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meister Friedrich August Wolf von Schonberg am 4. Februar 1838 starb und mit diesem Tage die Zahlung der Abfindung eingestellt wurde, konnten dis Akten über die Poststation zu Herzogswalde geschlossen werden. Um rin Muriirantrnleben. Wilhelm Stephan-Tanneberg. Ein Schicksalsweg in drei Stationen. Zum 1.: Eine lustige Hochzeit (1751). Musikamenyvchzeiten pflegen meist außergewöhnlich stimmungsvoll zu vev- laufen. Das liegt im Beruf. Nicht, daß man mit ausgesucht noblen Speisen und edlen Weinen die Stimmung „ins Gehobene zu heben" versucht. Ein biederer Kalbsbraten mit Gemüse und Apfelmus und ein süffiges Braunbier dazu tuns auch, und der ohnehin nicht prallvolle Geldbeutel leidet prozentual viel weniger darunter. 's war aber auch 'ne lustige Sache geworden, die Hochzeit Gottlieb Arnolds, des Schusters und Musikanten von Miltitz. Seine blitzsaubere Braut, die Anna Regina Starckin aus dem Tanneberger Naudorfe hatte er sich mit seiner Geigen erspielt. Beim Erntetanz vor drei Jahren war's gewesen. Auf dem Heimwege im schönsten Mondschein, so recht zum Lieben angetan, hatten sie sich für's Leben versprochen. Und wenn der alte Jacob Starcke anfangs auch brummte — er hatte mit seiner „eintzigen" Tochter anderes vor — Musikantenliebe und ein entzundenes Mädchenherz pflegen meist nicht so rasch zu erkalten. Und so war denn der Hochzeitstag gekommen und wurde trotz unsicherer Zeiten fröhlich ge feiert. Gottlieb Arnolds musikalische Zunftgenossen hatten es sich nicht nehmen lassen: mit Fiedel und Pfeif', Pommer und Brummbaß zogen sie gen Tanne berg, und so ging daselbst ein Ständchen los, wie es sich schöner ein Fürst nicht leisten kann. Hierauf tritt der Nestor der Musikanten vor — es ist der fidels Gottfried Wolff aus Deutschenbora — und hält eine launige Ansprache. Es gibt viel Gelächter und Komplimente, und zuletzt strömt alles in die Stuben zu einer willkommenen Stärkung. Am Abend dann wird in der Schenke getanzt, wobei der glückliche Bräutigam nicht umhin kann, seiner liebden Braut selbst ein Stück- lein zu geigen. Eine symbolische Handlung von guter Vorbedeutung könnte man das nennen! Spät in der Nacht, als schon die Hähne den Morgen ankündigten, wankten die kleine und die große Geige nebst ihren Begleitern den winkenden Penaten zu. Es trage jeder des andern Last! * Wer hätte an diesem fröhlichen 20. Oktober im Jahre 1754 gedacht, welch ein Ende dem Musico Gottlieb Arnold vorbestimmt war? Ist's nicht gut so, daß uns Menschen der Blick in die Zukunft versagt bleibt? In die harmlose Hoch- Zeitsfreude wäre sicherlich ein klaffender Riß gekommen. (Schluß folgt.) Wochcnbcilagc zum „Wilsdruffer Tageblatt" Nachdruck sämtlicher Artikel auch unter Quellenangabe verboten Nummer »7 veremder iyz« rz. Mrgsng Es wird dem Menschen von Heimats wegen ein guter Engel beigegeben, der ihn, wenn er ins Leben auszieht, un ter der vertraulichen Gestalt eines Mitwandernden begleitet; wer nicht ahnt, was ihm Gutes dadurch widerfährt, der mag es fühlen, wenn er die Grenze des Vaterlandes überschreitet, wo ihn jener verläßt. Diese wohltätige Begleitung ist das un erschöpfliche Gut der Märchen, Sagen und Geschichte, welche neben einander stehen und uns nacheinander die Vorzeit als einen frischen und belebenden Geist nahezubringen streben. Gebrüder Grimm. vir vortrtstisn r« verr-gMÄüe. (Schluß.) Der Postmeister Stockmann in Freiberg hatte den Auftrag erhalten, sich um ein oder mehrere Subjekte für die Herzogswalder Pvststation zu bekümmern. Er war diesmal besonders vorsichtig und schlug als Nachfolger den Amtshauvt- mann Ferdinand Ludwig Christian von Schönberg auf Schloß Oberreinsberg vor. Dieser war auf Stockmanns Bitten bereit, die Poststation zu übernehmen, wenn er die Arbeiten durch einen Postschreiber besorgen lassen dürfte, für besten Facta et Neclecta er stehen wollte. Rittergutsbesitzer und Eerichtsobrigkeitcn waren bereits in älterer und neuerer Zeit zu Postmeistern angenommen worden, ohne daß widrige Folgen erwachsen waren. Es war ihnen nachgelassen, dis Funktionen durch ihre hierzu vorgestellten und verpflichteten Leute, Pachter, Verwalter usw. besorgen zu lasten. Das Oberpostamt beantragte, dem Amts hauptmann von Schönberg die Postmeisterstelle in Herzogswalde gegen Hinter- legung einer Kaution von 200 Talern und Revers für seine Postschreiber, die man auch Po st Verwalter nennen könnte, zu übertragen. Mit Verord- nung vom 31. Mai 1785 wurde die Poststation zu Herzpgswalde dem Amts- 183 185