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und Ich nicht aus den Reichslanden scheiden, ohne ihrer Bevölkerung für die Uns erwiesenen Aufmerksamkeiten Unsern herzlichsten Dank auszu sprechen. Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zu veröffentlichen.^ Metz, den 23. August 1889. Wilhelm. Metz, 23. August. Sofort nach Ankunft Ihrer Majestäten erfolgte die feierliche Legung des Grundsteins zu dem dem Kaiser Wilhelm I. zu errichtenden Denkmal. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin führten die ersten Hammerschläge aus, sodann folgten der Großhcrzog von Baden, der Fürst Hohenlohe und die zahlreichen anderen der Feier bei wohnenden Würdenträger. Die Feier trug einen äußerst erhebenden weihe vollen Charakter. Nach Beendigung der Feier unternahmen Ihre Maje stäten eine Fahrt durch die mit Flaggen, Blumen und Kränzen prachtvoll geschmückte Stadt. Die Kopf an Kopf gedrängte Bevölkerung, welche die Straßen füllte, begrüßte Ihre Majestäten unausgesetzt mit jubelnden Zurufen. Der Londoner „Standard" widmet dem Aufenthalt des Kaisers in den Reichslanden einen sympathischen Leitartikel. Derselbe schlicßtfolgcnder- maßen: „Deutschland hat die stolze Stellung, welche cS vor 19 Jahren durch seine Tapferkeit und seine Organisation erwarb, sicherlich nicht miß braucht, und gegenwärtig ist es das Hauptbollwerk des Friedens. Aus diesem Grunde ist cs unmöglich, zu sagen, daß Metz und Stcaßburg sich in besseren Händen befinden könnten, als sie gegenwärtig sind. Sie wurden in ehrlichem Kampfe gewonnen und vertragsmäßig übergeben und werden mit so viel Nachsicht regiert, als die Stimmung der Einwohner gestattet. Wenn der Besuch des Kaiserpaares auch nur im geringsten Grate beiträgt, einen Herzensbund mit ihnen herbeizuführcn, so wird dies eine Wohlthat für ganz Europa sein." — Eine Bekanntmachung dcS Bürgermeisters Back bringt zur Kenntniß, daß Se. Majestät ihn beauftragt habe, der Bevölkerung von Straßburg Allerhöchst Seinen Dank und Ihrer Majestät der Kaiserin Dank für den Allerhöchst Ihnen zu Theil gewordenen großartigen Empfang sowie für die am Abend des 22. August dargebrachte Huldigung der Ver eine auszusprechen. — Seine Majestät der Kaiser hat für die Armen der Stadt Straßburg 3000 Mk. gespendet. — Die „A. Rcichskorresp." schließt ihre Berichte über den Besuch des Kaisers mit der Versicherung: Straß burgs Volk huldigte dem Kaiserpaare nicht nur mit äußerem Glanz, sondern aus echtem, warmem, treuem deutschen Herzen. Das ist der Eindruck, den jeder Festtheilnehmer für alle Zeit bewahren wird. Berlin, 23. August. Bekanntlich ist die Ankunft Sr. Maj. des Kaisers in Dresden zum Besuche des sächsischen Hofes und zur Thcilnahme an den Manövern des königl. sächsischen (12.) Armeekorps auf den 5. September angemeldet; der Aufenthalt im Königreich Sachsen soll bis zum 8. September dauern. Zum Ehrendienst beim Kaiser sind vom Könige von Sachsen bestimmt: der Generaladjutant Gcnerallieutenant v. Carlowitz, Oberst v. Egidy und Oberst v. Schlieben. Den Kaiser wird ein größeres, namentlich militärisches Gefolge begleiten, nämlich: der Kriegsminister, General der Infanterie Verdy du Vernois, der Chef des Generalstabes, General der Kavallerie Graf Waldersec, Generallicutenant v. Hahnke, Chef des Militärkabincts, Wirkl. Geh. Rath v. Lucanus, Chef des Civilkabinets, Generallicutenant v. Wittich, Chef des Hauptquartiers, General Prinz Hohenlohe-Ingelfingen, Generalmajor, General a la suite Graf v. Wedel, dann die Flügcladjutantcn, Oberstlicutmants v. Lippe und v. Kessel, Majors v. Bülow, v. Pfuel, v. Scholl und v. Zitzewitz, die Oberstlieutenants v. Oidtmann und v. Weise, AbtheilungSchefs im Militärkabimt, Oberst lieutenant Haberling, AbthcilungSchef im Kriegsministerium, Major v. Löwenfeld, Adjutant des Kriegsministers, Oberstlieutenants Rothe lind