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Gegenden, Land und Leute sowie die Orte in Bluthe und' Schlittenfahrten sind das Allerneueste auf dem Gebiete Bahn doppelt interessant. Die Probefahrt verlief sehr gut. sden. In diesen Tagen fiel ein 9 Jahre gefahr bewickle Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe bei Mickten die silberne Lebens 2. wegen der mil Uebertegung ausgeführten Tödtung des Favnkwästters Prcusch. Bezüglich der mitangeklagten Ebmau verkannte der Staatsanwalt nicht, daß diese unter der Gewalr des Mannes stand und möglicherweise dessen w llcnloüs Werkzeug gewesen sei. Anderenfalls habe sie — Dresden, 8. Dezember. Dem Sächsischen Vereine des evangelisch-lutherischen Gotteskastens ist von dem hier im September verstorbenen Kaufmann Karl Gott lob Siedel, der beinahe 25 Jahre die Kasse des Vereins geführt hat. ein Vermächtniß von 2000 Mark überwiesen worden Den Vorsitz im Vereine hat an Stelle des in Plauen verstorbenen k. sm. Lehmann Pastor Or. Ahner in Leipzig-St. Johannis, das Kassireramt aber der Sohn »brr noch Mittel gehabt, sich vor ihrem Maune zu schützen; sie lei also schuldig: 1 nach Begehung des Mordes dem Thater wissentlich Beistand geleistet zu haben, um ihm dir Vorlhcile des Bei brechens zu sichern; 2. ihres Vor- stheils wg n eine Sache, von der sie wußte, daß sie durch eine ttratbare Handlung erlangt ist, den goldenen Finger ring drs Pratsch, an sich gebracht zu haben. Bei dem ! erdrückender Belastungsmaterial, das gegen Lerch zu- Jammengehäust war, konnte der Vertheidiger, Rechtsanwalt s Or. Knoll, nur darauf Hinweisen, daß vielleicht nur Vör ¬ des obengenannten Kaufmanns Siedel, hier, Neumarkt 12, übernommen. Zum Stellvertreter des Vorsitzenden wurde Regierungsrach Götz hier gewählt. — Dresden, 9.Dez. Neuerdings war wieder ein mal die Nachricht anfgetaucht, Prinz Max von Sachsen habe sich vor Zeugen verpflichten müssen, im Falle des Aussteibens seiner Familie den Pricsterstand aufzugeben und zu heirathen. Dem klerikalen „Deutschen Volksblatt" in Stuttgart, das seinen Zweifel an der Meldung aus gesprochen hatte, schreibt nun der Prinz selbst: Die Nach richt ist eine Ente von Anfang bis zu Ende, und das können Sie als von mir kommend veröffentlichen; davon ist nie die Rede gewesen. Solches würde die Kirche nie erlauben und ich nie beschwören. Es kann das höchstens daraus entstanden sein, daß ich am Tage meiner ersten heiligen Messe auf die Thronfolge verzichtet habe bis auf den Fall des gänzlichen Aussterbens der Familie. — Dresden. Das hiesige Schwurgericht verurtheilte, wie wir bereits in letzter Nummer in einem Theil der Auflage mittheilten, den früheren Gutsbesitzer, nachmaligen Strapenbahnwagenführer Lerch aus Löbtau, der bekanntlich stiuen vermögenden Uutermiether aus Habsucht ermordet u, d dann gräßlich verstümmelt hatte, wegen Mordes, Meineids und Unterschlagung zum Tode, ferner zu 5 Jahren 4Monmen Zuchthaus, dauerndem Verlust der Ehrenrechte, außerdem wurde er für dauernd unfähig erklärt, unter Eid vernommen zu werden. Frau Lerch erhielt wegen Hehlerei 3 Monate Gefängniß, welche als verbüßt gelten. Der Staatsanwalt sagtein seinem Plaidoper u. a. Folgendes: Urber zwei der schwersten Verbrechen, Meineid und Mord, welche aus Geiz und Habsucht geboren wurden, sollen die Geschworenen urtheilem Jahre laug liegen die Verbrechen zurück, und jetzt, als Lerch die Früchte seiner Verbrechen ,u genießen hoffte, muß er Alles wieder hergeben, vielleicht sogar das Leben. Dann