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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.07.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080721014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908072101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908072101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-21
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
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Pnft- brftellgeid, lir Oesterreich V L «6 b, Uagaru 8 L inertrljthrlich. ferner in Beb gie», DLnemarl, den Danaustaalen, Italia«, Lugemburg, -Nederland«, Norwegen, -iub- laad Schweden, Schweiz und Spanien. In all», bdriae» Staaten nur direkt durch«» ilped. d. Bl. erhältlich Abonnentent»Lnnadine: Luguftutplatz S, »ei anierrn Trägern, ^ilia.en, Lvebilcure» und Annahmestellen, lowi« Postämtern »»» vrielträgern. Li« einzeln« -lummer kostet Ist Vkg. ledatliv» und «strvedtti»».- Iohannitgaste X. ,«I«l>b„ Nr. ltSSL Nr. 1EL. dir. Morgen-Ausgabe L. KWMrTllgMM HaudelszeUung. Ämtsbkaü des Nates und des Notizeiamtes der Stadt Leipzig. AnHeiqen-Prede M» Jnlerar« aua e«>utia uuo Umgeb,,, »m gaeipaiten« P»tu»e>l« L> M., staanztell« Inzeige» -A- Pt., -tektawrn t »»» «utwärr« bv Pl.. NeNameu t.Äl» M.: »»»AutlandioPk., stnauz. Anzeigen7dM^ NeNawe» OSO «. llitlerate». BehbNx, r amtlichenTistMPt. Beilagegebüdr ü All ». Taulend eill. Post, gebühr. Gelchält«an>eige>> au bevorzugter Steile im Preil« erhöht. NabaN nach tar» ftelteneilt« Lutträg« kännen nicht zurück- gezogen werben. ,Zür da» Srlcheineo an bauimmtrll Tagen und Plätzen wird kein, Garantie übernommen. Lrqetgrn- Annahme i Augnstu-vlatz 8, bat sämtlichen ihtliala» u. allen Annonce» ärvebitionen de« Zu, und AutloaSet. Seawt-Sillal» Verlini »grl Danaer, Herzogll Pa,r. H»sd»G» nandlnng, bützomstraste Id tTelenbon Vl, Nr. Ek». Hantzt-Stlialr Drei den! Seeliran« «, t iTelevbon EU. Nr. Dienstag 21. Juli 1908. 1V2. Iabrqan-). Das wichtigste. * Für den erkrankten Chef des Kaiserlichen Geheimen Zivilkabi- netts v. Lucanus ist ein Vertreter bestellt worden. fS. Dtschs. R.) * Im deutschen diplomatischen Dien st tritt eine Reihe von Neubesetzungen ein. sS. Dtschs. R.) * Der Wahlverein für Mecklenburg erläßt einen bemerkenswerten Aufruf zur WahlrechtSfrage. (S. Dtschs. R.j * Ter sozialdemokratische Reichstags- und baye- rischeLandtagsabgcordnete Ehrhart ist in Ludwigshafen gestorben. (S. Dtschs. R.j * Der österreichische Finanzminister, Naron Burian, der auf Urlaub gegangen ist, wird, wie verlautet, nicht auf seinen Posten zurück kehren. Die Entscheidung sei während des letzten Besuchs des Thron folgers in Ischl gefallen. Des Thronfolgers Kandidat für den Posten sei Graf Zichy. * Der von der Seeschlacht bei Tsuichima her bekannte russische Admiral R o s chd j e st w c n s k i ist in Nauheim gestorben. * Neue Meldungen aus Marokko besagen, daß die Franzos em weitere Gebiete besetzen. (S. Letzte Tcp.j ' Infolge der f r a n z ö s i s ch e n E i n m i s ch u n g ist unter den Stämmen in der Nachbarschaft von Azcmur ein Aufstand ausge brochen. fS. Ausl.f * Die j u n g t ü r k i s ch e B e w e g u n g in Mazedonien gewinnt an Bedeutung. fS. Ausl.j Englands und Bulgariens Rolle in der ina^edsnrscben Fraae. lNach einer Unterredung mit einem