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ThmM. DD, Kebenlehn md die Umgegenden. - 1^-^. ImtsölM sür die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie sür das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Lwuck und Vertaa von 'Martin Werver m WüsdruN. — VkrantwortNü» tür des Redaktion Martin Neis.r i vleihst. No. 114 SmmaheNd, dem 26. September 1M6. Zum 17. Sonntage nach Trinitatis. Psalm 71, 15: Mein Mund soll verkündigen deine Gerechtigkeit, täglich dein Heil, die ich nicht alle zählen kann. So spricht ein Greis, der mit herzlichen! Singen und Beten vor Gott getreten ist, damit er ihn aus Feindeshand Mette. Er ist des guten Glaubens, Gott werde sein Ver trauen rechtfertigen, dann will er Gott herzlich preisen. Mein Mund soll deine Gerechtigkeit erzählen, Ule Zeit deine Hilfe, denn ich kenne kein Maß (deines Rahmes). Nicht jeder Mensch hat Feinde. Es giebt liebens würdige, etwas leichte Naturen, die durch das Leben wandern, ohne sonderlich bei den Menschen anzustoßen, die darum nur selten erfahren, was Feindschaft sei. Starke Naturen, ansgeprägte Charaktere unter beiden Geschlechtern werden fast immer Feindschaft heransfordern, zumal wenn biott ihnen wichtige Aufgaben auf die Schultern bürdet. Da heißt es dann wohl! „Viel Feind, viel Ehr", aber ^weilen liest man auch die Kehrseite der Medaille: „Viel -feind, viel Beschwer!" Die Feinde können einem das Leden herzlich sauer macheu uud den Eliassenfzer ans der Teele locken: Es ist genug; so nimm uuu, Herr, meiue Teele. Besser ist es dann, sich rückhaltslos in Gottes Hand zu befehlen und ihn zu bitte» mit unserem greisen Tanger: Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf wir aus! Ju keinem Falle dürfen wir dabei das Gebot unseres Heilandes beiseite lassen; Liebet eure Feinde, j Einen Feind hat aber jede Christenseele, auch wenu sie soust keine Widersacher hätte, das ist der, von dem ucsus zu Petrus sagte: Simou, Simon, siehe der Satauas hat Eurer begehrt, daß er Euch möchte sichten wie den Weizen. Je näher ein Mensch dem Herzen Gottes steht, w inniger ihn Jesus an seine Brust zieht, desto heftiger Nist den Menschen der böse Feind an. Und je reifer du wirst durch die Schule der Trübsal, desto gründlicher lernst du diesen Feind kennen und seine Anschläge, die sich ans W ewige Heil deiner Seele richten. Da gilt es, uuab- Mg den Arinen Gottes zuzueilen im Gebet, Wort uud Sakrament, sonst sind wir mit unserer eigenen jämmer- "chen Kraft „gar bald verloren". Da erfahren wir aber auch Gottes wundersame Hilfe, wie bei keiner anderen Noth, und können am Ende in den Lobpreis ausbrechen: H kenne kein Maß deines Ruhmes! Der Erzfeind ist ausgenommen vom Gebote der Kindesliebe. Ihm widerstehet fest im Glauben! mahnt °w Schrift. Wohlan, wenn die neue Woche Anfechtungen Wisers gefährlichsten Gegners wieder in reichem Maße Gingen sollte, erinnere dich oes obigen Spruches und flüchte wch-in den 71. Psalm: Gott wird uns durchhelfen. ^us dem sozialdemokratischen Nechenschafts- kericht siir 189596. 