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WrM Uchen, Menlehn mid die UniMchen. Imlsblull sür die Agl. Amtshauptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und Mar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnfertionspreis 10 Pfg. pro drcigespaltene Corpuszeile. nnt Aettu.i «.Il ^er^«-r m Wüsdnist. — K»ra«lwt'.1ttch tür dl» Martin Bergk! daselbst. As. 12V SsnnabenS, Sen 10. Oktober 18S6. Bekanntmachung. Das Betreten des Äi»cl»ennenba«es und des Bauplatzes seitens Unbefugter wird hiermit bei Geldstrafe bis zu kO Mark verbeten. Wilsdruff, den 6. Oktober 1890. Der B tt r g e r m e i ft e r. Bursian. Bekanntmachung. Der des Kirchenbaues wegen vom Friedrich'schen Hause bis zum Schloßthore gesperrt gewesene Weg die Schloßmauer entlang wird dem öffentlichen Verkehre hiermit wieder freigeacben. WÜs druff, am 9. Oktober 1896. Der S t a d t r a t h. Bursian, Bürgermeister. Der Bür g er meifter Bursian. Bekanntmachung. ,, Trotz des unter dem 2. Juni d. I. bereits erlassenen Verbotes ist es abermals und wiederholt bemerkt worden, daß Federvieh in den Straßen und Gewässern Wger Stadt frei ninherläuft. Es wird daher hiermit nochmals auf jeues Verbot mit dem Bemerken hingewiesen, daß Zuwiderhandlungen nunmehr unnachsichtlich mit Geldstrafen bis zu »> Mark für jeden Fall werden geahndet werden. Wilsdruff, 9. Oktober 1896. Der Czar in Frankreich. Ganz Frankreich steht völlig unter dem Eindrücke des Stunde wohl schon wieder beendigten Czarenbesnches französischem Boden, nnd auch im Auslände widmet Rn diesem äußerlich so geräuschvoll und unleugbar glänzend Menirten Ereignisse noch immer lebhaftes Interesse. In That, es ist ein eigenartiges Schauspiel für den »u- ^sangenen Zuschauer, zu scheu, wie der schärfste Vertreter Autokratie schier überschwenglich in einer Republik ge- jiert wird, und wie man ihn ganz besonders in der Haupt- Mt diesem Republik, der klassischen Zuchtstättc der Nevo- Moncn in Europa, dem Orte, an welchem Kaiser- und Mgsthron umgestoßcn wurden, als seien es Kinder- Mchen gewesen, wahrhaft frenetisch znjnbelte. In dieser ^rcnbegeisternng, welche jetzt das Franzosenvoik erfaßt liegt"gewiß etwas ungemein Lächerliches und Groteskes, starrste Vertreter des monarchisch-absolutistischen Prin as wird in Paris von den Republikanern der verschiedensten ^attirungen um die Wette mit den Monarchisten verehrt, fanatische Volksmasseu, welche auf die alleinsclig- ^Rende Republik geschworen haben, bringen dem Czaren Meisterte Huldigungen im Verein mit den Anhängern der ^archjschen Richtungen in Frankreich dar! > Dennoch trügt dieser förmliche Czarenparoxismus der ^"»zosen trotz der ihm anhaftenden Lächerlichkeit und Mlürlichkeit auch wiederum einen gewissen großartigen, Mvonircndm Zug in sich. Aus all' der lleberschwäug- kN» und wunderlichen Ilebertreibung der Czareuver- in Paris leuchtet eiu mächtiger Patriotismus her- der alle Parteien, abgesehen von einem Häuflein bbei Seite stehender überzeuguugstrener Sozialisten, Mischt und sie bei den Czarenfesten zusammengeführt Die Revanchehvffnuug ist es, die den Grnndton in L brausenden Jubel abgab, mit welchem der erlauchte M .aus dem Osten überall bei seinem Erscheinen auf Miosischem Boden begrüßt worden ist, sie schlang ein sMwsames Band anläßlich der Czarenfeste um die ver- Meuen Parteien Frankreichs. Schon auf dcu verstorbenen Mcn Alexander III. setzten die Franzosen