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angehören kann, Sie treten die eigene Ehre, die Ehre deS Gatten mit Füßen, um die Unschuld zu vernichten — aber beim Himmel, es soll Ihnen nicht gelingen — ich selber zerreiße das Netz, welches Sie um ein argloser Kind gesponnen." „Sind Sie zu Ende, mein Herr?" fragte die Baronin, als jener erschöpft schwieg. „Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, gnädige Frau!" „ES ist im Grunde auch genug," lachte sie laut und zornig auf, „weshalb bin ich so lhöricht gewesen, mir diese Mühe um das Glück eines Mannes zu geben, welcher mit Beleidigungen lohnt? Wie konnte ich auch nur wähnen, daß die Liebe in solchem Alter jene Kühnheit noch besäße, welche vor keinem Hinderniß zurückschreckt. Sie bilden sich ein, dieses Mädchen zu lieben, um den Besitz desselben mit der Jugend ringen zu können — armseliger Thor, der Sie sind, mein Freund! Lassen Sie sich von Ihrer Haushälterin Fliedenhee kochen und eine Nachtmütze aufsetzen, das wird dem Alter besser anstehen." Der Geheimrath war sehr bleich geworden bei diesen höhnenden Worten, doch bezwang er sich mit eiserner Willenskraft und sagte ruhig: „Sie mögen recht haben, Frau Baronin — ich war ein Thor, mit der Jugend in die Schranken zu treten, doch sagte ich mir, daß ein Mädchen wie Regina mit jenem Grafen Dürrenstcin unzweifelhaft tief unglücklich werden müsse und daß die Liebe eines gereiften Mannes ihr jedenfalls mehr Glück bieten würde." „Und Sie werden in dem Augenblick muthlos, schwingen sich prahlerisch auf's hohe, moralische Pferd, wo Sie die besten Chancen haben," fiel die Baronin rasch ein, „oder glaubten Sie durch müssiges Zuschauen die Dürrensteins aus dem Sattel zu heben? Vertrauten Eie wirklich dem blinden Zusall, um sich diese Perle, wie man meine Stieftochter zu nennen beliebt, noch vor dem Altar wegzufischen?" „Ich vertraute Ihrer Ehrenhaftigkeit, Baronin," fuhr der Geheim rath beschämt auf, „und glaubte, daß Regina von Ihne» beredet würde, vor dem Altar noch nein zu sagen — ja, ich hoffte, Sie würden meine Sache als guter Anwalt führen, und das Herz Ihrer Stief tochter mir zu gewinnen suchen, anstatt die Erwählte meines Herzens der öffentlichen Verachtung preiszugeben." Die Baronin lächelte spöttisch. „Denken Sie um Gottes willen nicht zu schlecht von dem Prinzen," sprach sie, halb abgewendet, „Regina scheint eine förmliche Verheerung unter den Männerherzen anzurichten — der Prinz liegt so vollständig in ihren Fesseln, daß er sie mit oder ohne des Fürsten Einwilligung heirathen will." „Unmöglich!" stieß Berg heftig hervor. „Weshalb, wenn ich fragen darf? Wäre diese Mesalliance so unerhört? Ist das Geschlecht der Einsiedel nicht uralt, der Name nicht einer der besten im Lande?" „Alle- recht und gut, gnädige Frau! Doch wird Regina hoffent lich so leichtsinnig nicht sein, wird das göttliche Gebot nicht mit Fußen treten. Der Prinz wäre durch eine solche Ehe für sich und seine Nach kommen von der Thronfolge für immer ausgeschlossen." „Ich wiederhole Ihnen, er ist fest dazu entschlossen. Doch wird Regina die Fürstenkrone niemals tragen." „So lange Sie es hindern können, Frau Baronin! Das ist mein Trost," versetzte Berg, finster lächelnd, „und was wird daS Ende vom Liede sein? Ein Eklat mit dem Grafen Dürrenstein, vielleicht ein Duell, Aufhebung der Verlobung, Reginas Rückkehr ins Institut, um dem Schimpf zu entgehen; für Sie aber, meine Gnädige, eine Zukunft in dürftiger Zurückgezogenheit." Die Baronin starrte ihn bleich und verstört an, dann versuchte sie eS, zu lachen. „Wo bleibt denn schließlich in diesem schauerlichen Romane Ihre ritterliche Persönlichkeit, mein lieber Geheimrath?" „Ich, gnädige Frau? Wähnen Sie, ich könnte eine in solcher Weise Gebrandmarkte zu meiner Gattin machen? Nimmermehr!" „Aber daS hieße doch die unschuldige Regina strafen, mein Herr! Ich dachte, daß sich erst dann die echte Liebe bewähren, erst