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Zweites Blatt. «Mit » 8ilÄW Tharandt, Massen, Sieöenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt Pr die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruffs sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Huhndorf, -Raufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnfertionspreis 15 Pfg. pro viergespaüene Lorpuszeile. No. 14K. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdrun. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daielbst. Sonnabend, den 13. Dezember 1662. 61. Javrg. Zum III. Advent. Luk. 14. l7: Kommt, denn es ist Alles bereit. Wie dringend ist es doch unserm Gott um unsere Seligkeit zu thun! Wie unermüdlich ist sein Liebeseifer, mit dem er uns nachgehtl Wie freundlich ist er gegen uns arme verlorene und verdammte Sünder, die seinen Zorn zeitlich und ewig verdient haben! Sieht es nicht aus, als könnte er ohne uns nicht leben, als verzehrte sich sein Herz in Sehnsucht nach uns! Ja, so ist es Dem allemal das Herze bricht, wir kommen oder kommen nicht. Kommt, denn es ist Alles bereit! Seit wann ist's denn so, daß wir nur zu kommen und das Bereitete zu nehmen brauchen? Seil der Stunde, wo Jesus am Kreuze gerufen: Es ist vollbracht! Seitdem ist Alles bereit. Was ist denn bereit? Alles, was du durch die Sünde verloren hast, hat dir dein Heiland wieder erworben durch sein heiliges, theures Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben: Statt des Vaters Zorn des Vaters Liebe, statt der Entfremdung von Gott die Gemeinschaft mit Gott, statt der Knechtschaft des Teufels die herrliche Freiheit der Kinder Gottes. Du kannst nun kommen aus dem Tode zum Leben, aus der Finsterniß zum Licht, aus der Gewalt des Satans zu Gott. Es ist Alles bereit, Was du zu deiner Seligkeit bedarfst, was zum Eingang in den Himmel gehört. Alles ist bereit — auf daß sie feine Entschuldigung haben. Denn es ist bereit für alle. „Kommet!" so lautet die Einladung. Da ist keine Ein schränkung. „Wen da dürstet, der komme." Damit sich keiner beklagen dürfe, für seine Bedürfnisse wäre nicht ge- sorgt! keiner denken dürfe: Für andere ist's wohl bereit, aber für mich nicht! Gott ist es, der da ladet, nicht ein Mens», damit nicht etwa Jemand sagen könne: So schön der Gnadenruf klingt — ernstlich gemeint ist er doch nicht! Nein, was Gott zusagt, das hält er gewiß. Gott hat Rntome. 51 Roman von ff. v. 8»feiver5ffsken Vielleicht halte der Honnarickall nachgegeben, wären sie allein gewesen, jetzt schien es ibm ganz gegen seine Wurde. Auch reizte cs ibn, Erich und Sievert, welche Zeugen des Aus tritts über die Toilette Anton es gewesen waren, zu beweisen, daß er zu befehlen wisse und seine Gattin gehorchen muffe. Er neigte seinen Ileinen Kops etwas und sagte langsam: „Man sperrt nnr Kinder ein, die noch nicht wissen, was sie thun dürfen oder es nicht wissen wollen, ein Fall, der nickt in Betracht kommen kann. Will Gräfin Melanie der Auf forderung ihres Oheims folgen, so habe ich nichts dagegen zu sagen." „Er ist doch auch mein Onkel, ich kann ebenso gut mit ihni gehen," rief Antonie mit blitzenden Augen und glühenden Wangen. „Für Dich sind die Wünsche Deines Gemahls bestimmend." Der Hofmarschall reckte sich in die Höhe, um auf Antonie herab zu sehen — ein sehr vergeblicher Versuch — und sah sie streng an. „Du bist verheirathet." „Ja, leider!" sagte Antonie laut und schritt zur Thür. Im Hinausgehen begegnete sie einem so erschrockenen und be stürzten Blicke Sievert, daß ihr erst zum Bewußtsein kam, was sie gesagt und welchen Eindruck ihr Ausruf gemacht hatte. Erich versuchte vergebens, des Hofmarschalls Widerstand zu besiegen. „Ziehen