ihre nie ganz Mbrückten Hoffnungen auf Rache für Scdau und Metz, d? stinem Beistände erwarteten sie die Wiedereroberung Deutschland verloren gegangenen Provinzen. Nuu- Tvk ^^'^en sie mit unerschütterlichem Vertrauen in seinem sM, und Nachfolger den Mann, der nach ihrer Meinung lxM oder später Rußlands Heere zu den Kriegern Frauk- hM. stopen lassen wird, um Elsaß uud Lothringen und Sena, ^gleich das französische Prestige in Europa zurück- ju helfen. Hat doch Nikolaus II. durch seinen Mr? in Paris der französischen Nation einen so augeu- weis seiner freundschaftlichen Gesinnnng für ? gegeben, und es ist darum nur zu erklärlich, das Revanchegefühl der Franzosen aus diesem . »e mit Wonne neue Nahrung saugt. Ubiae« «och fft. kaum auzuuehmeu, daß der Besuch des Aupenkaisers in Paris die von den französischen Chauvinisten so sehnsüchtig erwarteten politischen Folgen haben werde, zunächst etwa in der Richtung des Abschlusses eines wirklichen Bündnisses zwischen Rußland und Frank reich hin. Schon der Verlauf des Czarenbesuches in Frank reich läßt erkennen, daß das Ereigniß schwerlich jene frau- zösischerseitS erhoffte hochpolitische Bedeutung erlangen wird. Wohl ist der Czar überall, wo er sich öffentlich zeigte, ungemein liebenswürdig und herzlich aufgetreten und hat er den Präsidenten Faure wie die anderen hervorragendsten amtlichen Persönlichkeiten der Republik wiederholt durch Unterredungen re. ausgezeichnet. Aber selbst in seinen Triuksprüchen von Cherbourg und beim Galadiner im Elysse, so warm sic auch für Frankreich klangen, hat keinerlei Andeutung gelegen, daß Nikolaus II. das Freund- schaftsband zwischen seinem Reiche und der französischen Republik nunmehr zu einer förmlichen Allianz zn gestalten gedenke. Er will auch fernerhin nur Freundschaft mit der Republik halten, dies aus längst bekannten Gründen, aber zum wirklichen Verbündeten Frankreichs will er nicht werden, und diese Thatsache wird vielleicht auch den ver nünftigeren Franzosen aufdämmern, wenn nur erst der Rausch der Pariser Czarenfeste wieder etwas verflogen sein wird. Tagesgeschichte. Berlin, 7. Oktober. "Sicherem Vernehmen nach wird den parlamentarischen Körperschaften in der bevorstehenden Session wegen der Konvertirung der ckprozentigen Reichs und preußischen Staatsanleihen in 3 ^prozentige eine Vor lage gemacht werden. Die aufgetauchten widersprechenden Gerüchte über eine nochmalige Begegnung, welche zwischen dem deutschen Kaiserpaare und dem Czarenpaare vor der Heimkehr des letzteren nach Petersburg stattfinden soll, scheinen vor erst ans schwachen Füßen ' zn stehen. Wenigstens ist in unterrichteten Berliner Kreisen von der dem Czaren in einem Theile dieser Gerüchte zugeschriebenen Absicht dem Kaiser Wilhelm gelegentlich der Heimreise nach Petersburg eineu dreitägige» Besuch iu Potsdam abzustatten, nichts bekannt. Aher auch jene Zeitungsnachrichten, welche von einem geplanten Zusammentreffen der zwei Herrscher bei der Kasserin Friedrich auf deren Sommcrsitze im Taunus wissen wollten, beruhen wohl nur auf bloßen Vermnthungen. Denn wie neuerdings verlautet, gedenke» Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria erst am 21. Oktober bei der Kaiserin Friedrich in Cronberg einzutreffen, nach dem das erlauchte Paar in den Tagen zuvor u. A. der Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals an der Porta Westpholica am 18. Oktober beigewohnt