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üusvsiii rle Ure. aut v«r1», 8N, »Ntftl' tievr», »i inek tngbare» iken g von Utglic^ and.^ INN^ rö/ -lt. Tharandt, Mn, Ätbenlehn nnd die UniMliden. ImtsßtAtl sür die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und Mar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger m Wilsdruff. — Verantwortlich lur die Redaktion Martin Berger daselbst. No. 138. ! Sonnabend, den 21. November ! 1896. Ium 25. Sonntage nach Trinitatis (Todten- sonntag). Offenb. Joh. 7, 9, 10: Darnach sehe ich, und siehe, eine große Schaar, welche Niemand zählen konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen, vor dem Stuhl stehend und vor dem Lamm, an- gethan mit weißen Kleidern, nnd Palmen in ihren Händen, schrieen mit großer Stimme und sprachen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, unserm Gott, und dem Lamm! Für den letzten Sonntag im Kirchenjahre ein Wort aus dem letzten Buche der heiligen Schrift, welches nicht umsonst an ihrem Schluffe steht, weil die Offenbarung Johannis das Trostbuch der Kirche auf die Zeit des Endes ist, und weil sie erst verstanden werden kann, wenn man die früheren Bücher des alten und neuen Testaments ver standen hat. Wohl bleibt uns noch Blanches darin dunkel, aber wir dürfen von diesem wunderbaren Bnche sagen, was Sokrates von dem dunkel geschriebenen Bnche eines Weltweisen gesagt hat: „Was ich davon verstehe, ist so schön, daß ich daraus einen Schluß mache, wie schön das sein wird, was ich noch nicht verstehe." Es ist die himmlische Gemeinde, ohne Unterschied des ^Esthums,der Stände und des Geschlechts,dietriumphirende Kirche aus allen Zeiten und Landen, in ihrem bereits gegenwärtigen Zustande vor dem Stuhle Gottes und vor dein Lamme, was der Seher Johannes schaut. Gerade in diesem Blick in die unsichtbare Welt nnd in der Gewiß heit, wie die leidenden Jünger und die kämpfenden Pilger, die hienieden so verachtet nnd im Gedränge sind, bereits m Wahrheit vor Gott aussehen, darin liegt der unendliche Trost dieses Gesichts. Was hienieden aussah wie kleine Heerde, wie die Wenigen, die den schmalen Weg finden nnd gehen, wie die Narren, die beständig in der Minder zahl blieben, das erblickt dort Johannes als das Ergeb niß der Geschichte der Kirche, als die Ernte aus der Aus- wat dieser Zeit, als das Ende der Wege Gottes mit der Menschheit, soweit sie sich hat retten lassen: er sieht sie dftanwachsen zu der großen unzählbaren Schaar der fieber- Mndcr in den weißen Kleidern und mit Palmen in den Händen. Er hört ihr Lied, das sie mit jubelnder Stimme bngen: Heil sei dem, der auf dem Stuhle sitzt, Unserm Gott und dem Lamme! Denn aller Lobgesang Uteht darin, daß das Geschöpf Gott giebt, was Gottes 'n, und das Heil, das segnend von oben herabgekommcn Md die Wunden und Schmerzen geheilt, betend und dankend Meder hinaufträgt zu dem Geber alles Lebens nnd aller Hebe. - Vielleicht hast Du, lieber Leser, in dem verwichenen Mchenjahre auch einen müden Pilger oder eine matte Mgeriu, die deinem Herzen sonderlich nahe standen, auf letzten Gange begleitet mit tiefem Weh in der liebenden M>st, und vor deine Seele tritt heute am letzten Sonn ige des Kirchenjahres, den die Kirche sonderlich dem Ge- Mchtniß der Heimgegangenen geweiht hat und den wir Mium Todtensonntag nennen, jenes ergreifende Bild, das B Vater oder Mutter, Gatten oder Gattin, Bruder oder Schwester, Sohn oder Tochter im Todtenschmucke zeigt, Me sie stumm im weißen Sarge liegend, den Palmenzweig ? der erkalteten Hand, dich gleichsam erinnern wollen an "s trostreiche Gesicht, das Johannes geschaut. Wohl dir, Mnn heute die Hoffnung in dir lebendig sein kann, daß M vor dem Throne des Lammes Gottes, das der Welt Unde trug, Wahrheit und Erfüllung ist, was einst als ""w und Gleichnis; dn an deinen Todten erblickt. . Nicht aber an deine Todten allein denke hente, 'wem auch an deinen Tod. Du kannst ihm nicht ent- aber er kann dir der Eingang zum wahren Leben J^den, wenn dn dein kurzes Erdenleben nnd dein ganzes M dem schenkst, der dein Tode die Biacht genommen nnd h M und unvergängliches Wesen an das Licht gebracht Droben schon stimmen an den ewigen Lobgesang die tz.jKndeten, aber wie ein Echo ihres Psalms schallt es vO der Erde empor zu Gottes Thron das