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Mitbürgern einen so großen Theil des Verdien stes zu entziehen und ihn Auswärtigen zuzuwen den? Ein lobenswerthcr Patriotismus fühlt sich gewiß veranlaßt, zu urtheilen, daß das Unrecht sei; denn die Meisten, die mit uns in ein und derselben Stadt wohnen, verdienen eben um des willen, daß wir ihnen eher abkaufen, als fremden. Diese Wahrheit mit der obenausgesprochenen Er fahrung zusammengehalten, könnte uns nun fast zum Borwurf werden. Aber nein, wir werden jeglichen Vorwurfes los und ledig, und aller pa triotischen Sympathieen entbunden, wenn man be denkt und weiß, wie es bei uns zugeht. Die Leser dieses Blattes werden der Bitten, Anfragen, Anregungen, Nathschläge, Anzeigen und Beschwerden überdrüssig sein, die bereits in die sen Blättern hauptsächlich an und für den Tha rander Stadtrath zur Beachtung und Abhilfe rücksichtlich der leidigen Fleischtaxen Platz gefun den haben. Deshalb schweigen wir davon und fügen nur die Bemerkung hinzu, daß es demohn- geachtct unsre städtische Behörde bis jetzt noch nicht der Mühe werth gefunden hat, für ihre Bür ger etwas hierin zu thun. Mit welchen Gefüh len und Empfindungen solches Verfahren, oder vielmehr solches Nichtverfahren, erfüllen muß, braucht nicht besonders erst erwähnt zu werden. Welche Wohlthat würde es für die Armen sein, wenn sie bei den.erhöheten Brotpreiscn sich um einen niedriger», den jetzigen Verhältnissen angepaßten Preis Fleisch kaufen könnten! Eine Taxe ist zwar da; aber, wie bekannt, sie wird von unsern Flei schern nicht gehalten, und weder der Stadtrath, noch der Gensd'arm, dem eine solche hartnäckige Widerspenstigkeit gegen eine öffentliche polizeiliche Anordnung doch auch angeht, bekümmert sich darum. Unsre Fleischer aber lachen sich, wie ich bestimmt weiß, ins Fäustchen, und machen sich ihre Taxe nach Lust und Belieben. Nun wohlan, sie werden cs unS unter diesen Umstanden auch nicht verargen können, wenn wir unser Fleisch da kaufen, wo wir es nicht nur bil liger, sondern auch besser, bekommen. Dank sei es den jetzigen gewerblichen Verhältnissen, daß sie uns seit Aufhebung der Accisc gestatten, zu kau fen, wo wir wollen. Ich glaube, wir kommen dabei nicht schlechter weg, als die Herren Flei- schcrmcister selbst; höchstens insofern, als wir von den Botcnweibern und Zuträgerinnen einigermaa ßen abhängig bleiben. Die aber sind gegen uns so menschenfreundlich und gefällig, daß wir nicht Ursache zur Beschwerde haben. Ebenso wie mit dem Fleische, verhält es sich mit dem Brote. Ich kann, hier auf eine nähere Vergleichung der Taxen nicht eingchen, weil mir die der verschiedenen Orte nicht gleich vorliegen. Allein nur soviel weiß ich, daß das Wilsdrufer Brot, von dem in Tharand viel gegessen wird, nicht nur schöner, sondern auch größer ist, als das Tharander. Das Potschapplcr, das auch in Masse nach Tharand geschafft wird, ist schö ner gewiß, vielleicht auch, was ich nicht weiß, größer. Die Bäcker unseres Ortes haben sich schon, gerührt; aber sie können wohl gegen den Handel mir fremden Brot etwas ausrichten, nichts aber, und auch gar nichts gegen den Kauf fremden Brotes auf Bestellung. Wer will mich zwingen, sandiges, schlissiges und nasses, dumpfiges und abgebacknes, dazu noch kleines Brot zu essen, wenn ich es besser haben kann? daß ich aber solches Brot, das die obigen Eigen schaften hatte, hier erhalten habe, kann ich auf mein Wort versichern. Uebrigens, halte ich da für, könnte man die vor einiger Zeit wegen Man gel an Mahlwasser erhöheten Brottaxen nun mehr wieder herabsctzen; denn der Preis des Korns ist doch nicht so sehr gestiegen, als daß die ziem lich hohe Brottaxe mit ihm im Berhältniß stehe. Wenn die Behörde nicht besser für uns sorgt, und die Fleischer und Bäcker uns nicht besser versorgen, kaufen wir auswärts, und ich wünschte, daß dieser unpatriotischc Sinn recht weit um sich griffe. Vielleicht hülfe das! Welche handfesten Bckchrungsmittel ange wendet sein wollen, hat uns jüngst eine solide Meun gelehrt. Zum Schluffe erlaube ich mir nach den Vorsatz unsrer städtischen Behörde, nicht eher einzuschreiten, als besondere Anzeigen an sie gelangen, mit folgenden Ausspruche eines der größ ten Polizeirechtslehrer zu bekämpfen, der also heißt: „Soviel ist natürlich klar, daß die Thätig- keit der Polizei keineswegs durch Anru fen von Seiten des eizelnen Bürgers bedingt ist. Nicht nur hat die Behörde die vorgeschricbenen Anstalten und Einrichtungen von Amtswcgen (d. i. ohne vorgängige Anzeige,) aufrecht und im Gange zu erhalten, sondern es ist auch ihre Pflicht, auf die Ausfüllung von Lücken und die Abstellung von Mißständen Be dacht zu nehmen, wo sie sich finden. Sic hat deshalb auch ohne Aufforderung den ihr zugctheilten Bezirk in den sämmtlichen zu seiner Zuständigkeit gehörigen Beziehungen beständig zu überwachen und zu untersuchen, und nach dem Erfunde die Verbesserungen selbst vorzukehren oder bei i den hölzern Stellen in Antrag zu bringen." Das ist zu lesen in dem Staatslexicon von Nottcck und Welcker- Band 12. S. H82. Es ist eine sehr, schöne Stelle, die Stelle! Der EgidiiiStag im Jahre 1802. (Fortsetzung.) „Lemberger'" sprach ich zu mir selbst, und rieb mir die Stirn. „Sollte das nicht vielleicht derselbe Lemberger sein, der Anno 1842 so großes Aufseh n erregte, als von Nürnberg aus durch alle deutsche Gaue die Kunde erscholl, daß er das