Volltext Seite (XML)
.ämmtliche Konsistorialräthe der Provinz nicht blos den Namen nach, Namen. Die Herren antworteten mit „Sie sehen in uns die Kvnsistorialräthe sind im allerhöchsten Auftrage hier, um Kcnnlniß zu verschaffen." Der Prediger antwortete mit einer wurde ihm fchwer, ein leichtes Lachen einem leichten Kopfnicken. Möbius und Lorest. Wir uns von Ihrer Gesinnung zweiten Verbeugung. Es zu verbergen. Er kannte zu werfen. Darüber entstand natürlich ein allgemeiner Aufruhr. Die Mädchen schrien entsetzt. Die Zuschauer nahmen sofort Partei für ihren Mitbürger und wenig fehlte, so hätte der fremde Kavalier seine voreilige Rache mit einigen erheblichen Wunden und Beulen büßen können; doch kam es nicht so weit. Ein herbeigerusener Gendarm legte sich ins Mittel. Der junge Fremde wurde in das Schulzenamt geführt und ihm dort so anhaltend und nachträglich zugefetzt, bis er eingestand, daß er Georg von Sedritz heiße und Lieutenant in dem in Stettin garni- sonirenden Infanterieregiment fei. Erst nach erfolgter Feststellung seiner Persönlichkeit wurde er entlassen. Der Vorfall blieb jedoch in dem kleinen Dorfe nicht ohne Auf sehen und fo kam auch dem Prediger Blankmeister, welcher die Be wohner des kleinen Oertchens mit geistiger Atzung zu versehen hatte, Lies und jenes zu Ohren. Dieser war nun den Offizieren Seiner Majestät des Königs nicht besonders zugethan und zwar datirte die Abneigung aus seiner früheren Wirksamkeit als Feldprediger beim Regiment des Feldmarjchalls von Grumbkow her. Schon damals hatte er leidenschaftlich ein Glas edlen Rebensaftes, eine Parthie Whist oder Kegel geliebt, solches aber von der Kanzel herab stets als etwas, „was einem braven Soldaten nicht zieme", verkündet. Die Herren Offiziere hatten ihm jedoch insgeheim auf die Finger gesehen und ihm daher ziemlich oft den Beweis führen können, daß das, was einem Soldaten nicht zieme, noch weniger einem Verkündiger des göttlichen Wortes anstehe. Dieser Vorfall schien nun dem Prediger vollkommen geeignet, dem alten Groll wieder, einmal Ausdruck zu geben, und fo eiferte er denn am nächsten Sonntag mit donnernder Stimme gegen die der göttlichen Gnade durchaus unwerthen Dräger von Königs Rock, die sich nicht entblödeten, das Tigergewand, in welchem sie doch einmal tennbar, abzulegen und als friedliche Lämmer verkleidet in die Schaf hürden zu schleichen, um tausendfaches Unheil auzurichten u. f. w. Er ermahnte feine Heerde, wacker zu sein und die Augen osten zu halten, jeden fremden Eindringling sofort auszumerzen und m dem vorliegendem Falle vor allen Dingen die nöthige Anzeigen höher n Orts nicht zu unterlassen, damit der Uebelthäter der gerechten Strafe allhicr schon nicht entgehe. Jedenfalls waren die Lästerungen auf das hochlöbliche Offizier corps ein wenig drastischer gewelen, als sie hier wiedergegeben werden können. Die Herren Offiziere der in der pommerschen Haupt stadt garnisvnirenden Regimenter erfuhren es und da sie durchaus nicht Willens waren, von Jemand sich beleidigen zu lassen, der nicht ihrer Farbe war, wandten sie sich mit einer Beschwerde an die be« treffenden Generalcommandvs. Diese vermochten jedoch nicht, selbstständig in der Angelegenheit zu entscheiden, und so gingen die Verhandlungen an das Kriegs- Ministerium, von wo aus sie dem königlichen Kabinet unterbreitet wurden. Einige Tage später saß der ehrwürdige Herr Blankmeister mit seiner Frau und dem hübschen rothwangigen Lieschen, seiner Tochter, beim Frühstücke., als es an der Thür ktvpsle und gleich darauf der Postbote, mit einem ziemlich umfangreichen und mit einem großen Amtssiegel verschlossenen Briefe, einlrat. Obwohl der im Ganzen recht kirchlich gesinnte Herr ein gutes Gewissen hatte, konnte er sich doch einer 'leichten Bangigkeit nicht erwehren, als er das Siegel des Oberkonsistoriums der Provinz erkannte. Er löste dasselbe mit jener Vorsicht, wie es der Respekt von einer hohen geistlichen Behörde erheischte und durchflog dann rasch den Inhalt. Mutter und Tochter beobachteten gespannt leine Gesichtszüge: „Ist es etwas Schlimmes'?" fragten sie, als der Vater langsam die rechte Hand mit dem