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Leider, oder vielmehr zum Glück, war es dem höflichen Nachbar nicht gelungen. Wohl hatte er mit Mühe und Noth die Kiste mit dem geraubten Gelbe durch die Oefsnnng geschoben; aber für ihn war sie doch zu schwer; — dazu gehörten die derben Fünfte und breiten Schultern des Kumpans, der in der That Riesenkräfte besaß. Man hatte darauf gerechnet, die Beute während der Dämmerung, von ihrem gcmiethctcn Geschäftszimmer aus, in aller Bequemlichkeit in einer Droschke fortschaffen zu können und nun war alles vereitelt. Dem höflichen Nachbar blieb nichts anders übrig, als die Kiste im Stiche zu lassen, nm wenigstens seine eigene Person in Sicherheit zu bringen, ja, er hatte in seiner Bestürzung kaum Zeit gefunden, eine Hand voll Geld in die Tasche zu stecken, das Uebrige mußte er zu seinem Schmerz zurücklasseu, denn der Knall im Stachbarhause be lehrte ihn, daß für ihn die Augenblicke kostbar seien. Es sollte ihm wenig helfen! — Erbittert über das Ungeschick nnd die Feigheit seines Kameraden, der nicht alles versucht, nm wenigstens die reiche Beute in Sicherheit zn bringen, nannte der Gefangene den Namen des höflichen Nachbar und bezeichnete den Ort, wo er gewiß zu finden sei. Bald befand sich auch dieser wackere Geschäftsmann nnter Schloß und Riegel. Es war ebenfalls ein vielfach bestrafter Mensch, der freilich einst bessere Tage gesehen und eine ziemliche Bildung genossen hatte. Leichtsinn und Liederlichkeit hatten ihn endlich in den Abgrund geschleudert. Beide Verbrecher beklagten nur ihr entsetzliches Pech, daß ihnen ihr venvegencr Streich mißglückt sei. Sie hatten mit ihrer Bente sich nach Amerika flüchten und dort ein ehrliches Leben fuhren wollen. „Das konnten wir auch," meinte der höfliche Nachbar mit chnischem Lächeln, „20,000 Thlr. sind für Amerika nicht gerade viel, aber es läßt sich immerhin damit' was anfangen." — Die Kommerzienräthin hatte das wohlthnende Gefühl, daß gerade ihr Bestreben, einem Unglücklichen zu helfen, den Schurkenstreich ver eitelt. Auf ihren Gemahl machte das seltsame Ereigniß einen noch liefern Eindruck. Wohl hätte er, bei seinem Reichthum, den Verlust mit Leichtigkeit verschmerzen können und doch gestand er sich selbst, daß ihn nichts so beunruhigt und erbittert haben würde, als wenn den Einbrechern ihr kühner Streich gelungen wäre. Zn sichtlich hatte die gute Absicht seiner Frau den Lohn davon getragen und seitdem hatte er für ihren humanen Eifer ein ganz anderes Verständniß. Niemals wieder zeigte sich in seinem Antlitz ein sceptisches Lächeln, wenn das Herz der edlen Frau sich durch die Bitten Hülfeflehender leicht rühren ließ. Der ehrliche Handwerker, der durch seinen Brief indirect die Ent deckung der Einbrecher veranlaßt, wurde nicht nur aus seiner augen blicklichen Noth erlöst, sondern der Kommerzienrath sorgte anch dafür, daß er in eine bessere glücklichere Lage kam und der ehrliche Mann hängt seitdem mit dankbarer Verehrung an seinen Gönnern, die ihn aus dem tiefsten Elend befreit, denn ihm war es mit seinem angekün- digteu Entschlusse damals bitterer Ernst. Er weiß, daß er die, wenn auch mittelbare Ursache der rechtzeitigen Entdeckung der Verbrecher ist und sagt oft mit tiefer Rührung zu seinen Kindern: „Da seht Ihr, Wohlthun trägt Zinsen! — " Vermischte». * Eine Hochzeitsnacht auf der Polizeistation. Vor einigen Tagen gcbehrdete sich in Oldgade-Street eine ganz anständig gekleidete Dame in so ungebührlicher Weise, daß ein Polizeidiener sich veranlaßt sah, sie zu warnen, nnd als dies nichts fruchtete, sie in Gewahrsam zu bringen. Da es sich heransstellte, daß sie ein wenig zn tief ins Gläs chen geschaut hatte, so ließ man sie die Nacht über „sitzen", um ihr Zeit zum Nüchternwerden zn geben. Am