Suche löschen...
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 30.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189606306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960630
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-30
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— Heute Nachmittag findet im Garten des Hotelier Gietzelt ein Kaffeekränzchen statt, worauf die lieben Frauen hiermit besonders aufmerksam gemacht seien. Bei ungünstigem Wetter findet das Kränzchen im Saale statt. — Wie aus dem betreffenden Inserat zu ersehen ist, konzertiren nächsten Donnerstag Abend im Hotel Adler die berühmten und bekannten Roßweiner Sänger unter Direktion des „schneidigen Tymian". An zahlreichem Besuche wird es dieser beliebten Gesellschaft auch diesmal nicht fehlen — Gesellschaftsfohrten. Die Anträge von Vereinen und geschlossenen Gesellschaften wegen Gewährung der tarif mäßigen Fahrpreisermäßigung für Gesellschaftsfahrten in Per sonenzügen mit einer Betheiligung von mindestens 30 Personen sind vom I.Juli d. I. ab nicht mehr an die königl. Betriebs- Oberinspektionen der sächsischen Staatsbahnen, sondern auf kürzestem Wege schriftlich an den Vorstand des Abgangsbohn- hofes zu richten. Die immer noch häufig zu beobachtende Absendung von dergleichen Anträgen an die königl. General direktion der Staatsbahnen hat nur Verzögerungen zur Folge, da solche Gesuche von der Generaldirektivn zur Erledigung an die zuständige Dienststelle abgetreten werden. — Wie bereits mitgetheilt wurde, tritt vom 1. Juli d. I. an auf den sächsischen Staatsbahnen in der Einrichtung der Zeitkarten zu beliebigen Reisezwecken eine Aenderung dahin ein, daß an Stelle von Zeitkarten bisheriger Art nur noch Zeit karten auf die Dauer eines Kalendermonates, sogenannte Monatskarten auSgegeben werden. Ihre Preise entsprechen im Allgemeinen dem zwölften Theile des Preises der bisherigen Zeitkarten auf volle Jahresdauer. Für Stationsverbindungen mit stärkerem Verkehr werden fertiggedruckte Monatskarten auf gelegt, was aus den Schalteranschlägen zu entnehmen ist, die zugleich die Preise enthalten. Solche Monatskarten können bis 1 Stunde vor ihrer erstmaligen Benutzung am Fahrkarten schalter gelöst werden. L'egt die gewünschte Monatskarte nicht fertig gedruckt auf, so ist sie mindestens 1 Tag vor der erst maligen Benutzung zu bestellen. Mit der Neuerung tritt noch die weitere Vergünstigung ein, daß bei Entnahme von Karten für mehrere Angehörige eines und desselben Hausstandes nur für eine Karte (die sogenannte Stammkarte) der volle Monats- kartenpreis, für die Karten der übrigen Hausstandszugehörigen dagegen (die sogenannten Nebenkarten) der halbe Monatekarten- preiS erhoben wird. Zur Erlangung von Nebenkarten ist eine Bescheinigung der Ortspolizeibehörde oder des Gemeindevor standes nach bestimmtem Vordrucke darüber beizubringen, daß die Personen, für welche die Nebenkarten beantragt werden, zu dem betreffenden Hauestande gehören, daß ferner die als zum HauSstande gehörig bezeichneten entfernteren Verwandten aus Mitteln des Haushaltungsvocstandes unterhalten werden. Die näheren Bestimmungen über die neuen Zeitkarten gehen auö dem vom genannten Termin an giltigen Nachtrag ll zum säch sischen Binnen-Persenentarif Theil II beroor, als Anhang ist eine Kilometer-Tariftabellc für die Monatskarten beigegeben. Der Nachtrag liegt auf allen Stationen zur Einsicht aus und kann durch die Fahrkarten - Ausgabestellen zum Preise von 5 Pfg. für das Stück bezogen werden. Bei diesen Stellen werden auch Vordrucke zu der Bescheinigung über die Haus standszugehörigkeit unentgeltlich verabreicht. — Den am 3. Juli in Dresden zusammentretenden ständigen Ausschuß des deutschen Landwirthschaftsrathes wird auch die Verschuldung des ländlichen Grundbesitzes beschäftigen. Die „Nordd. Allg. Ztg." theUt