beleuchtete der Staatsanwalt in eingehender, packender Weise die Einzelheiten der Anklage. Bezüglich dec Tödtung könne kein Zweifel mehr sein, daß sie mit UebeOegung ausgeführt sei. Zn der Ucberleguug müsse man kommen, wenn man dis sorgfältig getroffenen Vorbereitungen zum Morde und die kaltblütig überlegte im Verfall oorgeführt, während die 3. Abteilung mit der Automobile und gestalten den Betrieb einer gleislosen den vielen Waisen-, Kranken- und Erziehungsanstalten der " ' " ' " , verschiedenen christlichen, namentlich evangelischen Mustonen uns bekannt machte; die Eclösttkirste zu Jerusalem, dmch Kaiser Wilhelm II. erbaut und geweiht, zeigte d^sSstlutz- bild. Was ist aber eine Reise im fremden Laud ohne Führer? Da war es Herr Lehrer Richter, der uns in der ihm eigenen klaren, deutlichen und veritändnißvollen Sprache nicht nur Weg und Steg zeigte, sondern besonders die Beziehungen der Bilder zu der ältesten G-schichte und zu der Zeit hervorhob, in welcher unser Heiland dort ge wandelt — und gestorben ist. Für seine Aufopferung und Mühe sei auch hier Herrn Lehrer R chter Dank ge zollt. Einen erhebenden Eindruck brachten die bei einigen Bildern eingelegten musikalischen Begle'tunaen. Wenn nun schon im ersten Theile Frl. Springsklee in einer Dekla mation: „Das Märchen vom Glück" in erg-eisend edier Sprache verstand, Herz und Gemülh der Zuhörer zu be wegen, so war ihr dies in dem persouifiz rteu, dramatisch wunderbar schön gezeigten Bilde „das alte Iahe" vollendet gelungen; die Vorführung des „neuen Jahres" durch Frl. Springsklee je reihte sich der vorigen würdig an. Dem werthen Schwesternpaare wärmsten Dank! und Wuder- kommen! Die eingefügten allgemeinen Gffänge gaben dem Ganzen ein feierliches Gepräge. Wie wir am Schluffe vernahmen, wird den 18. Januar 1903 noch ein patuonscher Volksunterhaltungsabend folgen. Dem „Gemeinnützigen Verein" und seinem verdienstvollen Leiter aufrichtigen Dank und — Prosit Neujahr! — Wie rettet man einen durch Frost Erstarr ten? Wie der Sommer durch Ertrinken, so fordert jeb r Winter durch Erfrieren zahlreiche Opur. Hat man weil im Schnee zu waten, so fällt einem freilich j der Tnti durch den sich anballenden Schnee bleiern schwer. Die Müdigkeit nimmt zu mit jedem Fußheben. Ein geichüötes Plätzchen hinter einem Strauche kommt einem fast traulich vor. Man läßt sich nieder, um nur ein wenig Kiäfte- sammlung dem ermüdeten Körper zu gönnen, und wie wohl thut die Ruhe! Eine Schneewehe schützt vor dem schneidenden Wind. Der ermattete Leid will sich erholen, das Schlafbedürfniß stellt sich ein, und man schlummert fest, aber — in den Tod hinüber. Der schwitz noe, fast dampfende Körper wird von der eisigen Kälte eingenommen. Keine Bewegung unterstützt die Leideswärme, uno schließlich st ein Herzschlag die Folge. Gut, wenn der Schläfer bald gesunden wird, denn durch Frost schon gäuzl-ch er starrte Menschen können oft wieder ins Leven zurückgerufen werden, nur muß dieses ganz allmählich geschehen. Mau bringt den Erstarrten in ein kaltes Zimmer, packt oen entkleideten Körper in Schnee oder steckt ihn in eiskaltes Wasser. Dann reibt man ihn trocken und brmg! ihn in eintreten. Zuletzt wird heißer Thee oder Glühwein gereicht. Erzeugung des Schweißes bringt die Heilung — Grumbach. Hier warf der Handarbeiter Karl Paul Thieme achtlos ein glimmendes Streichholz weg, das in eine Grube fiel unv das darin befindliche -siroh in Braud setzte. Der Tragweite seiner Haudlungswelie war Th. sich nicht bewußt bei Begehung