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Aeuage zu Ao. 95 des Wochenblattes für Wilsdruff etc ?ant WaisoN' Artillerie inetei» igieure >end McKuin»»» hatte drei ziemlich große Wunden auf der Kopfhaut und Haut abschürfungen an den Händen rc. erhalten, er konnte jedoch feine Geschäfte in Meißen besorgen und am Nachmittag wieder nach Hause fahren. Das Heraufbringen des Pferdes voui Triebischufer machte besondere Schwierigkeiten. Das Werd mußte, nachdem ein Stück lebende Hecke beseitigt war, durch die Born'sche Gärtnerei nach dem Neumarkt geführt werden. — Wann beginnt der Anspruch auf Invaliden- und Altersrente? Trotz aller Belehrung ist die irrige Meinung noch immer Verbreiter, man könnte erst Rente bekommen, wenn man das 70. Lebensjahr erreicht habe. Es ist aber nicht die Gewährung der Altersrente mit dem 70. Lebensjahr, sondern die Gewährung der Invalidenrente der Hauptzweck des Gesetze betr. die Jnvaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889. Diese Invalidenrente erhält ohne Rücksicht auf sein Lebensalter Derjenige, der 'im Stande ist, 5 mal 47 — 235 Wochen durch Beitragsmarken oder bescheinigte Krankheit oder mili tärische Dienstleistung nachzuweisen. Als Altersrente erhält der Versicherte diese mit dem 70. Lebensjahre, ohne daß der Fall der Erwerbsunfähigkeit vorzuliegen braucht. Es ist dringend erforderlich, daß allmählich allen Versicherten diese einfachen Grundlagen des Gefetzes bekannt werden. — Die Pflaumenernte wird in diesem Jahre sehr gering ausfallen. Die Blüthezeit ist zwar günstig verlaufen, aber trotz des Blüihenreichthums war der Fruchtansatz nur gering, und bald darauf trat vielfach ein schnelles Abfallen der grünen Früchte ein, so daß manchen Bäumen nicht eine einzige Frucht geblieben ist. Die Ursache liegt vermuthlich in dem häufigen, schnellen Temperatur- und Witterungswechsel während der Entwickelungszeit. — Eine gute Nußernte steht dagegen sowohl bei den Wall- als auch den Haselnüssen bevor. Die letzteren werden leider von Kindern und Erwachsenen meist in unreifem Zustande abgepflückt. Vermischtes. * Einem unerhörten Schwindel ist kürzlich wieder einmal eine Frau in Greiz zum Opfer gefallen. Dieselbe, in einer dortigen mechanischen Weberei beschäftigt, verlor vor einiger Zeit das Gehör und suchte an verschiedenen Stellen Heilung, aber ohne Erfolg. Vor Kurzem wurde sie nun auf eine Zeitungs annonce aufmerksam gemacht, in der ein Londoner Arzt ein Radikalmittel zur Wiedererlangung des Gehörs anprics und die Frau hatte nichts Eiligeres zu thun, als an denselben wegen Zusendung des Mittels zu schreiben. Fünf Tage darauf traf nun das Packet ein, mst einer Nachnahme von 35 Mk. belastet, welche von der Frau wirklich nur mit Mühe aufgebracht werden konnten. In dem Packet fanden sich ein Paar Ohrringe, ein mit einer Flüssigkeit gefülltes Fläschchen und einige feste Sub stanzen vor, mit denen sich die Frau zu einigen dortigen Aerzten kelilns^' ng von )ruff l begab, um sich damit behandeln zu lassen. Die Herren weigerten sich jedoch, die Sachen anzuwenden, da nach ihrer Ueberzeugung nichts zu erreichen wäre. Die arme Frau, welche zweifellos nur arg beschwindelt worden, ist um so mehr zu bedauern, da ihr Mann seit längerer Zeit krank darniederliegt und sie das Geld natürlich schwer entbehrt. ' Allerlei Blüthen ultramontaner Unduldsamkeit und Seelen fängerei werden aus dem überwiegend protestantischen Gießen berichtet. Der dortige Metzgermeister K. war ein guter Katholik, der jeden Sonntag die Kirche besuchte. Aber er hatte in den Augen der römischen Priesterschaft zwei unverzeihliche Verbrechen begangen, indem er erstens eine evangelische Frau heirathete und ferner, indem er seine Kinder evangelisch erziehen ließ. Alle Forderungen, seine Kinder katholisch erziehen zu lassen, lehnte der Mann ab, weil er seiner Frau evangelische Kinder erziehung versprochen hatte. Er wurde deshalb in Gießen und auch in Wetzlar vom Abendmahl zurückgewiesen. Als er starb, wurde ihm die kirchliche Beerdigung versagt. K. hatte dies vorausgesehen und deshalb auf dem Sterbebett angeordnet, daß ihm für diesen Fall der evangelische Pfarrer Schlosser, besten treuester Gehülfe in der Armenpflege er war, das letzte Geleit geben sollte. Dieser erwies K. gern diesen Dienst und widmete ihm warme Worte am Grabe. Dasselbe that auch der Vor sitzende des Kriegervereins, zu