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Zweites Blatt. No 147 61. Jahrg Dienstag- dem 16. Dezember 1962 Freude betrachtet. N Bewunderung über Frische seiner An ats er ihr erMlie. genießen zu diinen. Art die zu, das Sie betrachtete ihn mit einer seine Neuheit in der Wett, über schaumigen und hörte mit Erstannen wie herrlich es sei, in vollen Zügen was man lange nur als verbotene Zimmern, eine friedvolle Erwartungsfreudigkeit . . . . nur Frieda ist fieberhaft erregt — sie steht am Fenster und preßt ihr heißes Gesicht an die Scheiben ... sie i ... da tönt schon ein lächelnd schwieg er und rieb sich langsam seine Hände. Melanie blickte ihn hochmüthig an und ließ ihn stehen. Jetzt lächelte er höhnisch. Es war mehr als der einfache Wunsch nach Zerstreuung gewesen, der Melanie heute hierher geführt hatte. Sie wollte Sievert Wulff wiedersehen, dessen Erscheinung sie neulich ganz außerordentlich überrascht. Auch daß seine Augen noch denselben Blick scheuer, aber glühender Bewunderung sur sie bewahrt, reizte sie, er ward ihr interressant. Und er merkte mit Entzücken, daß sie gern mit ihm reden wölbe. Jbre ge reiste Schönheit, ihre sichere Beherrschung der Nmgangssormen, ja, ihr leichter, spöttischer Ton fesselten und rissen ihn hin. Sie schien ihm das höchste Ideal eines Weibes. Mtome. Nomau von ff. y. SKreibrrrhoken. fangs verstand sie ihn nicht, legte seinen Worten einen Bedeutung unter, über die sie selbst erröthete, als er im Weiteriprcchen seiner Kunst erwähnte. Da tauchten die zahllosen Dinge in ihrer Erinnerung auf, nach denen sie sich heimlich gesehnt uns die sie sich hätte verschaffen mögen, die ihr Streben ans re- macht, und auf einen Augenblick regte sich eine tiefe Scham in ihr über die frivolen, nichtigen Wünsche ihres Lebens. Etwas wie unwillkürliche Achtung vor dem Streben dieses unerfahrenen Jünglings packte sie. Von den Einschränkungen und Entbehrungen, die er sich auferlegen mußte, sprach Sievert nicmals, und doch lag gerade in diesen, ihn nach allen Seiten hin beengenden Ver hältnissen ein großes Glück für ihn. Er wurde davor be wahrt, von dem Wege abzuweichen, der auf sein hohes Ziel zufübrte. Antonie grüßte ihn nur aus der Entfernung, sie hatte heute keinen Sinn für seine Unterhaltung, sie wollte, durch nichts aus ihrer Stimmung gerissen werden. ich bildete mir ein, Du hättest geschlafen! Da traue einer solch kleinen: Duckmäuser! Ich ärgerte mich über Deine Gleich giltigkeit, und währenddessen bast Du die ganze sentimentale Geschicbte innerlich mitgemacht und Dir zu Herzen genommen. Sage Dir nur zum Tröste, daß es hier solche Zustände nicht giebt und eine deutsche Frau auch nicht den Muth hätte, so offen und entschieden aufzutreten." „Meinst Du das?" fragte Antonie, und Melanie bejahte mit einem scharfen Blick auf ihre Cousine. Sollte sie wohl den Muth finden, dem Hofmarschall seine Pflichten vorzuhalten und sich auf ihre Rechte zu berufen? Wenn der alte Tyrann — denn das war er — vor diesem Kinde zu Kreuze kriechen müßte! Melanie konnte sich einer gewissen Genugthuung nicht erwehren. „Nur zu!" sagte sie vor sich hin und versuchte, sich des Hofmarschalls Entsetzen vorzustellen bei einer plötzlichen Empörung Autonies, die er auf seinem einsamen Schlosse ganz nach seinen Gedanken zu erziehen beschlossen hatte. „Nur zu, es giebt vielleicht noch mancherlei Ueberraschungen in nächster Zeit." 7. Kapllel. Bensen war der Erste, der Melanie an der Thür schon begrüßte. Frau v. Schallwerth saß in ihrer gewöhnlichen Sophaecke, von wo aus sie die Gesellschaft gut übersehen konnte. Nicht weit von ihr stand Eltville und bemühte sich vergebens, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Eltville gänzlich überwundener Standpunkt, scheint niir — sagte Bensen zu Melanie. „Bin froh, nicht schärfer für ihn ins Zeug