2. Nach alter Gepflogenheit ist auch diesmal kurz vor Wammentritt des alljährlichen Parteitages der deutschen Sozialdemokratie der übliche Bericht über den Stand der Waldemokratischen Bewegung durch den „Vorwärts" ver- Dntlicht worden. Auch die diesmalige Generalabrechnung "W sozialistischen Parteileitung enthält so manches Be- Wrkenswerthe und Interessante über die seit dem letzten Waldcmokratischen Delegirtentage in die Erscheinung ge- Mne Entwickelung der Partei; greifen wir die hervor- Wendsten Momente dieser Darstellung heraus. Ein uus- Wond resiguirter Ton klingt ans dem Abschnitt hervor, ?Ncher der Agitation, und weiter der finanziellen Lage N' lozialdemokratischen Partei gewidmet ist. In ersterer ^pehung bildet die Agitation unter der Landbevölkernng wch immer das Schmerzenskind für die sozialistische Pro- Manda, sie uimmt sich nach wie vor trotz mancher im ^Wnen erzielten Erfolge recht trübselig aus, offenbar Ml die große Masse der ländlichen Kleinbesitzer der Um- Mzpartei auch jetzt noch nicht ans den vorgehaltenen Leim Weiter läßt der Abschnitt in seinen Ausführungen die vor zwei Jahren mit großen Hoffnungen gesetzte Decentralisation und Gründung von demI. und Provinzialausschüssen der Förderung der sozial- Twa" MM Bewegung keineswegs in dem an „leitender erwarteten Maste günstig gewesen ist. Eine be- ws ungünstige Beleuchtung aber erfährt in dem Ab schnitt der Stand der finanziellen Leistungen aus dem Kreise der „Genossen" im Reiche an die Berliner Central- Parteikasse. Mit bittern, oft satyrisch durchtränkten Worten wird da darauf hiugewieseu, wie die Organisationen ganzer Orte und Wahlkreise seit Jahr und Tag nur äußerst ge ringfügige Beiträge, ja manche von ihnen keinen Pfennig an die Parteikasfe abgeführt und hierdurch ihre parteige- uössischeu Pflichten gröblich vernachlässigt hätten. Als krasse Beispiele dieser Zahlungsmüdigkeit werden zwei zu sammenhängende Reichstagswahlkreise, welche bei den letzten Reichstagswahlen 47,500 sozialdemokratische Stimmen ab gegeben, aber nur einen Jahresbeitrag von 6 Mark an die Parteikasse abgeführt, und ein Reichstagswahlkreis mit 18,000 aufgebrachten sozialdemokratischen Stimmen, der nur 4,35 Mark Jahresbeitrag abgeliefert, angeführt; ja, zwei andere Wahlkreise mit 12,000 resp, 14,000 abgegebenen sozialdemokratischen Stimmen haben sür die Central-Par teikasse überhaupt keinen Pfennig übrig gehabt. Das läßt allerdings „tief blicken!" Indessen, zur Entschädigung für diese Mißerfolge weiß der Rechenschaftsbericht in anderen Kapiteln den „Genoffen" um so befriedigendere Bilder vorzuführen. Dies gilt vor Allem von den erzielten neuen sozialdemokratischen Siegen bei den Reichstagswahlen in Halle und Dortmund, dann bei den jüngst vollzogenen Urwahlen zum gothaischen Land tag, ferner bei den Gemeinderathswahlen in einer ganzen Reihe größerer deutscher Städte. Weiter zieht der Bericht auch vom Stande der litterarischen Propaganda der Partei ein günstiges Fazit; allein die Bnchhandlnng des „Vor wärts" hat 18 neue Publikationen von sozialistischen Büchern und Broschüren in einer Gesammtzahl von 976,000 Exemp laren herausgegeben, wozu 13 Neudrucke früherer Er scheinungen in der Höhe von 73,000 Exemplaren kommen. Allerdings kommen von diesen mehr als eine Million starken sozialdemokratischen Schriften allein 320,100 Exemplare auf die diesjährige Mai-Festzeitung, immerhin nimmt sich selbst