große, ge- Wort, das nur der Glaube, nnd Gott gebe anch Hnu ^'"ube, rufen kann: Tod, wo ist dein Stachel? ist dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns " gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christnm! Das deutsch-russische Neutralitäts-Abkommen im Reichstage. Der vielerörterte geheime Nentralitätsvertrag zwischen Deutschland und Rußland ist nun auch im Reichstage zur Sprache gekommen, wo man diesem hochpolitischen Thema die gesammte Sitzung vom Montag widmete. Den äußer lichen Anlaß hierzu bildete bekanntlich die vom Centrum eingebrachte Interpellation, welche erstlich Auskunft über die thatsächliche Existenz des durch die Enthüllungen in den „Hamb. Nachr." bekannt gewordenen Abkommens bis zum Jahre 1890 wünschte, und im Weiteren den Fragen galt, warum der Vertrag nicht erneuert worden sei und welchen Einfluß die jüngsten Veröffentlichungen auf das Verhültniß Deutschlands zu deu beiden anderen Dreibunds staaten und dann auch zu den übrigen europäischen Mächten etwa ausgeübt hätten. Die dreitheilige Anfrage des Centrums ist nun in der genannten Reichstagssitzung regierungsseitig sowohl vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe selbst als auch vom Staatssekretär des Auswärtigen von Marschall durch sich theilweise ergänzende Erklärungen beantwortet worden, welche zwar nichts Sensationelles enthalten, aber doch immerhin so manche bemerkenswerthe Wendungen auf- weisen. Was zunächst die knapp und bestimmt gehaltene Er widerung des Reichskanzlers anbelangt, so giebt sie ohne Weiteres zu, daß thatsüchlich von 1884—1890 geheime Verhandlungen zwischen Deutschland und Rußland statt gefunden haben, aber sie lehnt unter Hinweis auf den Umstand, daß die damals verabredete Geheimhaltung deutscherseits nicht einseitig gebrochen werden könne, jedes amtliche Eingehen auf das Ergebniß der Verhandlungen ab. Im Ferneren drückt die Erwiderung des Fürsten Hohenlohe dessen Anerkennung der Gründe für die Hal tung der deutschen Politik gegenüber Rußland im Jahre 1890 aus und betont, daß diese Politik in deu deutsch-russischen Beziehungen keine ungünstige Veränderung erzeugt habe. Entschieden wird die Behauptung, daß englische oder sonstige auswärtige Einflüsse auf die Haltung Deutschlands ein gewirkt hätten, zurückgewiesen, und schließlich mit ebensolcher Bestimmtheit betont, daß die Enthüllungen in den „Hamb. Nachr." weder das Verhältniß Deutschlands zu seinen Ver bündeten getrübt, noch seine freundlichen Beziehungen zu Rußland ungünstig beeinflußt hätten. Namentlich diese letzteren Versicherungen ans dem Munde des Reichskanzlers können nur mit hoher Genugthuung ausgenommen werden, ergiebt sich aus ihnen doch zur Genüge, daß Zue auswär tigen Beziehungen Deutschlands nach keiner Seite hin die vielfach befürchtete Schädigung durch die Enthüllungen in den „Hamb. Nachr." zur Folge gehabt haben, welche Ge wißheit mit den im fiebrigen recht diplomatischen sonstigen Ausführungen des Kanzlers wieder aussöhnt. Anknüpfend au die Darlegungen des leitenden Staatsmannes ließ sich dann Staatssekretär v. Marschall in längerer Rede ver nehmen. In derselben wies er namentlich den Vorwurf zurück, das Separatabkommen mit Rußland habe in Wider spruch zu den Dreibundsverträgen gestanden, und widmete ferner der Thatsache der Nichterneuerung des deutsch russischen Abkommens ini Jahre 1890 eingehende Dar legungen, in welchen Herr v. Marschall hauptsächlich nach- züweisen suchte, daß derartige „Rückversicherungen nnr einen sehr bedingten Werth hätten. Daneben bestätigte er, daß Italien und Oesterreich von dem Bestehen des Ab kommens gewußt, widersprach der Behauptung, die Caprivi'sche Politik habe den „Draht" mit Rußland zer rissen, und bctoute, wie die Anfänge der russisch-französischen Freundschaft bereits aus den 70er Jahren datirten; in diese Ausführungen flocht Herr v. Marschall geschickt Worte der Anerkennung für die Bismarck'sche Politik ein. Den Erklärungen der beiden Staatsmänner wurde wiederholt lebhafter Beifall seitens des Reichstages zutheil, trotzdem sie zweifellos hier und da noch manche Lücken darboten. An dieselben knüpfte sich eine stundenlange Diskussion, in welcher sämmtliche Parteien des Hauses durch ihre Wortführer Stellung zu den Erwiderungen vom Regierungstische