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»/ für - Ersche und fü als st< 12. Kapitel. Auf deutschem Boden. berger liegt." „Er ist mein Stiefbruder," bemerkte Romberg halblaut, wie soll ich es onfangen, ihn anzuklagcn, ohne die eigene Hans Justus hatte, als er nach seiner schmählichen Nieder lage vor dem Forsthause in wilder Wuth dos Pferd zum tollen Jagen spornte, bald die Besinnung wiedererlangt und das ge- mißhandelte Thier einer ruhigen Gangart überlassen. Es mußte doch etwas Schönes sein um die überlegene Ruhe, durch welche Ebba Regina ihm so gewaltig lmponirte. „Na, Stella, jetzt trage mich zu meinem Stern," sagte er, dem Pferde den Hals klopfend, mit einer unbewußt poetischen Anwandlung, über welche er selber in ein spöttisches Gelächter ausbrach. Dann furchte sich seine Stirn, während er wilde Flüche vor sich hinmurmelte. Als er den Wald hinter sich hatte, zügelte er das Pferd und blickte unentschlossen nach rechts, wo der Weg nach Altinghof, und links nach Lindenhagen führte. — Stella bog in gewohnter Weise nach rechts. „Nicht da," rief Hans Justus, „sagte ich Dir nicht zu meinem Stern? — Sei in Zukunft klüger und thue das Ent gegengesetzte, wenn Du Deinen Willen haben möchtest." Er stutzte bei seinen eigenen Worten und schüttelte dann zornig den Kopf. „Man wird in diesem öden Lande sich selber zum Wider spruch "murmelte er, „ich werde am besten thun, die Geschichte hier zu verkaufen, um mit Ebba Regina nach drüben zu gehen. — Ob sie dann* einverstanden wäre? — Zum Henker, dort könnte sie ja erst recht die Lady spielen!" Er bog nach links, und ritt im schnellsten Trabe die Landstraße entlang, die nach Lindenhagen sührte. Seine Gedanken irrten^ hin und her und deshalb bemerkte er auch nicht die beiden Männer, welche raschen Schrittes auf einem erhöhten Seiten pfade an ihm vorüber kamen. Der eine von ihnen war ein bejahrter Mann mit einem starken grauen Schnurrbart und buschigen grauen Augenbrauen, unter denen seine Augen noch scharf und blitzend hervorschauten, während sein Begleiter jung und schlank, das direkte Gegentheil von ihm war. Sie waren sehr einfach gekleidet, trugen jeder eine lederne Tasche über der Schulter, weiche Filzhüte und einen derben Stock in der Hand, mit einem Wort, diese Männer waren niemand anders als Paulsen und Justus Romberg, unsere Bekannten aus Amerika, die soeben von der letzten Station ihrer langen Reise kamen, um eine, besonders dem jungen Mann sehr peinliche Aufgabe hier im Norden Deutschlands zu erfüllen. Als der Reiter an ihnen vorüber kam, blieb Paulsen stehen und hielt den jungen Romberg erregt zurück. „Wissen Sie, wer das war?" rief er, hinter dem Reiter herdeutend. „Richtig, Sie kennen ihn nicht, — aber ich — ich hab' ihn genug gesehen, um ihn auch in dieser feinen Kleidung zu erkennen. Das war Ihr Stiefbruder, der sich hier unter Ihrer Flagge eingeschmuggelt und Ihren wackeren, ehrenhaften Onkel so schmählich hinter's Licht geführt hat." „Der also? — Er macht sich gut zu Pferde, ein ganzer Gentleman —" „Ei was, junger Herr," unterbrach Paulsen ihn unwillig, „ein solcher, was man auch hier darunter versteht, das kann der Mensch nie werden. Er ist schlecht und gemein, und wirds auch in den feinsten Kleidern bleiben. Mir stehen die Haare zu Berge bei dem Gedanken, was Ihr Herr Onkel zu einem solchen Neffen sagen mag." „Ach, alter Freund, ich wollte, der Bater hätte mir diese entwürdigende Reise erspart," seufzte Romberg, „was ist es denn anders als Erbschleicherei in schlimmster Form. Es ist ein verhängnißvolles Unheil für mich, zwei Väter gehabt zu haben, von denen der Pflegevater mir der liebste gewesen ist und es auch stets bleiben wird." „Und das mit Recht," bekräftigte Paulsen, we'ter schreitend, „wie auch diese Reise zur Nothwendigkeit wurde, als der Fall eintrat, die Ehre der Familie und damit zugleich den Bruder Ihres rechten Vaters aus den Händen eines schlimmen Menschen zu retten." Ehre p'eis zugeben?" „Das überlassen Sie nur getrost Ihrem alten Paulsen, mein lieber junger Herr! Ich kenne den Herrn Rittmeister von Alling persönlich und weiß, daß er seinem Drudsr, dem dänischen Lieutenant nicht im geringsten ähnlich ist. Sie müssen mir das zu Gute halten, da Sic Ihrem Vater wohl äußerlich glichen, aber das Beste sicherlich von der Mutter haben." „O, lieber Freund," seufzte der junge Mann, „wäre dieser Zwiespalt mir doch erspart geblieben. Ich liebte und