Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 25.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189606258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960625
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-25
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lmidwirthschaftlichen Unterrichte theilnehmen. Die Zahl der Schüler betrag Ostern 1892: 36, 1893: 26, 1894: 24, 1895: 26; dank der günstigen Erfolge, welche die höhere Fortbildungsschule namentlich mit der Vorbereitung der Schüler für den Postdienst erzielt hat, ist ihr guter Rn in weitere Kreise gedrungen, während sie mit ihrer kaus- m,manschen und lmidwirthschaftlichen Abteilung ein Be- dürfniß für unsere Stadt und Umgebung geworden ist. Ohne sich ans eine Stufe mit den laudwirthschaftl. Fach schulen stellen zu wollen, welche weiter gehende Ziele ver folgen und ihren Lehrplan mit den der Landwirthschaft dienenden Wissenschaften ausgestattet haben, baut die hiesige laudwirthschaftliche Abtheilung auf Grund des Volksschul unterrichts weiter und legt das Hauptgewicht auf eine tüchtige Ausbildnng in den Realien, wie Deutsch, Mathematik, Ge schichte, Geographie, Naturkunde und führt die Schüler in die lmidwirthschaftlichen Fachwissenschaften nur infoweit ein, als es für die spätere praktische Ausübung ihres Berufs unbedingt nothwendig erscheint. Indem sie ihre Aufgabe in dieser Weise auffaßt, so bietet sie deu Laudwirtheu, welche nicht in der Lage oder Willens sind, ihre Söhne eine land- wirthschastliche Fachschule besuchen zu lassen, eine will kommene Gelegenheit, denselben eine über die Ziele der Volksschule hinausgeheude Bildung und eine ausreichende Vorbereitung zu gebeu; und daß unsere höhere Fortbildungs schule dies vermag, dafür bürgen die Lehrkräfte unseres Collegiums nnd der Lehrmittelapparat unserer Schule, welcher speziell für die Bedürfnisse der landwirthschaftlichen Abtheilnng ergänzt worden ist. Daß die höhere Fortbil dungsschule unserer Stadt einen erheblichen Nutzen bringt, ist wohl nicht nöthig, ziffernmäßig nachzuweiseu, denn es ist ja bekannt, daß eine größere Anzahl auswärtiger Schüler in Familieupensiouen unserer Stadt untergebracht sind, und daß das Pensionsgeld in die Hände der Gewerb- treibenden, Kaufleute übergeht, doch abgesehen davon, hat das Schulgeld der höheren Fortbildungsschule bisher nur Ueberschüsse gebracht, die sich bis Ende 1895 auf 3121 M„ 74 Pf. belaufen nnd in die Schnlkaffe geflossen sind, welche ohne diese Zubuße einen höheren Zuschuß von der Stadt kasse gefordert hätte; was die Freunde und Förderer der höheren Fortbildungsschule, welche für deren Einrichtung so eifrig eintraten, den erhobenen Bedenken, daß die Schule nur Opfer von der Stadt fordern werde, entgegenhielten, das ist eingetroffen, die Schule bedarf keiner Zuschüsse von der Stadtkässe, sondern bringt Ueberschuß. Der Schulvor stand hat nnn beschlossen, diesenUeberschuß, der Wegendes herabgesetzten Schulgeldes nicht mehr so hoch wie bisher sich stellen dürfte, anzusmnmeln nnd einen Reservefond für die Zwecke dieser Schule zu bilden. Möge sie unserer Stadt erhalten bleiben und an ihrem Theil zu deren Wohl und gedeihlichen Fortschritt beitragen. — Eine überraschende Kunde bringt uns die neueste Nummer des Dresdner ultramontanen „BennoblatteS:" Am 