Näheres über Inhalt und Umfang der zur Erörterung gestellten Frage mit: Nach dem von Professor Dr. Gering entworfenen Arbeitsprogramm wird sich die Kommission zunächst bei der Frage der Schulderleich terung mit Herabsetzung des Zinsfußes für Darlehen der öffent lichen und genossenschaftlichen Kreditanstalten und mit der Konversion der Staatsanleihen beschäftigen. Bei der Reorgani sation des landwirthschaftlichen Kreditwesens wird es sich hin sichtlich des Realkredits handeln um Decentralisation und Ver einfachung des Geschäftsganges der landwirthschaftlichen Kredit institute, um Eröffnung der Rentenbanken und Gründung neuer Realkieditinstitute, während hinsichtlich des PersonalkreditS die DarlehnS- und Sparkassen tur verschiedenen Systeme und die Centralgenossenschaftskasse besprochen werden sollen. Dann soll die Frage der Erweiterung der Belcihungsgrenzc der öffent lichen und genossenschaftlichen Realkreditinstitute und Ablösung der zweilstelligen Privathypotheken, gegebenen Falles mittelst Staatshilfe geprüft und dabei die Nothstanbsdarlehen, Hilfs kassen, Amortisations- und Ablösungskassen, die staatliche Zins garantie mit Berücksichtigung der Garantiefonds, desgleichen schließlich die Bedeutung der Lebensversicherung für die Schulden tilgung erörtert werden. In Bezug auf die Schuldentlastung wstd zuerst der Ankauf von verschuldetem Grundbesitz seitens des Staates diskutirt werden, und zwar in zweifacher Hinsicht: zum Zwecke der inneren Kolonisation nach dem Vorbilde der preußischen Ansiedelunzskommisston m't Einstellung von staat lichen Ansiedelungsfonds für einzelne Bezirke und zweitens zur Vermehrung von Staats-Domänen und zum Wiederverkauf unter günstigen Bedingungen (Schmoller'scher Plan). Weiter wird die Bildung von Zwangs-Berufsgenvssenschaften nach dem Vorbilde der österreichischen Gesetzentwürfe, die Gründung einer Reichsgrundkreditbank mit Emission von Grundnoten, die Fest stellung einer Verschuldungsgrenze, sowie das Kreditmonopol der öffentlichen Kreditanstalten und schließlich die Reform des Erbrechts berothen werden. — Welche Regeln sind beim Baden zu beachten? Man bade entweder am frühen Morgen oder am Spät-Nachmittag, nie nach eben vollendeter Mahlzeit. Vor dem Baden vermeide man jede Aufregung und allzu große Anstrengungen, namentlich sorge man für eine mittlere Körpertemperatur und durch langsames Entkleiden für eine allmähliche Abkühlung. Das Herumlaufen und Herumlungern vor und nach dem Baden und in den Pausen muß streng untersagt werden. Etwaige Erkältungen sind auf diese Unsitte zurückzuführen. Nachdem man das Wasser ver lassen, reibe man sich nicht nur trocken, sondern warm, lege schnell die Kleidung an, und mache noch einen Spaziergang bis die gewöhnliche Körpertemperatur wieder erreicht ist. Das Baden erfüllt jedoch seinen Zweck nur halb, wenn eS nicht mit Schwimmen verbunden ist. Abgesehen davon, daß Erkältungen und Ertrinken in der Regel den Nichtschwimmer treffen, giebt es wohl kaum eine Bewegung, die alle Theile des Körpers so intensiv beschäftigt, wie das Schwimmen. — Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich am gestrigen Sonntag Vormittag 1l Uhr auf dem Lilienstein in der sächsischen Schweiz. In dem dortigen Gasthause blieb am Sonnabend der in Dresden, Elisenstraße 2, wohnhafte Lagerist Fischer mit seinen zwei Töchtern, der 15 Jahre alten Paula und dem zwölfjährigen Hannchen, über Nacht. Gestern Vor mittag nun unternahmen Vater und Kinder einen Rundgang über das Plateau, als plötzlich beide Mädchen, trotz der War nungen deS Vaters, auf einen abseits des gebahnten Weges gelegenen, nicht umzäunten Felskegel nahe dem alten Obelisk traten und mittelst Fernglases die Aussicht genossen. Plötzlich trat Paula fehl; schrie laut auf und riß ihre Schwester Hannchen mit sich und beide stürzten die