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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 23.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189606239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18960623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18960623
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-23
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Monat
1896-06
-
Jahr
1896
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en betheiligten Grundstücksbesitzern und der königl. Eisenbahn- verwaltung die Herstellung eines direkten Verbindungsweges zwischen der fiskalischen Dresden-Meißner Straße und dem obengedachten Bahnhofe beschlossen worden. Nach Kenntniß- nahme von dem fraglichen Projekte sprach der Ausschuß zur Anlegung der fraglichen Straße vorläufig die Genehmigung aus. 3. Ueber die aus Anlaß der Grundstückenzusammenlegung in der Flur Krepta auf Grund sachverständigen Gutachtens erforderte Verbreiterung verschiedener Wege hatte die königl. Kreishauptmannschaft Dresden in Verfolg eines bezüglichen Recurses das gutachtliche Gehör des Ausschusses erfordert. Auf Grund der in der Sache angestellten Erörterungen ging dieses Gutachten einstimmig dahin, daß bei der geringen Fre quenz der fraglichen Wege von der Herstellung der vorschrifts mäßigen Breite vorläufig abgesehen werden könne. 4. Von dem Landwirthschaftlichen Vereine für Stauchitz und Umgegend war mit Rücksicht auf die demnächst dort statt findende Rinderschau mit Prämiirung die Stiftung von Prämien hier angeregt worden. Der Ausschuß befand jedoch, daß wegen der nur geringen Betheiligung aus hiesigem Bezirke von einer Prämiengewährung aus den hiesigen Bezirksmitteln abzusehen sei. 5. Dem Gemeindevorstand zu Großkagen war schon seit Beginn seiner Amtirung im Jahre 1883 der Bezug der ge memdeamtlichen Gebühren nachgelassen gewesen, neuerdings aber hat die königl. Amtshauptmannschaft mit Rücksicht auf § 76, Abs. 4 der Revid. L.-G.-Ordnung die Vereinnahmung dieser Gebühren bei der Gemeindekasse angeordnet. Wegen des dadurch in dem Einkommen des Gemeindevorstandes ent standenen Ausfalles hatte der Letztere entsprechende Erhöhung des Jahresgehaltes beantragt, was jedoch von der Gemeinde abgelehnt wurde. Der Gemeindevorstand berief sich nunmehr auf die Entscheidung der Aufsichtsbehörde. Der Ausschuß befand einstimmig, daß der Gemeindevorstand für den Wegfall der fraglichen Gebühren zu entschädigen sei und setzte das zeither in 75 Mk. bestandene Jahresgehalt auf 125 Mk. fest. 6. Nach Beschluß des Gemeinderathes zu Oberstößwitz soll die Hundesteuer in dasiger Gemeinde nicht zur Armenkasse, sondern zur Gemeindekasse fließen. Da dies nach § 1 des Gesetzes, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer beireffend, vom 18. August 1868 für diejenigen Orte, welche wie Ober stößwitz, für sich allein einen besonderen Armenversorgungsbezirk bilden, nachgelassen ist, so sand man die Genehmigung des vorliegenden Gemeinderathsbeschlusses unbedenklich. 7. Mit der von dem Gemeinderathe zu Dittmannsdorf beschlossenen Veräußerung eines Gemeindeareals von 2,2 Ar erklärte sich der Ausschuß unter der Voraussetzung einverstanden, daß der Kaufpreis für dieses Areal dem Gemeindestammver- mögen zustieße. 