gegangen zu sein." Melanie zog nur fragend die Augenbrauen empor. „Dachte gleich, sei doch nur Stroh feuer, man kennt das von früher her. Viel Wechsel bei ihr. Habe nur einmal einen Fall gesehen, wo Laufbahn von selbst geglückt — Gräfin entsinnen sich doch noch der schönen —" Fritz Helm und sein Vslsntär. Weihnachtsnovelette von Käthe Ludowski. (Nachdruck verboten.) Dec Oekonomierath Steffens auf Klein-Bansekow richtete sich mit lautem Krachen aus dem bequemen Faulenzer auf, in dem er sein Abendpfeifchen schmauchte und sah seiner treuen Lebensgefährtin, die ihm gegenüber saß, mit strengem Blick in die Augen. »Es geht irgend etwas hier im Hause vor, Grete, von dein ich nichts weiß," meinte er kurz und strich sich ein paar Mal über das geschorene Haupthaar . . . „und ich hoffe nicht, daß Du hinter meinem Rücken die Hand zu dem bietest, was meinen Wünschen entgegensteht . . „That ich das jemals, Bernhard?" fragte die schlanke Frau vorwurfsvoll. „Bis zu dem Augenblicke, da dieser verflixte Assessor Bam . . . Bamstetter — schon der Name ist eine Unmög lichkeit — in Fridas Leben trat . . . nicht . . .aber seither traue ich Euch nicht." „Ich will Dir mal was sagen, Bernhard ... ich Lin die letzte, die Dir entgegenarbeitet nur, daß Du Dein einziges Kind einem Manne aufdrängen willst, den Du Dir, als er noch kurze Höslein trug, zu Deinem Schwiegersohn auserschen hast — von dem Du die letzten Zehn Jahre nichts weiter weißt, als daß er sich im Hol- steinschen angekauft hat und die besten Rinder züchtet . . . das will mir, als Mutter, nicht in den Kopf. . . zudem kennst Du den Assessor ja gar nicht ... er ist ein feiner, liebenswürdiger Mann." „Schweig', Mutter, oder ich werde ungemüthlich," donnerte der Oekonomierath, „meinst Du vielleicht, ich wer' meinem alten, treuen Studienfreund, dem ich's auf dem Sterbebette versprach, daß in unseren Kindern mal die Freundschaft fortgcpflanzt würde — mein Wort brechen? Verwirrt sah die junge Fran auf. „O, ist es vorbei?" In ihren Angen lag ein feuckter Schimmer, aber ihr Blick ging iucbend nmber, als wisse sie kaum, wo sie sei. Enffebt mb Melanie sie an. „Guter Gott, hast Du geülla'cn? Hast Dn nichts von dem wundervollen Spiele geiebcu, die hinreißende Sprache nicht einmal gehört? Da ist c?- allerdings weggeworsenes Geld, Dich in das Theater zu führen!" Langsam, wie träumend erhob sich Antonie. „Ich habe das Ende nicht mehr beachtet. Was wird zuletzt daraus?" Melanie lackte spöttisch auf. „O, das gewöhnliche Ende. Er giebt nach, icke jeder Mann, dem eine Frau entsthiedeu entgegen tritt, die da weiß, was sie will. Nirn, wollen wir noch zu Felsach?" „Niir ist es recht," sagte Antonie, und legte sich in die Wa/tenkiffen zurück, ohne ein weiteres Wort über das eben Gehörte zu sagen. ^Melanie sah sie von der Seite an. War Antonie krank oder schon ganz abgestumpft? Sie begriff ihre Cousine nicht. „Hat Dich denn das Stück überhaupt nicht interessirt?" fragte sie endlick. „Sehr," antwortete Antonie schnell und entschieden. „Es war mir Alles aus der Seele gesprochen, besonders das über die Pflichten und Rechte einer Frau. Und immer nur thun, wogegen sich das ganze Ich auflehnt und innerlich empört, ist grausam, ist schändlich — ein Verlangen, gegen das man käwpfen muß — V Melanie, sühlst Du das nicht ebenso?" Beim Scheine der Straßenlaternen, der hin und wieder aus ihr Gesicht fiel und es erhellte, sah Melanie die ge- nnhcwu Wangen und die leuchtenden Augen der Redenden, ^tunun vor Erstaunen hörte sie ihr zu, dann lachte sie. „Und Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, tzühndorf, Koufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Loyen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrrdorf, Nöhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bet Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Sceligstadt, Spechtsbauscn, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. gewesen — — ob er sich von der Gutmüthigkeit jener Zeit wohl noch ein Theilchen bewahrt hatte? Plötzlich athmete sie, wie von einer Last befreit, auf . . . ja, so würde es gehen. Mit offener Klarheit wurde sie ihm schreiben und . . . er . . . würde ihr Dank dafür wissen. Als der umfangreiche Brief ein paar Stunden später in der Ledertasche des alten Tan ruhte, winde sie ganz ruhig. „Kinder," rief des Oekonomieraths tiefe Stimme drei Tage später ins Kellergeschoß hinunter, wo seine Frau, die Frida und das Röschen, die rosige Stütze, die als Tochter einer frühgestorbenen Jugendfreundin von Frau Grete, hier Aufnahme gefunden hatte, eifrig im Kuchen teig kneteten, „Kinder . . . er kommt." . . . „Wer, Bernhard?" „Stein Gott . . . der Fritz . . . natürlich . . . und er bringt noch Jemand mit . . . seinen jungen Volontär, der ihm Freund geworden ist." Frida beugte sich tief über die braune Satte, damit Niemand ihr jähes Erröthen merkt. Frau Rähin lächelt fein, nur ... das Röschen freut sich. „Wie lange bleiben sie, Onkelchen?" fragt sie inter essirt. „Je nachdem, mein Kind," schmunzelt der alte Herr, „vier bis sechs Tage." Jetzt giebt's aber Hände voll zu thun — die beiden Fremdenzimmer im Giebel werden hergerichtet . . . über dem Portal prangt die dunkle Tannenguirlande mit den üppigen, rothen Papierrosen, und im Wohnzimmer, trotz dem es noch 48 Stunden bis zum Christabend sind, die schlanke Tanne mit den hundert Lichtern. Ein feiner Duft von Nadeln, Wachs und Gebäck schwebt in allen Wenn ich daran denke, wie gut sich die Kinder, als sie noch miteinander spielten, verstanden und wie warm sich der Fritz in seinen jährlichen Briefen nach der Frida er kundigt ... da soll ich nicht fuchswild werden, wenn ihr mir den Assessor als Dessert nach jeder Mahlzeit austischt . . . na — zum Glück wirb's bald ein Ende haben, denn ich lud ihn zum Weihnachtsfest Scherzwort, dem die Nennung seines Namens folgte ... bis ... zu jenem Abend. Warum gab's denn auch Sommernächte, und Tanten, die den schnellen, jungen Füßen nicht folgen können — Mondenstrahlen, die von eurem Mund zum andern gleiten und vor allem . . . heiße Herzen! Da war's geschehen . . . ihre Blicke hatten sich in jubelndem Verständniß getroffen und ihre Hände ein" Die Rätyin stand seufzend auf. „Meinetwegen mag er kommen, Bernhard," sagte sie ruhig, „aber wenn'S zum Aeußersten kommen sollte, kämpf' ich gegen Dich!" In stummer Verzweiflung ging die blonde Frida im Hause umher. ... In Ahlbeck war's gewesen, an Hellen Sommertagen, da hatte man sie, als Begleitung einer alten Tante, in die Sommerfrische geschickt sie hatte in dem weißen, weichen Sand gelegen und zum lichtblauen Himmel gestarrt die See hatte müde und verträumt geflüstert und in ihr war ein wunschloses Dämmern . . . bis . . . er kam. ... Er hatte sich dicht an ihre Seite eine Höhle in den Dünensand gegraben, in der er sich, mit behaglichem Strecken, „einbudvelte", so daß nur sein dunkler Kopf mit den energischen Durchziehern auf der linken Wange, sichtbar blieb. . . . Zuerst war's ein ver stohlenes Blinzeln hüben und drüben gewesen, dann ein leuchtender Blick . . . ein lagen ineinander. Selig, jauch zende Glücksslunden . . . und die sollten nun aus ihrem Leben ausgelöscht sein . . . warum . . . weil sieden Fritz Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 15 Pfz. pro viergespaltare Corpuszeile. Druck und Bcrlaa von Martin Kerger in WWdrnff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daieldst. WkMlltt!U MckH Warandt, Hlossen, Sieöenlehn und die Amgegenden. Helm im Holsteinschen heirathen mußte. Sie erinnerte i . „ , . sich seiner ganz genau, er war ein lieber, freundlicher Junge können jeden Augenblick ankommen