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Gesetzentwurf, buffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln rc. Dtzl« Peichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, betr. den Ver- - ii.it'Ätchnlvgsmittcln, Gcnüßmittcln und Gebruuchsgegenständen, 17 Paragraphen enthaltend, zugegaugen, der in den meisten Füllen die Beschlüsse der Rcichstagskommigiou berücksichtigt hat. Eine umfassende Dentschrift liegt dem Gesetzentwurf bei, welche die eingehendsten Borarbeiten seitens einer vom Gesundheitsamt berufenen Sachver ständigenkommission dem neuen Gesetz zu Grunde legt. Bian kann daraus manches Interessante lernen. So ist das Mehl, wie es sein soll, der durch den Mahlproceß vorbereitete Kern des Getreides. In Wirklichkeit kennt das Mehl aber diese engen Grenzen nicht; hier spielen noch folgende angenehme Dinge mit: Erbsen, Linsen, Bohnen, Mais, Kartoffeln, Gyps, Schwerspath, Kreide, kohlensaures Magnesia, Alaun, Kupfervitriol und ähnliche Metallsalze. — Die Möglichkeit dessen, was die Kommission unsern Wurstmachern zutraut, ist hier kaum zu er örtern. Es geht der Geruch eines anatomischen Museums durch diese Wurstdefinitiouen. Hinter der Kunstwurst kommt im Verzeichniß die Kunstbutter. Um den Begriff Kunst nicht allzu sehr zu profaniren, würben wir die Bezeichnung „Gewerbebutter" Vorschläge«. —, Die Sünden der Bierplantscher können wir übergehen. Den Bier fabrikanten schließen sich die Weinkünstler würdig an. Das neue Gesetz wird auch ihnen das Handwerk legen, es wird bestimmen, daß unter „Wein" nur ein Getränk zu verstehen ist, welches aus Trauben saft ohne jeden Zusatz durch alkoholische Gährung bereitet worden ist. — Großen Umfang hat ferner auch unsere inländische Kaffee- und Theeindustrie gewonnen, obwohl letztere lebhafte Konkurrenz im Lande der Pest findet und erstere besonders bei den Söhnen Albions blüht. Von dort stammt die ebenso geistreiche, als appetitliche Erfindung, Kaffee aus gebrannter und pulverisirter Thierleber darzustellen. Aehn- liche harmlose Verbesserungen bieten die Verwendung von Thon und Mehlteig in idealer Kasfeebvhnengestalt. Chromgelb, Ocker, Curcuma, Berliner Blau, Indigo geben die Farbe des ungebrannten und Zucker- conleur u. dgl. die des gebrannten Kasfee her. Zur Darstellung von gemahlenem Kaffee dient selbstverständlich das ganze zerkleinerte Natur reich. Als Thee haben sich allmählich die Blüthen der Esche, Hollunder, Erdbeere, Weißdorn, Heckenrose, Weide, Ulme rc. rc. eingebürgert. Auch für Aroma wird gesorgt durch fremde „Parfüms", und Farben sind billig. — Die Fabrikation der Chokolade ist eine doppelte, je nach der Verworfenheit des Fälschers. Die Einen sorgen wenigstens für die Verdaulichkeit durch Beimischung von Stärke, Biehl, Hammel- sett, Seiamöl rc., die Anderen rechnen auf deutschen Magen und operiren mit kohlensaurem Kalk und Eisenocker. — Die bedenklichsten Fälschungen sind die der Milch, über die schon berichtet. — Interessante Anhalts punkte über die Zahl und das Resultat der in den einzelnen deutschen Städten im vergangenen Jahre vorgenommenen Untersuchungen von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegeuständen giebt eine tabellarische Uebersicht, welche der Denkschrift beigegeben ist. Die Städte Augsburg, Breslau, Celle, Erfurt, Halle und Koblenz zeichnen sich dadurch aus, daß die Zahl der Verfälschungen und Bestrafungen der der Unter suchungen