Volltext Seite (XML)
!t, was nr zum ?en und 'S steht, baare» en. c als im kleinstc« m. Füc im bei Dresden. ichsrhum mmaöe Ulsdruff. chtmäßige sgebührc» ister. cG Uhr r, lövtlt nclo. lheiluahn»! s spreche» d Frau. irk 40 Pf; : 12 Mal' Wochenblatt für Erscheint wöchentlich 8 Mnl (Dienstag und Freitag) -lbonnement-prei» vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Stummer kostet 10 Pf. Jnseratenannakwe Montags u. Donnerstags - - bis Mittag 18 Uhr. für die König!. Amtöhauptmannschast zu Meißen, das König!. Gerichtsantt nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. NeununddreiHigster Jahrgang. Erscheint »ichentlich 8 Mal Dienstag und Freitag). Abvnnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostens Pf. str LDL- Wilsdru^ Thllrllndt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 3t. Tagesgefchichte. Ein neuer Mordversuch gegen ein gekröntes Haupt! Soweit wir nach den Andeutungen der bis heute darüber verbreiteten Telegramme schon heute urtheilen können, ist dies neueste Attentat, be gangen am Kaiser Alexander von Rußland und zum Glück iniß- tuugen, ein Werk der weitverzweigten Nihilistenpartei, Zu deren Ten denzen sich auch die deutsche Sozialdemokratie offen bekannt hat. Der neueste Mordbube, der seinen Namen mit blutiger Schrift in die Annaleu der jüngsten Tage eingetragen hat, soll Iwan Sokoloff heißen und Finanzbeamter aus der Provinz sein und einen Selbstmordversuch ge macht haben. Bestätigungen aller dieser Mittheilungen bleibt natürlich abzuwarten. Nur soviel steht fest, daß es diesem neuesten ausführendeu Schergen der nihilistischen Mordplanc nicht geglückt ist, zu entkommen; vielmehr befindet er sich, wenn auch, wie es heißt, im Zustande der Erkrankung, in den Händen der Polizei. Ob es gelingen wird, dem Mörder Geständnisse auszupressen? Stach der Anologie der bisherigen Königsmörder steht dies freilich dahin; doch ist natürlich immerhin die Hoffnung nicht ausgeschlossen, daß man durch die Jnhaftirung des Verbrechers der weitverzweigten und bisher unentdcckten nihilistischen Mordbande auf die Spur kommt. Möchte dies recht bald gelingen und diesem Buben die strengste Bestrafung zutheil werden. Dem Mordge sellen gegenüber darf und sollte unter keinen Umständen der Herrscher Gnade sür Recht ergehcu lassen. Nachstehend lassen wir noch die feit dem zweiten Osterfeiertag bezüglich dieses Attentats gebrachten neuesten Nachrichten folgen. Petersburg, 14. April. Heute früh wurden auf Sc. Majestät den Kaiser Alexander während seines Spazierganges mehrere Revolver schüsse abgcfeuert, ohne den Kaiser zu verletzen. Der Thater ist ver- hastet. — Di? Nachricht von dem auf den Kaiser verübten Attentat verbreitet sich durch die Stadt. Die Entrüstung ist so groß wie die Freude über das Mißlingen des Attentates. Rian trifft Vorbereitung zu großen Ovationen für den Kaifer. Der von einem Privatmann ergriffene Schuldige befindet sich im Verhör. An die auswärtigen Botschafter und Gesandtschaften ist telegraphische Mitthcilung über das Attentat ergangen. Der Kaiser ist unverletzt und befindet sich voll kommen wohl. — Die amtliche Meldung über den versuchten Meuchel mord sagt: Heute gegen 8 Uhr Morgens, während der Kaiser den üblichen Spaziergang in der Umgegend des Winterpalais machte, kam ihm ein anständig gekleideter Mann in Uniformmütze niit Kokarde ent gegen. AIS er sich dem Kaiser näherte, zog er aus der Tasche seines Paletots einen Revolver und schoß auf Se. Majestät, worauf er noch einige Schüsse abfeuerte. Bvrbeigeheude Personen, sowie Schutzmänner ergriffen sofort den Ucbelthäter, wobei Letzterer noch einen Schuß ab- fcucrte, der einen von den ihn Umringenden die Wange leicht verwun dete. Gottes Vorsehung erhielt sür Rußland den theuern Monarchen unversehrt. — Als sich die Stachricht voll dem Attentate auf