16. Juni 1908 soll die evangelische Landeskirche Sachsens verschwinden und der römische Katholizismus im Lande eingeführt werden, Und zwar unter dem Protektorat unseres Königshauses, be- zuhenllich des „Ritters Georg in Sachsen." Seite 241 heißt es da wörtlich: So wollen wir am 16. Juni von Neuem recht innig zu unserem Schutzpatron St. Benno flehen, daß er bei Gott sich für uns verwende, damit die sächsischen Lande unter dem segensreichen Szept-r des Hauses Wettin recht bald wieder zur Glaubenseinheit gelangen möchten und daß in 10 Jahren, OM 16. Juni 1906, das 800jährige Jubiläum des seligen Hinscheidens deS heiligen Benno von dem im Glauben wieder geeinten ganzen Sachsenvolke mit dankbarem Jubel begangen werden könne. St. Benno, erweckt einen Ritter Georg in Sachsen, der siegreich dem Drachen sich zeige gewachsen!" — St. Benno hat einst merkwürdiges vollbracht, ist trockenen Fußes über die Wellen der Elbe gegangen und, wo er übers Feld wandelte, da schoß der Klee üppig ins Kraut — aber die 3 Millionen evangelischer Sachsen zum Abfall vom evangelischen Glauben zu bringen, und zwar bis 16. Juni 1906, das dürfte dem „neuen Abgott und alten Teutel zu Meißen," wie Luther >hn nannte, doch recht sauer werden. — Weistropp. Trotz des mederströmenden Regeus am Spätabend des vorigen Sonnabend fanden sich im Gasthofe (Robert Brantzke) zahlreiche Landwirthe, weniger aus den Elbdörfern als ans den Orten Kleinschönberg, Unkersdorf, Rennersdorf n. s. w. ein, uni den in letzter Nummer dieses Blattes registrirten Vortrag über das Thema: „Die Landwirthschaft im Kampfe gegen die So zialdemokratie und die Börse" beizuwohnen. Der Redner, Neichstagsabgeordneter Zinnnermann-Dresden, verstand es, das Interesse der Zuhörer während des ganzen, ca. 1?,^ Kunden dauernden Vortrages in hohem Maaße zn fesseln. Min er auch in etwas die schädigenden Einflüsse der Börse, "HO die Parteibrille betrachtet, darstellte, konnte man doch "Ot umhin, den Ausführungen über Termingeschäfte, dem unheilvollen Differenzspiel im Getreide, wie auch die Wirk ung der deutsch-österreichischen Handelsverträge ans die Landwirthschaft zuzustiinmen. Lauter Beifall au besonders Räguanter Stelle, aber auch die spätere Aussprache einzelner Landwirthe bekundeten dies in hohem Maaße. Redner wies im zweiten Thefle ans den innigen Zusammenhang Mischen Börse und Sozialdemokratie hin und wies ans Grund authentischer Aussprüche in sozialistischen Schrift- iverkeu (Engels, Bebel n. s. w.) nach, daß diese Partei eme Zertrümmerung der mittleren und kleinbäuerlichen Existenzen für unumgänglich nöthig erachtet, da diese einzig und allein in Betreff ihres „antikollektivistischen Bauern- fchadels" (Engels) einen zähen Wicderstand gegen die Ein- fuhrnng. einer „besseren" Weltordnnng, des utopistischen Zukunftstaates entgegensetzten. Redner ertheilte am Schluffe emer schätzenswerthen Ausführungen die ganz treffenden Rachschlage, treu zusammen zu stehen im Kampfe sowohl gegen tue rothe als auch gegen die goldene Internationale. Auf Auregcu des Vorsitzenden, eines Gewerbetreibenden Eotta erhob mau sich als Zeichen des Dankes für das Gehörte von den Plätzen. Mit einem Hoch auf Kaiser und Reich gmg die Versammlung gegen "st 12 Uhr zu Ende. Waldgottesdienst. Deu Zauber, den dieses -setzst vermag nur ein