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olhenM für Wilsdruff Tharandt, Men, Siebzehn and die Umgegenden. 's- Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags nnd Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg- pro dreigcspalteuc Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger m Wilsdruff. - Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger »afeldp. setzung der Zahl der zur Einfuhr nach Oberschlesien zuge lassenen Schweine aus Rußland neueren Datums; es wäre aber seltsam, wenn lediglich letztere Maßnahme die um fassenden zollpolitischen Gegenmaßregcln Rußlands Hervor gernfen haben sollte. Außerdem jedoch ist daran zn er innern, daß in der Zeit unmittelbar nach Aufhebung des deutschen Beleihungsverbots für russische Wertpapiere all gemein die Herabsetzung des russischen Zolles auf Leder- ivaaren, Celluloidwüsche re. auf die seitdem giltig gewesenen Sätze erfolgte; wenn also diese Zollermäßigungen wirklich eine Gegenleistung Rußlands für die Beseitigung des deutschen Lombardverbots bedeuten sollten, so ist schwer begreiflich, wie jetzt ein russisches Zollcirkular derartige Vereinbarungen einfach bei Seite schieben konnte. Jedenfalls herrscht auf Seiten der deutschen Regierung nicht die Neigung vor, die neuen russischen Zollscherereien ruhig hinzunehmen. Ob ein Versuch deutscherseits unter nommen worden ist, dieselben wieder rückgängig zu machen, mag dahingestellt bleiben, offenbar verspricht man sich aber in den Berliner Regiernngskreisen von diplomatischen Vor stellungen in Petersburg wegen dieser Angelegenheit wenig Erfolg. Denn wie bestimmt verlautet, ist in der Unter redung, welche der Reichskanzler Fürst Hohenlohe kurz vor seiner neuerlichen Abreise nach Alt-Aussee mit demReichs- schatzfekretär Grafen Posadowsky hatte, die Frage einer Wiederherstellung des Verbotes der Beleihung russischer Staatspapiere erörtert worden, welche Maßnahme sicher lich als die Antwort auf die neuen russischen Tarifmaß regeln zu betrachten wäre. Hoffentlich stünde jedoch dann wenigstens zu erwarten, daß dieser wirtschaftliche Konflikt zwischen Deutschland und Rußland in rein politischer Be ziehung ohne Folgen bleiben würde. Tagesgerichte. Am Dienstag hat der Czar auf seiner Reise nach dem Westen die britische Küste betreten; hier gilt sein Be such nicht dem Lande nnd noch weniger dem englischen Volke, sondern lediglich seinen nahen Verwandten und so sind denn auch englische Korporationen und Vereine, die dem Czaren einen feierlichen Empfang bereiten wollten, von zuständiger Seite darauf hingewicsen worden, daß die Anwesenheit des Beherrschers von Rußland einen rein privaten Charakter tragen werde. Hierin unterscheidet sich dieser Theil der Reise des Czaren wesentlich von den Be suchen in Wien nnd Breslau, die bekanntlich des politischen Beigeschmackes nicht ganz entbehrt haben. Die jetzige Stellung Rußlands zu England trägt nicht wenig dazu bei, daß von einer Freundschaft beider Nationen nicht die Rede sein kann. Hierüber äußern die „M. N. N." zu treffend:. „Wenn der Czar dem englischen Reiche wenig! Wohlwollen entgcgenbringt, so wird man seinen Empfin dungen die Berechtigung nicht versagen können. Es sind nicht nur die sachlichen Interessengegensätze zwischen Ruß land und England, die ein wohlwollendes Gefühl gegen die Engländer in einem patriotischen Russen nicht auf- kvmmeu lassen, es ist anch das persönliche Verhalten der eiiglischen Staatsmänner, das den Czaren verstimmen muß. Kaiser Nikolaus ll. ist ein Freund des Friedens, englische Unterthanen aber suchen seft Jahr und Tag Unruhen zu entfesseln, wohlweislich überall da, wo sie entweder sich einer unzweifelhaften Ueberlegenheit erfreuen oder wo sic hoffen dürfen, daß andere Nationen den Kampf austragen müßten, während sie selbst vergnügt zuschauen könnten. Die erstere Methode verfolgen sie in Südafrika und im Sudan, die letztere suchen sie im Orient anzuwendeu. Durch die englischen Machenschaften im Orient wird aber nicht nur das persönliche Empfinden des Czaren verletzt, sondern der Monarch ist sich auch darüber im Klaren, daß sic dem Zwecke dienen, die Aufmerksamkeit uud Kraft Ruß lands am Schwarzen Meere festzulegea, damit sie nicht am Stillen Ozean und am persischen Golf verwendet werden kann. Hier, in Asien, sind Rußland und England viel mehr Gegner, als in Europa; hier kreuzen sich ihre Inter essen überall, in Japan nicht minder wie in China, und in Afghanistan nicht weniger als in Persien. Hier kann es zwischen den beiden großen Völkern, welche die Supre matie über Asien anstreben, sich immer nur um ein Hinaus- schicben des Kampfes, nie aber um einen ehrlichen Frieden oder nm eine freundschaftliche Verständigung handeln. Es zeugt von gründlicher Verkennung der Sachlage, wenn in England dafür agitirt wird, den Czaren zu einem gemein samen Vorgehen gegen die Türkei zu veranlassen. Wenn wirklich die thörichte und von einer übertriebenen Agitation eingegebene Adresse an den Czaren, zu deren Unterzeich nung mit den Worten aufgefordert wird: „Schließen Sie sich der Denkschrift Nord-Englands an den Czaren von Rußland' an und hemmen Sie das Vergießen christlichen Blutes!" — Wenn wirklich diese Denkschrift dem Czaren überreicht werden sollte, so würde sie das Gegentheil von dem erreichen, was sie bezweckt." Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „An der vielfach auftauchenden Behauptung, daß betreffs der Konversion der vierprozentigen Reichs- nnd Staatsanleihen alles noch in der Schwebe sei, mag soviel richtig sein, daß im Einzelnen die letzte Entscheidung noch aussteht. Dies ist, wenigstens was die Form aulangt, sogar sehr wahrscheinlich, ebenso wie es als sicher gelten kann, daß die betreffenden Gesetz entwürfe ansgearbeitet sind. Es ist nicht anzunehmen, daß die Angelegenheit noch längere Zeit unentschieden bleiben kann." Der Stand der vierprozentigen Papiere No. 113 Donnerstag, den 24. September 1M6 »WSW Bekarmtmachrmg. Sr. Excelleuz der Königlich Sächsische Generallieutenant und Divisions-Kommandeur von Raab im Namen der Ihm unterstellten Truppen der 23 Division hat mich beauftragt, den Gemeinden und selbstständigen Gutsbezirken des hiesigen Bezirkes für die Freundlichkeit und Bereitwilligkeit, mit welcher während der diesjährigen militärischen llebuugen die Einquartierung durchweg ausgenommen worden ist, den wärmsten nnd aufrichtigsten Dank zu übermitteln. Diesem Auftrage komme ich hierdurch gern nach. Meißen, am 19. September 1896. Amtshauptmann von Schroeter. Bekanntmachung, die Bergütimgrn Militärlciftungeu betreffend. Die Herren Gemcindevsrstände und Gutsvorsteyer des hiesigen Bezirkes werden hierdurch angewiesen, die von den eiuguartiert gewesenen Truppentheilen den Gemeinden resp. Rittergütern ausgestellten (Yuartier-, Lonruac- und Vorspann-Bescheinigungen behufs Aufstellung der Liquidationen über die zu gewährenden Vergütungen, soweit es noch nicht geschehen sein sollte, ungesäumt auher einzureicheu. Meißen, am 16. September 1896. Königliche Amtshauptmamrschaft. von Schroeter. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 fg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Meißen im Monate A»g«?r o. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quarticrwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monate September L. I. an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfovrage beträgt 7 Mark 56 Pf. für 50 Kilo Hafer, . » . 3 „ 50,7 „ „ 50 „ Heu, 2 „ 22,6 „ „ 50 „ Stroh. Meißen, am 21. September 1896. Königliche AmtshanpLrnannschaft. vou . Der deutsch-rulslsche ZollkouMt. . Die schon vor einiger Zeit aufgetanchten Gerüchte Wr eine beabsichtigte oder sogar bereits im Werke be- Wliche Zollerschwerung seitens Rußlands gegenüber einer Mhe bestimmter Waaren deutscher Herkunft haben rasch Me Vestätignng gefunden. Wie letzter Tage aus Peters- gemeldet wurde, hat die russische Zollverwaltung Mtels Cirkulars vom 3. September angeordnet, daß künftig Wschenwaaren jeder Art aus Leder, ferner Wassermesser, Mellauähnliche Knöpfe, buntfarbige Glasperlen auf »ade» und Celluloidwäsche einer durchweg höheren Ver- Mmg zu unterliege» haben, als sie bisher den genannten Aarengattungen zugestanden worden war. Nun bestimmt Erdings der deutsch-russische Handelsvertrag, daß Rnß- ""d keine Zollcrhöhungen gegen Deutschland allein an- Wueu darf, die russischen Tarifabändernngen würden sich N"nach gegen das Ausland überhaupt richten. Aber die Wffuhrartikel, welche von den neuen Anordnungen der Wüschen Zollverwaltung zu leiden haben, kommen doch ^"ptsächlich aus Deutschland, es ist daher ohne Weiteres - .daß die neuen Zollplackereien Rußlands ihre Spitze ? erster Linie gegen den deutschen Nachbar kehren. Anßer- A erhellt dies noch aus anderen Tarifänderungen, welche ft'ssische Cirkular verfügt und die ebenfalls vor Allem d-"i. Erschwerung der deutschen Einfuhr zielen. Was aber d M russischen Tarifänderungen für die hiervon berührten suchen Industriezweige zn bedeuten haben, dies geht Mi aus dem einen Beispiel hervor, daß von nun ab W Zollsatz für feine Lederwaaren zwei Rubel anstatt wie str nur 70 Kopeken betragen soll. Da der Werth der WPihr deutscher Tascheuwaareu uach Rußland im Iw? .1895 1,330,000 Mark betrug, so begreift es sich, ^außerordentlich drückend die verfügte außerordentliche Erhöhung von 70 Kopeken anf beinahe den dreifachen k, gerade für diese blühende deutsche Spezialindustrie muß. in n uun die Ursachen dieser auffälligen Veränderung lnim Haltung der russischen Zollpolitik gegenüber Deutsch- m ? anbelangt, so läßt sich hierüber noch kein bestimmtes fällen. Vielfach wird gemnthmaßt, daß die neuen i^wcheu Zollcrhöhungen als ein Ausfluß der Verstimmung M,., ' .Petersburger Rcgierungskreiseu über verschiedene Zn W'sche Maßnahmen Deutschlands gegenüber Rußland Ren "Htm seien. Aber das Einfuhrverbot für russisches hgt V^was hierbei höchstens in Betracht kommen könnte, sihsW?ch in seinen wesentlichen Theilen schon längst vor Rink M r deutsch-russischen Handelsvertrages, in einzelnen M N schon st, den siebziger Jahren, bestanden, ohne M von russischer Seite sonderlich hierüber ge worden wäre. Eigentlich ist nur die verfolgte Herab