etwa 120 Meter tiefe Felswand hinab. Alsbald nach dem erschütternden Vorgang wurde Paula Fischer mit zerschmetterten Gliedern am Fuße des Felsens auf gefunden und verstarb binnen wenigen Minuten an Zerreißung innerer Organe; Hannchen Fischer aber lag auf einem 25 Meter hohen Vorsprung des Kegels und wurde erst nach zwei Stunden, nachdem Seile und Leitern herbeigeholt waren, herabgeholt. Auch sie war inzwischen an den beim Absturze erlittenen schweren Verletzungen, darunter mehrere Schädelbrüche, verstorben. Der alsbald auf die Kunde von dem Unglück aus Königstein herbei- geeilte Arzt Dr. Schreiner konnte nur noch den eingetretenen Tod der verunglückten Mädchen feststellen. Von Mitgliedern der Königsteiner Feuerwehr wurden die Verunglückten mittelst Wagen nach dem Königsteiner Friedhöfe gebracht. Der un glückliche Vater wurde von allen Seiten auf das Tiefste be dauert. Ein solcher Unfall bat sich seit vielen Jahren hier nicht ereignet, weil die Sicherheitsvorrichtungen auf dem Plateau des Liliensteins ausgezeichnete sind. Jugendlicher Wagemuth hat wiederum zwei hoffnungsvolle Mcnschenblüthen vernichtet. — Aus dem Voigtlonde, 26.Juni. Durch den Genuß des gegenwärtig reifenden Samens der Herbstzeitlose verlor vor einigen Tagen das sechsjährige Töchterchen eines Webermeisters in Kaiserhammer ihrLeben; ein anderes achtjähriges Mädchen in Schönbrunn erkrankte, nachdem es einige Samenkörner der Herbstzeitlose gegessen hatte, so schwer, daß cs mehrere Tage in Lebensgefahr schwebte. Beide Kinder hatten auf der Wiese Blumen gepflückt und es waren ihnen dabei die Pflanzentheile, welche ein starkes Gift, das Colchicin, enthalten, in die Hände gefallen. Auch die blaßrothen Blumen der Herbstzeitlose, welche im August und September die voigtländischen Wiesen zu Tausenden bedecken, sind giftig und werden sogar, wenn sie mit dem Grummet eingeerntct werden, dem Vieh gefährlich. — Eger, 24. Juni. Gestern Abend war die Brauerei St. Klara der Schauplatz eines entsetzlichen Unglücksfalles. Die bei der Wittwe Frau Wildner, Pächterin der genannten Brauerei, beschäftigte Dienstmagd Barbara Fischer aus Neu- kinsberg glitt aus und stürzte in die Braupfanne. Auf ihr Hilfeschreien eilte der Braulehrling Johann Härtl herbei und zog die Bedauernswerthe aus dem siedenden Wasser. Ein Arzt ordnete die sofortige Ueberführung der Verunglückten, welche am ganzen Körper mit fürchterlichen Brandwunden bedeckt war, in das Krankenhaus an. Dort erlag die Verunglückte den Ver letzungen. — Lungwitz bei Kreischa, 26. Juni. Wegen des ver mehrten Umsichgreifens der Diphtheritis unter den hiesigen Kindern ist die Schule bis auf weiteres von neuem geschloffen worden. — Meißen, 26. Juni. Der pensionirte Chausseewärter Gottlob Thomas in Cölln feierte heute mit seiner Ehefrau im Kreise von Kindern Enkeln und Urenkeln die diamantene Hochzeit. Der Jubelbräutigam ist 90, die Jubelbraut 88 Jahre alt. — Gestern Nachmittag ertrank im Mühlgraben das 4- jährige Töchterchen des Aufsehers Hilger hier. Das Mädchen, das einzige Kind seiner Eltern, wurde, da nicht gleich Hilfe zur Stelle war, in den verdeckten Kanal getrieben und war dort rettungslos verloren. — Großenhain, 26. Juni. Em schweres Unglück ist über die Familie des Gutsbesitzers Schurig in Bauda herein gebrochen. In der vergangenen Nacht brach wohl nach 12 Uhr im Seitengebäude seines Gutes Feuer aus. Zu spät wurde dec Brand bemerkt, und zwar von einer Magd, obwohl der Nachtwächter neben der Brandstätte seine Wohnung hat. Nur mit Mühe konnte dem Elemente Einhalt gelhan werden, wie wohl man mit aller Macht daran arbeitete, die Flammen zu dämpfen, denn im brennenden Hause war noch der 70jährige Vater des Besitzers, der GutsauSzügler Schurig. Er war nicht zu retten; gegen 5 Uhr früh wurde seine Leiche aus der Schutt masse gegraben. Falsches Spiel. Roman von E. von Linden. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) »Well, Sir, hätl' ich auch sonst nicht gewagt," fiel Joe, mit beiden Backen kauend, kaltblütig ein, „kalkulire aber, daß ich Euch hier am sichersten treffen konnte, und daß ich mich wenigstens doch einmal bei Euch zu Gaste laden durfte, web die Herrlichkeit morgen schon aus sein wird. Was scheert uns denn da noch das Bedienten-Pack?" „Erzählt vernünftig!" befahl Alting kurz. „V/sll, Sir, — Hab' mich den ganzen Tag beim Forst hause Herumgetrieben, und mich sogar mit meinem Feinde, dem bissigen Köter angefreundet. Nebenbei gesagt, der einzige un ter den vierbeinigen Wächtern, der in mir den Fuchs witterte. Na, Ihr wißt, ich versteh' mich auf die Hundedressur, diese Feinde sind mir nicht gefährlich. — Hab' den Barbier abge fangen, der ganz aufgebläht war von seiner Kunst und frech behauptete, er allein habe den alten Herrn gerettet." „Mein Onkel bleibt also am Leben?" fragte Alting mit heiserer Stimme. „Er hat die Krisis glücklich überstanden und ist bei vollem Bewußtsein. Na, freut Ihr Euch nicht, edler John?" Dieser hob die geballte Faust zähneknirschend empor, ließ sie dann aber kraftlos sinken und stieß nur die Worte hervor: „Ihr seid ein erbärmlicher Schütze, Joe Catton!" „Freilich, Ihr hattet es daheim bequem," erwiderte Catton, spöttisch lachend, „der Riß, den Ihr Euch beigebracht hattet, war jedenfalls ungefährlicher als mein Stand-Ort, zumal ich auf dergleichen Wild noch nicht besonders eingeübt bin. Ich war ein Narr, für Euch die Kastanien aus dem Feuer holen zu wollen. Hätte bedenken sollen, daß Undank der Welt Lohn ist. Was meint Ihr wohl, wenn Euer Onkel nun behauptet, daß er sich selber nicht angeschossen haben kann, weil er mich n gesehen hat, mich, bov, just in dem Augenblick, als ich mein Schießrohr auf ihn anlegte." „Himmel und Hölle!" John Alting hatte sich entsetzt erhoben, und schritt nun wilder Erregung auf und nieder. „Das kommt auf meine Rechnung," sprach er halblaut. „Mit vollem Recht!" sagte Catton, sein Glas immer wieder füllend, ruhig hinzu. „Halt's Maul!" schnob Alting ihn wüthend an, „trinkt nicht so viel, damit Ihr wenigstens Eure fünf Sinne bei ein andere behaltet. Ich werde den Diener noch schließlich abpeitschen, weil er ohne meine Erlaubniß Wein gebracht hat." „Das laßt hübsch bleiben, Sir! Er wollte mich mit Alting- hofer Bier abspeisen, da berief ich mich einfach auf Euch, und der Knecht gehorchte. — Na, es wäre doch auch zu närrisch gewesen, dem Onkel den Wein zu schenken." „Er kennt Euch nicht, hat Euch nie gesehen?" „Na, vorgestellt bin ich ihm nicht worden, habe also wohl nicht die Ehre, von dem Herrn Baron gekannt zu sein. Ich )ab' ihn freilich oft genug gesehen und hält' ihn auch nicht ver- ehlt, wenn er nicht in dem Augenblick, als ich die Visitenkarte abgeben wollte, eine Wendung nach rechts gemacht hätte." „Wir haben keinen Grund Witze zu machen," wies ihn Alting rauh zurecht. „Hier im Schlosse bleiben könnt und dürft Ihr nicht, Joe, werdet also schleunigst nach Lindenhagen gehen und der Lady einige Zeilen von mir geben, daß sie Euch für eine kurze Zeit in einem sicheren Versteck unterbringt." „Ich glaube, John, es wäre für uns Beide nützlicher, wenn Ihr mich hier behieltet und Euch morgen bei Zeiten mit mir aus dem Staube machtet," bemerkte Catton leise, „kalku lire, daß Eures Onkels Kaffe gut bestellt ist, wie?" „Da seid Ihr angeführt, wie ich Euch schon gesagt habe, mein Onkel ist ein vorsichtiger Mann, der sein Geld in sicheren Händen arbeiten läßt. Die Kasse enthält höchstens 200 Mark. Zum Henker, Joe, dies Landvolk hat ja alles, was es braucht für's tägliche Leben." Catton machte ein bedenkliches Gesicht. „Ihr kennt unsern Pakt, John Alting!" „Den Ihr selber nicht gehalten habt. — Hättet ihr eine sichere Hand