deutsches Gemüth zuem- ^"deutschen Eichenhainen webtnnd rauscht r ^utfche Gott. Wert über 1000 Personen hatten sich am letzten Sonntag Vormittag zn dem im Tännigtgrunde bei Niederwartha abgehaltenen Waldgottesdienste einge funden. Dieser Waldgottesdienst findet seit einiger Zeit alljährlich einmal statt zur Erinnerung an einen Dank gottesdienst, den an dieser Stelle im Jahre 1645 die von den Schrecken des 30jährigen Krieges schwergeprüften Ein wohner von Weistropp und Umgegend anläßlich des Waffen stillstandes zu. Kötzschenbroda abhielten. Der Ort der gottesdienstlichen Handlung ist ein majestätischer, gewaltiger Dom, nicht aus tobten Sternen, nein, aus mächtigen, grünen den Buchen. Himmelan streben die lebendigen Säulen, den Menschen, der so fest an der Erde und ihren klein lichen Sorgen hängt, emporweisend nach einer lichtum flossenen Welt, aus der nur hin und wieder ein Sonnen strahl durch das hoffnungsgrüne Blätterdach fällt. Zwischen zwei Buchen ist aus Strauchwerk eine Kanzel errichtet; vor derselben stehen die Sängerinnen und Sänger, rings in weiten Kreise ruht auf des Waldes grünen: Moosteppich die Schaar der Andächtigen. Der Grille Zirpen klingt von den Wiesen hernieder und die Waldvöglein singen in den Buchenkronen das Lob des Weltenmeisters. Da tönt — ein ergreifender Moment — aus vielhundert Kehlen das alte Loblied in den stillen Wald hinein: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Vater aller Güte!" Der Gottesdienst hat feinen Anfang genommen. Nachdem der Choral verklungen war, fang der Chorgesangverein von Cossebaude, unterstützt von frischen Kinderstimmen: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre." Hierauf hielt Herr Pastor Dunger-Briesnitz eine knrze, zu Herzen gehende Predigt auf Grund des Schriftwortes 1. Joh. 4, 1: „Gott ist die Liebe." Vaterunser und Segen, darauf der Gemeindegesang „Laß mich Dein sein und bleiben" und „O Wald, dn bist so wunderschön", Lied für Männer - chor, beschlossen die erhebende Feier. — Bald liegt der Tännigtgrund wieder im tiefsten Frieden. Die alten Buchen schütteln wie in: Trann: ihre grünen Zweige, sie träumen sich Jahrhunderte zurück, „sie flüstern leise ringsum im Kreise: Der liebe Gott geht durch den Wald!" — Dresden. Ein bedeutendes Schadenfeuer kam Montag Mittag um 1 Uhr auf dem Ostra-Vorwerke zum Ausbruche.- Die Feuerwehr erhielt die erste Meldung um 1 Uhr 10 Minuten und hatte — in übliger Stärke ausgerückt — kaum die Hauptwache verlassen, als auch schon der Kreuzthürmer die Meldung „Großfeuer" gab. Von sämmtlichen Wachen rückten demgemäß sofort weitere Mannschaften nach dem Brand orte aus, so daß binnen kurzem ein umfänglicher Löschkörper zur Stelle war. Das Feuer hatte mit Macht um sich gegriffen, denn beim Eintreffen der ersten vier Fahrzeuge am Brandorte loderten die Flammen bereits hell zum Dache des vom Feue: ergriffenen Gebäudes heraus. Letzteres ist das nach dem Gehege zu stehende Quergebäude, welches eine beträchtliche Länge besitz! und als Stall- und Wirthschaftsgebäude dient. Das Personal ves Vorwerks hatte sich sofort an die Rettungsarbeiten gemacht und hatte auch ziemlich alles Vieh geborgen, als die Feuerwehr ihre Löscharbeit begann. Sie wurde mit vier Schlauchleitungen oorgenommen und hatte trotz verschiedener Schwierigkeiten — die