angesehenen Balkan-Diplomaten.) Die Meldung des „Temps", die türlische Regierung hätte ihren Berliner Botschafter Tewfik Pascha beauftragt, die deutsche Regierung zu bitten, wegen der Vorgänge in Mazedonien bei den Balkanstaaten, in erster Linie in Sofia vorstellig zu werden, ist von der türkischen Bot schaft iu Berlin dabiu berichtigt worden, daß die türkische Regierung sich in der Angelegenheit nicht nur au Deutschland, sondern an alle Signa tarmächte des Berliner Vertrages gewandt Kat. Diese Mitteilung ist von großem politischen Interesse, denn sie ent halt die endgültige Anerkenuuua der Pforte, baß alles Nebel in Maze donien ans Sofia kommt, und sie zeigt die gerade im gegenwärtigen Augenblick politisch nicht minder interessante und bedeutungsvolle Tat sache, daß die Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien eine an- verkennbarc Verschlimmerung erfahren haben. Eine Erklärung für diele Verschlimmerung zu finden, ist nicht schwierig, sie Et zweifellos in der Veröffentlichung des berühmten Memorandums zu finden, das Anfang dieses Monats in fünf Fortsetzungen in der „Rassischen Zeitung" er schienen ist. Von noch größerer politischer Bedeutung als die Ver schlimmerung der Beziehungen zwischen der Türkei und Bulgarien ist aber der Umstand, daß allem Anschein nach auch Deutsch land unter dem Eindruck der letzten Ereignisse die Geduld verloren bat, denn in den maßgebenden politischen Kreisen, die für die scheinbar nebensächlichen Erscheinungen ein seines Gefühl besitzen, glaubt man bemerkt zu haben, daß der gute Wille Deutschlands Bulgarien gegenüber und seine bisherige Tendenz des wohlwollenden Zuwartens im Schwinden begriffen sind. Irgend etwas ist jedenfalls geschehen, das die Beziehungen zwischen Deutschland und Bulgarien wesentlich verschlimmert bat. Dafür spricht schon die Veröffentlichung des Memorandums in der „Rassischen Zeitung", die, wenn auch nicht offiziös, so doch schon aus naheliegenden Politischen Gründen ein so hochwichtiges politisches Dokument, wie cs das bulgarische geheime Memorandum ist, nicht ver- öffentlicht haben dürste, ohne sich mit der deutschen Regierung vorher in Verbindung gesetzt und festgestellt zu haben, ob diese Veröffentlichung gerade im gegenwärtigen Augenblick den Interessen der auswärtigen Politik Deutschlands entspricht. General Nikypkorofs hat jüngst in einem Blatte, im Anschluß an die Erklärung aus der türkischen Botschaft in Berlin, erklärt, daß ihm von einer Kollektionote der Signatarmächtc an seine Regierung in Sofia nichts bekannt sei, daß er an eine solche auch nicht glaube, und daß, wenn die Pforte seiner Regierung etwas zu sagen habe, sie dies auf gründ der beiderseitigen guten Beziehungen direkt tun würde. Im übrigen be hauptete der bulgarische General, daß die bulgarische Bandenbewegung von Bulgarien aus längst aufgehört habe, und daß heute lediglich Griechen und Serben die Ruhestörer seien. General Nikvphoroff hat hier das ausgesagt, was ihm seine Regierung soufliert hatte, nnd was er selber nicht geglaubt. Wie wenig seine Behauptungen der Wahrheit entsprechen, Hot der Inhalt des geheimen Memorandums jenes hohen bulgarischen Beamten an seine Regierung bewiesen, dessen Veröffentlichung Bulgarien und nicht in letzter Linie Eng land gerade im jetzigen Augenblick