis 2 Mk. 60 Pf. Dresden, 27. November. (Getreidepreise.) An der Börse: pro 1000 Kilogramm: Weizen, weiß 165—168 M., Weizen, braun 158—162 Mk., Korn 143—145 Mk., Gerste 145—155 Mk. Hafer 140-148 Mk. — Auf dem Markte: Hafer pro Hektoliter 7 Mk. 20 Pf. bis 8 Mk. 20 Pf. Kartoffeln 4 Mk. —Pf. — bis 4 Mk. 20 Pf. Butteri Kilo- gramm 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf. Heu pro Centner4Mk. — vis 4 Pik. 60 Pf. Stroh pro Schock 32—34 Mk.