besonders der starke Wind bereitete — doch in verhältniß- mäßig kurzer Zeit guten Erfolg. Während der obere Theil des Gebäudes in feiner ganzen Ausdehnung ein Raub der Flammen wurde, konnten dis gewölbten Stallungen erhalten «erden, lieber die Entstehungsursache war noch nichts sicheres zu ermitteln. Die Feuerwehr war bis in die Abendstunden aus dem Brand platze mit den Ablöschungs- undLlbräumungs-Arbeiten thätig. — Kleinzschachwitz, 21. Juni. Ein blutiger Vorgang hat sich vorgestern hier zugetragen. In seiner Gartenlaube eierte der dortige Hausbesitzer Größler seine Serlobung mit einem Mädchen aus Dresden, dessen Eltern ebenfalls zugegen waren. In der Nähe davon hatte sich der in demselben Hause wohnende Botenfuhrmann Lautenbach niedergelassen, welcher Lust in sich verspürte, die Vorgenannten auf nur all- mögliche Art zu chicaniren. Später stellt- Größler den unangenehmen Störenfried zur Rede, wobei ein heiliger Wortwechsel entstand, welcher schließlich in Thätlichk-it-n ausartete. Mit den Worten: „Jetzt hole ich die Mistgabel und ersteche Dich!" ergriff Lauten bach eine Düngergabel und brachte senem Gegner drei gefährliche Stiche bei, infolgedessen derselbe bewußtlos zur Erde sank. Erst durch das Hinzukommen einiger Personen ließ der Unhold von einem Opfer ab. Später wurde er verhaftet und dem Pirnaer Amtsgerichtsgefängnisse zugefühlt. — Ein vielbeschäftigter Aczt hat kürzlich in einer öffentlichen Versammlung daraus hingewiesen, daß nach seiner Erfahrung manche der jetzt so häufig vorkommenden Magenkrankheiten ihre Entstehung dem häufigen Genuß zu heißer Getränke, wie Kaffee, Suppe, Thee, Grog rc. zu verdanken hätten. Besonders nachtheilig wirke zu heißer Kaffee früh bei nüchternem Magen. Es sei ihm eine Anzahl von Fällen von Magengeschwüren oor- gekommen, deren Ursprung die Gewohnheit früh möglichst heißen Kaffee zu genießen, zugeschrieben sei. Durch die Einwirkung des heißen Getränkes bilde sich nach und nach eine chronische Ent zündung aus, aus welcher dann, da sich der örtliche R-iz wieder holt, eine Geschwürbildung entstehen könne. Die schädliche Ge wohnheit mancher Personen, Speisen und Getränke so heiß zu genießen, ist übrigens schon öfters hervorgehoben worden. Be- onders gilt dies auch von der Suppe, die oft siedend heiß auf >en Tisch kommt. Daß dadurch Magenleiden enstehen können, unterliegt gar keinem Zweifel. — Markneukirchen, 20. Juni. Die Stcobelsche An gelegenheit vor Gericht. Wie erinnerlich sein wird, wurde am 15. April der am 13. März d. I. mündig gewordene Kauf mann Karl Strobel auf Antrag j-mes Vaters, des praktischen Arztes Dr. Gustav Strobel in Zehren, und auf Grund eines vom BezirkSarzt a. D. Ficker in Oelsnitz ausgestellten Gut achtens der Irrenanstalt Untergöltzsch zugeführt. In der hiesigen Bürgerschaft wurden hie-über die verschiedenartigsten Meinungen laut. Wochenlang redete man von überhaupt nichts Anderem als der Ueberführung des jungen Mannes in die Irrenanstalt und man sprach es ohne Scheu aus, daß hier ein unerlaubter Eingriff in die persönliche Freiheit des Strobel jun. vorliege, denn dieser war nach dem übereinstimmenden Urtheil aller Derer, die ihn aus persönlichem Verkehr her kannten, geistig völlig intakt und man war ferner überzeugt, daß die von ihm begangenen Ausschreitungen gegen seine