auf Milch gleichkommt. Die Nürnberger sollen bekannt lich Kemen hängen, bevor sie ihn haben. Sie scheinen aber auch Keinen zu hängen, selbst wenn sie ihn haben. Sie haben unter sich 6 Wein-, 8 Essig-, 2 Chokolade-, 2 Mehl-, 0 Wurst- und 4 Gewürzfälscher ent deckt, aber keinen bestraft. Nürnberg wird in seiner Humanität nur von Canstatt übertroffen. Das Eldorado der Wurstmacher scheint Berlin zn sein. 700 Untersuchungen haben ebenso viele Fälle von verdorbener Wurst kvnstatirt, aber nur 288 dieser Kunstopser haben den Lohn ihrer Präparate empfangen. — Ebenso wie die Nahrungs mittel werden nach dem neuen Gesetzentwurf einige Gebrauchsgegenstände der Kontrole der Gesundhettspolizei unterliegen. Die Kommission hat bei Petroleum, Bekleidungsstoffen, Papier und Tapeten, Farben, Kinder» spielwaarcn, Glasur von Thonwaaren, metallenen Hausgeräthen, Email die bekannt gewordene» Arten der Verfälschung und deren gesundheits schädliche Folgen kvnstatirt. Die betreffende Kommission des Reichs tages hat schon im vergangenen Jahre diesem Gesetzentwürfe die ein gehendsten Erörterungen gewidmet, und es ist sehr wünschenswerth, daß diesmal das Gesetz zu Staude kommt, zumal die umfassendsten Vor- arbeiten den Stoss gesichert haben. H 17 Les Gesetzentwurfes, betr. den Verkehr mit Nahrangsmitteln, Gennßmitteln und Gebrauchsgcgenständcn, enthält in Uebcremstimm- ung mit dem vorjährigen Entwürfe die gewiß sehr praktische Be stimmung, daß die auf Grund dieses Gesetzes auferlegten Geldstrafen an denjenigen Orten, an denen eine öffentliche Anstalt zur Unter suchung von NahrungS» und Genußmitteln besteht, derjenigen Kasse zusallen sollen, welche die Kosten der Unterhaltung der Anstalt rrägt. Der neue Entwurf fügt hiuzu: „soweit dieselben (die Geld strafen) dem Staate zustehen". Wie aus den Motiven zu ersehen, -st dieser beschränkende Zusatz aus Rücksicht auf die Gemeinden und Verbände erfolgt, rvelche Lie Kosten der örtlichen Pvlizeivcrwaltung zu tragen Haden, und denen die durch Polizeimandat festgesetzte« Kosten znfließen. Man wollte sie in dieser Einnahme nicht schmälern, während der Staat zu Gunsten der gedachten gemeinnützigen An stalten auf die gleiche Einnahme verzichten will, obgleich er die Kosten des Verfahrens zu tragen hat. Das ist eine anerkennungs- werthe Liberalität, welche des mit ihr verbundenen Zweckes wegen doppelt gut zu heißen tst. In der That werden dergleichen technische Anstalten, wie sie in einzelnen Städten bereits bestehen, und wie sie in jeder größeren Stadt werden eingerichtet werden müssen, falls man dem Gesetze eine bemerkenswerthe Wirksamkeit sichern will, sehr der Unterstützung bedürfen, da sie voraussichtlich nicht unbedeutende Koste» verursachen werden. Die Motive bcsürworten in Uebereinstimnmng mit der vom kaiserlichen Gesundheitsamte zur Vorbereitung des jetzt vorliegenden Gesetzentwurfs berufenen Kommission, daß an einer solchen technischen Unlersuchnngsstalion, falls sie wirklich praktische Bedeutung erlangen sollte, mindestens ein ärztlicher Gesundheits- beamtcr, ein Thierarzt und ein Chemiker thätig sein müsse. Hieraus ergiebt sich von selbst, daß weder die persönlichen noch säch lichen Kosten ganz unbedeutend sein werden. Der Natur Ler Sache nach aber wird, wie dies die Motive wenigstens mit einem gewissen Nachdrucke hervorheben, die Einrichtung und Unterhaltung solcher Anstalten den Gemeinden anheimfallen, und zur