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kehrte, hatte Ostfeld bereits einige Arbeiter aus dem Hammer geholt, um den Unglücklichen dorthin zu tragen. In einem hier befindlichen Zimmer bettete man ihn auf das Sopha nieder, worauf man ihn der Oberkleider entledigte, um seine Wunden zu untersuchen und dos sickernde Blut zu stillen, eine Samariter-Arbeit, der sich Ostfeld und Ilse unterzogen. Der wuchtige Stoß des Mörders schien das Herz getroffen zu haben, ärztliche Hülse hier jedenfalls zu spät zu kommen. Der alte Wiedekind stand mit leichenblassem Gesicht da neben, den starren Blick fest auf das Todtenantlitz gerichtet. Keine Muskel zuckte in den eisernen Zügen, nichts verricth die furchtbare Aufregung seines Innern. Plötzlich fuhr Ostfeld erschreckt zusammen. »Großer Gott," rief er, „die unglückliche Frau, welche der Bösewicht in dem Gange erschaffen — wir haben sie ganz vergessen. Geht, Kinder, Gerhard und Du, Ilse, nehmt Arbeiter mit, vielleicht ist sie noch zu retten." „Nehmt auch mich mit," flehte Meta, „ich sterbe hier vor Angst und Furcht." „Und warst doch eine kleine Heldin, als es galt, mir das Leben zu retten," sprach Ilse, sie gerührt in die Arme schließend. „Ja, staunt nur," setzte sie fast triumpbirend hinzu, „Meta gab mit tapferer, furchtloser Hand der Kugel des Mörders, welche mir galt, eine andere Richtung. Bedankt Euch bei Ihr, wenn mein Leben Werth für Euch hat." „Das kann später geschehen," drängte Ostfeld ungeduldig, „jetzt gilt es einer andern Pflicht." So eilten sie fort, nahmen zwei Arbeiter mit und be traten den jetzt so unheimlich gewordenen Gang, wo sie die Amerikanerin leblos am Boden liegend fanden. „Die ist mausetodt," sprach der eine Arbeiter, welcher sich auf dergleichen zu verstehen schien. „Kein Doktor wird sie wieder lebendig machen können." Ja, die arme Mrs. Landry war gut getroffen worden, wie der Arzt konstatirte, diesmal konnte keine mitleidige Hand sie zum Leben wieder erwecken. Vielleicht war es ein Glück, daß Gott sie in seiner Barmherzigkeit zu sich genommen, nachdem sie ihre Mission, den Mörder zu überführen, voll bracht halte. Dem unglücklichen ten Feern gab der ewige Richter, welcher die Thaten der Menschen in seiner Weisheit und Güte anders richtet, als die irrenden Menschenkinder hinieden, noch eine kurze Frist, um seiner Reue Ausdruck zu geben und der Gnade des Allbarmherzigen würdiger zu werden. — Er lebte noch so lange, um die Verzeihung des durch ihn so schwer gekränkten Greises zu erhalten, und starb, von dem Pfarrer mit den Tröstungen der Religion versehen, in den Armen des Sohnes, der ihm durch liebevollen Zuspruch das schwere Sterben erleichterte, und den er durch die feierliche Versicherung beruhigte, daß die Namen Northof und ten Feern ihm recht mäßig gebührten, da sein Vater beide Namen vereint geführt habe in Folge eines alten Familienrechts, seine Kinder aber nur auf den Namen Northof habe taufen lassen. Bei einer Haussuchung, welche das Gericht in dem Witte- kop-Hofe vornehmen ließ, wurde unter andern Papieren ein Paß gefunden, dessen Fälschung von Sachverständigen nachge wiesen werden konnte, doch schleppte sich die Untersuchung trotz der amerikanischen Bestätigung der Zeugenbehauptungen noch immer hinaus, weil der Angeklagte zu keinem Geständniß zu bringen war und alles bis auf die letzten Ereignisse auf den todten ten Feern wälzte, der eine Wahnsinnige gegen ihn in die Schranken geführt habe. Daß die Vertheidigung aus diesem Umstand Kapital zu schlagen verstand, war selbstverständlich, wie auch die öff-ntlich- Meinung sich halb und halb auf die Seite des listigen Ver brechers stellte. 