8. Ebenso fand man den Ankauf des früheren sogenannten Etadtbrauereigrundstückes in Wilsdruff seitens der dastgen Etadtgemeinde unter den obwaltenden Umständen unbedenklich, 9. Zu der geplanten Erweiterung der Alexander Schmidt- schen Eisengießerei in Zscheila wurde ebenso wie zu der vom Gasthossbesitzer Henker in Oberau beabsichtigten Schlachthaus anlage die Genehmigung unter den von den betreffenden Sach verständigen vorgeschlagenen Bedingungen ertheilt. 10. Weiter sprach man zu dem von dem Wirthschasts- besitzer Hermann Barth in Bodenbach hinsichtlich der Ver wendung seines fortbildungsschulpflichtigen Sohnes zum Musi- ziren bei öffentlichen Tanzbelustigungen angebrachten Gesuche die Dispensation nach 8 13 des Tanzregulativs einstimmig aus. 11. Dem Bäcker Max Crasselt in Cölln a. E. soll der beabsichtigte Wein- und Kaffeeschank nach Inbetriebsetzung seiner Bäckerei gestattet sein. Einstimmig fanden ferner Genehmigung das Gesuch des Weinbergsbesitzers Zimmermann in Oberspaar hinsichtlich des Kaffeeschankes, ferner das auf den vollen Schank und Erlaubniß rum Krippensetzen gerichtete Gesuch des Haus besitzers Gustav Adolf Heyne in Neucoswig und die wegen bloßer Uebertragung der von den Vorbesitzern ausgeübten Schank- rc. Befugnisse vorliegenden Gesuche pp. Montags in Korbitz, PP. Rosts in Reinsberg, pp. Lcupolts in Niederau, pp. Nau- Manns in Siebenlehn, Preislers in Neukirchen, Paul ThiemeS 'n Oberau, Eulitzs in Blankenstein, Oskar Schleißings in Mohlis, der verehel. Adler in Bockwen, Arthur Gasts in Wilsdruff und W'lhelm Schlössers in Elgerökorf, sowie des Kaufmanns Metzler in Limbach bei Wilsdruff betreffs des Branntwein- und Spirituosen-Kleinhandels, da die betreffenden Gemeindevertretungen sich beifällig über diese Gesuche ausge- splochen hatten und den letzteren auch sonst ein aus § 33, 1- 2. und bezw. § 33 u, Ziffer 1—2 der Reichsgewerbe- °rbnung abzuleitendes Bedenken nicht entgegenstand. Ebenso !ond man die Genehmigung der Gesuche des Hotelbesitzers Metzelt in Wilsdruff betreffs der Ausdehnung seiner Schank- rc. Befugnisse auf seinen neu angelegten Garten, des Conditocs Foßberg daselbst betreffs des Bierschankes, des WeinbergSbe- Wks Umlauft in Niederspaar hinsichtlich des Ausschankes ^ländischer Weine und bezw. Schaumweine und des Mühlen- ^tzers und Schankwirths Schütze in Kleinschönberg hinsichtlich Tanzhaltens für Vereine und geschlossene Gesellschaften ""bedenklich. 12. Unter Beitritt zu den bezüglichen abfälligen Gutachten bst betreffenden Gemeindevertretungen wurden wegen Bedürf- "'ßmangels zurückgewiesen: das Gesuch des Schankwirths Glic- ^nn in Niederwartha betreffs des Schankbetriebes in einer °"t zu erbauenden sogenannten Dampfschiffwartehalle, weiter die Gesuche des Oberkellners Gies betreffs des Schankes in einem in Weinböhla neu zu erbauenden Hause, des Professors 1-ck in Dresden betreffs des Schankes in dem früher Dolch- ichm Grundstücke in Zscheila, sowie die auf Schank- und bezw. Gastwirthschaft gerichteten Gesuche der Minna Lina Friedemann M Coswig und des Kellners Pötzsch in Zscheila. Abfällige Entschließung erfuhren weiter die Schank- rc. Gesuche Karl Schweitzers in Weinböhla und Ernst Schleißings in Dresden wegen