dann Ihre Person den Riß decken müßte." „Ich danke für eine solche Rolle, Frau Baronin! Meine Gattin dürfte arm, ja selbst von niederer Herkunft sein, ihre Ehre aber auch nicht den leichtesten Riß zeigen, keine Vorgeschichte haben, welche der Verleumdung ein Recht zum Richten geben könnte. Und nun, gnädige Frau, will ich mich empfehlen mit der Bitte, die heilsame Arznei, welche ich Ihnen gegeben, zum eigenen Nutz und Frommen auch wirk lich anzuwenden." Er verbeugte sich und schritt hinaus. Dir Baronin hielt ihn mit keinem Wort zurück. Im Salon wurde gelacht und musizirt, der Geheimrath hörte deS BaronS Stimme und Reginas silberhelles Lachen, sicherlich tischte der geistreiche Prinz seine lustigen Bonmots auf. „Die Verlobung deines erlauchten Vetters soll dich dennoch mehr kümmern, als du denkst, mein Prinz!" murmelte der Geheimrath un hörbar zwischen den Zähnen, jetzt werde auch ich ein wenig intriguiren und Gegenminen legen, Gnädigste!" Zwölftes Kapitel. Drohende Wolke«. Bei Hofe sowohl als im Publikum zischelte man sich mit geheim nißvoller Miene eine Neuigkeit zu. Prinz Arnold, so hieß es, solle urplötzlich auf Reisen geschickt werden und am nächsten Morgen brachte daS „Tageblatt", welches als „offiziell" gelten durfte, auch wirklich die Mittheilung daß Se. Hoheit den Prinzen Arnold alt Ueberbringer der Verlobungs-Glückwünsche nach Waldenburg gesandt habe. Die Bewohner dieser kleinen Residenz waren mit ihrem Fürsten hause in patriarchalischer Weise verbunden; jede Freude und jedes Leid, das letzteres im Laufe der Zeit betroffen, hatte in allen Herzen einen ebenso freudigen als betrübten Widerhall gefunden, doch war man in solcher Weise auch sehr empfänglich für die kleinen internen Vorgänge und jeweiligen Jntriguien, welche sich bei Hofe abspielten und ourch verschiedene Kanäle ihren Weg in die Oeffentlichkeit fanden. Prinz Arnold, der Liebling feiner fürstlichen Eltern, hatte es, seitdem er die Kinderschuhe ausgetreten, am besten verstanden, die Neu gierde und Medisance rege zu halten. Er war, wie man zu sagen pflegt, sehr beliebt beim Volke, da die angeborene Liebenswürdigkeit seines Wesens, sein ritterlicher Sinn und das burschikose Sichgehen- lassen allen denen gefiel, welchen die steife Hofetiquette verhaßt war, also zumeist dem Bürgerstande. Daß der Prinz dabei ein wenig Don Juan war und manches Frauenherz gebrochen hatte, gereichte ihm, den laxen Grundsätzen unserer Zeit gemäß, leider nicht zum Nachtheil. Es war somit nicht zu verwundern, daß Vie täglichen Besuche des Prinzen in der Villa Einsiedel von den Residenzbewohnern nicht un beachtet blieben und ihnen den schönsten Stoff zur Unterhaltung liefern mußten. Das Geheimniß, welches diese Familie bislang umwob« selben den Zauber einer gewissen Romantik verliehen hat der letzten Zelt durch ihr Erscheinen bei Hofe und durch d einert Verlobung ' mit?dem§verschollene<Neffen des tollen ! noch bedeutend interessanter, ja, durch den Prinzen Arnold gesteigert worden. Es mußte^so^oder so zu einem Phänomenalen Eklat"! einem Eceigniß, worauf alle Gcmüthcr mit fieberhafter buchstäblichZsichIvorbrreiteten. Und nun? — Da stand es schwarz auf weiß gedruckt war fortgeschickt und das Drama ohne den effektvollen geblieben.^ WelcheMorgänge hatten sich im Schlosse abge' Höfling vermochte darüber zu berichten, die Sache lag so möglich, doch ^nannte man im geheimen den Namen des t Berg, welcher, wie allgemein bekannt, Hausarzt der Vil gewesen war. Die Villa lag still und einsam wie gewöhnlich, nu Fenster der Front ausnahmsweise dicht verhängt, während rath an diesem Tage zweimal dieHBilla besucht hatte, die junge Baronesse schwer erkrankt, doch gelang es der Neugierde nicht, von den Lippen desHLcibarztcS ein Wört« zu erhaschen. Suchen wir das Geheimniß zu ergründen. Als Prinz Arnold? heiter und angeregt am vorhergeh die Villa Einsiedel verlassen batte und inSsSchloß zurück« traf ihn