Sie die Zügel nicht zu straff an, lieber Hof- marschall! Antonie ist wie ein junges, feuriges Pferd, daß der strengen Hand noch ungewohnt ist und sich dagegen auf lehnen möchte." Erichs Besorgniß über die möglichen Folgen war unverkennbar. Ein harter, fast grausamer Zug zeigte sich auf dem Gesicht des alten Herrn. „Antonie weiß, daß unsere Ver bindung nicht leichtsinnig wieder gelöst werden kann, und es kommt nur darauf an, ihr einen festen, entschiedene» Willen ein großes Abendmahl bereitet, groß genug, um eine hungernde Welt davon satt zu machen, und Speisen werden dargeboten, welche nicht für einen Tag, nicht für ein Jahr, sondern für die Ewigkeit Kraft geben. Kommt! Wieder und wieder ergeht der Ruf. Sollte man nun nicht denken, die so dringend und freundlich Ge ladenen kämen nun in Schaaren? In der Welt soviel Armuth und Mangel, Hunger und Blöße. Und Gott hat in Jesu so süßen Trost bereitet, daß es Alle erfahren und bekennen sollen: der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln. In der Welt ist soviel Sterben und Verderben. Wer aber zu ihm kommt und glaubet an ihn, der wird leben ob er gleicb stürbe. In der Welt soviel Heimath- losigkeit und Pilgrimschaft,TrennungundTrennungsschmerz. Aber Jesus ist yingegangen, daß er uns die Stätte bereite, wo keine Trennung mehr ist, kein Leid, Schmerz und Ge. schrei. Warum muß es denn auch heute noch heißen: Ist noch Raum da!? Ist das nicht ein furchtbarer Vor. wurf, daß die Erde die Menschen mehr fesselt als das Mahl, das Gott der Welt zum Leben bereitet hat? Daß den Menschen die trügerische Liebe dieser Welt lieber ist als die treue wahrhaftige Liebe Gottes in Christo Jesu? Daß sie lieber in dem löcherichten Kleid der eigenen Ge rechtigkeit einherwandeln, als indem Schmuck und Ehrenkleid, das im Himmel gilt: Christo Blut und Gerechtigkeit? Wie stehts mit dir, lieber Leser? Gedenkst du mit Dank und heiliger Freude der Zeit, wo der Lockruf der göttlichen Gnade dir das Herz abgewonnen und dich aus der Welt heraus zu dem geführt hat, bei welchem Alles für uns bereit ist: Friede für das unruhevolle, sündige Herz und Wahrheit und Kraft der Heiligung für unsern Willen? Wie selig sind die alle, die den Gnadenruf des Herrn zum großen Abendmahle angenommen haben — und ist doch erst ein Vorschmack des Zukünftigen, nur ein Tröpflein vom Meere der vollkommenen Freude, die ihnen zu zeigen. Sobald sie den erkennt — ich sorge dadurch am besten für sie." Ein rascker Blick zeigte ihm Sievert im Gespräch mit Melanie. „Ihr junger Freund hat sich sehr vortheilbast entwickelt. Wissen Sie Näheres über seine Ver hältnisse?" Erich deutete das Wenige an, das ihm bekannt war. Der Hofmarschall räusperte sich. „Hatten Sie sonst keinen Grund, sich seiner anzunehmen, als sein hervorragendes Talent?" fragte er und sah Erich forschend au. Einen Augenblick stutzte Waldburg. Wußte der Hosmarschall etwas von Ingeborg? „Nein," sagte er zögernd." „Weniastens war es anfangs mein Grund, ist auch der hauptsächlichste geblieben, wenn auch nicht der einzige." „Ja, ich dachte es," versetzte der Hofmarschall, und ein Schatten flog über sein Gesicht. „Sind seine Verhältnisse gut, lebt er in auskömmlichen Umständen? Sonst rechnen Sie auf mich, doch wäre es mir lieb, wenn es nicht weiter besprochen würde." Damit ließ er Erich stehen und trat auf Sievert zu, den er mit ungewöhnlicher Freundlichkeit nach seinen Studien befragte. „Es ist wirklich schade, daß Ihre frühere Ansicht über Herrn Wulffs Abstammung von einer alten Familie nicht zutreffend war, er brächte einem alten Wappenschilds keine Unchre," sagte Melanie zum Hofmarschall, als sie allein mit ihm war. Er nickte und rieb sich