Errichtung sogenannter Sommerrestaurants iu Weinböhla "f>d bezw. WeiStrvpp, weiter die Schankgesuche Gustav Adolf «efferts, Bruno Herzogs und pp. Kunzs in Cölln, sowie des «-'Ichlermeisters Gering in Coswig, und die den Branntwein- Spirituosenkleinhandel betreffenden wiederholten Gesuche der in°mr Röhrs, Sembdner und Erler in Cölln und Rappich na« 1 ferner das auf Erweiterung seines Tanzbefug- Ins abzielende Gesuch des Gasthofsbesitzers Kürth in Augustus- be^'n""^ Ausschuß sich hinsichtlich dieser Gesuche trotz der Begutachtung seitens der betreffenden Gemeindeoer- Vorhandensein eine« bezüglichen örtlichen m - b-zw. zur Zeit - Nicht zu überzeugen ver- r. Aus diesem Grunde wurde auch nach längerer Debatte das wiederholte Gesuch Thieme's aus Raußlitz betreffs des Bier- und Branntweinschankes sowie des Branntweinkleinhandels mit Stimmenmehrheit zurückgewiesen, da man, wie schon früher, der Ansicht war, daß dem etwa in Raußlitz bezw. für die aus wärtigen Kirchgänger vorhandenen Bedürfnisse nach einem zweiten Schanklokale durch den dem Gesuchsteller in einer früheren Sitzung zugesprochenen Wein- und Kaffeeschank vollständig ge nügt sei, Endlich entschied man sich auch in Uebereinstimmung mit dem Gutachten des Gemeinderathes einstimmig für Zurück weisung des Schankgrsuches Sörnitz's in Dörschnitz, da die Lokalitäten den Anforderungen in baulicher Hinsicht nicht ge nügen und ein Bedürfniß zu einem zweiten Schanklokaleneben dem nur erst vor einigen Jahren neu erbauten realberechtigten Gasthofe durchaus nicht weiter vorhanden ist. 13. Die betreffs der Zergliederung von Grundstücken und der hierzu erforderlichen Nachsichtsertheilung vorliegenden Ge suche Benedix's in Deutschenbora, Kirsten'«, Kickelhain's und Hermann's in Weinböhla, sowie Pötzsch's in Bohnitzsch und Jänke's in Kötitz wurden bedingungslos, die gleichen Gesuche Sommer's in Weinböhla, Gliemann's in Coswig und Donath's in Cölln dagegen mit Konsolidationsbedingung genehmigt, nach dem sich die betreffenden Gemeindevertretungen allenthalben zu Gunsten dieser Gesuche ausgesprochen hatten. 14. Zu dem von den Gemeinden des 35. Hebammen distrikts (Rüsseina mit Zubehör) über Erhebung einer Um gehungsentschädigung gefaßten Beschlusse, über welchen sich der königliche Bezirksarzt beifällig geäußert hat, erthcilte der Aus schuß Genehmigung. 15. Nach erfolgter gutachtlicher Aussprache auf eine die Feldmesser betreffende Ministerialverordnung, wurde 16. noch unter Ausschluß der Öffentlichkeit über zwei Rekurse betreffs der Heranziehung der Rekurrenten zu den Ge- meindeanlagen Berathung gepflogen und Entscheidung ertheilt, hiernächst über einige die Bezirksanstalt Bohnitzsch betreffende Angelegenheiten Beschluß gefaßt und von den Mittheilungen des Herrn Vorsitzenden über die Entschließung des ersten Staats anwalts beim königlichen Landgerichte Dresden in einer den Weinschank betreffenden Angelegenheit sowie über die in einer Gemeinde entstandenen verschiedenen Differenzen Kenntniß ge nommen, womit die 62 Gegenstände aufweisende Tagesordnung erledigt war. Falsches Spiel. Roman von E. von Linden. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Haben Sie durch die Verspätung etwas versäumt oder eingebüßt?" fragte Hans Iustus, als es im schärfsten Trabe heimwärts ging. „Na, und ob!" erwiderte Melwig unwirsch, „mußte zu meinem Rechtsanwalt, um einen Haftbefehl gegen Lieutenant von Römhild beantragen zu lassen —" „Den Sohn des Hirschholmers?" „Den jüngsten Sprossen des edlen Freiherrn," bestätigte Melwig mit boshaftem Grinsen, „er war vor den Manöver" Tagen zu Hause, um Geld von seinem Alten zu erpressen, weil er in Berlin eine hübsche Summe verspielt hatte. — Sie müssen wissen, daß er bei einem Ulanen-Regiment steht, — dazu ge hört Reichtum, den der Hirschholmer n'cht besitzt, es geht bergab mit dem Alten. Na/ als der Herr Lieutenant nichts mehr auspressen konnte, da kam er zu mir, und ich gab ihm baare zwonzigtausend Mark aus Wechsel. Heute früh bekam ich eine Depesche aus Berlin, die mir meldete, daß mein Herr Lieute- uant Schulden halber seine Entlassung erhalten habe und ver schwunden sei." „Und nun wollen Sie ihn in F. verhaften lassen?" fragte Hans Justus erstaunt, „wo haben Sie denn seinen Aufenthalt erfahren?" „Hm, man hat doch überall seine Pesten ausgestellt," bemerkte Melwig achselzuckend. „Natürlich weiß ich bestimmt, daß er in F. ist, und dort Geld von seinem Vater erwartet, um weiter nach Kopenhagen, von dort nach England zu ent kommen. Er hat erst einen Wechsel bezahlt von 5000 Mark, oder sein Vater hat ihn vielmehr mit einer neuen Hypothek bezahlen müssen. Ich bin aber nicht gesonnen, mein Geld zu verlieren, für einen solchen Dummkopf werden Sie mich nicht halten, mein lieber Ming." „Nein, — aber ich bin mir nicht klar, wie Sie durch eine Verhaftung dazu gelangen können und ob eine solche über haupt zulässig ist. — Es kann in Deutschland doch Niemand mehr Schulden halber eingesteckt werden?" „Ganz richtig, das war früher, und da hatte man das Extra-Vergnügen, seinen Schuldner noch obendrein ernähren zu müssen. Nein, diese Zeit wünsche ich nicht einmal mehr zu rück. Aber es gicbt etwas Anderes, worauf ich seine Verhaftung begründen kann, — Betrug!" Hans Justus sah ihn mit scheuer Verwunderung an; dieser Melwig imponirte ihm. „Ja, ja, es ist so," fuhr dieser triumphirend fort, „wenn Sie es auch vielleicht bezweifeln. Lieutenant Römhild hat die Wechsel zu einer Zeit unterschrieben, wo er bereits die bestimmte Ueberzeugung besitzen mußte, daß er sie nicht mehr einlösen konnte. Sein Vater hat sich schon überbürdet, als er den ersten Wechsel einlöste, die anderen drei brachen ihm den Hals. Das alles wußte der Sohn und er unterschrieb doch, — nun, wie nennen Sie diese Handlung, Herr von Alting?" „Freilich, von dieser Seite betrachtet, sind Sie im Recht," erwiderte Hans Justus lachend, „ich wette aber, Freund Melwig, baß Sie dies alles auch von vornherein mit in Ihre Calcula- tivn gezogen haben." „Möglich," bemerkte Melwig ebenfalls lachend, „sagtest Du was, Ebba Regina?" „Nein," erwiderte sie kurz, „ich habe von Eurer Unter haltung nichts verstanden, hoffe aber, daß Ihr die beiden Ohren auf dem Kutscherbock nicht vergeßt." „Unbesorgt, es ist ja Sören, der das Deutsch noch immer nicht ordentlich versteht," beruhigte sie der Onkel, sich fast zärt lich zu ihr hinüberneigend. „Nun riskiren Sie aber doch, daß der Vogel Ihnen ent wischt," nahm Hans Justus, den dieses Thema sehr zu inter- essiren