gehabt, dann wäre kein Mensch in der Welt iw Stande gewesen, mir das Erbe zu entreißen. So sind w>k quitt, mein lieber Joe!" Dieser stieß einen leisen Pfiff aus, leerte bedächtiger als vorher sein Glas und setzte es dann fest nieder. „Ihr trennt Euch also von mir," fragte er lauernd. „Das habe ich nicht sagen wollen, Joe!" erwiderte Alting hastig. „Ihr sollt nur nicht vergessen, daß Ihr mir aus eigene« Entschlusse von drüben gefolgt seid und daß nicht ich die Schuft habe, wenn's nun schief geht." „Wollt Ihr hier wirklich noch bleiben, John Alting? Be denkt, wie die Sachen liegen. Was ich von dem Barbier heraus lockte, war genug, um den Boden heiß für uns zu mache« Der Alte wird gesund —" „Konntet Ihr nicht zu ihm kommen, Joe?" „Das wäre auch Euch nicht gelungen, sein Bett wird v»n Drachen bewacht." „Hättet dem Barbier ein amerikanisches Wunderkräutchen empfehlen sollen," flüsterte Alting mit scheuem Blick. „Kalkub"- daß Ihr dergleichen mit herüber gebracht habt, verstandet M so gut darauf, wenn es galt, beim Pferdefang bissige still zu machen." Catton zuckte die Achseln. „Bedaure, dergleichen nicht mehr zu brauen, mein edleren — Hab' auch nicht Lust, mir selber den Strick zu drehe« — Undank ist der Welt Lohn! — Aber eins steht fest mich, John Alting, wo Ihr bleibt, da bleibe auch ich, dielet Kugel haben wir gemeinschaftlich gegossen." Der wilde Alting schritt einige Male auf und nieder. Da"" blieb er vor Catton stehen. „Ich habe morgen früh bei Sonnen-Aufgang eine kbf« Schießübung abzumachen," sagte er, verächtlich lachend. hiesiger Junker hat Lust, eine Probe davon an seinem Leibe § baben. Ihr begreift, mein braver Joe, daß ich vor meine« Verschwinden ihm diesen Wunsch erfüllen muß, um nicht rücke feig geschimpft zu werden." „Aha, ich merke. Mr. Melwig hat irgend einem auS',^ Mitte ein wenig den HalS zugeschnürt und nun zieht man dafür zur Rechenschaft," bemerkte Catton grinsend, „eS ged" Mutb dazu, sich vor die Mündung Eurer Pistole zu woge« Wenn Ihr den Junker aber todtschießt, — was dann? halte es in Eurer Lage doch für verdammt unsinnig, nN brächte mich lieber noch diese Nacht in Sicherheit." „ „Wer will mir was anhaben?" zischte Alring mit funket ! Augen, „bin ich nicht ein Enkel dieses Hauses so gut wie Andere? Ein legitimer Neffe des Barons, das merkt En ' Joe Catton, der kein anderes Verbrechen begangen hat, " dasselbe Recht seiner Geburt zu verlangen wie der andere. wird sich hüten, mich anzuklagen, ich denke mein Erdth, herauSzuschlagen und dann über den großen Bach zurück zu gehe« „Das ist, b)-jov6, vernünftig kalkulirt," erwiderte Coste, beifällig nickend, — „bleibe natürlich bei Euch, olä bo/ „Das geht nicht, Ihr habt Euch hier von Anfang verdächtig gemacht, Joe, und wenn mein Onkel Euch sitzt Ihr fest." ji „ Weshalb sollte denn der mich just sehen, wenn ich« , verborgen halte?" meinte Catton wegwerfend. „DerAlle «'s nicht, wer ich bin und wird mein Aussehen wohl vergessen hab"' Alting warf einen Blick auf seine Uhr. z „Neun durch," sagte er, „wie lange braucht Ihr n Lindenhagen?' „Zu Fuß natürlich — na, wenn ich den geraden .' über die Felder nehme, den ich selbst im Dunkeln zu finden w^ komm' ich in zwei bis drei Stunden hin. Habt Ihr " Gaul für mich?" „Nein, doch will ich selbst noch hinüberreiten, und Quartier machen. Macht jetzt, daß ihr fortkommt, Ins, . Thurmthür wird offen sein, so braucht ihr nicht durch S v und niemand weiß, wann Ihr gegangen seid." Catton nickte. Als sich die Thür hinter ihm ge aMz. hatte, blickte John Alting ihm mit einem schlimmen Lache » n^ „Narr!" murmelte er, „Deine letzte Kugel hatten zusammen gegossen! Ich verstehe diese Drohung, aber könntest, meine ich, falsch kalkulirt hoben, Joe Catton. ,, Er klingelte kurz und heftig, worauf der Diener, der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)