Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich 2 Mal (Lienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Wochenblatt für Erscheint wöchentlich 2 Mat (Dienstag und Freitag.) AbonnementSprei» vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme O Jnseratenannabme Montags u. Donnerstags 8 8 8 H »l Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. h, V HZ, 8 Z W AH V 4 bis Mittag 12 Uhr. Nossen, Siebenlehn und die Umaeaenden. Amtsblatt ' ' siir die Königs. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königs. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. Nr. 54 188» Freitag, dm 2. Juli Bekanntmachung. Es wird beabsichtigt, den in Ober-Grumbach von dem Fördergersdorfer Fußwege abzweigenden und durch das Pfarrgrundstück nach Herzogswalde führenden Fußweg sowie den in der Nähe der alten Chaussee beim Grundstück No. 112 des Brandcatasters in Niedergrumbach beginnenden und in den Helbigsdorfer Communicationsweg einmündenden Fußweg einzuziehen. In Gemäßheit tz 14, Abs. 3 des Wegebaugesetzes vom 12. Januar 1870 wird dieses Vorhaben hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige Widersprüche dagegen binnen 3 Wochen unter gehöriger Begründung derselben hier anzubringen sind. Meißen, am 28. Juni 1880. Königliche Amtshanptmannschaft. j. V. von Mayer. Tagesgeschichte. Die Kirchenvorlage ist in der Preuß. Kammer am 28. Juni in namentlicher Abstimmung mit 206 gegen 202 Stimmen angenommen worden. Dafür stimmten die Conservativen und Freiconservativen geschlossen, außerdem etwa 50 Nationalliberale; dagegen etwa 40 Nationalliberale, Falk voran, Centrum, Polen und Fortschritt. Für den Entwurf stimmten die Minister Bitter, Eulenburg, Kameke und Puttkamer. Das Wort, das bei den langen Verhandlungen über die preußische Kirchenvorlage und bei dem unklaren und heute noch dunkeln Hin tergründe Vielen auf der Zunge lag, das hat der tapfere und kluge Miquel, jetzt Frankfurter Oberbürgermeister, dieser Tage in der Kammer getrost ausgesprochen. Die Negierung, sagte er, hätte uns die Gründe angeben sollen, weshalb der Abbruch der Verhandlungen mit Rom nothwendig war. Es stecken offenbar noch unbekannte politische Schach züge dahinter, aber in diesen Fragen der Religion, der Kirche und des Friedens läßt sich nicht diplomatisiren, das sind Fragen, wo das Herz des Volkes mitspricht, da muß man mit offenen Karten spielen. — Cultusminister von Puttkamer, der seiner Neigung nach bis an die äußerste Grenze dem Centrum ent gegen ging, sägte den Führern ins Gesicht: Sie haben kein Fried ens- bedürfniß! Die neue von der Berliner Konferenz festgesetzte griechische Grenze spricht dem Königreich Griechenland einen überaus fruchtbaren Landstreifen zu mit ungefähr 350,000 Einwohnern darunter ungefähr ein Sechstel Muhamedaner und ca. 7000 Juden. Griechenland kommt durch diese Grenzbestimmung in den Besitz von ganz Thessalien, einer der fruchtbarsten Provinzen der Balkanhalbinsel. Der gejammte pro- jeklirten Grenzzug ist jedoch nicht minder vom strategischen Gesichts punkt aus von Werth als vom politischen, finanziellen und nationalen. Von vier Pässen, welche aus Makedonien nach Thessalien und Jpirus führen, sind die beiden wichtigsten, die von Metzowo und außerdem die Uebergäuge vou Trsepischta, den Griechen zugesprochen. Ferner würde das Defilee von Petra im Olymposgebirge und die Straße, welche sich längs des Aegeischen Meeres hinzieht, in ihren Ansgängen (<ls- bouollos) von den Griechen durch Befestigungen nach Ansicht der be- theiligten Militärs leicht geschlossen werden können. Die prinzipiell angenommene Grenze zwischen der Pforte und Griechenland ist im wahren Sinne des Wortes eine vermittelnde. Sie ist gleich weit ent fernt von den Forderungen der Griechen beim Beginne der Verhand lungen in Konstantinopel, wie von dem minimalen Gebote der Türkei, das sich kaum von der bisherigen Grenze entfernte. Es bestätigt sich, daß die kaiserliche Tabakmanufactur in Straß burg im Elsaß in Berlin wie in anderen großen deutschen Städten Filialen für ihre Regietabake errichten wird. Man hört, daß für Berlin nicht eine, sondern mehrere Verkaufsstellen der Tabakmanufactur in Aussicht genommen sind. Es wird jedenfalls im Reichstage diese neue Geschäftsthätigkeit der Straßburger Tabakmanufactur, die jetzt unter der Leitung eines anerkannnten Vorkämpfers für das Tabaks« Monopol, des Unterstaatssekretärs v. Mayr steht, zur Sprache kommen. Die Annahme der Amnestievorlage seitens der französischen Depu- tirtenkammer ist ein Beweis, daß Gambetta in der letzter« sowohl wie im französischen Cabinet wieder der Herr der Situation geworden ist und wie er seinen Willen hinsichtlich der Amnestievorlage durchgesetzt hat, so wird er denselben auch in Bezug auf die Märzdekrete zur Geltung bringen zu wissen. Die Ausführung der Mürzdckrete, welche sich gegen die vom Staate nicht anerkannten geistlichen Genossenschaften und Orden, insbesondere auch gegen die Jesuiten richten, wird, wie cs vvrauszusehen war, allerdings