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394 ' j ' einer Minute ermattet zurück. Don den Anwe senden regte sich Keiner, Niemand schien sich um mich und meine entsetzliche Angst zu kümmern. Ein wahrhaft satanisches Lächeln aber formte die Züge des Huronen zum scheußlichsten Zerrbild um, wahrend seine Rechte am Messer im Gürtel ne stelte. In der nächsten Secunde glanzte es hoch geschwungen in seiner Faust, und ich sah dem To desstoß entgegen. Doch ich sollte vor der Hand noch lebens denn er drückte mich mit der Linken blos auf den Boden nieder, nahm meinen Kopf zwischen seine Knie, machte mit dem Messer mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Stirn weg bis an den Hinterkopf und wieder nach vorn her um einen Einschnitt, und zog mir die Kopfhaut ab, daß ich dalag wie ein scalpirter Cannibale. Dann riß er mich mit schnellem Ruck wieder in die Höhe, faßte mich mit beiden Händen um den. Leib und trug mich zum Fenster. Ich ahnte sein entsetzliches Vorhaben und zappelte in der gräß lichsten Todesangst mit Armen und Beinen. Da brachen die Versammelten in ein sinnevcrwirren- dcs Gelachter aus und klatschten in die Hande und bezeigten große Freude über die Tbat des Wilden. Der aber gab meinem Körper jetzt einen gewalti gen Schwung und warf mich kopfüber zum Fen ster hinaus. Ich stürzte aus der unermeßlichen Höhe hinab in die Tiefe. Die Sinne vergingen mir. Nur vor den Ohren schellte es wie tausend Klingeln, und der scalpirte Theil meines Kopfes dünkte mich wie mit Eisplatten belegt. Da, ich stürzte immer tiefer und tiefer, da — was ist das? fragte ich mich selbst. Es klingelte gewaltiger und auf die wunden Stellen meines Hauptes strich der Zugwind immer eisiger. Da — ja da erwachte ich. Ich hatte geträumt. Mir zurScite aber schrillerte der Wecker mir seine gellende Mahnung in die Ohren. Ich lag wie in Schweiß gebadet da. Bei den konvulsivischen Zuckungen meines Körpers aber war mir die Nachtmütze entfallen, daher das Frostgefühl am obern Theile meines Kopfes, Ich war noch immer nicht recht bei mir und wußte doch noch nicht recht, ob ich eigentlich wachte oder träumte. Da knarrte eine Lhü? Licht schimmer blendete meine Augen, Kaffeetassen klirr ten, und die wohlbekannte Stimme meiner Frau rief mir einen freundlichen guten Morgen zu. Somit kam ich denn ganz zu mir und der Traum war zu Ende. Ich trug mich aber den ganzen Tag mit den nächtlichen Gebilden meiner Phantasie herum und konnte meine Gedanken von der Erinnerung an diesen merkwürdigen Traum nicht ablcnken. Da beschloß ich denn, das ganze Hirngespinst zu Papier zu bringen zu etwaigem Nutzen und Frommen, wie zur'Ergötzlichkeit für Di?, welchen diese Zeilen zu Gesichte kommen würden. Besonders nicht ganz unwichtig erscheint mir der Traum deshalb, weil er mitunter nicht zu verwerfende Wahrheiten enthält, die sich Die, de nen es angeht, nach Gefallen annehmen mögen. Und so spritze ich denn die Feder aus und empfehle mich unbekannter Weise den geneigten Lesern auf das angelegentlichste mit der freundlichen Bitte, das scharfe Maß der Kritik nicht allzugenau an mein Geschreibsel zu legen. Landwirthschaftliches. Bei der fast noch allenthalben üblichen und eingeführten 3-Felder-Wirthschaft dürfte es das größte "Bestreben jedes Schäferelbefitzers sein, in einer Zeit, wo. die Hutung noch knapp, die Stop- pelhutuna noch nicht da ist, die Hutung lin Früh jahr noch nichts für die Thierc darbietct, mithin eine längere Winterfütterung erforderlich ist, die sem großen Mangel durch künstliche Weiden, so viel wie möglich ist, abzUhclfen. — Ich hörte viel von dem jetzt bekannten arabischen Korne sprechen und dabei die Vortheile herausheben, die der-An bau desselben der Wirthschaft und insbesondere den Schafwciden gewahrten. Im Jahre 1839 bauete ich uun ebenfalls die ses mir so sehr gepriesene Korn an, um damit ei nen Versuch zu machen, wovon ich mir so viele Vortheile zu haben versprach. Als Hauptbedin gungen hatte man mir gestellt: 1.) frühe Brache ; 2.) dergl. frühe gute starke Düngung und end lich 3.) frühe Saat. Den erstem beiden Hauptbedingungen war ich streng nachgckommen und auch der dritten wurde durch die Bestellung 3 Tage nach Johanni voll kommen Gnüge geleistet. Nach wenigen Tagen sah ich den Saamen kräftig aufgehcn. Rach 3 Wochen ließ ich zum ersten Male die Schafe schnell darauf hintreiben, um dadurch das zu schnelle Auf wachsen des Kornes zu verhüten, Es war für die beweidete Saat ein günstiger Zeitpunkt gewählt^ denn Tags darauf ward'das abgcfreffene Saat feld durch einen zweistündigen sanften Regen er quickt, auch nach einigen Tagen dessen Erholung schon merklich sichtbar. Vierzehn Tage darauf mußten die Schafe zum zweiten Male, freilich et was langsamer, die sich etwas wieder erholte Flur abfresscn, was sich bis zur Aufstellung, Ausgang October, alle 8 Tage wiederholte; doch muß ich bemerken, daß das schönste Wetter mit abwech selndem Regen das Gedeihen der Saat sehr be förderte. Anfangs lieben die Schafe diese so üppige Weide nicht, jedoch nach einigen Wiederholungen gewöhnen sich dieselben mit größter Freßlust dar an. Eine ungeheure Bestockung war durch das öftere Abhüten entstanden und ich schloß mit siche rer -Hoffnung auf eine gute ergiebige Frühjahrs- Weide. Eine auffallende Erscheinung bot sich mir dabei dar, die Flur von dem allenthalben verhee renden Fraß der Schnecken geschützt zu sehen. Alle Pflanzen waren unbeschädigt geblieben und keine