seiner Timt. Er hat die fahrlässige Brandstiftung mit3Lagen Gffäag- niß zu sühnen. — Dresden. Mit Genehmigung Sr.Majestät des Königs ist dem Pionier der 3. Kompagnie des l. Pionier- Bataillons Nr. 12, Franz Otto Julius Jäger in Dresden, für die von ihm am 19. Juli 1902 unter eigener Lebens unterputzt wie einen Schuljungen. Und allgemach gewinnt neben der Belnstigung über diesen Auftritt auch sein gutes Herz, die Scham in ihm Raum. „Na ja," sagte er, noch halbgrolleud, doch etwas kleinlaut, „ich geb es ja zu, ich war 'n bischen barsch. Du kommst her, Junge, hast Dein Schmerzensgeld!" und er zieht einen blanken Thaler aus der Börse. Verlangend sehen die Kinderaugen auf das Geldstück; da aber heb sich die Hand der jungen Dame und legt sich fest an seinen Arm. „Halt!" sagt sie auf französisch, damit das Kind nicht versteht, was sie spricht. „Das wäre Thorheit, wenn der Vater so roh ist, den Jungen zu schlagen, weil er nicht genug heimbringt, so wird er es auch fertig bringen, das Geld in Schnaps anzulegen. Damit hätten Sie der armen Frau und den Kindern schlecht gedient. Wenn Sie es vermöchten, mir trotz meiner vermeintlichen Unart das Geld avzuvertrauen, so würde ich den Jungen mit mir nehmen, Eßwaaren und vielleicht etwas sonst Notwendiges einkaufen. Freilich weiß ich ja nicht, ob Sie . . . ." und sie senkt die Augen; ihr erscheint ihr Ansinnen vielleicht selbst etwas zu kühn. Franz Ferdinand Seibold aber betrachtet ihr frisches Gesicht, das, noch eben so energisch, ihm jetzt unter der Röthe der Befangenheit noch liebreizender erscheint, mit heimlichen Wohlgefallen. Wer sie wohl sein mag? (Schluß folgt.) Vaterländisches. Wilsdruff, 10. Dezember 1902. — Wir verfehlen nicht, auch an dieser Stelle noch mals darauf aufmerksam zu machen, daß kommenden Freitag zum Besten der Errichtung einer Gemeinde diakonie im Hotel goldner Löwe Theater stattfinset. Zur Aufführung gelangt das 4aktige Lustspiel von Roderich- Benedix „Der Störenfried", ausgeführt von Mitgliedern der Liedertafel. Eintritt für Saal 50, Gallerie 30 Pfg., ohne der Müdthätigkeit Schranken zu setzen. Nach dem Theater findet für die Besucher Ball statt. Scbon um des guten Zweckes Willen sollte es sich Niemand nehmen lassen, durch seinen Besuch sein Theil zu dem edlen Werk beizutragen, anderntheils bürgt aber auch der Erfolg bei Erstaufführung dieses Stücke, in hiesiger Liedertafel dafür, daß Jedem ein genußreicher Abend bevorsteht. — Der heutigen Gesammtauflage unseres Blattes liegt ein Prospekt des Manufaktur- und Modewaarenhauses Eduard Wehner, hier, am Markt, bei, worauf wir noch besonders aufmerksam machen. — Am vergangenen Sonntage hielt der „Gemein nützige Verein" für diesen Winter den 2. (im Ganzen den 8.) VolkSunterhaltuugSabend ab. Die große Zahl der Theilnehmer bekundete wieder, daß diese gemeinnützige edle Sache ein allgemeines Interesse verdient, namentlich bei denen, die als minder- und unvermögend weite Reisen ebenso wie die Beschaffung von Schätzen der Kunst und Litteratur sich nicht bieten können. Wie viel Gutes und Schönes wurde wieder in prächtiger Weite dargeboten und wie ist es dankend anzuerkennen, baß immer mehr geeig nete Kräfte sich wohlwollend herbeilassen, das edle Werk der Volksbildung zu unterstützen. Die Herren Lehrer Geißler und Leuschner hatten es gütigst übernommen, die dankbaren Zuhörer mit Gesangs- und Klaviervorträgen zu erfreuen. Reicher Beifall wär der wohlverdiente Lohn, welcher ebenso dem Mannerchor „Anakreon" zu theil wurde