deu Kai ser in der Stadt verbreitet hatte, begab sich eine große Anzahl von Würdenträgern des Militärs und Zivil und sonstigen Nvtabilitäten nach dem Palais. Der Kaiser war daselbst inzwischen mit enthusiasti schen Hurrahs begrüßt wordeu, auf welche er daukcud erwiderte. Der Kaiser sprach seinen Dank aus für die ihm bei dieser so traurigen Ver- anlafsang dargebrachtcn Beweise der Treue. Er wisse sich unterstützt von allen anständigen Leuten; er hoffe, daß Gott ihm vergönnen werde, sein Werk für die Wohlfahrt Rußlands zu vollenden. Hierauf fuhr der Kaiser ohne Eskorte aus dem Palais. — 15. April. Die Stadt hatte gestern Abend glänzend illumi- nirt und vor dem Winterpalais fanden enthusiastische Ovationen statt; aus allen Theilen des Reichs und von sämmtlichen Regierungen Eu ropas sind Glückwunschtelegramme eingctrofsen. An der Mauer des Gcneralstabsgebäudes sand man die Spuren von drei Kugeln. Ueber die Personalien des Verbrechers, der vvrgiebt, Iwan Svkolosf zn heißen und Finanzbeamter ans der Provinz zu fein, dauern die amtlichen Er hebungen fort. Weitere Auskunft verweigerte der Verbrecher; unter den Achselhöhlen des Verbrechers wurden zwei mit Wachs befestigte Giftkapseln gefunden. Ob derselbe bereits Gist genommen, war nicht zu ermitteln. Bei der Verhaftung hatte der Verbrecher die Zähne fest auseinander gebissen und Schaum vor dem Munde, auch trat Erbrechen bei demselben ein, trotz seines Widerstandes gelang es jedoch, ihm Arz neien beizubringen, die gewirkt zu haben scheinen. Berlin, 14. April. Die Nachricht von dem Attentat auf den Kaiser von Rußland verbreitete sich hier zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags wie ein Lauffeuer und brachte begreiflicherweise große Auf- regung hervor. Im hiesigen kaiserl. Palais war das Telegramm aus Petersburg um 11 Uhr Vormittags eingetroffen. Im hiesigen Bot schaftshotel fand sofort ein Dankgottesdienst statt. Dem Tcdeum wohnten der Botschafter, das gesammte Botschaftspersonal in großer Uniform mit den Damen und vielen hier wohnenden Russen bei. Kaiser Wilhelm hat den Kaiser Alexander sofort anläßlich seiner glücklichen Errettung telegraphisch beglückwünscht, nachdem bereits dem hiesigen russischen Botschafter durch einen Vertreter des Kaisers die Theilnahme desselben ausgedrückt war. Gegen 1 Uhr fuhren die Mitglieder des diplomatischen I87S. Corps, sowie andere Personen aus den Hofkreisen bei dem Botschafter vor, um ihnr Glückwünsche zur Errettung seines Herrschers dar zubringen. London, 15. April. Alle Morgenblätter geben ihrem Abscheu über das gegen den Kaiser von Rußland verübte Attentat Ausdruck. Die „Times" erklären, die ganze Welt würde es betrauert haben, wenn das Attentat von Erfolg gewesen wäre. Paris, 15. April. Das „Journal des Debüts" spricht anläßlich des Attentats auf den Kaiser von Rußland seinen Abscheu gegen die Fanatiker aus, welche den Namen Rußlands zu entehren versuchten und sich dieses Mal gegen den Kaiser selbst gewandt hätten. Die Er regung, welche dieses Verbrechen in Rußland Hervorrufen werde, werde von ganz Europa getheilt werden. Viele andere Zeitungen äußern sich in gleichem Sinne. — Das „Journal offiziel" fchreibt: Der Präsident der Republik saudte dem Kaiser von Rußland ein Telegramm mit leb haften und aufrichtigen Glückwünschen, daß derselbe dem verabscheuens- werthen Mordversuche glücklich entgangen sei. Der Konseilspräsident Waddington forderte den diessenigen Botschafter in Petersburg auf, im Namen des Präsidenten der Republik und der französischen Regierung dem Kaiser persönlich die Versicherungen aufrichtigster Sympathie zu erneuern. Auch begab sich der Ministerpräsident sofort, als er die Attentatsnachricht erhielt, in Abwesenheit des Präsidenten Grovy, zum russischen Botschafter, Fürsten Orloff, und drückte demselben die theil