22. Kapitel. Meta's Bescheerung. Die letzten furchtbaren Ereignisse waren an dem alten Wiedekind nicht spurlos vorübergegangen. Als er den beiden so mörderisch hingeopserten Todten das letzte Geleite zu ihrer gemeinsamen Ruhestätte gegeben, da mußte er sich aufs Krankenlager legen in der Voraussicht, daß das so wunderbar gerettete Leben ihm nun doch bald wieder genommen werde. Unter Jlse's und Meta's liebevoller Pflege rang sich jedoch die gewaltige Natur des Greises noch einmal durch, nachdem er empfunden, wie elend und verlassen er einst in seinem Groll und Msnschenhaß gewesen, wie reichbeglückt ihn die selbstlose Liebe gemacht und wie der Allgütige ihn gesegnet ohne sein Verdienst, — was er demüthig anerkannte. Er freute sich jetzt des aufs Neue geschenkten Lebens, und machte bereits Pläne für die Zukunft, worin ein behagliches Heim für seine Kinder und die Niederreißung der Pallisadenburg die Hauptrolle spielten. In den Tagen, wo seine Krankheit, welche einen sehr bedrohlichen Charakter angenommen, die Crists überstanden hatte und eine entschiedene Wendung zur Besserung eingetreten war, grübelte der Alte fortwährend über einen Punkt nach, bei welchem ihm das Gedächtniß fortwährend im Stiche ließ. „Höre, liebe Ilse," sagie er eines Tags, als sie allein an seinem Bette saß, „wo ist unsere Meta? — Sehnt sie sich vielleicht nach Hause?" „Sie ist augenblicklich im Pfarrhause, um der alten Busch, welche an Zahnschmerzen leidet, in der Wirthschaft beizustehn, daß sie sich nach dem Wiedekindhofe sehnt, ist nicht wahrscheinlich." „Sie sieht blässer aus als sonst —" „Die Kleine hat sich bei den Nachtwachen übernommen". „Ich habe sie seufzen hören," fuhr der Kranke hartnäckig fort, „das ist unnatürlich bei einem so jungen Mädchen." Ilse schwieg, sie kannte den Alten ganz genau und ließ ihn Alles selber durcharbeiten. „Ich dachte mir, sie könnte wohl vergnügt sein, daß wir sie vor dem schrecklichen Freier bewahrt haben," knurrte er weiter. „Steckt vielleicht ein Anderer dahinter? — So ant worte mir doch, Ilse!" „Es könnte möglich sein, Großvater," erwiderte sie, „ich habe noch nicht darüber nachgedacht." „Hm. das klingt recht unchristlich, — mein Kind! — Ich denke so vicl darüber nach, was es mit dem Schuß an jenem schrecklichen Abend eigentlich auf sich hatte," setzte er nach einer Weile hinzu, „ich höre den Knall so deutlich wie damals, aber das andere verschwimmt mir wieder, wurde Jemand davon getroffen? —" „Nein, der Schuß ging in die Luft, Großvater!" „Hm, ich weiß bestimmt, daß Du Dich, als der Böse wicht daher kam, an meine Brust warfst, um mich vor ihm zu schützen. Waö kam dann?" „Unsere tapfere Meta gab der Waffe durch einen Stoß eine andere Richtung. „Ach, das war's, die Kleine rettete Dich dadurch vor seiner Kugel," sprach der Kranke bewegt, „woher hat sie den Muth dazu genommen?" „Aus ihrer Liebe zu uns, Großvater! — Auch ist st eine Zeitlang in einem Forsthause gewesen, wo sie die glück lichste Zeit verlebt hat, wie sie mir sagte. Ach, könnte ich doch etwas zu ihrem Glück beitragen, um ihr meine Dank barkeit zu beweisen." „Hm, als ob ich ihr nicht dankbar wäre," knurrte der Alte, „gewiß hat sie dort einen Liebsten." „Als ob ihr das etwas hülfe, Großvater, — ihr harter, geiziger Vater wird bald wieder mit einem neuen Freier an kommen. Aber sie nimmt ihn nicht, lieber nimmt sie den Schleier." „Ihr Vater hat das letzte Wort nicht dabei zu sprechen, ich will's ihm zeigen, die Kleine soll glücklich werden, das verspreche