haben wird. Um diese Zeit dürften aber die russischen Majestäten längst wieder nach Petersburg heimgekehrt sein, da ihr Besuch am verwandten Hofe von Darmstadt für den 10. Oktober angesagt ist, von wo aus sie der Kaiserin Friedrich am nächsten Tage den angekündigten, voraussichtlich nur wenige Stunden währenden Besuch abstatten und dann die weitere Heimreise fortsetzen werden. Sollte man beiderseits an diesen Dispositionen festhalten, so würde also wohl auch di; vermutheteZusammenkuuft verdeutschen und der russischen Majestäten im Taunus schwerlich stattfindeu können. Die am Montag unter Vorsitz des kaum erst aus Alt-Aussee nach Berlin zurückgekehrten Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe stattgefundene Sitzungdespreußischen Staats ministeriums hat angeblich eine besondere Bedeutung ge tragen. Wenigstens wird jetzt behauptet, daß hierbeknicht die Festsetzung des Tages für die Einberufung des Land tages, wie es ursprünglich hieß, sondern die wichtige Frage der Conversion der Reichs- und preußischen Staatsan leihen zur Berathung gestände» sei. Im Anschluß hieran wird sogar von manchen Seiten versichert, daß der Minister- rath nach fünfstündiger Debatte beschlossen habe, die Con version durchzuführen; indessen ist bis jetzt von zuständiger Seite noch keine Information über die Richtigkeit dieser Annahme zu erlangen gewesen. Am Dienstag hat dann, abermals unter Vorsitz des Fürsten Hohenlohe, wiederum eiue Sitzung des Staatsministeriums stattgefunden. Am Mittwoch soll sogar ein Konrath beim Kaiser in Schloß Hubertnsstock nachgcsolgt sein, in welchem angeblich das Arbeitsprogramm für die bevorstehenden neuen Sessionen des Reichstages und des preußischen Landtages festgestellt worden sein soll. Eine Berliner Korrespondenz bringt die Mittheilung, wonach zwischen Rußland, England und Frankreich in der Orientfrage eine Allianz zustande gekommen wäre, welche die Bildung einer christlichen Zone in's Auge gefaßt hätte, in der die Armenier Ruhe und Sicherheit finden können, und die geographisch so gelegt werden solle, daß die Mächte die Aufrechterhaltung der Ordnung in derselben kontroliren können. Die Zone solle nach Vorgang der Balkanstaaten zu der Kreirung eiues armenischen Staates führen. Für die Sicherheit dieser Zone würden England, Frankreich nnd Rußland, und wenn thunlich, anch Italien als Bei- helser, die nöthigen aktiven Schritte thun. Sollte der Snltan sich weigern, die Forderung der Mächte, nämlich Organisation einer gemischten Gendarmerie, Aufstellung eines verantwortlichen Ministeriums aus fähigen Männern, nicht aus Palastfavoriten, nnd die Einführung wirksamer Reformen anzunehmen, so solle entweder eine finanzielle Blockade der Türkei durch alle Gläubiger derselben in's Werk gesetzt oder aber eine Flottendemonstration und Okkupation von Smyrna und Salonika ausgeführt, oder selbst eine sofortige Forcirung der Dardanellen, falls neue Massacres stattfinden, unternommen werden. England dringe aus sofortige Ausführung der letzteren Stipulation, ! noch ehe neue Blutbäder möglich werden. Eine endgiltige j Entscheidung sei jedoch nicht vor Beendigung der Reise des Czaren, also nicht vor nächster Woche zu erwarten. Die „Hamburger Nachrichten" nehmen von den zahl reichen Kundgebungen gegen die Zwangsorganisation des Handwerks Notiz und schreiben: „Es ist unmöglich, daß der Bundesrath bei der Prüfung des preußischen Ent-