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Sätzen, wie sie die bestehende Tabakindustrie ertragen kann, cinzuführen, die damit verbundene Licenzsteuer als eine unbillige Belastung des Tabaksgewerbes ganz zu beseitigen und rücksichtlich einer etwaigen Nach steuer die bestehenden Verhältnisse, namentlich der mittleren und kleinen Fabrikanten zu schonen; 4) das Braugewerbe, welchem ohnehin durch die vorgesehene Erhöhung der Gersten-, Malz- und Hopfenzölle eine doppelte Belastung zugemuthet wird, nur dann mit einer Erhöhung zn belasten, wenn eine genaue Vergleichung der norddeutschen und süd deutschen Produktions- und Abjatzvcrhältnisse dieses zuläßt; 5) neue Zölle, die eine Vertheuerung der nothwendigen und unentbehrlichen Nahrungsmittel und Rohstoffe bewirken, abzulehnen, 6) Schutzzölle nur insoweit zuzulassen, als es eine Ausgleichung mit den Zollvcr- hältnissen des Auslandes erfordert, und dabei gleichmäßig die Land- wirthfchaft wie die Industrie in Betracht zu nehmen, am wenigsten aber Privilegien der Kapitalmacht zu schaffen, sondern vornehmlich die kleinbürgerlichen und bäuerlichen Verhältnisse zu heben; 7) das ver fassungsmäßige Budgetrecht des Reichstages zu wahren und sich gegen übermäßige Ausgaben zu schützen. Mitten im großen internationalen Zoll- und Concnrrenzgcbiet plötzlich ein freihändlerisches Paradies im Deutschen Reich zu schaffen, erscheint den eben jetzt in allen Nachbarstaaten beschlossenen Zolltarifen gegenüber ebenso widersinnig, als den Zollgürtel so eng und straff an- zuziehen, daß damit aller Export im Waarenaustausch von wie nach dem Ausland gelähmt oder gar brach gelegt und die Erwerbsfähigkeit eingeschnürt, aber nicht erweitert wird. — So großartig auch das Pro gramm des Reichskanzlers angelegt ist, so tief dringt es doch in alle Verhältnisse und Schichten unseres gejammten Volkslebens ein, daß wir uns hüten müssen, so ohne Weiteres in allen Punkten zuzustimmen. (Hildb. Drfztg.) Tagesgeschichte. „Wir befinden uns jetzt in Deutschland in einer Lage, die schwerlich schon jemals ihres Gleichen gehabt hat. Im Allgemeinen wird es stets als eine Aufgabe der Parlamente angesehen, das Volk vor jeder Steuererhöhung nach Möglichkeit zu schützen. In England stemmt sich das Parlament oft mit der größten Hartnäckigkeit, wenn eine Steuer auch nur um einen Penny erhöht werden soll. Wenn der neue Tarif nach den Vorlagen angenommen wird, jo erhöhen sich unsere Stenern um vielleicht 160 Mill. Mark. Und in dem sonderbaren Taumel, der sich augenblicklich der Gemüther in Deutschland bemächtigt hat, wird diese gewaltige Erhöhung des Steuerdrucks als eine Wohl- that, als ein Segen, als eine neue Aera begrüßt, in welcher die bis herigen schlechten Zeiten jo zu sagen von selbst aufhörcn werden. Wie groß wird die Ernüchterung jein, welche auf die gegenwärtige Auf regung folgt." Die Gebührenordnung für Rechtsanwälte hat den Reichs tag viel beschäftigt. Der wichtigste Theil des Gesetzes ist ß 9, welcher den Tarif enthält. Nach der Regierungsvorlage beträgt der Gebühren satz voni 1. October d. I. an bei einem Gegenstände im Werthe: 1) bis 20 M. 2 M., 2) zwischen 20 und 60 Ak. 3 M., 3) von 60 bis 120 Bi. 4 Bi., 4) von 120 bis 200 Bi. 7 Bi., 5) von 200 bis 300 M- 10 M. Von den folgenden Wcrthklassen unter 10,000 M. heben .wir hervor: Classe 9) 900—1200 M.: 28 M-, Classe 12) 2100 bis 2700 M.: 40 Ai., Classe 15) 4300—5400 Ai.: 52 M., Classe 18) 8200—10,000 Bi.: 64 M. Die Commission hat eine Erhöhung des Tarifs vorgejchlagen; in den ersten 5 Classen auf 2, 3, 5, 8, 12 Ai., in Classe 9. 