recht unangenehm sein mag. Die Wahrheit ist, daß die Bulgaren bereits 1896, also lange bevor die Griechen und Serben überhaupt an Mazedonien dachten, den Plan Maßten, die Bulgaren in Mazedonien zu „befreien", oder richtiger gesagt Mazedonien zu annektieren. Zu diesem Zweck sind die ersten Banden direkt aus Bulgarien nach Mazedonien geschickt worden, und zwar durch das berühmte Aktionskomitee in Sofia. Ta das bulgarische Element in Mazedonien nur ungefähr ein Drittel der christlichen Bevölkerung aus macht, während die übrigen zwei Drittel Griechen und Serben sind, waren die Bulgaren bemüht, die ethnologischen Verhältnisse Maze doniens, soviel es anging, zu ihren Gunsten zu verändern. Sie haben zu diesem Zw-cke alle griechischen und serbischen Dörfer angegriffen, die Bewohner derselben durch die bekannten Greueltaten gezwungen, daS Exarchat anzuerkennen, was in diesem Falle einer Anerkennung der bul garischen Staatsangehörigkeit gleichkam. Sie haben überall in diesen Dörfern die bedeutendsten Männer, die Priester, Lehrer und Bürger meister getötet, und eS entstand ein Terrorismus, der zur Folge hatte, daß in den vier Jahren, wo die Bulgaren in Mazedonien vollständig noch Belieben hausten, ungefähr 150 griechische Dörfer gezwungen wurden, das Exarchat anzuerkennen. Tie anderen zwei beteiligten Länder: Griechenland und Serbien, haben vier Jahre lang keinen Finger gerührt, in der Hoffnung, daß die Großmächte in irgendeiner Form den Greueltaten ein Ende machen würden. Da dies nicht geschehen ist, hat die griechische Bevölkerung Mazedoniens endlich ebenfalls Banden gebildet, um Leben und Eigen tum zu retten, und von dem Moment ab verwandelte sich der einseitige Angriff der Bulgaren in einen Zweikampf, der damit endete, daß die Bulgaren den kürzeren zogen, weil sie weniger zahlreich sind als die Griechen. Um sich zu rächen, haben die Bulgaren dann die griechischen Städte in Lstrumelien, also in ihrem eigenen Lande, vernichtet, nnd zu alledem haben die Großmächte geschwiegen. Das ist jetzt noch die Lage der Dinge. Inzwischen haben sich die Großmächte an den berühmten Ar tikel Ikl des Mürzsteger Vertrages erinnert, der vorsieht, daß die Großmächte zu einem „späteren Termin" die ethnologischen Verhält nisse Mazedoniens untersuchen, um nach diesen Verhältnissen eine eventuelle Ncueintcilung Mazedoniens vorzunehmen. Es fragt sich nur. nach welchem „Ftatrig guo" diese Einteilung zu erfolgen hat. Tie Bulgaren wünschen, daß für die Einteilung der Ktrstris quo jener Zeil gewählt wird, wo sie den Griechen die 150 Dörfer abgcnommen und dem Exarchat angegliedert haben. Wir wünschen, daß der Ktntrm >>ua nnta zur Grundlage dieser Einteilung genommen wird, also der Stand der Verhältnisse, bevor die Tätigkeit der bulgarischen Banden eingesetzt bat. Wir sind aber auch zufrieden, wenn der gegenwärtige Status anerkannt wird, denn wir haben mittlerweile die Bulgaren aus fast sämtlichen griechischen Dörfern, die sie uns seinerzeit geraubt Haben, wieder verjagt. Daß auch die Großmächte bis vor kurzem auf dem Standpunkt standen, den Ktutri.