verehrte den alten Mann, den ich für meinen leiblichen Vater hielt und war dem Himmel dafür dankbar, gerade mich in diesem Punkte so bevorzugt zu sehen. Und nun — ja, ich kann's nicht än dern, — aber nun ist's mir, als wäre sein Andenken befleckt, sein leuchtendes Bild mir für immer getrübt worden." „Mit Verlaub, HerrRomberg!" rief Paulsen, stehen bleibend, „das nennt man auf Deutsch schwarzen Undank, worüber sich mein seliger Herr Hauptmann im Grabe umdrehen müßte. Aber ich will's Ihnen nicht so hoch anrechnen, weil der Tausch ein schlimmer war, — und Ihr Ehrbegriff dabei leidet, — Aber — Ihr rechter Vater ist auch schon todt, — und von den Todten soll man ja nur Gutes reden, zumal er in seiner letzten Stunde Gutes mit Ihnen im Sinne gehabt hat." „Hatte er den Sohn im Leben vergessen, so mochte »'S auch im Tode noch thun," warf Romberg finster hin. „Auch das Vergessen während seiner Lebenszeit rechne ich ihm als ein Verdienst an," wandte Paulsen mit ruhigem Ernste ein. „Er wußte Sie in der besten Obhut und hat niemals seine Vaterrechte in Anspruch genommen, obgleich er einige Male nach unser-r Farm kam, um sich Ihres Anblicks zu erfreuen, sah aber nur Ihre Photographie, die Sie uns als Schüler ge schickt hatten, denn er traf Sie nie zu Hause. Das Bild hat der Herr Hauptmann ihm schenken müssen, Sie hatten ja noch mehrere davon und merkten es nicht. Da sagte er denn, als er Ihr Bild lange angesehen, — ich hab's aus des Haupt manns Munde — er sagte: Schade, daß er mir ähnlich ist, es wäre bester für ihn, wenn er seiner guten seligen Mutter gliche, — die ich nicht verdient hatte. Sollte er Ihre vortreff lichen Eigenschaften geerbt haben, dann bin ich beruhigt, d« Sie, — er meinte damit den Herrn Hauptmann — ihm als dann ein besserer Vater sind als ich, der keine« Funken Er ziehungs-Talent besitzt. — Sehen Sie, junger Herr, so hat er gesprochen und das rechne ich einem Vater als ein hohes Verdienst an. — Daß Sie aber von Ihrem edlen Pflegevater so schlecht denken, weil er ebenfalls diese Reise zu Ihrem rechtmäßigen Oheim gewünscht hat, thut mir weh, HerrRomberg, und sieht Ihnen auch gar nicht ähnlich, Sie dürfen es nicht vergessen, wie die hinterlassenen Schulden ihm noch die Storbestunde ver bittert haben und wie er mit der Hoffnung hinüber gegangen ist, daß Sie seinen guten Namen davon reuigen würden." Als Paulsen schwieg, richtete der junge Mann de« gesenk ten Blick auf und reichte ihm bewegt die Hand. B kaiserl'ä Li-Hu Rilterso Audienz Personc Äebert hchen ( Boischa regmien NieniS schofler Spiel. Königin -- Sie sah ihn erschreckt an und neigte dann schweigend den Kopf. Der Arzt beugte sich über den Kranken, dessen Antlitz wachsbleich erschien, der aber in diesem Augenblick sehr ruhig und gleichmäßig athmete. „Wir müssen die Nacht abwarten," flüsterte er, sich wieder zu Ellen wendend, die ihn angstvoll ansah, „wenn die Fieber höhe, die in der letzten Nächt verzeichnet war, sich dann herab- mindcrt, dürfen wir das Beste hoffen." Ellen erhob sich zitternd und schritt an's Fenster, wohin ihr der Arzt geräuschlos folgte, da der Fußboden mit weichen Teppichen, die sie vom Schloß hatten kommen lassen, belegt worden war. „Sie fürchten für die kommende Nacht bereits die Krisis, Herr Doctor?" fragte sie kaum hörbar. „Nein, diese kann erst nach drei Tagen eintreten. Doch fürchte ich eine Steigerung des Fiebers, der die Kräfte unseres Kranken nicht mehr gewachsen sein dürfte. Haben Sie im Schloßkeller einen recht kräftigen Wein, Baronesse? Vielleicht einen noch besseren, als den von dort gesandten Portwein?" „Ich weiß, daß mein Vater noch einige Flaschen alter Jahrgänge ächten Johanisberger im Keller liegen hatte," erwiderte sie nachdenklich, „die er zu ganz besonderen Gelegenheiten auf sparen wollte. Da der junge Herr den Kellerschlüssel in Be sitz haben wird, so fürchte ich —" „Daß er sich das Beste schon herausgesucht hat," fiel der Arzt ironischem, „allerdings fürchte ich das auch, meine Gnädige, und doch muß ich Sie bitten, selber einmal nachzusehen, weil möglicherweise Leben oder Tod unseres Kranken davon abhängen könnte. Ein kleiner Jagdwagen steht ja hier für solche Zwecke zur Verfügung, weil der Herr Baron noch lebt und deshalb unumschränkter Gebieter auf Altinghof ist, also auch über den Weinkeller." „Ich fahre sofort, Herr Doctor!" erwiderte Ellen leise, „hoffentlich hat er den Winkel nicht gefunden, wo der Johannis