in demselben Hause wohnende Tante, Frau verw. Wich, nur eine Folge hochgradiger Erregung, hervorgerufen durch den ihm von jener bereiteten A-rger, sein konnte. Das gespannte Verhältniß zwischen Tante und N-ff-n einerseits und zwischen Vater und Sohn anderer seits nahm immer mehr zu und erreichte seinen Höhepunkt, als Strobel jun., nicht mehr im Stande, seinen Berger zu be- meistern, mehrere Male sich dem Gmuß von Branntwein hin gab und dann in trunkenem Zustande sich Ausschreitungen zu Schulden kommen ließ, die er bei seiner notorischen Gutmüthig- keit andernfalls sicher nicht begangen haben würde und die er auch sofort bitter bereute. Der „Markneukirchener Anzeiger" brachte einen Artikel mit der Spitzmarke „Irrsinnig oder nicht?", in welchem zunächst von den wirklichen Thatsachen Notiz ge nommen und dann hinzugesügt ward, daß allerlei Vermuthungen über die Motive, die Strobel 8sm bei Stellung seines An trages geleitet haben könnten, aufgetaucht seien. Durch diese Notizen fühlte sich Dr. Strobel beleidigt und strengte die Privat- kiage gegen den Redakteur des „Markneukirchener Anzeiger" an. Am Mittwoch gelangte dieselbe vor dem hiesigen Schöffenge richt zur Verhandlung. Von den Zeugen wurden die Angaben des Angeklagten bestätigt, nämlich, daß der Vater seinen Sohn eines Nachts erstechen wollte, daß das Verhalten des Vaters zu seinen Kindern kein derartiges gewesen sei, wie man es von einem Vater erwarten könne und müsse, daß ferner der junge Strobel ein ganz verständiger Mensch sei, an dem man keine Spur von Geisteskrankheit entdecken könne rc. Das Urtheil lautete auf Freisprechung des Beklagten und Verurtheilung des Klägers in alle Kosten. In den Gründen wird hervorgehoben, Laß zwar der direkte Beweis der Absicht Strobels 8sn., seinen Sohn in die Irrenanstalt schaffen zu lassen, um das mütter liche Erbtheil an sich zu reißen, nicht erbracht sei, doch ließen alle di- zu Tage getretenen Nebenumstände die Annahme der höchsten Wahrscheinlichkeit über das Vorhandensein dieser Ab sicht zu. — Meißen, 23. Juni. Gestern Nachm. in der 6. Stunde passirten 33 Soldaten und 3 Offiziere des König!. Sächs. Pionierpataillons Nr. 12 von Dresden auf dem Fahrrad unsere Stadt. Die militärischen Radfahrer erregten natürlich berechtigtes Aufsehen. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei dieser Fahrt, welche von Dresden über Kötzschenbroda -Coswig - Meißen und von hier aus über Weistropp-Wilsdruff nach Dresden zurückging, um eine Probe der Fahrräder. Deshalb ist ebenes und bergiges Terrain gewählt worden. In der „Geipelburg" hielten di'e Radfahrer eine 1 '/^stündige Rast. Die Rückfahrt nach Dresden wurde um ^7 Uhr angetreten. — Chemnitz, 23. Juni. Der Bürgermeister Dr. Beck- Freiberg wurde zum Oberbürgermeister von Chemnitz gewählt. — Die Maurer des Königreichs Sachsen, des Herzog- thmns Altenburg und des Regierungsbezirks Merseburg der Provinz Sachsen halten am 28. d. M. in Meißen eine Delegirtenversannulung ab, in der insbesondere über die Organisation und die Agitation verhandelt werden soll. — Anläßlich der Feier auf dem Kyffhäuser hat der Kaiser zahlreiche Ordensauszeichnungen verliehen. Eser hielten u. A. Herr Kaufmann Beyer-Dresden den Rothen Adlerorden 4. Klasse, die Herren Rechtsanwalt Windisch und Lotterie-Einnehmer Tanner-Dresden