Papier sinken ließ. „Etwas Schlimmes nun grade nicht, aber auch sicherlich nichts Gutes. Ich soll binnen 48 Stunden nach Potsdam kommen und mich vor zweien der höchsten Räthe der Kirche verantworten wegen dessen, was ich am vergangenen Sonntag in der Kirche über die Herren Offiziere Seiner Majestät gejagt." „Siehst Du!" ries die Frau ui halb triumphirendem, halb be« focgtem Tone. „Das kommt von Deinen stachlichten Predigten. Auf alle Welt beißest Du los nnd am liebsten aus den Kriegerstand, Len man doch am meisten in Ehren hallen sollte, dieweil er uns Haus und Heimath sichert. Nun kannst Du sehen, wie Du Dir aus der Patsche wieder heraushilfst. Seine Majestäten verstehen in der artigen Dingen keinen Spaß." „Du kannst von Amt und Brod kommen, lieber Papa!" be merkte die Tochter schüchtern. „So schlimm wird's nicht sein," meinte der Prediger, indem er lächelnd das Papier wieder zusammenfaltete. „Bangemachen gilt nicht. Packt nur den Reisekoffer, Kinder, und feld ohne Sorge, ich werde mich schon verdefendlren." Mutter und Tochter athmeten freier, als sie den Vater so ruhig sahen, uud dieser traf in nwglcchster Schnelle seine RestevorbereUungen. Nach einem herzlichen Abschied von Weib und Kind bestieg er den Postwagen, der ihn nach zweien Tagen der Residenz des Königs eut- gegenfüyrte. Er bezog ein Logis in einem seiner Solidität und Sauberkeit wegen berühmten Gasthofe, und am Vormittag des folgenden Tages warf er sich in feine Amtstracht und fuhr nach dem königlichen Schlosse. Daselbst angelangt, sah er auf den ersten Blick, daß er erwartet wurde. Die beiden Diener, welche ihm entgegentraten, hatten kaum seinen Namen vernommen, als sie die Ftügetthüren öffneten und den Ankömmling in ein großes mit dunkeln Gobelmtapeten und prächtigen Teppichen geschmücktes Zimmer führten. Das Gemach hatte emen kirchlichen Anstrich, obwohl es an kom fortabler Ausstattung nichts zu wünschen übrig ließ. In einer Nische stand ein schwarzer mit goldgestickter Decke verzierter Altar, auf welchem zwei Wachskerzen brannten. Der Ankömmling gewahrte bald, daß er nicht allein war. Aus dickgepolsterte» Lehnstühlen er hoben sich ein Paar stattliche Herren in mittleren Jahren, angethau mit der schwarzen Priestertracht. Blankmeister machte eine tiefe Verbeugung und nannte seinen sondern auch persönlich. Diese Namen hatte er nie gehört. ZudeK hatte der eine der Herren eine für einen Geistlichen doch etwas z« straffe Haltung. (Schluß folgt.) Vermischtes. * Das Todte Meer der Industrie dienstbar. Am Usck des Todten Meeres hat, wie englische Blätter melden, ein kundiger Chemiker eine Fabrik errichtet, mittels der er aus dem Wasser chlor saures Kali mit einem Nutzen von 60 Prozent gewinnt. * Ein weiblicher Robinson Crusoe. Einem kalifornische« Blatte zufolge wurde kürzlich durch Zufall auf der Jnfel San Nicolas eine Indianerin aufgefundcn, die dort in gänzlicher Einsamkeit volls 18 Jahre zugebracht hatte. Ihre Wohnung bestand aus einer 5 Fus hohen, 6 Fuß im Durchmesser haltenden Einfriedigung von Reisig ihre Kleidung aus aneinander gehefteten Fellen einer Ärt von Enten- Als sie angetroffen wurde, war sie gerade im Begriff, mit eine«! rohen, aus einem Stück Reifen hergerichteten Messer einen Fisch ab zuziehen. Außer von Fischen hatte sie vorzugsweise von einer auf del Insel vorkommenden Kohlart gelebt. Die einzige Gesellschaft der un gefähr fünfzig Jahre alten Indianerin bildeten einige wilde Hunde, die ihr sehr zugethan waren. Nachdem ihr durch Zeichen verständlich gemacht worden, daß man sie aus der Einsamkeit erlösen wolle, folgte sie ihren Entdeckern willig auf das Schiff. Leider verdarb sie sich, in Südkalifornicn angelangt, den Magen durch Obstessen und stack schon nach wenigen Wochen. Ihre Kleidung und Geräthschaften wur den von einem Missionär an das Museum der Propaganda zu RoS eingesandt. * Zerdrückter Hut. In Mainz setzte sich kürzlich in einer Re stauration ein junger Mann aus Versehen auf einen neuen Hut, del auf einem Stuhle lag nnd zerdrückte denselben gänzlich. Der Eigen- thümer klagte auf Schadenersatz, wurde aber vom Gerichte abgewiese« und in die Kosten vernrtheilt