Volltext Seite (XML)
Image zu Uo. 127 des Dochenötattes für Aitsdrujf eic > lN 8, 6os tslixs- >en6. stand IliLil- ;S llLt -i Uö- sblLll Keren mA in näere 6em itLnäe kier- »en. Auch ich erhob mich und dachte mir, daß ich lieber hier in meinen eigenen vier Wänden bin, als in Paris bei unserem reichen Fräulein Tochter. Geizig hat sie sich bei meiner Abreise nicht gezeigt, und so müssen wir uns eben zufrieden geben. Dir nützt Dein Jammern und Lamentieren über Deine Tochter nichts, denn im Grunde genommen hat sie Recht, wenn sie behauptet, sie sei das geworden, was Du aus ihr gemacht. Wenn ich bedenke, wie ganz anders das Leben meines Bruders in Waldbergen ist, gegen das meinige, dann möchte ich wünschen, ich hätte eine Tochter, wie meine Nichte Elisabeth ist. Welch ein wohlthuender Friede herrscht in seinem Hause! Wie einfach sind die Bedürfnisse seiner Familie! — Elisabeth ist doch auch ein junges und ein schönes Mädchen, sie könnte auch Ansprüche machen, das Leben zu genießen, sie aber sucht und findet ihr Glück nur im eigenen Hause. Und welch ein herzerfrischendes Lachen ist ihr eigen! Wie eifrig schaltet und waltet sie! Mit welch grenzenloser Liebe erzieht sie die jüngeren Geschwister! — Ich bemerkte nie in ihrem hübschen Gesichte einen neidischen, unzufriedenen Zug. ja nicht einmal bei der Testamentseröffnung, wo doch jeder Mensch in ihr die Nniversalerbin erblickte, verlor sie die Fassung. Mit der ihr eigenen Würde, mit dem edlen Anstand einer Königin ging sie auf mich zu und gratulirte mir. .Ich bitte Dich nur um eines, Onkel," sagte sie, „halte das Andenken der Tante heilig und versuche eS, ihrer in Liebe zu ge denken; denn sie war wirklich gut und arm, trotz ihrer Millionen." Ich konnte vor Ueberraschung und Freude kaum ein Wort sprechen. Mir zitterten nicht nur die Knie, sodaß ich mich setzen mußte, sondern auch die Zunge war mir wie gelähmt, ich lallte und stammelte wie ein Kind. Der Gedanke, daß wir aus unserer Armuth erlöst, daß wir plötzlich so ungeahnt in einen solchen Reichthum versetzt seien, wirkte beinahe erdrückend auf mich. Und wenn wir auch gerade das bei unserem Kinde nicht fanden, was wir hofften, so haben wir doch jetzt an Stelle der früheren Geldsorgen Ueberfluß, und können uns alles ge währen, was wir wünschen." „Ja, für Dich mag das gelten," rief Frau Villeck, „für mich aber nicht. Ich sollte jetzt in Paris sein bei meiner Tochter, sollte ihre Triumphe sehen und mich darüber freuen können. Was habe ich statt dessen? Die Kinder wurden auf Befehl Adelheids ins Institut geschickt." „In die besten und theuersten," schaltete er ein. „Und ich muß da in dem Neste sitzen," jammerte fie, „und kann mich meinen traurigen Gedanken überlassen und dazu noch Borwürfe und Hohn von Dir hinnehmen. In ihren Briefen lese ich nie die Frage, wie es mir geht, sondern nur immer den Wunsch, — was sage ich Wunsch? — es ist ja ein Befehl, ich solle ihr alles schreiben, was ich von Elisabeth höre. Was sie nur immer mit ihrer Cousine hat? Was geht sie denn das Mädchen an? Und was frage ich nach dieser heiligen Wesen gegen ihn gar nicht gekränkt. „Sie ist Deine Tochter," hatte er bei seiner Zurückkunft gesagt, „sie genießt in Paris das Leben. Das heißt, sie ist eine Verschwenderin im wahren Sinne des Wortes. Kauft sich Brillanten und Juwelen, um die sie eine Königin beneiden könnte, und macht ein großes HauS. Die Anstandsdame Madame Aniens, die sie bei sich hat, behandelt sie wie eine Marionette, die sich ihrem Wunsche fügen muß, dabei ist sie umschwärmt von Kavalieren, die natürlich den schönen Goldfisch angeln möchten. Aber Du brauchst keine Angst zu haben, die giebt wegen eines Mannes ihre Millionen nicht auf. Alles wäre mir begreiflich, ich kann mir denken, daß sie Gefallen an Brillanten und Luxus hat, daß sie ihren Wohnsitz in Paris aufgeschlagen, daß sie die schönsten Pferde, die schönste Equipage hat, daß es ihr schmeichelt, wenn sie bewundert und angestaunt wird, auch daß sie für die Männer, die sie um schwärmen, gleichgültig bleibt, alles, alles das verstehe ich. Nur eines verstehe ich nicht, das ist der Zug, der neue, fremde Zug, der, seit sie so reich geworden ist, sich auf ihrer Stirn und um ihren Mund eingenistet hat. Auch in