für den gar wacker gesungenen Chor von Reißiger „Die Heere blieben am Rheine stehn". Hier möchten wir die Bitte anfügen: Kehre wieder, du biederer Männerchor! Vielleicht lassen sich auch andere werthe Chöre noch für die gute Sache erwärmen. Den Haupttheil des Abends bildete: „Eine Wanderung durch das heilige Land" in kolorirteu Bildern mit erklärendem Text, 3 Abtheilungen. Die an sich schon prächtigen Bilder kamen durch einen neuen Lichtapparat (Skioptikon) zu einer solchen lebens- wahr, in Personen lebensgroß-plastischen Darstellung, daß man Natur und Kunst kaum zu unterscheiden vermochte. In den ersten 2 Abtheilungen wurden uns die fruchtreichen . Beseitigung der Leiche bedenke. Der Staatsanwalt bc- eiu kaltes Bett unter fortwährendem A,otliren und künst-! autragte schließlich, bas „Schuldig" zu sprechen gegen Lerch: licher Athembewegung. Bei eiutrelender Besserung Messt wegen wissentlich fallch geleisteten Offenbarungscides; man allmähliche Erwärmung im Zimmer und im G irant " - .... sätzliche Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange vor- rettuugsmedaille mit der Befugniß zum Tragen derselben liegen könne. Der Vertheidiger der Lerch, Rechtsanwalt am weißen Band: verliehen worden. Müller v. Berneck, stellte seine Klientin als willenloses — Dresden. Auf der gleislosen elektrischen Bahn Werkzeug des Mitangeklagten hin und plaidirte auf deren Vom Arsenal nach Klotzsche - Königswald hat am So-.n-l Freisprechung, abend die erste elektrische Probe-Schlittenfahrt staitgctunden.f Dres" Hiermit steht Dresden an erster Stell', stobst der Dampsschifflmltestelle an der . Mtsnk. 60 Roman von ff. y. Schrewrrrhsfen. „Ja, jetzt kommt es mir auch ganz tböricht vor," ant wortete Antonie, der es gar nicht einfiel, die Sache einfach todt zu schweigen. Paul Cesarini war zugegen gewesen, und so meinte sie, mit ihm auch darüber sprechen zu können. „Ich hätte wissen sollen, daß solche Scherze nichts für ihn seien. Aber auf was kommt der Mensch nicht aus Langerweile!" Sie seufzte. Paul Cesarini spielte auf die nähere Bekanntschaft mit dem blonden Maler an. War er nicht oft genug da, um — „Ich glaube, ich habe ihn fast ein Jabr lang nicht gesehen, es ist das erste Mal, daß er uns einen Besuch macht," sagte Antonie, und ganz plötzlich war ihr, als könne Sievert ibr helfen, wenn er öfter käme. Warum hielt er sich so fern? „Onkel Erich ist auch so schrecklich ernsthaft," fuhr sie langsam fort. „Meine beiden Türken sind vor seinem bösen Gesicht weggelaufen, und was soll nun aus dem Künstlerfeste werden? Ich hatte mich so darauf gefreut, denn mein Mann geht sicherlich nicht hin, und ganz allein — das ist unmög lich!" Sie seufzte kläglich und sah auf die Straße hinab, wo soeben die Laternen angezündet wurden und breite weiße Lichtstreifen über den Weg aufzuckten. Pauls Augen ruhten unverwandt aus Antonies schönen Zügen. Wie war es möglich, daß sie freiwillig die'en steifen, mürrischen alten Mann zum Galten gewühlt hatte — denn in Deutschland wählt ja die Frau — Welcher Gedankengang mochte Antonie veranlassen, nach Carlo Salvi zu fragen? Carlo war oft in der Dämmerstunde gekommen und hatte mit seiner sanften Stimme italienisch und deutsch durcl* einander geredet, während Antonie ihm zugehört hatte, halb lachend, halb erzürnt, sich auch über ihn geärgert, ihn weg- ßeschickt und dann doch wieder auf ihn gewartet. Denn das Süße, das Geheimnißvolle in der Spraste der Leidenschaft ist unwiderstehlich, so lange es verhüllt, verschleiert