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MM KE M schnF WmM, W», Ziedcuich« M die WWiikil. Nr. S9 Frcil^g, den 11. Dezember Nachdruck verboten. das um wie zusammen, dringender, „nein, ich „Nein", kam es zögernd über ihre bleichen Lippen, folgte ihm nicht. O, daß ich es gethan!" „Warum?" „Vielleicht", entgegnete Klara mit einer Bestimmtheit, die eher zuversichtliche Bestätigung klang. „Und wirst ihn niemals nennen?" „Nie — niemals." „Auch — mir nicht, Deinem Vater?" Klara überlegte. „Doch," sagte sie dann, „unter einer einzigen Bedingung." „Welche?" Die Falschmünzer. Kriminal-Roman von Gustav Lössel. schon sehr verdächtig war?" Der Kommerzienrath trat einen Schritt zurück; er heftete sein Auge durchdringend und ängstlich zugleich auf seine Tochter. „Du würdest das kaum aussprechen", sagte er, „wenn Du nicht selbst einen bestimmten Verdacht in dieser Richtung hättest." „Nun ja", gab sie zögernd zu, „ich habe einen solchen." Seine Verwirrung wuchs. „Und welchen?" fragte er kaum vernehmlich. Ihre Brauen zogen sich finster zusammen; sie schüttelte heftig ver neinend den Kopf. „Nichts in der Well wird mich je bewegen, diesen Verdacht gegen irgend Jemand laut werden zu lassen," sagte sie. „Du — kennst — den Mörder?" Der Kommerzienrath fragte es mit heiserer, versagender Stimme. Seine Augen leuchteten in diesem Augenblick wie des Raubthieres, welches seine Beute belauert. „Weil — dann sein Mord verhindert worden wäre." „Weißt Du das so gewiß?" „Ganz sicher." „Und bist auch sicher, daß Du nicht in der Aufregung — von Furcht geblendet —" „Was?" Sie sah ihn angstvoll an. Er kämpfte einen schweren Kampf mit sich; man sah's ihm an. „Klara," sagte er dann dumpf und halb erstickt, „weißt Du auch, daß die Spur, die zu der Mordstätte führte, von einem Damenfuße herzurühren schien, die einzige Fußspur neben der des Ermordeten?" Sie wandte das Gesicht ab. „Ja, ich weiß es, Vater." „Und Du bist sicher, das nicht — was man vermuthet " Er stockte. „Was?" schrie sie angsterfüllt. „Dein Fuß ?" „Vater!" Sie taumelte gegen die Wand zurück. „Sagt man, ich sei die Mörderin?" hauchte sie. „Noch wagt man es nicht offen auszusprechen", entgegnete Etwold, „und wird's auch nie, wenn Du jede Bekanntschaft mit dem Todten und die Begegnung mit ihm leugnest. Thust Du das nicht, dann aller dings —" „Meinst Du, daß man mich ernstlich verdächtigen könne?" „Einer wird es sicher." „Wer?" „Assessor Soltmann — Ah! Du kennst ihn?" Dies in Folge einer leise zuckenden Bewegung Klara's, als er den Namen nannte. „Nur oberflächlich", eutgegnete sie, „nur von gelegentlichem Sehen." „Und welchen Eindruck machte er auf Dich?" „O, ich weiß wirklich nicht —" Sie stockte. „Gar keinen, kann mir's denken", sprach ärgerlich der Kommer zienrath. „Es erging Dir so wie mir. Ich habe auch diesem Nichts, diesem gesellschaftlichen Niemand nicht die gebührende, oder richtiger gar keine Beachtung geschenkt, und nun verfolgt er mich, verdächtigt Dich —" „Mich — Herr Soltmann?" „Zwar nicht direkt, aber mit versteckten Worten, dieser —! Doch „Und Du folgtest ihm?" wandte er sich dann gegen seine Tochter. Alles Leben schien in seine Augen geflohen, die er durchdringend auf sie richtete. Klara erbebte unter diesem Blick; sie schauderte in sich „Und Du folgtest ihm auf die Straße?" rief der Vater „Ich überlasse es Dir, nachzuempfinden, was mich bei diesen schrecklichen Worten fast meiner Sinne beraubte. Ich brach in ein wahnsinniges Lachen aus, ja, ich lachte dieser er bärmlichen Drohungen; und doch gab es mir im nächsten Augenblick wieder einen Stich, zu denken, daß Martin Forster es war, der mir das sagte, daß der verzweifelte Sohn es war, der seinen Vater suchte. Mein Gott, sagte ich mir, was würdest Du nicht thun, wenn Dein Vater so urplötzlich verschwinden sollte, von einem Ort, aus ei nem Hause verschwinden, wo er so lange gelebt und gewirkt hatte; würdest Du nicht auch hier Alles von Unterst zu oberst kehren und jedem leise erweckten Verdacht, ob berechtigt oder nicht, den weitesten Spielraum geben? So kam es urplötzlich wie eine Wandlung über mich, und zum ersten Male empfand ich Mitleid mit dem so schwer Beraubten. Ich kehrte zu unserem alten vertraulichen Tone wieder um und suchte Martin auf gütlichem Wege, mit