-« guo ant« zur Grundlage der Neucinteilung zu nehmen, beweist die Note, die im vorigen Jahre un Anschluß an den Wiener Besuch des russischen Ministers des Acußern ausgegeben wurde. Bulgarien hat es mittlerweile in geschickter Weise verstanden, bei den Großmächten den Glauben zu erwecken, daß cs mit allen ihm zu Verfügung stehenden Mitteln die Tätigkeit der bulgarischen Banden in Mazedonien unterdrücke und sich ganz den Vorschlägen der Groß mächte anschließen wolle. Nun aber zeigt die Veröffentlichung des ae- heimcn Memorandums, daß Bulgarien und seine Gönner in der An- gelegenheit ein falsches Spiel spielen und daß, wie aus dem Memo randum mit unmißverständlicher Klarheit hervorgeht, Bulgarien in der mazedonischen Frage, vielleicht, ohne cs selbst zu fühlen, ein Werk zeug anderer ist. Man bat davon gesprochen, haß die Großmächte eventuell eine Kollektivnote an die Balkanstaaten m der mazedonischen Frage richten werden, ich glaube nicht, daß das geschehen wird, denn es wäre voll ständig, unnütz. Die Griechen und Serben Mazedoniens werden sich verteidigen, so lange sie angegriffen werden, und sie denken henic weniger als je daran, diesen Standpunkt aufzugeben, nachdem sie durch das geheime Memorandum über die wahren Absichten Bulgariens in sc unzweideutiger Weise aufgeklärt wurden. Wenn die Großmächte wirklich wollen, daß in Mazedonien Ruhe wird, daß die Greueltaten dort aufhören, dann werden sie diesen Willen in Sofia mit dem ent sprechenden Nachdruck zur Geltung bringen müssen; denn nur böser Wille kann heute noch im Zweifel darüber sein, wo der Störenfried Mazedoniens, der bei der Lage der Tinge eine Gefahr für die ganze europäische Politik bedeutet, zu suchen ist. Volksrvirtseha ftliehe Arbeiter- Ausbildttngskuvse. Einen volkswirtschaftlichen Arbeiterausbildungskursus, wie er vom Geiamtverband Evangelischer Arbeitervereine Deutschlands im Jahre 1904 in Berlin und im vorigen Jahre in Posen veranstaltet wurde soll im Frühjahr 1909 von dem sich zu diesem Zwecke besonders gebildeten Ausschuß für soziale Ausbildungskurse in Leipzig veranstaltet werden. Zu diesen Kurien sollen geeignete Mitglieder der auf nationalem Boden stehenden Ärbeitnehmerorganisationen herangezogen werden. An der Spitze des Ausschusses steht der nationalliberale Reichstagsabgcordnete Instizrat Tr. Junck-Leipzig, außerdem haben sich namhafte Männer aller Stände und Parteien diesem Ausschuß angeschlossen, die gcnnllt sind, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften die Lache zu fördern. Dem Unternehmen liegt die Aulfassung zugrunde, daß es zur Ueberwindung der bestehenden sozialen Schwierigkeiten vor allem darauf ankomme, innerhalb der Arbeiterschaft selber für Verbreitung unparteiischer volkswirtlchaftlicher Kenntnisse zu sorgen und einzelne Männer heranzubilden, die dann im Stande sind, sich im öffentlichen Leben zu betätigen, und die nötigen Kenntnisse besitzen, falschen, ein- festigen und verbitterten Darstellungen von sozialdemokratischer Seite enkgegentreten zu können. Es ist notwendig, daß den auf nationalem Boden stehenden Arbeitnehmerorganisationen geeignete Leute mit volkswirtschaftlichen Kenntnissen ausgebildet werden, da die Erfahrung gelehrt hat, daß die wenig geschulten Sekretäre nicht imstande sind, die vorhandene Arbeit zu leisten, es ist vielmehr notwendig, daß den ein zelnen Lrtsvereinen dieser Organisationen Männer ausgebildet wer ben, die die vorhandene Vereinsarbeit erledigen können. Bisher war cs oftmals so, und