bleibt. Und je unerfahrener ein Mädchen, desto verlockender klingt die'e Stimme. So batte Antonie gelauscht und dabei doch Carlo nicht geliebt — aber iebt fiel er ihr ein. „Carlo ist Novize im Kloster San Spirito bei Neapel," sagte Paul. „Novize! Will er geistlich werden?" fragte Antonie er staunt mit einem Erröthen und Erschrecken, über daß sie sich keine Rechenschaft geben wollte. „Wer? Von wem sprecht Ihr?" erklang Melanies Stimme neben ihr. „Von Carlo Salvi," antwortete Gras Cesarini für Antonie, nnd ging dem Hofincrsstall einige Schritte entgegen. Auch Antonie verließ das Fenster, und Alle gingen in den Salon zurück, wo die Lampen anoezündet waren und Erich mit Sievert sich über die Bilder unterhielt. Graf Cesarini erzählte, Carlo sei seit seiner letzten Reist ernst und verschlossen gewestn, auch gegen ihn, und doch seien sie wie Brüder znmmmen erzogen. „Wo?" Bei Ihnen zu Haus oder in Carlos Haus bei feinen Eltern?" fragte Antonie, die den ersten Eindruck von Pauls Nc strickt stbon wieder abaeschüttelt hatte. „Waren Sie immer zusammen oder nur auf einer Schule?" Der Hofinarschall runzelte die Stirn. Es schauderte ihn jedesmal bei Antonies neugierigen Fragen, die er ihr noch nicht batte abgewöhnen können. Paul nannte ein Jemiteninstitut, worauf sie weiter fragte, ob er denn zum geistlichen Stande bestimmt wäre, ob da« nicht schrecklich sei, ob er gern bei den Jesuiten gewesen, ob sie wirklich der Schilderung entsprächen, die man von ihnen mache. — „Antonie!" faote der Hosmarichall, der wie auf Kohlen stand. „Wir waren sehr, sehr glücklich, durch die ehrwürdigen Väter immer arn den richtigen Weg geleitet zu werden," sagte Graf Cesarini mechanisch, mit einer offenbar eingelernten Redensart. „Aber das trage ist nistt," rief Antonle, „ich meinte —" Mit eineni Blick aus den Hofinarschall, dessen wachsender Unmuth nur zu deutlich war, sagte Erich schnell: „Du we'ßt dost, Antonie, daß ein Thor mehr fragen kann, als zehn Weist beantworten können." Antonie lachte muthwillig auf. „Also bin ich ein Thor! Nun, das thut nichts, die Weisheit ist oft langweilig." Sie sah dabei den jungen Grasen herausfordernd an, der ihr jede noch so indiskrete Frage gern verzieh und sich gelobte, sobald wie möglich wieder herzukommen. Als er sich empfohlen hatte, brachte Erich endlich stine Einladung zum Künstlerfeste an, die vom Hofmarschall sehr entschieden abgelehnt wurde. „Es ist kein Boden, auf dem ich mich gern bewege," sagte er kurz. Erich versicherte, die allerhöchsten Herrschaften hätten ihr Erscheinen in Aussicht gestellt. „Da ich nicht zum Gefolge gehöre, liegt für mich kein Grund vor, hinzugehen," war des alten Herrn Antwort. „Aber — die Damen vielleicht," bemerkte Sievert schüchtern, der die alte Bewunderung für Melanie wieder empfand und die frühere Verwirrung unter ihrem Blick über sich kommen suhlte. „Ich möchte so gern hingeben," rief Antonie, und zugleich sagte Melanie langsamer: „Ich werde wohl hingehen." „Die Damen meines Haust? bleiben dem Feste selbst- verstän lich ohne mich fern," sagte der Hofinarschall mit einem unzufriedenen Blick auf Sievert. Antonie ward roth nnd trat an ihn heran. „Bitte, lasse uns doch mit Onkel Erich hingehen! Ich habe die hüstche Toilette, und wo soll ich sie sonst anziehen?" Da der Hof- mar'stall that, als höre er ihre Worte nicht, fügte sie in ausbrechender Bitterkeit hinzu: „Gönne mir dieses eine Fest, hernach kannst Du mich ein sperren, wenn Du willst, und ich will wie ini Kloster leben."