mit dieser Einschränkung die sozialdemokratische Be wegung auf litterarischem Gebiete ungemein rührig aus, hiervon könnten die meisten bürgerlichen Parteien noch sehr viel lernen. Im Uebriaen ist es selbstverständlich, daß der sozial demokratische Rechenschaftsbericht nach Möglichkeit die Schwächen, Mißerfolge und Uebelstände der Partei gegen über den sich vortheilhaft präsentirenden Seiten der Be wegung zurücktreten läßt, und zum Schluffe mit Genug- thuung hervorhebt, daß die Partei unentwegt, geschlossen uud bereit stehe, auch in Zukunft jedes Opfer sür Re „Be freiung der Arbeiterklaffe" zn bringen. Diese zuversicht liche Sprache kann indessen nicht darüber hinwegtäuschen, daß eben auch in der sozialdemokratischen Partei gar manches saul ist, daß dieselbe nicht zum Wenigsten von den Fehlern auf Seiten der bürgerlichen Parteien und des Staates selbst lebt. Leider scheint man auf letzterer Seite einstweilen noch nicht zu dieser Einsicht zu gelangen, wie erst wieder in jüngster Zeit die beklagenswertste Zersplitte rung der bürgerlichen Parteien bei den Landtagswahlen in Gotha so drastisch dargethan hat. Amsatzbestenerung. In Sachsen ist es bekanntlich den Gemeinden seit Beschluß des letzten Landtages und im Verfolg der dies bezüglich erlassenen gesetzlichen Vorschriften überlassen, eine Extrabesteuerung der Konsumvereine, Wirthschaftsvereine re. zu erheben. Die erste sächsische Stadt, welche diese Steuer einführte, war Burgstädt und zwar schrieb dieselbe eine dreiprozentige Umsatzsteuer aus. Auch Plagwitz bei Leipzig hat diese dreiprozentige Umsatzsteuer eingeführt uud sagt das „Leipziger Tageblatt": „Der Plagwitzer Konsumverein, der im letzten Ge schäftsjahr einen Umsatz von 37? Millionen Mark er zielte, würde durch eine dreiprozentige Umsatzsteuer ziem lich hoch belastet werden; doch ist der Verein so gut fundirt, daß sein Betrieb durch diese Anlage kaum in nennenswertster Weise berührt würde. Darum: nur nicht ängstlich, Ihr Herren Stadtväter, sondern zugegriffen, das Geld liegt auf der Straße!" Wie uöthig eine Besteuerung der Filialen bezw. des Umsatzes ist, mag sich ans dem kürzlich herausgekommenen Geschäftsbericht nebst Bilanz des auch in Dresden riesigen Unifang erlangten Görlitzer Waaren-Einkanfs-Vereins er geben. Dieser noch kein Jahrzehnt in Dresden bestehende Berein hat daselbst mit einem Geschäft an der Ecke der kleinen Frohngaffe angefangen; heute besitzt derselbe in Dresden 9 Geschäfte und haben mit deren Entstehen so nud so viel kleinere wirthschaftliche Existenzen zu bestehen aufgehört. Seit 7 Jahren ist dieser Einkaufsverein Akiten- gesellfchaft und hat sich über Görlitz, Frankfurt a. O. und Dresden ausgebreitet. Der Verein erzielte nach der Bilanz vom 5. April 1896: Bruttogewinn 734,363 Mark, Netto gewinn 237,654 Mark. Wie hoch mag der Umsatz ge wesen sein? Davon erzielten: Görlitz brntto: 367,600 M., netto: 154,429 M. Frankfurt brutto: 155,527 M, netto: 48,651 M. Dresden brutto: 211,234 M., netto: 32,573 Bä An Steuern bezahlten Görlitz im letzten Berichtsjahre: 12,697 NU., Frankfurt 6057 Mk., Dresden 770 Mk.; an Zeitungsinseraten re.: Görlitz im letzten Berichtsjahre 4599 Mk., "Frankfurt 1768 Mk., Dresden 4671 Mk.; an