das gilt ganz besonders von den konfessionellen Arbeitervereinen, daß die Arbeit in diesen sozialpolitischen Vereinen :n überwiegendem Maße auf Schultern von Nichtarbeitern lag. In der letzten Zeit ist der Wunsch bez den Arbeitern immer lebhafter geworden, die Zügel der Bewegung in die Hände von Männern zu legen, die dem gewerktätigen Volke angehören. Man will dadurch besonders ver hüten, daß das Hineintragen von Parteipolitik in die nationale Ar beiterbewegung vermieden wird, die nationalen Gewerkschaften halten cs für ihre erste Pflicht, die wirtschaftliche Lage ihrer Mitglieder zu heben. Die Lehnsucht nach einer Arbeiterbewegung, die nicht ihre parteipoliti schen Ziele, sondern in erster Linie das wahre Wohl der Arbeitcrickaft im Auge hat, wird täglich größer. Tie nationale Arbeiterschaft der Neuzeit wünscht neben unterhaltenden Zwecken eine Aussprache und ein ge- klärtes Urteil über die realen Fragen der Sozialpolitik, die ohne aus reichende Sachkenntnis der an der Spitze stehenden Führer nicht mög lich ist. Ganz besonders ist es notwendig, daß die gegenwärtige Zeit, die für die nationale Arbeiterbewegung äußerst günstig ist, mehr aus genutzt wird, um so die Stoßkraft und das Wachstum vieler Bewegung zu fördern. Eine Aufklärung in wirtschaftlichen und politischen Fragen tut unserer deutschen Arbeiterschaft dringend not, und die Hoffnung, die Arbeiterbewegung in gesunde Bahnen zu lenken, läßt um so verheißungs voller arbeiten, da ein politisch gutaeschultes Volk auch ein wirtschaftlich leistungsfähiges sein wird. Die Arbcitermassen werden mithesten, das Ansehen unserer Nation zu heben, wenn ihnen das Verständnis über die inneren Schwierigkeiten unseres politischen Lebens beigebracht wird, und sie werden mithelfen in Ruhe und Besonnenheit an der Umgestaltung mit zu arbeiten. Wir Deutschen sind ein wachsendes Volk und aus diesem Grunde haben wir eine wachsende Arbeiterbewegung, deswegen ist es notwendig, daß We§e angebabnt werden, die es dem Bürgertum und der Arbeiterschaft möglich machen, miteinander mehr Fühlung zu halten und die Arbeiter aus solche Weise zu praktischen Mitarbeitern an der Volkswvhlfahrt herangezogen werden. Diese volkswirtschaftlichen Arbeiterausbildungskurse sollen mehrere Jahre nacheinander wiederholt werden, auf diese Weise soll ein Stamm von Männern herangcbildet werden, die ein klares Verständnis für die wahren Interessen des Ar beiterstandes haben und die versuchen, ihre Bedürfnisse im Gegenwarts staate zu befriedigen. An die Bürgerschaft Sachsens wendet sich der Ausschuß für soziale Ausbildungskurse mit der Bitte, dem Unternehmen das weitestgehende Interesse und finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen. Von der Ueberwindung der sozialdemokratischen Partei und der in diesem Fahr- wasser schwimmenden freien Gewerkschaften hängr die Zukunst unseres Volkes ab. Die volkswirtschaftlichen Arbeiterausbildungskurse werden eine sichtbare Wirkung ausüben, und gegenüber einem bloßen Beklagen der verworrenen Verhältnisse in unserem Volke bedeuten diese Kurse eine positive Tat. Beiträgestiir den Ans'chnß nimmt Herr Direktor Gustav Basienge, Leipzig, Pfaffendorfer Straße 31, oder die Allgemeine Deutsche Eredit- Anstalt, Abt. Becker K Co., Leipzig, Hainstraße 2, an. — Tie Geschäfts stelle des Ausschusses für soziale Ausbildungskurse befindet sich Leipzig, Grimmaischcr Steinweg 15, H. Die Franzosen über Eulenburg. Wenn wir hier die Beobachtungen unseres Pariser Korrespondenten über die Wirkung des Eulenburg-Prozesses in Frankreich wiedergeben, so soll damit nur die Uebermittelung des Eindrucks bezweckt werden. Eine Identifizierung mit den darin zutage tretenden Ansichten ist nicht beabsichtigt. lVon unserem Pariser I-.