V. Goßler im großen Generalstabe, Premier!ieutenant Freiherr v. Marschall, Adjutant, Generalarzt Dr. Leuthold. Außerdem schließt sich dem Kaiser an der russische Militärbevollmächtigte General Graf Golenitschcff-Kutusow. Berlin, 22. August. Neuerdings tritt die Eröffnung der letzten Session des gegenwärtigen Reichstages wieder in den Vordergrund. Die von vornhinein unwahrscheinliche Angabe, daß der Reichstag, wie seit Jahren, erst in der zweiten Hälfte des November zusammentreten werde, ist bereits dahin berichtigt worden, daß seine Berufung noch im Oktober erfolgen soll. Wie verlautet, ist den Reichsämtern die Weisung zugegangen, die be züglichen Arbeiten zu beschleunigen, damit die Session möglichst früh er öffnet werden kann. Für die zeitlich beschränkte Session ist nur wenig Stoff in Aussicht genommen. Zunächst sind vier Vorlagen in Sicht, nämlich der Etat 1890/91, der Ersatz für das Sozialistengesetz, die schon angekündigte Novelle zum Krankenkassengcsetz und die Regelung der Bank frage aus Anlaß des Ablaufes des Privilegiums der Reichsbank im nächsten Jahre. Wenn außerdem eine Reihe von Entwürfen in letzter Zeit als in Vorbereitung begriffen genannt werden sind, so kann wohl schon jetzt als wahrscheinlich angesehen werden, daß diese dem Reichstage in Laufe des nächstens Winters nicht mehr vcrgelegt worden, theilS aus Rücksicht für die überhaupt nur kurze Session, da am 21. Februar 1890 das Mandat der Abgeordneten abläust, theilS aus anderen Gründen, nament lich mit Rücksicht auf die Zeit der Durcharbeitung des Materials. Was den Etat anlangt, so werden bei Berathung desselben, wie die „Krz. Ztg." hervorhebt, wahrscheinlich die Kolonialforderungen und Fragen eine wesent liche Rolle spielen. Das Ergebniß des Berliner Bauhandwerkerstreiks wird in der „Köln. Volksztg." wie folgt beurtheilt: „Der Bauhandwerkerstreik ist nun vollständig todt; auch die kleinen Platzsperren sind eingestellt. Die Arbeiter suchen vor Beginn der Wintersaison noch so viel zu verdienen, als nur möglich ist. Zwar ist auf verschiedenen Bauplätzen die erstrebte Lohnerhöhung und Arbeitsverkürzung erreicht worden, aber im Ganzen ist der große und so kostspielige Streik gescheitert. Er hat nur die Accordarbeit in einem Umfange gezeitigt, wie er bisher in Berlin unerhört war, und zwar zum Schaden der weniger leistungsfähigen Elemente." Man war bisher noch nicht ganz im Klaren darüber, was Frank reich nunmehr nach dem Prozeß von seinem bisherigen Idol hatte, ob cs Boulanger in seinem wahren Werthe erkannt habe oder nicht. Der Publizist Saint Genest, der häufig der Wortführer der vernünftigen Franzosen ist, scheint die Stimmung derselben am besten bezeichnet zu haben, wenn er im „Figaro" schreibt: „Wissen Sie, welchen Dienst Boulanger der Republik erwiesen hat? Nun, ich sehe ihn an mir selbst; wenn ich, der erbitterte Feind der Demokratie und der Demokraten, plötzlich die Feindseligkeiten eingestellt habe, seitdem der General da ist, so that ich dies, weil ich wohl diese Regierung bekämpfte, um irgend einen Mann der Rechten ans Ruder zu bringen.... aber Boulanger zum Siege zu verhelfen nie und nimmer mehr! Da es sich aber gegenwärtig nicht darum handelt, Minister zu stürzen, die ohnedies verdammt sind, sondern Herrn Carnot zu verjagen und den Senat zu vernichten, so setze ich den Kampf nicht fort. Denn, ich gestehe es offen, ich hege mehr Vertrauen zu Herrn Carnot als zu Boulanger und traue der boulangistischen Schlachtlinie weniger als dem republikanischen Senat. Herr Carnot ist ein politischer Gegner, aber er ist ein Ehrenmann, Sohn eines großen Ministers, «in offener Charakter, von Allen, Fremden wie Franzosen, geachtet; Boulanger aber — ich weiß es nicht! Ich klage ihn nicht an, aber ich verstehe ihn nicht. Und seien Sic versichert, daß es eine große Anzahl wackerer Leute giebt, ^die