den Krouenorden 3. Klasse. — Für die Besucher der Dresdner Handwerksaus- stellnng und „alten Stadt" ist es wichtig, zu wissen, wie die Eintrittskarten zu handhaben und die Ein- und Aus gänge angelegt sind. Die Ausstellung wird Vormittags 9 Uhr geöffnet, ebenso die alte Stadt, und das Publikum kann sowohl von der Stübel-Allee und Lenuöstraße aus den Ansstellungsplatz betreten, mn dann über die die Lcunä- straße überspannende Wartthurnibrücke (Brückengeld 10 Pf.) in die alte Stadt zu gelangen, als auch durch das direkt iu die Dorfanlage bez. alte Stadt führende Eingangsthor an der Albrechtstraße, um daun von hier ans über die er wähnte Brücke des Wartthurmes anf den Ausstellungs platz und zu den Ausstellungshallen zu kommen. Es bleibt sich also gleich, welcher Eingang benutzt wird, der Ein trittspreis beträgt hier wie dort 50 Pf. oder an den Tagen mit erhöhten: Eintrittspreise eben diesen hohen Preis (1 M.). Alle anderen Thören in der Nmplankung der alten Stadt dienen nur zum Ausgange; nur von Abends 7 Uhr ab wird an: Haltepunkte der elektrischen Straßen bahn an der Lennsstraße, also zunächst der Wartthurm brücke, ein weiterer Eingang in die alte Stadt geöffnet. — Mittwoch traf d:e Nachricht aus Berlin em, daß Kameuz als Garuisousort bei Umgestaltung der vierten Bataillone genehmigt sei. Das Rathhaus und viele private Gebäude.flaggten. Nachmittags '/-F Uhr erschien, von Dresden kommend, der Herr Kriegsminister v. d. Planitz und besichtigte nnter Führung des Herrn Bürgermeister Dr Feig die für die Kaserne und den Ex-rzierplatz be stimmten Ländereien. Das Militär trifft, wie verlautet, schon im Herbst dieses Jahres ein, und wird bis zur Fertigstellung der Kaserne in Bürgerquartieren untergebracht. — Einen empfindlichen Schaden hat der W:rth des alten Gasthofes in Mockau erlitten. In dessen Gastzimmer erschien vor einigen Tagen ein unbekannter, etwa vierzig jähriger Mann von mittlerer Größe, mit blonden: Haar und ebensolchem Schnurrbart, der u. A. braunen Anzug uud niedrige:: weißeu Strohhut trug. Er stellte sich dem Wirth als Beauftragter der Dimpfel'schen Wachstuchfabrik vor, der für kommenden Sonntag ein Festesfen, das etwa 600 Mark kosten könne, ansrichten solle. Der Wirth spielte mit dem Unbekannten schließlich eine Partie Bkllard und als er ein Mal auf kurze Zeit das Gastzimmer verlassen hatte und in dasselbe zurückkam, war sein Gast verschwunden. Mit ihm zugleich war aber auch eine verschlossene Blech kassette, enthaltend 400 Mark, bestehend in Gold- und Silbermünzen, sowie in Papiergeld, verschwunden, die da selbst frei dagestanden hatte. Die Angaben des Unbekannten haben sich hinterher als unwahr erwiesen. Es fehlt zur Zeit jede Spur von den: unbekannten Diebe. — In dem Prozeß des Stadtrathes zu Treuen gegen den Redakteur und Buchdruckereib-sitzer Lämmerhirt in Rade dornwald, vormals in Treuen, wegen Beleidigung hat nunmehr das Landgericht Zwickau rin endgiltigeS freisprechendes Urtheil gefällt. Die Kosten des Verfahrens wurden auf die Staats kaffe übernommen. In der Urtheilsbegründung ist ausgedrückt, daß der Angeklagte als Steuer zahlender Einwohner und al- Redakteur berechtigt gewesen, die Mißstände in der städtischen Verwaltung zu besprechen und zu kritisiren.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)