-Korrespondcnten.) Paris, 19. Juli. lieber den Eulenburg-Prozeß urteilt fast die gesamte französische Presse in der schärfsten Weise; sie hat sich seit dem Beginn der Harden-Affäre immer ausführlich^ über den deut- scheu Skandal berichten lassen. Aber man sah nur ungern in Pariser politischen Kreisen, wie sich die Dinge zuungunsten des Fürsten Eulen burg wandten. Man hat nicht vergessen, daß er seinen Einfluß für bessere dcutsch-französifche Beziehungen aus geübt bat, und daß er cs war, der den Botschaftsrat Lccomte in die Nähe des Kaisers brachte, und während der schlimmsten Zeit der Marokkokrise so ausgezeichnet unterrichtete, daß der Ministerpräsident Rouvier dem Botschafter. Fürsten Radolin, eines Tages sagen konnte, die persönlichen Aeußerungen des Kaisers stünden im Gegensatz zu der unnachgiebigen, drohenden Haltung des Auswärtigen Amts. Der „Temps" gab damals offiziös wieder, was dem Quai d'prsay dank der vortrefflichen Beziehungen deS Botschaftsrats Lecomte als persönliche Ansicht ocS Kaisers mirgeteilt worden war. Man erinnert sich, oaß der Botschaftsrat von Harden deutlich derselben Sittlichkeitsvergchen an geschuldigt wurde, wie Eulenburg und Moltke, und daß selbst im ersten Prozeß wiederholt de: Name Lecomtes genannt wurde, was in Paris derartig verstimmte, daß geharnischte Artikel über die Nachlässigkeit deutscher Richter erschienen, die es versäumten, den Namen eines akkre- ditierten fremden Diplomaten zu schützen, und daß Lecomte von seiner Regierung schmeichelhafte Auszeichnungen erhielt. Dafür, daß Fürst Eulenburg der diplomatischen Aktion Frank reichs im Jahre 1905 bewußt oder unbewußt große Dienste leistete, darf cr sich heute in Paris einer sehr guten Presse rühmen. Der „Figar o" z. B. schreibt: „Man hatte nicht den Mut, länger diesen Eulenburg- Prozeß fortzusctzcn, dessen Berichte die Zeitungen mit Schmutz er füllten. Es war Zeit! Nie hatte man gegen den schänd lichsten Mörder oder den gefährlichsten Einbrecher mit größerer Graufamkeit Verfahren, da man sich nicht scheute, ein Spital in einen hohen oder niedrigen Gerichtshof zu ver- wandeln, damit keine Tortur dem Sterbenden erspart bliebe, den man auf seinem Bett vor die Richter zerrte. Jene unter uns, die in diesem Prozeß nur eine widerliche Jittenaffäre scrben und die über diesen deutschen Skandal bis in die Revuen der Casökonzerle hineinrriumphicr- ten, sind sie auch sicher, sich nicht getäuscht zu haben? Es wird freilich nie möglich sein, sich über den scheinbaren Hintergrund dieser Verhand lung und über die Realität der Verschlungen oder Laster zu äußern, die übrigens ebensosehr die Verworfenheit der Ankläger wie des An geklagten bekunden würden. Aber das ist nur der Vorwand zum Prozeß, dessen kann man sicher sein. Wenn Herr .Harden plötzlich vor drei Jahren Vergeben krankhafter und schändlicher