ebenso wenig davon verstehen. Ich habe Unrecht, zu sagen: ich weiß es nicht; ja, ich weiß es nur zu gut. Ich weiß, daß der General mir in dem Pro zesse so erschien, wie ihn die Royalisten vor zwei Jahren so zutreffend geschildert haben, wozu wir sie nur beglückwünschen können. Ich weiß, daß, wenn der General nicht ein Attentat im strengen Sinne de« Wortes begangen hat, er doch nur in Komplotten gelebt zu haben scheint, daß er in Tunis, im Ministerium, in Clermont Verschwörungen angezettclt hat. Ich weiß, daß, wenn andere Generäle sein Beispiel befolgt hätten, die Armee in einen Zustand gerathen wäre gleich dem spanischen Heere, und daß Frankreich schon vor dem Einrückcn der Preußen todt wäre. Ich weiß endlich, daß, wenn man ihn als politischen Führer vertheidigen kann, man ihn jedoch nie als Soldaten freisprechen dari, daß er heute da« Unglück hat, daß sein Name allen Empörern als Fahne dient, daß seine Regierung als Triumph der Zuchtlosigkeit erscheinen würde. Das weiß ich und das genügt mir. In Frankreich ist jüngst ein Gesetz erlassen worden, welches nicht ohne erheblichen Einfluß auf die bisher so bedeutende Auswanderung junger Elsaß-Lothringcr nach Frankreich sein wird, nämlich in der Richtung, diese Auswanderung zu hemmen. Bis in die neueste Zeit hinein nämlich wanderten junge Elsaß-Lothringer, ehe sie das militärpflich tige Alter erreichten, nach Frankreich zahlreich aus, und zwar meist nicht, um dem patriotischen Zuge ihres Herzens zu folgen, sondern um sich vom Militärdienst zu drücken. In Deutschland befreiten sie sich dadurch von ihren militärischen Verpflichtungen, daß sie die Entlassung aus der deutschen Staatsangehörigkeit nahmen, welche nach bestehenden gesetzlichen Bestimm ungen vor erreichtem 17. Lebensjahre ertheilt werden muß. In Frankreich waren sie als Fremde der Wehrpflicht nicht unterworfen, sich aber al« Franzosen naturalisiren zu lassen, unterließen sie meist wohlweislich. Auch ihre Söhne genossen die gleiche Befreiung. Das wurde den Franzosen denn doch allmählich zu arg. In einigen Bezirken, namentlich an »er Grenze und in den großen Handelsstädten hatten sich ganze Kolonien dieser Drückeberger gebildet. Die öffentliche Meinung empörte sich dagegen um somehr, als man in Frankreich die fleißigsten elsaß - lothringer: Elemente, welche manchem Nationalfranzoscn die Stelle wegnehmcn, schon länger mit mißgünstigen Augen anzusehen begann. Es ist daher vor kurzer Zeit da selbst ein Gesetz erlassen, wonach die Söhne von Fremden mit erreichter Großjährigkeit als Franzosen betrachtet und damit der Dienstverpflichtung unterworfen werden, wenn sie nicht nachweisen, daß sic in ihrem HcimathS- staar ihre Dienstpflicht erfüllt haben. Gent, 24. August. In dem in der benachbarten Ortschaft Loven- deghcm befindlichen Hospital für Altersschwache wurde in der vergangenen Nacht ein Kranker von plötzlicher Tobsucht crgr.fs.n und hat in diesem Zustande mit einem Rasirmesser 3 Personen getödtet und mehr als 20 anderen zum Theil schwere Wunden beigebracht. Ostafrika. An den Küstenplätzen, Sansibar gegenüber, ist Alles ruhig und die deutsche Verwaltung wird wieder eingesetzt. Leider ist rin schmerzlicher Verlust zu verzeichnen: Stabsarzt Schmelzkopf, der Oberarzt der Expedition, ist ertrunken. Hauptmann Wißmann war mit einigen Herren auf seinem Dampfer „München" nach einer Intel gefahren, um zu jagen. Es hatte die Tage stark geweht, und es stand ziemlich Brandung, das Boot, welche« die Herren vom Dampfer an Land brachte, war nicht sehr stark und auch schon zur Genüge belastet, so daß Dr. Schmelzkopf auf dem Dampfer zurückblieb. Als cs aber Abend wurde und die Herren nicht zurückkehrtcn, wurde er besorgt und wollte an Land schwimmen, was ihm der Kapitän aber ausredete. Am anderen Morgen mit Tages- grausn ließ er sich nicht mehr halten, schnallte sich