ich Dir, Ilse!" „O, Du lieber Großvater," rief sie, ihn herzlich küssend, „dieses Wort vergelte Dir Gott." „Warum nicht gar, der Herrgott hat schon genug für mich gethan. Laß mich jetzt die volle Wahrheit hören, Ilse!" „Wird's Dich nicht zu sehr aufregen, Großvater?" fragte sie besorgt. „Unsinn, die Kleine wird doch kein Verbrechen begangen haben?" „Gewiß nicht, wenn Du die Liebe zu einem jungen hübschen Jägersmann nicht dazu rechnen solltest," erwiderte Ilse langsam. Der Alte sah sie starr an, er preßte die Lippen fest zu sammen, als ob er eine Antwort unterdrücken wollte und schwieg eine Weile. „Ich hab's mir gedacht," sprach er endlich. — „Aber — was soll dereinst aus dem Wiedekindhof werden? — Sollen Fremde darin Hausen? Es geht nicht, Ilse, es geht wirklich nicht." „Großvater!" rief sie vorwurfsvoll. „Ich weiß wohl, daß ich Dir mein Wort gegeben habe, und will es auch halten. Der Jäger muß ein Bauer werden." „Ach, geh doch, wie wäre das möglich, Großvater? — So etwas würde Meta auch nicht von dem Manne verlangen, den sie liebt. Und dann bedenke, wie lange sie warten müßten, bis ihr Vater, der im kräftigsten Alter steht, den Hof abgeben würde." „Dann wollen wir kein Wort mehr darüber verlieren Kind!" sprach der Kranke abwehrend, „der Kopf schmerzt mich und im Grunde ist die Kleine au ch noch viel zu jung zum Heirathen." Das Thema war hiermit geschlossen, doch war Ilse nichts weniger als hoffnungslos, weil der alte Wiedekind ein gegebenes Wort niemals brach. Der heilige Abend war gekommen. — Er sollte in der Pallisadenburg, wie der Greis jetzt selber sein Haus spottend nannte, gefeiert werden. Zum ersten Male seit Gerhards Kindheit duftete dem Alten wieder der Christbaum, und zum ersten Male überhaupt in seinem Leben überwachte und ordnete er von seinem Lehn stuhl aus den Aufputz desselben und sorgte dafür, daß recht viele Lichter ihn schmückten. Auf einen Stock gestützt, hantirte er sogar selber heimlich umher, von Ostfeld, der sein Vertrauter war, unterstützt. Man hotte den Großvater noch nie so lustig gesehen wie an diesem Abend. Jetzt war der kleine Kreis seiner Lieben, in welchem auch der Pfarrer nicht fehlen durfte, um ihn versammelt. Als der geistliche Herr ein Gebet gesprochen, der Lichterglanz des Christ baumes in alle Herzen drang, und der Großvater seine Gäste zu dem reichen Gabentisch geführt hatte, da stand Meta allein inmitten der Freude und der vielfachen Ueberraschungen bestürzt und traurig vor ihrem Geschenk, das nur aus einem Brief, dessen Adresse die etwas grobe ungelenke Handschrift ihres Vaters trug, zu bestehen schien, da sich kein anderer Gegenstand weiter zeigte. Das Herz des jungen Mädchens krampfte sich bei dieser Entdeckung zusammen und sie mußte heftig schlucken, um die aufsteigenden Thränen hinabzudrängen. Hatte denn Niemand, selbst Ilse nicht, von deren Zuneigung sie so felsenfest über zeugt gewesen, es der Mühe werth gefunden, sie durch irgend eine Gabe zu erfreuen, was doch sie nicht versäumt hatte, den Fremden gegenüber. „Meta," rief der Großvater, der sie eine kleine Wele mit stiller Genugthuung beobachtet hatte, „willst Du Deinen Brief nicht lesen? Vielleicht steckt ein neuer Freier darin." Sie wollte lächeln, vermochte es aber nicht, sondern stu- dirte noch immer die Adresse des Briefes und schüttelte stumm den Kopf. „Komm, Kleine, gib mit Deinen Arm," fuhr er fort, sich mühsam an seinem Stock erhebend, „ich habe noch etwas Schönes für Dich, meinst wohl, der Ohm Geert hätte Dich ganz vergessen. Na, diese Ueberraschung will ich nun mal für mich allein