nnd zu den „Enthüllungen" überhaupt nahmen. Indessen läßt sich kaum behaupten, daß diese Debatte allenthalben auf der „Höhe der Situation" ge standen hätte, ganz besonders, was die giftigen Angriffe der Abgeordneten Richter und Liebknecht auf den Fürsten Bismarck anbelangt. LandwirUchaftliche Mittheilungen. Schutzmittel gegen die Ackerschnecke. Wie aus verschiedenen Gegenden berichtet wird, tritt in diesem Jahre die graue Acker- schnecke auf den Saatfeldern massenhaft auf. Die Roggen saaten werden dann derart geschädigt, daß sie mitunter umge ackert und aus's Neue im Frühjahre bestellt werden müssen. Wo die kleine graue Ackerschnecke in großer Zahl auf den jnngen Herbstsaaten ihr Wesen treibt, kann man dies leicht an den hinterlassenen Schleimspuren erkennen. Gegen Sonnen schein und trockene Luft sind sie sehr empfindlich und richten ihre Verwüstungen in der Nacht oder an nebeligen feuchten Tagen an. Am Tage halten sie sich unter Erdklumpen oder Steinen auf. Im Hinblick auf diese Gewohnheit scheint ein dichtes Auslegen von Kohlblättern in die Wasser- und Rand furchen von Erfolg zu sein. Die Blätter legt man deshalb in die Wasserfurchen, damit beim Sammeln kein Blatt verfehlt wird. Die Schnecken sammeln sich auf der unteren Seite des Blattes und scheinen diese Nahrung der Saat vorzuziehen. Durch Abklopfen der Blätter in Töpfe oder Körbe werden dann die Schnecken gesammelt und vernichtet. Wer im Besitz von Fischteichen ist, kann sie auch als Nahrung für die Fische in die Teiche schütten. Dann gilt das alte Verfahren der Kalküberstreu auf die jungen Saaten, namentlich auf größeren Complexen, bis heute noch als das beste Vertilgungsmittel. Man streue den pulveristrten und ungelöschten Kalk in einer Quantität bis etwa 10 Hektoliter pro Hektar, und zwar zweimal unmittelbar hintereinander, mit einer Zwischenzeit von 10—15 Minuten. Es müssen also mehrere Personen die Bestreuung mit Kalk vornehmen, damit sich die Schnecken nicht erst wieder erholen und sich in den Boden verkriechen können. Selbst redend muß man dieses Mittel in frühen Morgenstunden oder bei feuchtem Wetter, nicht bei trokenem Wetter, wie Andere behaupten, in Anwendung bringen, wenn die Schnecken an der Oberfläche verweilen. Das Ueberstrcuen mit Steinkohle oder Holzasche hat sich jedoch nicht als ausreichend erwiesen. Dann ist ferner auch das Walzen mit der Ringelwalze am frühen Morgen ein vortreffliches Vertilgungsmittel. Auch mit Enten oder Hühnern ist es gelungen, die Schnecken zu vertilgen. Die Enten werden auf die aufgefressenen Stellen getrieben, auch bet weiteren Entfernungen gefahren. Finden die Enten erst eine Schnecke, so suchen dieselben dann begierig alle auf; ein Gefäß mit Wasser zum Saufen ist erforderlich, besonders wenn viel Schnecken vorhanden sind. Um die Schnecken im Garten zu fangen, lege man zwischen die Reihen der Pflanzen und in die Wege kleine Strohbündel, man wird sie in großer Anzahl unter denselben vorfinden und leicht tödten können. Von Zeit zu Zeit muß man die Strohbündel erneuern, denn nur so lange wie dieselben trocken bleiben, wird man Schnecken darunter wahrnehmen. Die Räude». Frei nach Schiller bearbeitet von Gustav Lange. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung,) „Erinnere mich nicht mehr daran, Spiegelberg," bat Karl Moor. „Es waren dumme Streiche, und ich wette Hundert gegen Eins, daß, wenn dieselben zu Ohren meines Vaters, deS stolzen Reichsgrafen von Moor, kommen, derselbe mir sehr zürnen wird." „Geh, geh, Du bist nicht mehr Karl Moor," entgegnete Spiegelberg mit beißendem Spott. „Dein Vater kann nur stolz sein, einen so flotten Burschen als Sohn und dereinstigen Erben sein Eigen nennen zu können, wie einen Zweiten die nlma matsr Leipzigs aufzumeisen hat. Er wird nicht wegen der paar Tausend Dukaten grausam und knickrig dos Geldspind verschließen." „Aber was dann, wenn man ihn vielleicht gar falsch be richtet hat?" sagte Karl Moor und wiegte bedenklich das Haupt mit den blonden Locken, die auf dem Rücken zu einem zierlichen Zöpfchen zusammengeflochten waren, hin und her und drehte verlegen an seinem Schnurrbärtchen. „Die Welt ist voller Falschheit und Tücke und mein Vater unerbittlich im Punkte der Ehre!" „Denk' nicht so schlecht von Deinen Mitmenschen, Moorz