der freundlich! gegebene Befehl seines fürstlichen Laufe^des^TageSH abzureisen, wie ein Donnerschlag. T eine zu wohlgeschulte und auch zu sanguinische Natur, u sogleich zu fassen undfjseinelBereitwilligkeit ehrerbietigst au Nur erbat er sich als eine besondere Gnade , den Nachtz zuZdürfen, da er momentan an Schlaflosigkeiit leide, auf den Tag noch zu Besuchen ausnutzen und die Nachtstun Reise verträumen könne. „Schlaflosigkeit?" wiederholte der Fürst, den Prinzen blickend, „wie?kommt eS^mein Sohn, daß ich erst jetzt dal daß der Geheimrath mir nichts darüber mitgetheilt hat?" „Weil ich es ihm" heuteLerst^gesagt und ihn zuglen Schlaftrunk «'gebeten? habe, mein theurerLPapa!" versetzt sorglos, „Berg ist ein recht pedantischer Medizinmann, mich wohl an einen andern Arzt um eine kleine Dosis Opi muß." „Der Geheimrath ist ein gewissenhafter Arzt," sagt streng, „ich Hörr nicht gern in solchem Tone von ihm ret Wenn er kein Opiat anwenden will, so wird er seine gu dafür haben, und ich verbiete es Dir, einen anderen Arzt konsultiren. Geh' jetzt, die Zeit drängtlaß^.Deinen Kc packen und mache später die nöthigen Besuche; meinetweget mit dem letzten Zuge abreisen." Prinz Arnold verbeugte sich tief und ging; er grübe' Falte auf seines VaterS sonst so klarer Stirn nach und dem Resultat, daß die Reise eine zeitweilige Verbannung > die väterliche Stirnfalte mit der Villa Einsiedel unzweifell menhänqen müsse. „Der Geheimrath hat mir dieses eingebrockt," murme dem Fuße stampfend, „ein Arzt ist ein halber Spion, ka standet jede« HauS betreten, nichts kann ihm verborgen ble ich überliste ihn doch und wenn sie meine tiefe und aufril sieht, eine Liebe, welche bereit ist, alle Fesseln zu zerbrech Angebetete durch Priesterhand zu besitzen, dann wird sie r lieben und sich glücklich fühlen in der Gewißheit, einem rönnen zu sein." Er gab seinem Kammerdiener die nöthic zum Packen und schritt unruhig auf und nieder. Es wird losen Lärm geben," sprach er halblaut, wobei sein hübsches, ' Gesicht einen sehr nachdenklich besorgten Ausdruck annahm, Mama wird außer sich gerathen, der Erbprinz den Stab brechen und die Medisance ihre reiche Rechnung dabei fit Papa — hm — er allein wird sich endlich darin fügen, di aller Schwiegertöchter zu besitzen, wenn nur die Mama ei zeihen wird." Er seufzte tief auf. „Vergieb, liebste Mam« ganz leise fort, „dein Sohn kann nicht anders, sein Herz i unrettbar verloren. Nein, nein," rief er laut und entschl muß den verhängnißvollen Schritt wagen, um ihre Fesseln und sie mein nennen zu können." (Fortsetzung f Vvvltttiknni Mittvkvi«!« im Königreich Sachsen, die bekannte technische Fachschule zu düng von Maschinen-Jngenieuren und Werkmeistern, zählte neuesten Jahresberichte 402 Schüler aus Europa, Asien, A Amerika, von denen 6 verheirathet und 3 Inhaber eigener waren. Unter den deutschen Ländern ist am stärksten Pr> 193 vertreten, von den äußerdeutschen Rußland mit 30, Ungarn mit 36, Holland mit 13, dann folgen Schweiz, Frankreich und die Türkei. Asien (Java) zählt 3, Afrika 1, 4 Besucher. Die Eltern der Schüler gehören hauptsächlich d< der Industrie und deS Gewerbes an, ein Beweis, welches k die Schule gerade unter den Fachleuten genießt. 6"* «rote« « l. Lt., ^o. S< an ^»»at« «« lknavo,-'von FS n. E Hamburg — Die einfachsten Hausmittel sind oft von überras' der Wirkung. Nicht nur, daß durch rechtzeitige Anwendun selben mancher ernsten Erkrankung vorgebeugt wird, sonde sind selbst äußerst hartnäckige Krankheiten oft durch ganj fache Hausmittel überraschend schnell geheilt worden. D dürfte allen, namentlich aber kranken Personen der Hinwei eine kleine Schrift willkommen sein, in welcher eine Anzas bewährtesten und wirklich empfehlenswerthen HauSmitt« sammengestellt und beschrieben sind. Diese Schrift führt Titel: „Der Krankenfreund" und wird gegen eine 10 Pst Marke bereitwilligst franko übersandt von Richters Ver Anstalt in Leipzig.