nehmenden Gesinnungen der französischen Regierung aus. — In der russischen Kirche findet heute ein Dankgottesdienst statt. Wien, 15. April. Die „Wiener Abendpost" schreibt: Mit ihrem Monarchen nehmen die Völker Oesterreichs innigen Antheil an dem Geschicke des russischen Kaiserhauses. Aufrichtig ist ihre Freude darüber, daß die vcrabscheuungswürdige, die Zivilisation der Zeit schändende That glücklich vereitelt wurde. Berlin, 13. April. Nachdem dem Kaiser aus Veranlassung seines Einzuges im Dec. v. I. bereits ca. 600 Gesuche um Unterstützung überreicht worden waren, sind im Kabinet zum Geburtstage des Kaisers nicht weniger als wie 1732 derartige Gesuche eingegangen. Der Kaiser hat eine namhafte Summe zur Berücksichtigung der dringendsten Fälle angewiesen. Das „Deutsche Montagsbl." erfährt von zuverlässiger Seite, daß die Feier der goldenen Hochzeit unseres Kaiserpaarcs definitiv in Berlin stattfinden wird. Eine Reihe von gekrönten Häuptern und Fürstlichkeiten haben bereits den Wunsch einer Theilnahme an den Fest lichkeiten angezeigt. Weitere Anmeldungen stehen bevor. Rochefort, der berüchtigte gräfliche Latcrnenmann, und die französische Regierung sind zum erstenmal einig. Die Negierung will Rochesort nicht begnadigen nnd dieser will nicht begnadigt sein; denn: „stolz lieb' ich den Spanier." Die Nihilisten in Petersburg haben in den drei Nächten des 31. März und des 1. und 2. April folgende revolutionäre Procla- mation an den Straßenecken angeschlagen: „An Herrn Alexander Ni kolajewitsch. Die Warnungs- nnd Drohbriefe, sowie die UrtheilSsprüche, welche wir, die unsichtbaren Anwälte des blutig unterdrückten russischen Volkes, den verschiedenen Trägern des jetzt in Rußland herrschenden despotischen Rcgicrungssystcms zukommeu ließen, fallen insgesammt in das Bereich unserer vorbereitenden Arbeiten und deshalb erscheinen weder Sie noch die Mitglieder Ihrer Familie vorläufig nicht im Ge ringsten von einem Exekutivorgau bedroht. Vorerst wollen wir den Augiasstall der Despotie in seinen untersten Kloaken reinigen, das Volk von administrativen Wütherichen befreien, welche dasselbe schuldlos in Gefängnisse werfen, dort erbarmungslos züchtigen, hungern und dursten lassen und hierauf des „Auslandes halber" auf den Galgen oder in die Minen der Pvlarregivnen führen. Wir sitzen zu Gericht und werden schonungslos unseres Amtes walten, und vor keinem Mittel zurückschrccken, welches uns zu unseren erhabenen Zielen führt. Wir werden die Höllenbrut der blutigen Despotie mit Feuer und Eisen ver tilgen . . . Dem Henker rufen die Opfer zu: Uvrituri tu «alutain! (Die Sterbenden grüßen dich!) Und immer wollen Sie, Alexander Ni- kolajewitfch, unsere warnende Summe nicht hören; um der Tyrannei Halt zu gebieten, fo erklären wir Ihnen, das; cs schließlich an Tyrannen fehlen wird, welche sich zn ausführenden Organen Ihres Regimes werden hergcben wollen . . Und wollen Sic unserer Stimme kein Ge hör fchcnken, fv erhören Sie die Stimme der „rechtmäßigen" Vertreter des Volkes: die Stimme der Provinzialvcrtretungen, welche eine blos „freiheitliche Gesetzgebung" verlangen. . . Wohin soll endlich dieses System Rußland sichren? Die civilisirte Welt verhöhnt und verachtet uns, spricht uns die Menschenwürde ab. Materiell ist ganz Rußland zu Grunde gerichtet. Unsere großen und unerschöpflichen Hülfsqucllcn sind dein Versiegen nahe gebracht worden. Das Bildungssystem in Rußland ist ein Verdummungssystem im vollsten Sinne des Wortes geworden. Die Armee Ihrer Tschinowniks ist nichts Anderes, als eine grausame und unersättliche Diebsbande. Die Justiz spricht der Gerechtigkeit Hohn. Ihre Gouverneure, Polizeimeister und Generäle sind wahre Satrapen, welche eines Lerxes oder Darius würdig er scheinen. Ueberall, wohin man blickt, Dummheit gepaart mit Graul Freitag, deu 18. April