ihren Augen ist etwas, was ich sonst nie bei ihr bemerkte. Das kann ich Dir versichern, glücklich ist das Mädchen nicht. Einmal, als sie bei einem Geräusche im Nebengemach heftig zusammenzuckte, fragte ich er staunt über die große Nervosität, ob sie sich krank fühle. Aber sie wurde über meine Besorgniß nur zornig, und verneinte es entschieden. Ueberhaupt kam es mir vor, als ob sie uns zürne; ich konnte mich nicht enthalten, ihr dies zu sagen. Da fuhr sie mich an, wie eine gereizte Katze. Sie sei so, wie wir sie er zogen hätten, sie habe von Jugend auf gehört, daß das Glück nur im Reichthum zu finden sei. „Ich sehe aber von dem Glücke nichts," antwortete ich. Sie zuckte verächtlich die Achseln, und verließ das Gemach mit einer nicht mißverstehenden Geberde. war ihr bei diesen Worten aus der zitternden Hand gesunken, jodaß sie klirrend zerbrach. „Ist es möglich?" rief sie, „wo willst Du hin? Und allein, Du schönes, junges Mädchen!" „Ich will das Palais neu möbliren lassen, während ich in Paris bin," hatte sie kühl gesagt, „Du brauchst deshalb nicht zu weinen, als ^ob ich eine — Berbrecherin wäre; ich habe nicht vergessen, daß Du den Luxus liebst; sämmtliche Möbel dieses Hotels kannst Du nach Laubheim bringen lassen. Ich will in meinem Hause nichts sehen, was mich an die alle Jungfer erinnern könnte." „Welch ein Undank!" war es der Mutter entfahren. „Behalte Deine Meinungen, für Dick. Mutter," hatte Adelheid da geschrieen. Da saß sie nun allein in dem langweiligen Laubheim. Die armen Mädchen, die sie vom Bruder zurückoerlangt hatte, mußten wieder ins Institut, und ihr Mann war über all dieses nicht einmal erstaunt oder empört. Und als er Adelheid in Paris oufsuchte, um sie zu erinnern, daß er G ld brauche, war er über ihr unfreundliches Dev wahre Reichthum. Roman von Graf La Rosäe. D (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Die Zeit bis zur Abreise benutzte Adelheid, um an Ronald schreiben und ihm das Testament ihrer Tante mitzutheilen, ihm zu sagen, daß sie gesonnen sei, die Erbschaft anzu- ksten. Die Frage der Berheirathung ließ sie ganz außer acht, ^ie dachte nicht daran, durch eine Verbindung mit Ronald ihr. Millionen aufzugeben, wollte aber auch das Wort des Verlobten galten, da ihr der Gedanke unerträglich war, er könne eine ^dere wählen. Während sie schrieb stand sie zwe'mal auf und sichte sich die Tvränen aus den Augen. „Ich habe ihn mehr ^iebt als ich dachte, Golt weiß, wie schwer es mir wird, mich ihm zu trennen, aber es muß sein." - Als sie in den Wagen stieg, der sie für immer entführte, ? sie nur noch Frau Stafford, das Brautpaar war nicht ^gen. » Wenn nur Ronald nicht zurückkommt, bevor ich auf dem Z>ffe bin, dachte sie sich, eö gäbe sicher eine häßliche Szene, ihr nächster Gedanke weilte schon wieder bei dem Gelde, ? ihr nun zur Verfügung stehen würde. Natürlich würde ihrem Palais allein wohnen, sie wollle nicht unter dem Amando der Mama stehen. Gott sollte sie davor bewahren, sie sich die ganze Familie aus den Hals lade! Eine Rente j^ie sie ihnen geben, damit sie Ruhe habe, dann aber reisen, Nelt anschauen, Toiletten in Paris auöwählen. So viele Mionen, welch ein Glück! Achtes Kapitel. x Frau Villeck saß in ihrem Gemache und weinte. „War das ihr Kind, ihr vielgeliebtes Kind, auf das sie alle jungen gesetzt hatte?" Das Mädchen war nicht mehr zu ^»en! Schon der Empfang am Bahnhof, als sie aus New- zurückkam, war seltsam gewesen. Wie abstoßend und hoch- ^3 sie die Eltern begrüßt hatte, ihr Auge hatte kalt und dareingeschaut. Erst dachte sie sich, sie sei krank, da ihre s Dn so blaß waren, und es sie manchmal schüttelte, als ob E fröstle; und als sie in ihr Palais kam, wo alles mit senden und Fahnen geschmückt war und sämmtliche Diener- ^ste in Gala empfing, hatte sie weder Ueberraschung noch gezeigt. Wie ein Dolchstich fuhr es ihr durch's Herz, Adelheid zu ihr sagte: „Du hast Dich hier in meinem ganz bequem eingerichtet." Sie glaubte ihren Ohren fz kauen zu können, sie meinte, es müsse ein schwerer Traum quälte, als Adelheid am nächsten Morgen beim ganz kühl sagte: „Du wirst mit Papa und den Kindern Nach Laubheim müssen, ich habe hier große Veränderungen R ^>ke und gedenke überhaupt bald abzureisen." Die Tasse