langsam die Hände. „Mit Geld läßt sich viel, sehr viel erreichen." Sie zuckte die Achseln. „Leider hat er kein?." „Nein, noch nicht," war seine Antwort. „Du hast eine Eroberung am Hofmarschall gemackt," sagte Erich auf dem Heimwege zu Sievert. „Er intere fiert sich außergewöhnlich für Dich, wie mir scheint; ich habe ihn noch niemals so viel Theilnahme für Jemanden ausdrückeu hören." Sievert fragte, ob Erich glaube, daß er wirklich nicht zum Künstlerfest» kommen werde. zugedacht ist! Kommt, denn es ist Alles bereit! Es ist noch Raum da! O daß dies Wort dich nicht loslassen möchte, bis du völlige Klarheit darüber hast, ob du dem Rufe Gottes zur Seligkeit Folge geleistet hast, oder ob dein Platz noch leer ist. Besiegt. Weiynachtsgeschichte von S. Halm. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Sie gefällt ihm — ja — und ihre Umsicht, ihre Ueberlegung imponirt ihm bei einem Frauenzimmer, daß sie jetzt gar verwirrt ist, belustigt ihn. „Ja mein Fräulein," sagt er im humoristischen Ton, „das ist eine Kabinets- frage. Da müßte ich also doch wenigstens eine Sicherheit verlangen." Sie hebt den Kopf, etwas trotzig, hochmüthig. „Sie hat Rasse," denkt er. „Sie meinen?" fragt sie etwas von oben, ganz Welt dame, in dem sie weiterschreitet, dem Jungen aber einen Wink giebt, ihr zu folgen. Seibold bleibt natürlich an ihrer Seite: „Nur Ihren Namen," sagt er lächelnd. Da bleibt sie stehen, mißt ihn prüfend, scharf und sagt dann etwas kühl: „Den kann jeder wissen. Uebrigens machen Sie kaum den Eindruck eines Abenteuerlustigen." Er verbeugt sich ein wenig spöttisch. Ihr Ton ärgert ihn doch etwas. Aber er ist andererseits neugierig, ihren Namen zu erfahren. Es wird doch für ihn angenehm sein, sie späterhin in Gedanken beim Namen nennen zu können. „Also?" fragt er verbindlich. „Dela Rother!" Sein Fuß stockt; doch schnell geht er weiter. Blitz- „Gewiß nicht! Ob es aber verständig ist, die junge Frau so zu erbittern, wie wir es heute leider beobachten konnten- ist doch sehr fraglich. Wie soll das enden!" Schweigend s chritten die beiden Freunde durch die Straßen, doch Sieverts Gedanken weilten nicht bei Antonie. Die wenigen Worte, die Melanie mit ihm gesprochen, hatten ge nügt, ihn zu beglücken. 6. Kapitel. Antonie hatte gefürchtet, ihr Mann könne ihr noch einmal Vorwürfe über Alles, was an diesem Tage vorgesallen war, machen, aber er schwieg und erwähnte weder ihrer miß glückten Kostümprobe, noch der Einladung zum Künstlerfeste. Er ging ruhig wie immer seinen gewöhnlichen Beschäftigungen nach, doch schien er von Zeit zu Zeit über etwas nachzu denken. Endlich war sein Entschluß wohl gefaßt, er traf allerlei Vorbereitungen und erklärte eines Tages, er iverde auf kurze Zeit verreisen. Obgleich er das Ziel seiner Reise nickt nannte, erfuhr es Melanie doch auf Umwegen. Er ging auf sein Gut, aus di: Wiedenburg Wollte er mit Antonie dorthin ziehen, um sie jeder Ver suchung fern zu halten? Seit sich Antonie einst dagegen aus gesprochen, war er nicht wieder darauf zurückgekommen, aber es war eine Veränderung in ihm vorgegangen, das fühlte Melanie. Er mußte eine besondere Absicht haben. Was sollte aus ihr selbst in dem Falle werden? Sollte sie mitgehen, in untergeordneter Stellung dort weilen, wo sie sich schon als Herrin getränmt? Aber was blieb ihr übrig? Sie war ganz abhängig — von Antonie! ... Es ist sehr schwer, für Wohlthaten dankbar zu sein, Melanie litt unter ihrer Abhängigkeit. „Eine arme Gräfin isi das elendste Wesen unter der Sonne," pflegte sie zu sagen, und in ihrem Herze haßte sie Alle, die ihr durch Güte und Wohlthaten Verpflichtungen auferlegteu. „Das Lebe» hat mich jo ge macht," war ihre Entschuldigung.