dessen Vorstand K. gehört hatte, indem er betonte, daß, wenn auch K.'s Kirche geglaubt hätte, ihm das letzte Geleit versagen zu müssen, dafür die christliche Liebe der Anderen, der Mitbürger, Freunde und Kameraden sich um so deutlicher gezeigt hätte. Das ultramontane „Mainzer Journal" fordert nun die katholischen Mitglieder des Vereins auf, „aus dem Vorfall die einzig richtige Folgerung zu ziehen, daß sie nicht weiter einer Gesellschaft angehörcn können, in der man ihre katholische Ueberzeugung ungestraft beleidigen und trotz des Wahlspruchs: „Für Gott, Kaiser und Vaterland" nach Art erbärmlicher Hetzer den konfessionellen Frieden stören darf." — Mehr Glück hatte die ultramontane Proselyten macherei in einem anderen Falle. Em katholischer Mann hatte eine evangelische Frau und ein evangelisches Töchterchen. Auf dem Sterbebette wurde er von dem römischen Priester so lange gepeinigt, bis er das Kind katholisch taufen ließ. Weinend nahm dasselbe aus dem evangelischen Kindergottesdienst, ao dem es bis dahin mit Liebe und Eifer theilgenommen hatte, Abschied mit den Worten: „ich darf ja nicht mehr kommen, ich muß den katholischen Religionsunterricht besuchen." — Wie man die Seelen geradezu zu kaufen sucht, zeigt ein dritter Fall. In Gießen lebt ein katholischer Schneider Clemens N., welcher eine evangelische Frau hat und seine Kinder evangelisch erziehen läßt. Der römische Priester B. wollte ihn bereden, seine Kinder katholisch werden zu lassen. Da er nichts erreichte, wurde der Kirchendiener in Bewegung gesetzt, welcher den Schneider mit des 3.J"' itpold Vaterländisches. — Se. königl. Hoheit Prinz Max hielt am Sonntag in der katholischen Hofkicche in Dresden vor zahlreichen andäch tigen Kirchenbesuchern seine erste Predigt. Vom königlichen Hofe waren Ihre königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg zugegen und verließen gegen 11 Uhr bei Beginn des Hochamtes mit ihrem geistlichen Bruder die Kirche! Der Prinz legte seiner halbstündigen Predigt die Heilung des Taubstummen durch Christus zu Grunde. Er sprach mit großer Ruhe, ein. dringlich, vernehmlich und allgemein verständlich; man merkte ls ihm an, daß seine Rede aut dem Herzen kam und daß er für Wahrheit erkannt Halle, was er über das Bekenntniß der Wahrheit äußerte. Der junge Priester ging davon aus, daß auch jetzt noch viele Menschdn stumm seien, geistig stumm, indem sie die Kunde von der Wahrheit nicht weiter verbreiteten und gleich wie Petrus aus allerhand Rücksichten den Glauben ihres Herzens verleugneten. Gerade gebildete Stände sprächen über alle möglichen und unmöglichen Dinge, fänden aber fast nie ein Wort für die Wahrheit. Wir, die wir von Gott ge schaffen sind, müßten jedoch für ihn Zeugniß geben und ein Jeder Gottes Wort zu verbreiten suchen. Wer unerschrocken sein wolle, der bezeuge es damit, daß er unverhohlen die Wahr heit bekenne. Die Erkenntniß der Wahrheit sei zum Heile un erläßlich. Aber es gebe auch eine geistige Taubheit. Di- Menschen hören die Predigt der Wahrheit vielfach nicht gern, ste hören vielmehr auf die Stimmen der Verführung und Lüge der Schlange, die uns zu bethören sucht. Ein Jeder müsse der Wahrheit sein Ohr öffnen und dafür sorgen, daß die ihnen Elnvertrauten die Stimme der Wahrheit zu hören bekommen, die Eltern für ihre Kinder, die Priester für das Volk. Allen Ziesen geistig Stummen und geistig Tauben solle ein Ephata iugerufen werden, daß sie sich dem Wort des Herrn nicht ver- Ichließen und von der Wahrheit zeugen. — Ein eigenthümlicher Unfall ereignete sich am Montage i» Vollrath's Gasthause am Hahnemannsplatze in Meißen. Ein Gutsbesitzer aus Kaufbach stieg dort ab und führte sein Pferd nach dem Hofe. Das Rasseln des Wagens in der Hausflur mag nun das Pferd scheu gemacht haben, es bäumte Ich plötzlich und riß seinen Herrn zu Boden. Dann raste es wildem Galopp bis an das Ende des Hofes und sprang Ki», da es keinen anderen Ausweg fand, durch ein mit wildem ^ein bewachsenes Spalier über die Mauer in das gegen ^5 Meter tiefer gelegene Triebischufer. Die Deichsel hatte lich an die Mauer feflgestemmt, so daß sowohl die Vorderhalfter »ls auch die Stränge zerrissen und der Wagen im Hofe stehen "lieb. Mit Ausnahme einer angesplitterten Deichsel war er »»versehrt und auch das Pferd, welches auf dem Uferrasen auf- ikregt herumlief, war nicht verletzt. Der Gutsbesitzer dagegen arten Ist s la