Erleichterung dieser neuen, den Kommunalverbänden aufzuerlegenden Pflicht sollen die ihnen zuzusprechenden Geldstrafen dienen. Hieran knüpft sich die weitere Voraussetzung, daß die betr. Institute den Charakter öffent- icher Anstalten tragen, und mithin Jedermann befugt ist, vorkom menden Falles die Mithülfe derselben gegen eine noch zu normirende Gebühr in Anspruch zu nehmen. OertlicheS und Sächsisches. Tanneberg, 2. März. Heute feierte der landwirthschaftliche Verein, der einige 80 Mitglieder in einer großen Anzahl von Ortschaften der Umgegend besitzt, sein Stiftungsfest durch Abhal tung einer Sitzung in Gegenwart von Damen; es folgte dann ein Tänzchen. In der Sitzung, die gut besucht war, auch etwa von 30 Frauen, hielt Herr Kappler ans Limbach einen Vortrag über „die Verwerthnng der Milch durch Verbutterung und Verfütterung der Rückstände an Kälber". Der Vortragende gab einen Einblick in die Fortschritte der.Praxis wie der Wissenschaft auf milchwirthschaftlichein Gebiete. Besonders ausführlich war die Beschreibung der verschiedenen Methoden des Absahnens der Milch, wobei auf die Vorzüge des Süß- absahnens und Verbutterns der darauf ein wenig angesäuerten Sahne hingewiesen wurde, da dies eine sehr gleichmäßig wohlschmeckende Butter und eine süße abgenommene Milch gebe, die sich durch Be reitung feiner Käsesorten und Mast von Kälbern hoch nutzbar machen lasse. Durch Beispiele aus der Praxis, nicht nur aus dem Olden burgischen, sondern aus nächster Nähe (Gutsbes. Just in Limbach) wurde nachgewieseu, daß 1 Liter gute Milch sich auf 15—20 Pf. ver- werthen lasse, und zwar 10—12 Pf. durch feineButter und 5—8 Pf. durch die Rückstände (Kälbermast mit der süßen abgerahmten Milch). Auch des Verbutterns ganzer Milch — nach 24—36stündigcm Stehen — wurde gedacht, als eines für kleinere und mittlere Wirthschaften vorzüglich geeigneten Verfahrens, durch Einfachheit ausgezeichnet, in Sachsen aber wenig bekannt. Der Vortrag wurde wegen seiner Klar heit bei knapper Form mit vielem Interesse und Dank ausgenommen. Der Vorsitzende theilte mit, daß der landw. Kreisverein zn Dresden sich bemühe, den Fortschritt auf milchwirthschaftlichein Gebiete nach Kräften zu fördern, indem derselbe Geldbeiträge gewähre, damit junge Mädchen einen practischen Cursus bei Frau Beckhusen in Rastede (Oldenburg), junge Männer einen Molkerei-Cursus in Proskau durch machen können. (Frl. Just war bereits mit 2 jungen Mädchen aus Naundorf 3 Monate in Rastede.) Ferner seien Prämien für Kälber mast ausgesetzt, um zu dem sehr rentablen Mästen dieser Thiere mit abgenommener süßer Milch anzuregen. Auch werde Herr Landwirth- schaftslehrer Wittmann zum Molkerei-Instruktor ausgebildet werden, um als solcher den Landwirthen bei Einrichtung von Molkereien rathend beizustehen. Es wurde beschlossen, im nächsten Jahre das Stiftungs fest durch eine ähnliche Versammlung mit Frauen zu begehen und da mit eine Prämiirung treuer Dienstboten zu verbinden. Ein Tänzchen hielt noch lange in ungezwungener Fröhlichkeit die Theilnehmer, die mit Dank auch der trefflichen Bewirthuug durch Herrn Eiselt gedenken, beisammen. — Am 24. vor. Monats und folgende Tage fand eine aber malige Ausloosung von König!. Sächsischen Staatspapieren statt, von welcher die 3"/„ Anleihe vom Jahre 1830, die 4"/« Anleihe vow Jahre 1847, die 3"/« Anleihe vom Jahre 1855 uns die auf den Staat übergegangene 4"/« sächsisch-schlesische