nicht ohne großen Widerstand der fran zösischen Klerikalen vor sich gehen. Ein Beweis hierfür ist der Um stand, daß die gesammte klerikal gesinnte Staatsanwaltschaft von Ver sailles bis zu den Sekretären herab ihre Entlassung eingereicht hat, da dieselbe sich nicht an der Ausführung der Dekrete betheiligen will und auch im französischen Senate ist die Regierung wegen der angeb lichen Ungesetzlichkeit der Märzdekrete von hervorragenden klerikalen Senatoren heftig angegriffen worden. Doch alle diese Kundgebungen werden die Regierung in ihren Entschließungen nicht beirren, sondern vielmehr dazu beitragen, ihre Energie den klerikalen Bestrebungen gegenüber zu erhöhen. Paris, 26. Juni. Vier Frauenorden kamen, wie der „Köln. Ztg." mitgetheilt wird, gestern um die vorgeschriebene Erlaubniß bei der Negierung ein und haben Aussicht, dieselbe zu erhalten. Die Re gierung hat beschlossen, denjenigen Ordensgemeinschaften, die sich nicht bis zum 30. Juni den Märzdekrelen unterworfen haben, keine Frist zu gestatten, sondern ohne Weiteres die Gesetze auszuführen. Die Anstalt der Jesuiten in Lille wird einem Priester aus dem Erz bischum von Arras übergeben werden; die Jesuiten wollen den Unter richt in Laientracht fortsetzen. Auch die Jesuiten in der Rue des Postes in Paris wollen in der Nachbarschaft ihren Unterricht fortsetzen. Die Jesuiten der Rue de Sevres, darunter der russische Fürst Gagarin, sind bereits in's Ausland abgereist. — Dein von 60 Dominikanerno» vizen bewohnten Kloster zu Flavigny ist von dem Unterpräfekten von Semur der Befehl zugegangen, das Haus bis Donnerstag Mittag zu räumen, widrigenfalls Zwangsmaßregeln erfolgen würden. Dieselbe Weisung ist gestern mehreren anderen Klöstern zugcgangen. Die Spanier ziehen einen Grenzcordon gegen die Jesuiten, die etwa Lust haben, aus Frankreich nach Spanien überzusiedeln. An der Grenze darf sich kein Jesuit niederlassen, ins Innere darf jeder Einzelne nur mit der besonderen Erlaubniß der Regierung kommen. Brüssel, 30. Juni. Der „Moniteur .belge" bestätigt, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen Belgien und dem Vatikan de» finitiv abgebrochen sind. Das Blatt begann bereits mit der Veröffent lichung von diplomatischen Aktenstücken, in denen Minister Frere Orban unter Anderem unabwendbare Repressalien gegen den Klerus anzeigt, sofern derselbe fortfahren wurde, gegen die Staatsgesetze zu wühlen. D ie letzte (bisher nicht veröffentlichte) Depesche Frere Orban's, welche den Bruch notifizirt, wird mit großer Aufregung erwartet, da sie, nach dem vorhandenen Marterial zu urtheilen, das Papstthum schwer kompromittiren wird. Loudon, 29. Juni. Hier sind soeben Berichte eingelaufen, welche von einer Niederlage der russischen Truppen den Chinesen gegenüber beim Terk-Passe erzählen. Die Russen wurden verfolgt und bei Kirgil Kurghan abermals geschlagen; sie erlitten große Verluste an Munition und Vorräthen. Die Chinesen erreichten Guliha. Vaterländisches. Wilsdruff. In dem nunmehr beendeten ersten Halbjahr 1880 ist an 3300 bedürftige Reisende das Ortsgeschenk ausgezahlt worden. Als etwas Außergewöhnliches für unsere Stadt kann hierbei erwähnt werden, daß im letzten Monat auch ein Afrikaner sich nach hier verlaufen und das Ortsgeschenk geholt hat. — Mittwoch Vormittag suchte und fand der 19jährige Braubursche Böhme aus Hctzdorf in Blankenstein dadurch seinen Tod, daß er sich in die mit kochendem Wasser gefüllte Braupfanne stürzte. Ein Beweggrund zur schrecklichen That kann uns nicht genannt werden. — Dresden, 30. Juni. Als Nachfolger des Bürgermeisters l)r. Hertel wurde Geh. Justizrath vr. Rüger zum Bürgermeister gewählt. — Der Detailhandel auf dem diesmaligen Johannismarkte in Dresden ließ sich wesentlich besser an, als auf den Märkten der Vorjahre. Nur die Leinen- und Damasthändler aus der Lausitz, sowie die erzgebirgischen Spitzenhändler und die vogtländischen Weißwaaren» Händler klagen lebhaft über belanglosen Absatz, während die Wollwaa- renhändlcr, trotz der Entfernung des Winters doch schon ganz leidlich, wenn auch zu sehr billigen Preisen, verkauften. Recht lebhaft dagegen wurden sogenannte Frankenberger, Harthaer, Hainichener rc. Manu- facturwaaren, sowie Eilenburger Kattune abgcsetzt und nicht minder flott gestaltete sich das Verkaufsgeschüst in Annaberger und Buchholzer Posamentierwaaren. Zufrieden zeigten sich die Mehrzahl der aus Freiberg, Siebenlehn, Döbeln, Roßwein, Nossen rc. gekommenen Schuh» macher, welche vorzugsweise an Landleute und deren Dienstboten zu leidlichen Preisen ihre Waare los wurden. Die Landbewohner waren überhaupt in viel größerer Zahl eingetroffm, als die Marktfieranten bei der jetzt im vollen Gange befindlichen Heuernte erhofft hatten und daher wohl auch der im Allgemeinen recht leidliche Geschäftsgang, der i sich bis zu einein gewissen Grade selbst auf Luxuswaaren, als z. B. geschliffene Gläser und sogenannte böhmische Bijouterie in Glas er streckte. (Dr. Ztg.) — Mit der in den nächsten Tagen beginnenden 98. königlich