haben, es ist nämlich etwas Apportes für Deine Aussteuer." „Wie kannst Du heute so herzlos mit mir sein?" grollte Meta, „ich verlange gar keine Aussteuer von Dir." „Na, na, vorwärts, Trotzkopf! Bitte, Hochwürden, geben Sie mir Ihren Arm, auf diese Kleine ist kein Verlaß. Also, nach meiner Schreibstube, will mein Geschenk noch heute zurück- schicken, wenn's Dir nicht gefällt." Der Pfarrer reichte ihm lächelnd den Arm, während Meta beschämt ihn an der anderen Seite stützte. „Wenn ich ahnen könnte, was der Großvater dort für Geheimnisse für Meta hat," meinte Gerhard kopfschüttelnd. „Papa Ostfeld steckt natürlich mit ihm unter einer Decke." „Ich weiß es auch nicht," erwiderte Ilse, den Vater, der lächelnd umherschritt, forschend anblickend. „Hab' aber doch eine Ahnung davon." „Werdet es in wenigen Minuten erfahren, Kinder!" sprach Ostfeld lachend, „eine Bescheerung eigener Art ist es, wie sie Gerhard dem Großvater auch dort bereitet hat. Plötzlich hörten sie einen Aufschrei, der wie ein Jubel klang. „Ich denke wir können uns die geheimnißvolle Bescheerung nun auch ansehen," sagte Ostfeld, das Zimmer verlassend, Arm in Arm folgten ihm Gerhard und Ilse. Als der alte Wiedekind mit dem Pfarrer und Meta seine Stube betrat, blieb er starr und stumm vor Ueberraschung auf der Schwelle stehen. Was er heimlich für Meta geplant, die große Weihnachtsfreude, sie war ihm plötzlich selber zu Theil geworden, denn vor ihm erhob sich, die halbe Wandlänge vn- nehmend, im strahlenden Lichterglanz das Wittekindbild. Mit gefallenen Händen, die Augen unverwandt daraus gerichtet stand der Alte, bis sein Blick durch Thränen verdunkelt wurde. „Es ist zu schön, zu herrlich," murmelte er, sich HW über die Augen fahrend, „wie soll ich's dem Jungen danken!' „Ja," bekräftigte es Meta, „aber darin habe ich doch kein Theil, Ohm Geert!" „Richtig, Kleine, ich wollte überraschen und bin's nun selber worden. — Darüber scheint dec Plan verändert zu sein, na, Mädchen, sprich — hast Du Furcht vor Flinten?" „Nein, weshalb? — Ich kann selber schießen." „Daß Dich , Du Wetterhexe," rief der Alte lustig lachend, „ich will Dir deshalb auch eine Jagdflinte bescheeren. Hinter dem Bilde wird sie vielleicht stecken, dort steht wohl auch Dein Gabentisch. Na, so suche doch, Kleine!" Meta warf einen ängstlich forschenden Blick auf den Pfarrer, der ihr läch-lnd zunickte, denn allein mit dem Groß oheim hätte sie jetzt Furcht gehabt, daß es nicht richtig mü ihm sei. Zögernd schritt sie vorwärts, um einen Blick hinter dad Bild zu werfen, als sie einen lauten Schrei der Ueberraschung und des Jubels ausstieß, denn dort stand ihr Jäger neben einem Tische, auf welchem außer andern Gaben sich auch eine prächtige Jagdflinte befand. Ec zog die maßlos Ueberraschte an sein Herz und eine Weile blieb es dann still hinter dem Bilde, bis die Thüre leise geöffnet wurde und Ostfeld mit dem andern Brautpaare eintrot. „Junge soll ich dies Bild behalten?" fragte der Groß vater, Gerhard an sein- Brust ziehend. „Wenn Du es von mir annehmen willst, mein theurek Großvater, ich wüßte keine würdigere Verwendung dafür." „Ihr verwöhnt mich, Kinder," sagte der Alte mit zit ternder Stimme, „das Bild soll mir nicht bloß eine Eh« und Freude, sondern auch stete Mahnung sein, wie schnür ich mich einst an Dir versündigt habe und wie viel Dank ich meinem Freunde Ostfeld schuldig bin. Jst's nicht so, Hoch würden?' „Ja, alter Freund," erwiderte der Pfarrer ernst, „so ist es, und ich freue mich, daß Sie selbst es gefunden haben," „Wo ist denn unsere Meta geblieben?" fragte Ilse, for