schien, die Unterhaltung wieder auf. „Allerdings, da mein Wahlspruch heißt: „Selbst ist der Mann! — Ich habe auch an meinen An walt und an meinen Agenten in F. sogleich auf der Station telegraphirt, daß sie das Nöthige dort veranlassen und ihm jede Brücke abbrechm, bis ich mit dem nächsten Zuge hinkomme. Mich soll wundern, ob der alte Hirschholmer da sein wird." „Er wird die Verhaftung verhindern und die Schuld des Sohnes übernehmen," behauptete Hans Justus. „Ich habe diese adeligen Herrn zu genau studirt, um nicht überzeugt zu sein, daß sie lieber ihren letzten Besitz opfern, als ihren Namen." „Versteht sich, Narren sind sie sammt und sonders," sagte Melwig verächtlich die Lippen aufwerfend. „Hirschholm ist ein hübscher Besitz, meinen Sie nicht auch, Herr von Alting?" „Ja, ich glaube, noch größer als Lindenhagen, auch gut be- wirthschastet, wie ich denke." „Hm, der Alte ist ein tüchtiger Landwirth, — das hat seine Richtigkeit, — Ehre, dem Ehre gebührt! Aber die Herren Söhne, da liegt der Hund begraben, und seitdem der älteste, der Harald auch dem Spielteufel verfallen ist —" „Er war früher wohl sehr solide?" fragte Hans Justus spöttisch. „Versteht sich, weil's auf dem Lande keine Zerstreuungen für die Herren Junker, die daheim bei der Krippe bleiben müssen, bisher gegeben hat. Einen langweiligen Scat für einige ersparte Markstücke — da haben die Herren in Berlin bester gelebt, daß dem Alten die Augen übergegangen sind. Freuen Sie sich, daß Ihr Onkel nicht geheirathet hat." „Ja, das schon, wenn die Adoptiv-Tochter nur keine ge setzlichen Rechte besitzt —" „Ich habe mit meinem Anwalt jüngst darüber gesprochen, als ich in F. war," erwiderte Melwig, „er hat mich darüber beruhigt, natürlich erhält sie einen entsprechenden Vermögens- Antheil, doch fällt das Gut dem nächsten männlichen Erbbe rechtigten zu, falls kein Testament vorhanden ist. Davon sind Sie doch überzeugt, ich meine wegen des Testaments?" „Es ist kein's vorhanden," versetzte Hans Justus mit fester Stimme. „Gut, dann ist nichts zu fürchten, — Wie stehts mit dem Alten? Läbbert er sich noch immer hin?" „Ich konnte nichts Bestimmtes darüber erfahren, man hat mir den Zutritt zu meinem Onkel verboten." „Dann würde ich einfach Gewalt gebrauchen —" „Unsinn, mein lieber Melwig," sagte Hans Justus finster, „mich dem Arzte widersetzen, hieße mich selber ohrfeigen. Wo ein solcher Medizinmann kommandirt, hat man einfach zu ge horchen. Natürlich lasse ich täglich anfragen, es heißt immer, daß noch Gefahr vorhanden ist, aber die Wahrheit bekomme ich nicht zu wissen. Wenn ich meinen Barbier, der im Forsthause als Heilgehülfe fungirt, nur mal packen könnte." „Ueberlassen Sie das doch Ihrem famosen Catton, der Bursche schein^ mir in solchen Dingen bewandert zu sein. Wissen Sie, Alting, daß ich mich mitunter vor ihm fürchte?" Hans Justus, der indessen mit Ebba Regina geliebäugelt hatte, blickte Melwig überrascht an. „Sie fürchten sich vor Joe Catton?" fragte er kopfschüttelnd, „das nimmt mich von Ihnen Wunder, Mr. Melwig! — Wes halb aber denn nur? Haben Sie Grund dazu?" „Ja, einen Grund weiß ich just nicht anzugeben," ver setzte der Lindenhagener, „er ist im Ganzen ein brauchbarer Aufseher, dem nichts entgeht. Daß er aber ein