frühen Morgen wurde sie nun vor den Stationsvvrstand geführt, um verhört zu werden. Er stellte an sie die üblichen Fragen, wer sie sei und wie sie, doch offen bar eine Dame besseren Standes, sich so aufführen könne u. s. w. Mit sichtlicher Beschämung machte sie nnn das Geständniß, daß sie am gestrigen Tage sich verheirathet habe und daß bei dieser Gelegenheit ihr das Getränke etwas zn stark zugesetzt haben müsse. Auf die Frage, wo denn ihr Bräutigam gewesen, und warum sie nicht bei ihm ge blieben sei, meinte sie, er sei auch so etwas wie betrunken gewesen und habe sie so aus dem Gesichte verloren. „Äber wo ist er jetzt?" „O, er wird wahrscheinlich auf einer andern Polizeistation sein." Das war denn selbst dem gestrengen Stationsvorstand zu drollig, nnd, schick lich oder nicht, er lachte mit den Anwesenden hellauf. Mit Rücksicht darauf lautete denn sein Urtheil, da sie die Hochzeitsnacht in so gar unromantischer Weise im Wachtstübchen zugebracht habe, sei sie genug gestraft, und könne gehen, ihren Mann zu suchen. Ban-wirthfchaftlicheü. Winterroggen und Sommerroggen durcheinander gefäet. Manchem unserer Leser wird die folgende Mittheilung nicht unwillkommen sein, da in Folge des trockenen Herbstes manches Rog genfeld erst spät gesäet und ohne Bestockung in den Winter gekommen ist. Ein Landmann aus Ostholstein thcilt in der „D. Allg. Z." Fol gendes mit: „Eine meiner Koppeln, mit Winterroggen besäet, stand im Frühjahr so dünn, daß ich im Zweifel darüber war, ob ich sie um pflügen sollte oder nicht. Ein Bekannter aus der Lübecker Gegend gab mir den Rath, Sommerroggen zwischen den Winterroggen zu säen und diesen nur mit der Ringelwalze einzuwalzen. Da die einzelnen Winterroggenpflanzen kräftig waren, entschloß ich mich znr Befolgung dieses Rathes. Der Sommerroggen lief gut auf und das Feld zeugte zwar einen im Stroh sehr ungleichen, im Uebrigen doch dichten Stand. Der Roggen ist jetzt geerntet und das Ergebmß ist gewesen, daß auf den Hektar 18 Tonnen (1 Tonne gleich 2 Scheffel) geerntet wurden, während auf einem Stück, welches ich mit Sommerroggen besäete, nur 11 Tonnen geerntet sind. Außer diesem ganz bedeutenden Mehrertrag habe ich aber noch einen andern ganz erheblichen Vortheil empfunden. Da, wo Sommersaat eingesäet war, blieb der Roggen fast ganz rein, wä hrend das nicht besäete Stück von Unkraut gelb und blau schimmerte, Ich kann eine derartige Einsaat im gegebenen Falle deshalb nur em pfehlen. Ob das Festwalzen überall durchaus nothwendig, ist mir nicht klar, beim Weizen würde ich lieber eggen. Vielleicht empfiehlt sich dies auch beim Roggen, nur bei losem Humusboden scheint die Walze durchaus erforderlich, und ich würde sie hier entschieden der Egge vor ziehen." Er wöchent! (Dienstag Abonm vierteljäh Eineeinz kost. Jnsera Montags bis Mil für di Nr Folgeni die Ges die Ge! die Ge und Nitz VksMQtzNtzMÜ MÄ WtztMtzUÄWI von 0. 6r. ssg-ood in Nossen empfiehlt: eichene Hölzer, rund oder geschnitten, fichtenes Bauholz in allen Stärken, Röhrhölzer, rothbuchene Stämme, roth- und weifibuchene, eichene, erlene, birkene und fichtene Wfoften, fichtene Breter in allen Längen nnd Stärken, «Kegel- und Schlagbreter, Dach-, Spalier- und «Kleberlatten, Gartensäulen und Riegel, fichtene getrennte Stängel, sowie fichtene Stange» von 1—6 Zoll Stärke. Bestellungen werden angenommen, schnellstens geliefert und zu den billigsten Preisen berechnet. (H. 3661b.) vMvk « L IVAI» nv- Dresden, 19 Altmarkt 19, Manufaktur-, Leinen- L Baumwollwaareu, schwarze Seidenstoffe, Tischzeuge, Möbelstoffe, Tischdecken. Mit der im Jahre 1842 errichteten Großhandlung ist Detailverkauf verbunden. Preise sind unbedingt fest und niedriger als ivi üblichen Geschäftsverkehr. 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