12, 15, 18 auf 32, 44, 56, 68 M. Die Abgg. Bähr (Kassel) u. Reichensperger (Olpe) haben dagegen eine durchgängige Herab minderung der Sätze der Regierungsvorlage beantragt; so in den ersten 5 Classen auf 1, 2, 4, 6 und 9 M„ in den Classen 9, 12, 15, 18 auf 21, 32, 44 und 56 Mark. -—In 2ter Lesung wurde die Regierungs vorlage angenommen, also weder der höhere Satz der Commission, noch der geminderte der Antragsteller. Regierung, und Parteien er kannten an, daß die Feststellung nur ein Versuch sei, die nach den Er fahrungen aus der Praxis so oder so werde geändert werden müssen. Das kriegsgerichtliche Unheil in Sachen des Untergangs der Panzerfregatte „Großer Kurfürst" hat die Genehmigung des Kaisers hisher nicht erhalten, vielmehr ist das Erkenntniß dem Militär-Justiz- Departement, bestehend aus dem Kriegs- und dem Justizminister, be züglich deren Bevollmächtigten, zur Begutachtung überwiesen worden. Es kann daher noch lange dauern, bis das Erkenntniß an die Oeffentlichkeit gelangt. Die „Prov.-Korr." bemerkt, daß der neulich in Berlin verhandelte Nihilistenprozeß den Zusammenhang der deutschen Sozialdemo kratie mit den internationalen Revolutionsbestrebungen und zugleich das Wesen und Treiben der russischen Revolutionspartei von Neuem beleuchtet habe. Zugleich macht sie darauf aufmerksam, daß die deutschen Sozialdemokraten in London eifrig bemüht sind, die Be wegungen unter ihren Genossen in der Heimath immer von Neuem anzusachen. Sie schreibt: „Ju der von dem bekannten Sozialdemo kraten M o st herausgegebenen Zeitschrift ist soeben ein neuer Aufruf des „kommunistischen Arbeiterbildungsvereins" in London an die deutschen Sozialisten veröffentlicht, in welchem die Stellung der Partei gegenüber dem Sozialistengesetze besprochen und dabei zur Bekämpfung des Gesetzes durch geheime Agitation und zur gewaltthätigen Revo lution aufgcfordert wird. Die Sozialdemokratie — heißt es da offen — ist in ihren Prinzipien und Zielen revolutionär, auch die deutsche. — — — — Können unsere Genossen jetzt auch das Banner der Sozialdemokratie nicht frei entfalten, so läßt sich doch seine Devise voll und ganz vertreten. Schärfer als bisher muß dies gerade jetzt-geschehen. Nicht umsichtige Taktik unter dem Sozialisten gesetz sondern eine schlaue Taktik gegen dasselbe ist nöthig nnd auch zu ermöglichen. Noch giebt es glücklicher Weise einige Länder, in denen das freie Wort gestattet ist; auch ist um das deutsche Reich noch keine chinesische Maner gezogen. Wir leben im Zeitalter der Revolution. Das 19. Jahrhundert wird vielleicht abschließen, wie das 18. Deutsche Genossen! Blicket auf Rußland, schauet in die Zukunft, sie ist nicht jo hoffnungslos! Nur der Kampf führt zum Siege! Möget Ihr darnach handeln! (?!) Das sind die Lehren und die Mahnungen, die man in Tausenden von Exemplaren fort und fort an die deutsche Bevölkeruug heranzubringen sucht. Solchen Thasachen gegenüber wird man es gerechtfertigt finden, wenn die Regierung in ihrer Wachsamkeit und Fürsorge für die Wahrung von Staat und Gesellschaft keinen Augenblick nachläßt, vielmehr auf die energische Unterstützung aller bürgerlichen Kreise für die Erfüllung ihrer Aufgabe fortgesetzt rechnet," Die Bulgaren haben nun schneller als man erwartete ihre Fürsten wähl vollzogen. In geheimer