Versicherungsprämien: Görlitz im letzten Berichtsjahre 1970 M, Frankfurt 1016 M., Dresden 2038 M. Man vergleiche diese Zahlen und berücksichtige^ daß der Waaren - Einkaufs - Verein in Dresden gemäß der Bruttoeinnahme gegenüber von Frankfurt a. O. noch über 25 Prozent mehr als dieses an Abgaben zahlen könnte, daß mithin statt 770 Mark fast der zehnfach höhere Be trag zu erheben wäre. Es ist beinahe unglaublich, daß 9 Geschäfte iu Dresden, die 211,234 Mark Bruttogewinn machen, nur 770 Mark steuern. Hier ist die Anziehung der Steuerschraube gar wohl am Platz, denn bei einem derartigen großkapitalistischen Unternehmen wiegt ein höherer Steuerbetrag nicht schwer und schädigt Kapitalisten, die ge wöhnt sind, hohe Dividende zu beziehen, nur um einen kleinen Brnchtheil. Was für ein erklecklicher Beitrag würde mm erst dnrch eine dreiprozentige Umsatzsteuer zu erzielen sein. Wir schließen uns dem oben von Plagwitz Gesagten an: Nur zugegriffen, Ihr Stadtväter, das Geld liegt aut der Straße! Der Haide-Baron. Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Ganz richtig, Hochwürden, nur bitte ich nicht zu ver gessen, daß der schlaue Fuchs seinen Feind als Ralf Landry alias ten Feern und so weiter bezeichnet, weil dieser, den er in Antwerpen beseitigen wollte, seine Papiere besitzt, ein Umstand, der ihn zu der Blutthat veranlaßte, ihm jetzt aber auch wieder als Schild dient. Ralf Landry ist der von drüben entflohene Fälscher und Raubmörder, was wissen die amerikanischen Gerichte von einem Paul Fentheim, dessen Name nicht in ihren Acten steht. Hochwürden vergessen, daß drüben jeder Freiheit hat, zu existiren wie und wo er will, ohne der Obrigkeit Rechen schaft abzulegen oder seine Person zu declariren, falls er sich nur in Acht nimmt, mit den Gesetzen in Conflict zu gerathen. Der reiche Amerikaner, der Haide-Baron ist sowohl als Mr, Fentheim, wie es in seinen Papieren steht, wie als Wittekop der Hostauer, unantastbar." „Das ist allerdings eine üble Geschichte," sagte der Pfarrer nachdenklich. „In diesem Falle muß ich Ihr Verfahren, daö einem Gottesgerichte gleicht, wohl, gelten lasten, ja, sogar wünschen, daß es gelingen möge, damit der Verbrecher unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht noch mehr Unheil anrichte." „Ich hoffe fest daranf, Hochwürden," versetzte Birken, „das heißt, wenn wir ihn erst nur im Hammer haben." Nach diesem Gespräch ließ letzterer ten Feern holen und fuhr alsdann mit dem Pfarrer nach Thalfeld, wo ihre Ankunft, wie wir gesehen, das fröhliche Versöhnungsfest störte und eine nicht geringe Revolution anrichtete. Während die Betheiligten bei Ostfeld mit steigender Un ruhe und Ungeduld der Entscheidung harrten, hatte Birken, der innerlich am meisten darunter litt, einen neuen Plan, den ihm seine Besorgniß diktirte, gefaßt. Er zog den Hammerbesitzer bei Seite und fragte, welcher Weg der nächste und geradeste nach der Station sei. „Es läßt mir hier keine Ruhe mehr," setzte er hinzu, „ich will selber hinfahren, was ich dreist riskiren darf, da der Haide-Baron mich nie gesehen hat. Doch müßte ich einen anderen Kutscher haben, einen Mann, der pfiffig genug wäre, sich ein wenig nach meinen Instruktionen zu richten," Ostfeld dachte nach.