unter Hinweis darauf, daß ein Stuhl eben kein Aufbewahrungsort für Hüte sei und wer ihn als solche« benutze, dies natürlich auf seine Gefahr thue. * Der „Südd. Presse" wird aus Regensburg folgende Ge schichte berichtet: Ein hiesiger fleißiger Arbeiter, vor längerer Zeil schon aus Ersparnißgründen von seinem Brodhecrn entlassen, war, da er keine Arbeit bisher wicdersindcn konnte, mit seiner Familie i« bitterste Noth gcrathcn. Vor einigen Tagen ging er des AbendS nach dem Bahnhofe- auf dem Wege stieß sein Fuß gegen eine« Gegenstand, den er aufhob uud bei der Gaslaternc ihn betrachten« sah er, daß es eine Brieftasche war mit dem Inhalte von 800 Mast in Banknoten, einigen Briefen und Geschäftskarten. Einige Augen blicke zögerte der Mann, — er mochte an die Noth und Ärmuth del Seinen denken, — dann aber eilte er einem vor ihm gehenden Frem den nach, der ohne Zweifel die Brieftasche verloren haben mußte! und in der That, so war es, — der Herr gab auf Befragen dc- armen Arbeiters Aussehen und Inhalt der Brieftasche genau an, ft daß kein Zweifel mehr bestehen konnte, daß er der rechtmäßige Be sitzer derselben war, wonach sie ihm der ehrliche Finder auchanstands los aushändigte und höflich grüßend sich entfernen wollte. Del Fremde indessen, froh des wiedcrerlangten Geldes und der ihm noöl wichtigeren Correspondcnz, wollte den ehrlichen Mann nicht ohn- Lohn ziehen lassen und reichte ihm, ohne sich lange zu besinnen, en>l 100 Marknote aus der Brieftasche, und als er sah, daß dem so Be schenkten Thränen der Freude über die hohlen, abgezehrten Wange« liefen und ihm die Stimme versagte, seinen Dank ausznsprechcn, fnft er ihn theilnehmend nach seinen Verhältnissen. Der arme, brodln« gewordene Arbeiter theilte sie ihm nun offen mit, und der Fremde versprach, ihm auch bald wieder Arbeit zu verschaffen, wenn er sÄ entschließen könnte, ihm mit den Seinen nach Dresden zu folgen, wf er wohne. Der arme Mann besann sich nicht lange und sagte oft Freuden zu. Der Fremde reiste mit dem Versprechen ab, er solle ft wenigen Tagen Nachricht erhalten, und in der That traf vor einige« Tagen ein Brief für den braven Arbeiter mit dem nöthigen Reift' geld für sich und seine Familie ein und der Aufforderung, sofort nft den Seinen nach Dresden zu kommen, wo er in einer fehr bedeute«' den Fabrik eine lebenslängliche gute Anstellung und Versorgung er halten hat. Schädlichkeit des Husbeschlages. In London wird gegenwärtig- wie die „Times" berichtet, die Frage sehr lebhaft in Anspruch ge nommen, ob die Pferde in Zukunft noch beschlagen werden solle« oder nicht. Nach der Meinung englischer Physiologen erscheine nich>- schwerer zu rechtfertigen, als der Gebrauch von Hufeisen. Nicht n^ sei die Sitte, das Eisen mittelst Nägeln an den Huf zu befestigen dem letzteren jchädlich, sondern auch wahrscheinlich, wenn schon niäj! evident nachweisbar, die Ursache vieler Krankheiten, die an den Huft« und Beinen der Pferde auftreten. Man glaubt bestimmt annehme« zu können, daß der nackte Huf sich abhärten und daran gewöhne« werde, selbst auf dem gegenwärtig üblichen harten Pflaster ohne da^ bisherige (.barbarische" Schutzmittel zu laufen. Die ersten Versus in dieser Hinsicht werden mit Füllen vorgenommen werden, die nol« nie beschlagen worden sind. Auf alle Fälle will man den Gebrauck der Hufeisen bei den Reitpferden abschaffen, die eigentlich doch n«^ leichte Lasten zu tragen haben; bei den Pferden dagegen, welche nft schwere Fuhrwerke zu ziehen haben, will man —" falls die Expech mente zeigen, daß der Huf durchaus eines Schutzes bedarf — Hufeisen durch ein minder schädliches Schutzmittel zu ersetzen.- Kircheunachrichten aus Wilsdruff. Heute Dienstag, den 18. März, früh 9 Uhr Beichte und Commnnion. Wochcnmarkt zu Wilsdruff, am 13. März. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 10 Pf. bis 2 Mark 20 A Ferkel wurden eingebracht 84 Stück und verkauft i. Paar 9 Mast — Pf. bis 21 Mark — Pf. Ein gal-ner Siegelring wurde in ln« «vk» Nähe der Post verloren; der Finder wird g«' beten, solchen gegen angemessene Belohnung in der Expedition diech Blattes abzugeben. Schaskvpsklub im Adlcr.