sanfter Ueberredung, für eine andere, vernünftigere Ansicht zu gewinnen. Aber auch das legte er mir falsch und zu Deinem Ungunsten aus. Er sagte mir schroff, daß meine Verführungskünste Dich so wenig seinem rächenden Arme entziehen würden als meine Drohungen oder Verhöhnungen. Er wisse, was er wisse, und das Uebrige würden mir die Gerichte beweisen. Damit rannte er fort, nicht in den Saal zurück, sondern nach dem Ausgang zur Wendeltreppe. Ich konnte den Gedanken nicht fassen', daß er so von mir ging, um seine wahnsinnigen Behauptungen unter die Menge zu tragen, welche alle Zeit scheel auf unseren blühenden Wohlstand geblickt hat. „Steh' da!" rief ich. „Ich folge Dir auf die Straße." „Mathies' Worte!" hauchte der Kommerzienrath mit verzweifelt abwehrender Miene. „Die Uhr in der Matratze, das Geld von meinem Comptoirtisch, man in seinem Koffer fand." „Kann die nicht auch eine andere Hand dort verborgen haben, den Verdacht auf den rothen Mathies zu lenken, der als Anar chist seit den neu entdeckten Massenmorden dieser Partei auch ohnedem (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Der Kommerzienrath wandte sich plötzlich ab. Klara schöpfte tief Athem; dann fuhr sie fort: „Daß Du mich zuvor von der Lächerlichkeit jener Anklage des jungen Forster überführst." WD» was rede ich! Gleichviel. Mag er sein Aergstes thun. Bewahre Dein Geheiiuuiß tief in Deiner Brust und lasse mstch statt Deiner spre chen. Ich habe mich verpflichtet, Dich nach Deiner möglichen Bekannt schaft mit dem Ermordeten zu befragen, man drängte mich dazu: und nun werde ich sagen, daß man sich geirrt, daß die) Bewegung, die Du an der Leiche machtest, eine rein zufällige des blosßen Schreckens^war. Das wird den ersten Sturm auf Dich abschlage^ Dennoch darfst Du damit nicht alles erledigt wähnen. Soltmann isst so schnell nicht abzuweisen. Er wird mir natürlich nicht glauben uudXMtweder bei Gelegenheit Dich selbst ausfragen oder durch seine SpioneoÄer Werk zeuge D.ch aushorchen lassen. Darum hüte Deine Zunge, wo ?^LUch_ sei, und wäre es selbst in der feinsten Gesellschaft. Je versteckter die Falle, desto sicherer, daß Jemand hineintappt." „Unbesorgt, Papa. Mich kümmert es wenig, was man von mir sagt und denkt; wenn's nicht um Deinetwillen wäre." Etwold starrte seine Tochter mit einem unsicheren Ausdruck an. „Um meinetwillen? Wie meinst Du das?" fragte er. „Nur des Geredes wegen, das entstehen würde, wenn ich sagte, was in dem Brief —" „Ja so, der Brief", zuckte der Kommerzienrath zusammen. Und halblaut fügte er hinzu: „Wenn ich nur wüßte —" Nach kurzem Besinnen wandte er sich noch einmal an seine Tochter. Er dämpfte seine Stimme noch mehr, als er fragte: „Du weißt wohl noch gar nicht, daß Du bei jener Unterredung belauscht worden?" Er hatte ein heftiges Erschrecken Klara's vermuthet. Er fand sich getäuscht. „Ich weiß es", entgegnete sie gelassen; „aber der mich belauschte, . hat allen Grund zu schweigen." „Ja, denn er war der Mörder." „Er hat es Dir gestanden?" staunte Klara. „Nein, man hat so entdeckt, durch Zufall." Jetzt erst erschrak Klara. Sie starrte ihren Vater wie irrsinnig an. „Entdeckt?" hauchte sie. „Aber zu spät", entgegnete derKommerzienrath. „DerMörder war selbst schon eine Leiche oder ist doch spurlos verschwunden." Es war wieder, als wenn sie einen Namen nennen wollte, wie damals an der Leiche. Dann aber glitt ein ungläubiges Lächeln über ihr entstelltes Gesicht und sie blickte ihren Vater fragend, forschend an. H „Von wem sprichst Du denn, Papa?" „Von wem sonst als vom rothen Mathies." Sie athmete auf. „Ach so, Du kennst die Geschichte noch gar nicht, natürlich! da auch die Unterredung zwischen mir und dem rothen Mathies eine ganz geheime war." Sie fragte kopfschüttelnd nach dem Inhalt derselben. Ihr Vater erzählte ihr Alles ausführlich. „Das Verbrechen hat schon seine Sühne gefunden", schloß er seinen Bericht. „Der rothe Mathies ist in dem Kanal ertrunken." „Und glaubst Du wirklich, daß er der Mörder war?" fragte sie. „Zweifelst Du daran?" „Sehr stark." „Aus welchem Grunde, da doch alle Beweise —" „Beweise? Was für Beweise?" für die Kgl. Amts Hauptmann schüft zu Weißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich I Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. '