Sitzung wählte am 29. April die M tabelnversammlung in Tiruowa den Prinzen Battenberg, (geboren am 5. April 1857, Sohn des Prinzen Alexander Ludwig von Hessen) ein stimmig zum erblichen Fürsten von Bulgarien. Jedenfalls wurde del Prinz auf den besonderen Wunsch seines kaiserlichen Oheim, des Zaren von Rußland, zum Fürsten von Bulgarien gewühlt, auch gilt es als eine Thatsache, daß der Prinz, welcher seither Lieutenant bei der prcnßischcn Gardccavallerie war, die Fürstenwahl aunehmen wird. Eine leichte Aufgabe wird seine Regierung in dem halbcultivirten Bul garien allerdings nicht haben. Alter Graf Eberhard im Barte, der dn jedem Untcrthan dein Haupt in den Schoß legen konntest, — wenn du den Kaiser Alexander nach Livadia hättest reisen sehen können! Der Kaiser fuhr iu einem eisernen Wagen, der von 400 Reitern geleitet und geschützt wurde. Auf allen Stationen deS weiten Weges waren Wachen aufgestellt und rechts nnd links von der Bahn ein Militär-Cordon gezogen; während der Nacht brannten auf je 50 Klafter Entfernung mächtige Holzscheitcr- haufen, alle andern Bahnzüge waren eingestellt, und jede Annäherung an die Schienen war streng verboten. > In Petersburg mußte die Peters - Paulfcstung von den alten Gefangenen geräumt werden, um Platz für die neuen zu machen. Und welche Leute sind verhaftet: Collegicnrath Jakowlew, der in der Kanzlei des kaiserlichen Hauses angcstellt war und im k. Palast wohnte, ein intimster Vertrauensmann, und sein Sohn, ein Offizier der Garde; dazu so viele Offiziere der Garde, der Leibgrcnadire und der Artillerie, daß Offiziere von andern Regimentern schnell abkommandirt werden mußten. In ihnen allen wittert man Nihilisten und wundert sich nicht mehr, daß sie fast all-, wissend waren. Wie die Festungen und die Gefängnisse, so ist auch Sibirien übervölkert von Verbannten. In diesem Jahre ist ein frischer Nachschub von mehr als 3000 angekommen und die älteren Ansiedler mußten in andere Gegenden auswandern, um der Uebervölkerung aus dem Wege zu gehen. — Die am Ural gelegene russische Stadt Orenburg ist unter der ! Ungunst eines starken Sturmwindes in der Nacht vom 28. auf den 29. April zur Hälfte nicdergcbranut und ist schleunige Staatshilfc nothwcndig, um den hilflos gewordenen Theil der Einwohnerschaft zu retten. — Weitere Nachrichten vom 29. April Morgens melden: Der Brand dauerte bei starkem Sturmwind den ganzen Tag und die ganze Nacht hindurch fort. Heute breunen noch einzelne Häuser auf der ge« sammtcu Brandstätte. Der Sturm hat aufgehört. Das Feuer hat eine Kirche beschädigt. Nicdergcbranut sind 2 Kirchen, der Bezirsstab, die Artillcriecaserne, die Stadtduma, die Jnqenieurverwaltung, der Kaufhof, die Telcgraphenstatjon, das Lehrcrinstitut, der Camcralhof, der Controlhof, das Kreiskriegsgericht und die besten Stadtheile. Die Krongclder und die meisten Aktenstücke sind gerettet. Der von der Bevölkeruug erlittene Schaden ist enorm. Bisher sind 3 verbrannte Leichen aufgcfunden worden; mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist ohne Obdach und ohne Nahrungsmittel. In dem unglücklichen Szegediu hat der Sturmwind am 1. Mai viele neue und halbfertige Bollwerke gegen die Fluth zerstört und namentlich die Arbeiter auf den Bahndämmen in große Gefahr gebracht. Der König Alfons von Spanien, welcher bekanntlich im vorigen Jahre seine jnnge Gemahlin durch den Tod verlor, hat sich mit der Erzherzogin Maria Christine, geb. am 21. Juli 1858, Tochter des Erzherzogs Carl Ferdinand von Oesterreich verlobt. Der Falsch minner. Novelle von Ludwig Habicht. Verfasser der Romane: „Auf der Grenze", „Der rechte Erbe", rc. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Nichts konnte für Mary's verschlossenes Wesen angenehmer und bequemer sein, als dies Benehmen. Selbst das vorsichtigste Benehmen, sie zu zerstreuen und aufzurichten, würden sie nur beunruhigt und noch mehr verstimmt haben. Daß er sie ruhig ihres Weges wandeln ließ und ihr förmlich nur mit den Augen überall hin folgte, ohne die Miene zu machen, ihren Schattenweg zn theilen, war ihrer selbst losen Natur eine wahrhafte Wohlthat. Sie wollte ihren Schmerz fest entschlossen allein tragen und am wenigsten den Geliebten in eine Welt der Sorgen hinabziehen, für die sie nicht einmal ein aufklärcnd Wort hatte. Waxmann achtete wenig auf die Niedergeschlagenheit seiner Töchter — ein tiefer Kummer ist fast immer selbstsüchtig; am liebsten zog er sich in das einsame Gartenhaus zurück und saß dort stunden lang im dumpfen Hinbrüten, ja er siedelte bald völlig dahin über und ließ sich nur zur Mittagszeit bei seinen Kindern sehen. Den neuen Diener wollte er auch entlassen, erinnerte er ihn doch beständig an Feodor; aber feine Töchter baten für den gewandten, freundlichen Menschen nnd auch er hatte sich bereits so an das einschmeichelnde Wesen desselben gewöhnt, daß er sich nicht weigerte, wenigstens diesen Wunsch zu erfüllen. Jean legte auch in der' That eine Treue und Ergebenheit an den Tag, die für ihn einnchmen mußte. Tage und Wochen vergingen nnd noch immer nicht erfolgte der von Müller angedrohte Schlag. Waxmann's geheime Nachforschungen konnten nicht die leiseste Spur von ihm entdecken, er schien aus London völlig verschwunden; vielleicht hatte der freche Abenteurer schon wieder den Boden Englands verlassen, ohne seinen Racheplan auszuführen. Auch Jean, den Herr Waxmann vorsichtig auszuhorchen suchte, wußte nicht die mindeste Auskunft zu ertheilen. Er sagte, daß er Monsieur Müller in Paris kennen gelernt, wo er Gelegenheit ge habt, ihm einen wichtigen Dienst zu leisten, daß er mit ihm hier in London zufällig wieder zujammengekommen jei und ec ihm aus Erkenntlichkeit versprochen habe, ihm eine gute Stelle zu ver schaffen und wie er ihm danke, ihn in ein so gutes respektables Haus gebracht zu haben. Jean blickte dabei auf seinen neuen Herrn mit wahrhaft schwärmerischer Ergebenheit. Der junge Bursche sah so treuherzig aus, warum sollte er seine Angaben bezweifeln? und Waxmann fühlte sich etwas beruhigt, wenigstens war er nicht eben falls in den Händen seines Dieners und Feodor nicht so weit ge gangen, ihn an diesen zu vcrrathen. Vielleicht durste er noch einmal freier aufathmen und die düstere Wolke an ihm vorübergehen. Seine Hoffnung sollte sich erfüllen; eines Tages, als er wieder mit anscheinender Theilnahme Jean ge fragt, ob er über das fernere Geschick des theuren Freundes keine Nachri ci er dam Wochen den dei gemach! W verberc sie ma feiner tolle N jein S auch; in nicht, solch' l lassen Nein, ! und m rück. ' der he gedrück über ih A> Schwei Fuß ' ängstig E in ein feiert Plan z tinent, cutstan Italien umgeke Haupts gewähl den lel weil j vorher den nn müthig L herzlich auch v Er ja: und dc einspar Der 2 Außen der M schick s Mg d Gang; Augen Beruh' A festen Pi mchrjä 8 und 14jähr i *egul Z übliche Beträ Händl v stet» Kaff 4'/--