schend umherblick-nd. „Ja, laß Dich mal sehen, Kleine," rief Wiedekind, die Rührung von sich adschüttelnd, „will doch wissen, ob D» meine B-sch-erung verschmähst!" Erglühend vor Glück und Beschämung wurde Meta jA sichtbar. Sie flog dem alten Manne an den Hals, um >b" Dankesworte ins Ohr zu flüstern und küßte dann Ilse, deren Geschenke auf einem andern Tische, neben reichen Gaben vo" Ostfeld und Gerhard Platz gefunden hatten in stürmisch!' Freude. Der junge Maler aber zog lachend den Jäger 'hervor, und angesichts des Wttekind-Bildes verlobte der Alte zu" ersten Male eine Erbtochter des Wiedekindhofes, die Letzte des Geschlechts mit einem Jägersmänne, wonach der Pfarrer dies'' seltsamen Verlobung seinen Segen ertheilte. „Willst Du jetzt nicht den Brief Deines Vaters lese", kleine Braut?" fragte der Greis. Meta, welche den Brief in die Tasche geschoben, zog W beschämt hervor, um ihn zu öffnen und zu lesen. Er enthirst die väterliche Einwilligung zu ihrer Heirath mit dem IN Joseph Hellmann unter der ausdrücklichen Bedingung, daß erste Sohn Landmann und Erbe des Wied-kindhofes werde» müsse. „Die Bedingungen habe ich ihm vorgeschrieben," sN der Alt- feierlich. „Jetzt aber, Kinder, denke ich die Verlobung durch ein Glas Wein zu besiegeln." Er nahm Jlse's Arm und fragte, schlau lächelnd: habe ich mein Wort gehalten, kluge Ilse? — Haben "" etwas von der Verschwörung gemerkt?" „Nichts habe ich gemerkt, als daß der alte Wiedekind N Papa Ostfeld zwei arge Diplomaten sind, und daß ich niemals einen schöneren Christabend verlebt habe, als be» heutigen." Sie traten in's Wohnzimmer zurück, wo soeben das Licht am Christbaume erlosch. „Das werde ich sein," sprach der Greis, sinnend die sterbenden Fünkchen betrachtend, möge der liebe Gott mir N einige Jahre schenken, um wieder gut zu machen, was Uebles gedacht und gethan. Und wenn ich an den Miss-thN denke, der nun sein Todesurthcil empfangen hat und ß"!, Strafe entgegensieht, so möchte ich fast wünschen, daß Krankheit ihn hinwegraffe, weil zuviel Blut schon geflösst" ^ und Gott der Herr selber spricht: „Die Rache ist mein, will vergelten!" Ja, ja, schaut mich nur verwUiN an, aber wenn er mir auch viel Leid zugefügt hat, so bin ihm im Stillen doch dankbar, weil durch seine blutige ein Mann, den ich auf Erden am meisten gehaßt, für sein Leben gelaffen hat und mit meiner Verzeihung reuig g'' storben ist." . „Nicht jener Misscthäter, sondern Gott bediente sich °' Unglücklichen als Werkzeug," sprach der Pfarrer, „um ihn, den Weg der Reue bereits betreten, durch eine aufopsi'" That höchster Selbstverleugnung zu entsühnen. Doch was b Mörder anb-trifft, so hörte ich heute, die königliche Bestätig des Todesurtheils solle ihn so schwer getroffen haben, daß plötzlich erkrankt und schon in der vorigen Nacht versch"^ sei. Weil er seine Verbrechen in Amerika und den Mo'b Ihrem Enkel hartnäckig geleugnet, wird er fest auf seine gnadigung zu einigen Jahren Gefängniß gehofft haben, seine Vertheidiger, er hatte bekanntlich deren zwei — die bn^ letzten Opfer als einfache Nothw-hr bezeichnet und deshalb völlige Freisprechung angetragen hatten. Man sagt, dab ,< bei der Verkündigung der königlichen Bestätigung ein SA fluß getroffen haben soll." Der alte Wiedekind neigte, als der Pfarrer schsE' ^t weiße Haupt und sprach leise: „Die Rache ist mein, der Herr, er vergilt nach seiner Barmherzigkeit, sein Naw gelobt!" — .in Am Christbaum waren die Licher erloschen, aber > jn Herzen derer, die ihn umstanden, leuchtete ihr Glanz l» der ewigen Liebe, welche vom H'mm-l stammt. — Ende. —