Leidenschaften ouSsprach, die vor mehr als dreißig Jahren verübt wur- den, und die er mit einem verdächtigen Zeugen öffentlich dem Fürsten vorwarf, dann geschah es, weil die Politik des Fürsten Eulenburg die Politik der Protektoren des Herrn Harden genierte Vor allem seit drei Jahren, d. h. seit den Zwischenfällen, die in Marokko so geschickt ersonnen wurden, um einen Konflikt zwischen Frankreich und Deutschland herbeizuführen, hatte der friedfertige und versöhnliche Einfluß des Fürsten Eulenburg und seiner Freunde bei Kaiser Wilhelm die herausfordernden kriegerischen Pläne jener Per sönlichkeiten unschädlich gemacht, bei denen Herr Harden seine Weisungen zu holen pflegte. Tie Ansichten des Fürsten waren für sie um so sürch- tcnswerter, als sie den Ansichten des Kaisers selbst entsprachen. Von da rührt diese ganze geschickte Kampagne mit Anklagen und Prozessen her, in die man, in der Hoffnung, uns sicher zu treffen, sogar den Rat unserer Botschaft, Herrn Raymond Lecomte, zu verwickeln suchte. Tas Komplott war bewunderungswürdig ausgeheckt. Indem man den Fürsten Eulenburg in seiner Ehre angrift, schied man ihn aus der Freundschaft aus, die der Herrscher für ibn hegte, und man zerstörte seine nachgiebige Politik gegen Frankreich. Tas Ziel ist erreicht! Tiefe von den politischen Leidenschaften der Männer weit mehr als von ihren Lastern verursachten Skandale wiederholen sich immer, wenn der politische Niedergang einer Aristokratie beginnt. . . . Eulenburg war in der ersten Reihe unter den Freunden. Als Botschafter, als Relsegenosic und alS im Rate gern gehörter Favorit. Die .Hochzeit seines L-okncs wurde aus Befehl Seiner Majestät ein wahrhaftes Fest des ganzen Reichs. Als der Fürst während einer Jagd 1903 erkrankte, wurde cr vom Kaiser selbst in einem besonders beorderten Ertrazug nach Berlin zurückgcbracht. An dem Tag, wo ohne jeden Uevcrganw ohne jeden Beweis, Herr Harden ihn plötzlich wahrhaft monstrisier Vergehen an- schuldiot, die dreißig Jahre vor Beginn dieser Freundschaft geschehen sein sollen, stürzt alles zusammen. sEs folgen Angriffe auf den Kalter, weil er Eulenburg nicht beschützt habe.I Wenn die Macht finkt, steigt die Anarchie, und mit der alles au ^lösenden Anarchie der neidische und haßerfüllte Sozialis mus, der die Gesinnung und die Heere zerstört, und der der Vorläufer aller Niederlagen ist." Ter „Figaro" übertreibt. Wenn auch jeder^im Ausland lebende Deutsche es beklagen wird, wie ungeheuer der Skandal dem Ansehen des Reiches geschadet hat, so darf man auch den Schluß ziehen, ent gegengesetzt dem Urteil des ,,Figaro", daß nach einem vorüocrgegange- ncn gründlichen Gewitter die Luft reiner ist, die Menschen kreier aiw.en und die guten Kräfte der Gesellschaft in neuer Sammlung zu Neuem fähig sind. Im „Motin" sagt Harduin ähnlich dem „Figaro" daß der Prozeß unter den empörendsten Bedingungen stattgenlnven stabe, weil man einen Mann, der von einem Schlaganfall bedroht kei, trotz aller ärztlichen Urteile au» die Folter eines endlosen Verhörs gespannt bade. Tie Aussprüche der Zeugen wären vollkommen zu mißachten, da sic genau wie der Fürst das ihm vorgcworfcnc sittliche Vergehen sich batten zuschulden kommen lassen. Das wahre Verbrechen Eulenburgs wäre
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