Eisenbahn-Actienschulv betroffen werden. Die Inhaber von Werthpapieren dieser Anleihen wer den hierauf noch besonders mit dem Hmzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nnmmcrn in der Leipziger Zeitung, dein Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirksstcner-Einnahmen und Gemeindevorständen de» Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelooftcn, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder ausgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Aus- loosungcn übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werben, sich nicht dem Jrrthum hinzugeben, daß, so lange sie Cou pons haben und diese unbeanstandet kingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Coupons nicht vornehmen und lösen jeden echten Coupon ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgelooster Ka pitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stalt- findet, werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Ausloosnng zu viel erhobenen Coupons seiner Zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungs listen, (der gezogenen wie der restirenden Nummern,) schützen können- Hiernächst wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Königliche Finanz-Ministerium mit Rücksicht auf die vom 1. April ds. Js. an stattfindende Ausgabe neuer Zinsbogen zu den 5"/„ Staatsschuiden- Cassenscheinen vom Jahre 1867 schon jetzt und unerwartet der in Aussicht genommenen Kündigung dieser Staatsschulden - Cassenscheine den Inhabern derselben die Füglichkeit gewähren will, die noch nicht von der Ausloosung betroffenen Schuldverschreibungen in der Zeit vom 1. bis 22. März ds. Js. im Wege der Abstempelung in vier- procentige umzuwandeln. Die Umwandlung findet innerhalb del angegebenen Zeit bei der Staatsschulden-Buchhalterei zu Dresden und der Lotterie-Dahrlehnscasse zu Leipzig statt und werden bei der selben 3Va'7n Conversionsprämle und gleichzeitig, der früher erfolgenden Abstempelung ungeachtet, die Zinsen nach 5'7» bis zum 30. Juni 1879 voll gewährt. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Heute Freitag früh 9 Uhr: Beichte und Communion. Am Sonntage Reminiscere Vormittags predigt: Herr Schuldirector Beck. Der Nachmittags-Gottesdienst fällt aus. Monat Februar. Getauft: Hedwig Anna, Heinrich Carl Musbachs, Bürger und Schuhmacher^ hier, Tochter; Anna Marie, Franz Hermann Kretzschmanns, Tagarbeiters hiev Tochter; Ida Emma, Ferdinands Louis Dörings, ans. Bürger und RiemerS hiev Tochter; Paul Otto, Ernst Gustav Schirmers, ans. Bürgers und Bäckers hier, Sohns Georg Paul, Gotthelf Ernst Eduard BrämUichs, Amts- und Nathsschornsteinfcger' meisterS hier, Sohn; Oswald Paul, Wilhelm Oswald Haußners, Bürgers und Sattlers hier, Sohn; Marie Margarethe, Friedrich Wilhelm Mütze's, ans. Bürgers und Photographen hier, Tochter; Aurelie Olga, Anton Maras's, Müllers in Klingen thal, Tochter; Ottilie Eugenie, Johann Gottlieb Günthers, Bürgers und Restaura' teurs hier, Tochter. Getraut: Ernst Hermann Pietzsch, Zimmermann in Kausbach, mit Johan»? Marie Hedwig Schlätz hier; Ernst Heinrich Wolf, Kaufmann in Dresden, mit Anna Marie Weißbach in Grumbach; Ernst Wilhelm Richter, Tischler in Kesselsdorf, mö Agnes Bertha Hoppe hier. Beerdigt: Unverehel. Hausauszüglerin Eva Rosine Büttner hier, 80 I. 0 M. 14 Tage alt; Eugenie Amanda Olga, Carl Ehregott Ulbrichts, Bürgers und Büchsenmachers hier, Tochter, 5 M. 10 Tage alt.