verschiedene Lebens mittel um und sprang über Bord, eine Zeit lang wurde er vom Schiffe au« beobachtet, darauf verschwand er und kam nicht wieder ZUM Boy chcin, jedenfalls hat ihn ein Haifisch gepackt. Vaterländische». — Ueber die am 6. September bei Naundorf stattfindende Parade sind folgende Befehle erlassen worden. Die Parade beginnt früh 10 Uhr, ist in zwei Treffen ausgestellt und wird vom commandirendcn General, Sr. Kgl. Hoheit Prinz Georg, commandirt. Die Bataillone stehen in Doppelcolonnen, die Unterosfizierschule als Bataillon zu zwei Compagnien formirt. Cavallerie in Colonne in Escadronsfront. Artillerie in Linie. DaS Train-Batallion mit zwei Fahrzeugen Tiefe in drei Compagnien neben einander. Bei Annäherung der Majestäten präsentieren die Truppen, die Tambours schlagen, dieMusikcorps blasen die Regiments-Präsentirmärsche. Unmittelbar nach Ausführung des Griffs wird von allen Truppen drei Mal laut „Hurrah" gerufen. Der Uebergang in die Königshymne („Den König segne Gott") erfolgt sobald Seine Majestät der Kaiser sich der Musik des betreffenden Truppentheils nähert. Nach Abnahme der Treffen findet ein zweimaliger Vorbeimarsch statt, die Infanterie in Compagnie front, die Unterosfizierschule mit BataillonSabstand, die Cavallerie IN halber Escadronsfront, die Artillerie in Batteriesront, das Train-Bataillon mit sechs bez. neun Fahrzeugen. Beim 2. Vorbeimarsch defilirt die Infanterie in Regimentscolonne, die Cavallerie in Escadronsfront im Trabe, die Artillerie in Batteriesront im Trabe. Die Cadetten und Unteroffiziers schüler nehmen am 2. Vorbeimarsch nicht Theil, sondern stellen sich rechts neben den königlichen Wagen auf. Die Zahl der an der Parade Theil nehmenden Truppen dürste ungefähr 42000 Mann betragen. — Die Musikdirektoren Ehrlich und Schubert vom 1. Grenadier-Regi ment resp. vom Pionier-Bataillon in Dresden, gegen die anläßlich des militärischen Vorgehens gegen den Musikdirektor Trenkler mancherlei über triebene Verdächtigungen ausgesprochen wordensein sollen, haben gegen eine Anzahl von Zeitungen Strafantrag gestellt. — In Löbtau ist ein 4- bis Sjähriges Kind schrecklich umS Leben ge kommen; aus der 3. Etage einer Wohnung in einem der SiemenS'schen Arbeitshäuser an der Tharandterstraße fiel jenes auf den Vorhof herab, ohne dann noch ein Lebenszeichen von sich zu geben. — Ein schändliches Verbrechen wurde am Dienstag Nachts in dem Hause des Zimmermanns Thurm in Meerane begangen, und ist eS nur einem glücklichen Zufall zu danken, daß ein größeres Brandunglück ver hütet worden. Der in dem Hause mitwohnende 39 Jahre alte Weber Franz Ludwig Dunger hatte in nächtlicher Stunde, und zwar in der augenscheinlichen Absicht, das ganze Haus in Brand zu stecken, mittelst Petroleum die Fluren, Treppen und Fußböden in seinem eine Treppe hoch gelegenen Logis total überschüttet und sich alsdann, nachdem er das Petroleum angezündet, heimlich entfernt. Glücklicherweise begab sich gerade um diese Zeit ein anderer Hausbewohner zufällig auf die Flur, bemerkt: die bereits entstandene Feuersbrunst und alarmirte sofort das ganze Haus. Durch Aufschütten von Asche gelang es auch, den Brand zu dämpfen, doch sind trotzdem die meisten Dielen angekohlt. Das Haus ist von 21 Köpfen bewohnt und hätten im schlimmsten Fall nicht allein diese Personen den Tod finden, sondern der Brand sich auch noch auf andere nahestehende Wohnhäuser leicht erstrecken können. Der Anstifter des Brandes ist unter Mitnahme einer größeren Geldsumme geflüchtet. Auf dem Tische seiner Wohnung fand man eine Landkarte auSgebreitet, sowie ein Eisenbahnfahrbuch; Dunger hat sich demnach auf eine weitere Reise vorbereitet. Wie vcrmuthet wird, hat derselbe das Verbrechen deshalb auS- aeführt, um seiner Ehefrau, mit welcher er in öfteren Zwistigkeiten lebte, Böses zuzusügen. DungcrS Ehe ist kinderlos.