gefährlicher Bursche ist, der mit Revolver uud Messer sich vertraut gemacht und kein Bedenken hat, beides gegen seinen besten Freund zu gebrauchen, wenn er Vortheil davon haben kann, davon bin ich überzeugt. Er darf zum Exempel nicht wissen, wo man sein Geld aufbewahrt, und ich möchte Sie bitten, ihn doch lieber in Altinghof unterzubringen. Nehmen Sie's mir nicht Übel, Herr von Alting, aber ich meine, Sie hätten bester daran gethan, diesen Catton drüben in Amerika zu lassen." Hans Justus schwieg eine Weile. Er wußte nicht gleich die rechte Antwort zu finden, da er sich in diesem Punkte vor zusehen hatte. — „Sie irren sich," erwiderte er endlich so unbefangen als möglich, „Joe Catton war drüben allerdings als Raufbold und Händel- sucher, aber doch auch nur als ein ehrlicher Bursche bekannt. Glauben Sie denn, mein Vater, der ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle war, hätte mir den Umgang mit ihm gestattet? Joe war mir mehr ein Kamerad als Diener, immer aufgelegt zu tollen Sreichen und mir treu ergeben wie ein Hund. Ich habe ihn nicht Mithaben wollen, er ist mir aber über's Meer nachgeschwommen, und da konnte ich den armen Burschen doch nicht verstoßen. Wenn Sie's aber wünschen, Mr. Melwig, dann will ich ihn dieser Tage wieder nach drüben zurückschicken." „Ja, ich wünsche es," sprach Melwig trocken, „weil er mir trotz alledem unheimlich ist." Sie fuhren schweigend weiter und hatten bald die Linden hagener Grenze erreicht. „Apropos," begann plötzlich Melwig auf's Neue, „wie viel ist der junge Römhild Ihnen schuldig?" „Genau weiß ichs nicht, doch hab' ich die Summe notirt. Es mögen immerhin an die 4—5000 Mark sein." „Das hab' ich mir gedacht, hören Sie, lieber Alting, überweisen Sie mir diese Schuld in Wechseln, ich gebe Ihnen den vollen Werth in Baar, damit Sie den ehrlichen Catton zurückschicken können. Wissen Sie, ich habe darin einen sicheren Instinkt und verstehe mich auf die Taxirung der Menschen. Joe Catton ist einer von denen, die zu fürchten sind, schlagen Eie diesen Wink nicht zu gering an, Herr von Alting!" Hans Justus war verstimmt. Das Uebergewicht dieses wucherischen Geldprotzen, dem er sich wohl oder übel beugen mußte, empörte seinen Stolz, sein souveraines Selbstgefühl, und zum ersten Male in seinem Leben empfand er, wie hoch er sich im Grunde durch seine bevorzugte gesellschaftliche Stellung über diesen elenden Menschen erheben durfte. (Forts, f.) Marktbericht. Dresden, 19, Juni. (Getreidepreise.) An der Börse per 1000 Kilogramm Weizen, weiß, neu 156—161 Mk., do. braun 153-160 Mk., Roggen, neu 121—125 Mk., Gerste 135 bis 145 Mk., Hafer 130—140 Mk. — Auf dem Markte: Kartoffeln per Centner 2 Mk. — Pf. bis 2 Mk. 20 Pf. Butter per Kilo 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 40 Pf. Heu per 50 Kilo 3 Mk. 10 Pf. bis 3 Mk. 40 Pf. Stroh per Schock 24 Mk. — Pf. bis 25 M. — Pf. Meißen, 20. Juni. Butter 1 Kilo 1,80 bis 2,— Mark Ferkel 1 Stück 6—10 Mk. Gegen Magenbeschwerden, Appetitlosigkeit und schwache Verdauung bin ich gerne bereit, Allen ein von Vielen empfohlenes Getränk ullvvtAvItUek namhaft zu machen, welches mich alten Mann von langjährigen Leiden befreite. I <1. a D, Hrkurt,
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