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ich kam trotz vielen Nachdenkens zu keinem Resultate. Woher nahm die Frau die Zeit, das alles wie am Schnürchen zu haben? Einst fragte ich sie geradezu darnach. Da lachte sie fröhlich. „Können Sie sich das nicht denken?" meinte sie schalkhaft — „und sind doch eine so kluge Dame! Sehen Sie, diese Kunst ist das Erbtheil von meiner Mutter und überhaupt das einige Erbtheil, das ich meinem Manne zugebracht habe, aber es trägt auch gute Zinsen. Wenn der Abend bereingebrochcn ist und mein Mann ein Glas Bier trinkt, meine kleine Gesellschaft zu Bett gebracht wurde, dann nehme ich jedes am Tage beschädigte Stück aus meiner Wirtschaft vor und heile den Schaden. Aber gleich am Tage, an dem dieser Schaden verursacht wurde. Verstehen Sie mich nun? Der Schaden ist dann erstens klein und der Schäden sind dann nur wenige. Ein kleiner Riß in Hansens Jacke wird aus diesem Grunde nie ein Loch und weil ich das kleine Loch in Gretels Strumpf sofort entdeckte und zustopfte, kann es nie unheilbar werden. Jeden abgesprungenen Knopf nähe ich an, jedes abgerisfene Band, das im Laufe des Tages den Dienst versagte, wird am Abend durch ein neues ersetzt und so fort. Allen Schäden des Tages forsche ich am Abend nach und mache am gleichen Abend wieder gut, was der Tag schlimm ge macht hat. ES währt vielleicht eine Stunde, oft nicht einmal so lange, dann ist der Schaden wieder geheilt. Ließe ich nur zwei Tage zusammen kommen, dann würde mir die Bewältigung meiner Aufgabe schon sauer werden und nach Verlauf von drei Tagen könnte ich das Ganze nicht mehr übersehen. Durch die Befolgung dieser Regel gewinne ich Zeit, so daß ich manches genießen kann, zu dem andere Frauen im meinem Stande gar nicht kommen." Wie recht hatte die Frau, und wie ist sie in ihrer Schlichtheit und Einfachheit ein Vorbild nicht nur für ihr Geschlecht, sondern überhaupt für uns alle. Mache alles, was Du am Tage ungerade gemacht hast, am Abend wieder gleich" heißt die Moral der kleinen Geschichte. Den Jrrthum, dem Du am Tage verfallen, berichtige ihn noch am Abend! Ein unbedachtes rauhes Wort, das Du am Morgen zu den Deinen ge sprochen, mache es durch einen herzlichen Gutenacht-Kuß wieder gut! Eine Beleidigung, mit der Du dem Freunde wehe gethan, mache sie am Abend durch eine Bitte um Vergebung vergessend! Eine lieblose Handlung, zu der Dich der Tag reizte, bereue sie und lasse ihr schon am Abend eine That der Liebe als Sühne folgen! Wenn der Tag Dich wohl gar auf böse verderbliche Wege geführt, kehre noch am Abend um, damit Dich der Morgen auf rechtem Pfade finde! W:nn Du das immer thust, dann werden Groll und Bitterkeit, Lieb losigkeit und Haß, Schuld und Reue, Gewissensqualen und schlaflos durch- wackte Nächte sich nicht häufen in Deinem Leben, dann wird es Dir nie schwer werden, wieder gut zu machen, was Du in thörichter Verblendung verschuldet. Und der Lohn für dieses Thun wird Dir aus jedem Auge mtgegcnlachen, das dem Deinem begegnet: Liebe! Vermischtes. * Kosten der Pariser Weltausstellung. Das „Bulletin oküciel äs I'Lxposition" stellt folgende interessanten Berechnung auf: Von dennoch Schluß der Ausstellung etwa noch erwachsenden Kosten ganz abgesehen, wird die Ausstellung dem Staat und der Stadt Paris in runder Summe 50 Mill. FrcS. zu stehen kommen. Die 50000 Aussteller geben jeder durchschnittlich 3000 Fres, aus, macht weiter eine Sumn e von 150000 Mill. Frcs.- also wird dieses gigantische Werk 200 Mill. Frcs. verschlingen. Die Ausstellung dauert 180 Tage, daher kostet jeder Tag 1111111 Frcs. und da die Ausstellung von 8 Uhr früh bis 6 Uhr Abends, allo 9 Stunden täglich geöffnet ist, jede Stunde 123456 FrcS. 78 Cent. Das elektrische Licht ermöglicht es nun, die Ausstellung 5 Stunden täglich länger offen zu halten, d. i. im Ganzen ein Gewinn von 9000 Stunden. Dadurch erniedrigen sich die Kosten der Ausstellung per Stunde auf etwa 79000 FrcS. Heute, fügt das Blatt hinzu, wird das Billet um 10 Sous ver kauft; jeder Beliebige (denn wer, fragt das „Bulletine", hat nicht 10 Sous?) kann sich somit für diesen Betrag vom frühen Morgen bis späten Abend an diesem Schauspiel satt sehen, das jede Stunde 79000 Frcs kostet. * In Freiburg (Breisgau) wurde der Bahnhofwirth Stigler durch das Schöffengericht zu vier Wochen Gefängniß und 500 Mk. Geldstrafe verurtheilt, ebenso seine Schwester zu 200 Mk., wegen Ausschanks von Bierüberresten. * Der Stachelbeerstrauch nach der Ernte. Es giebt kein dankbareres Beerenobst, als die Stachelbeere, und nur selten einmal versagt sie die Ernte. Je mehr man den Strauch aber pflegt, um so größere, schönere und wohl schmeckendere Früchte giebt er, besonders auch dann, wenn im Sommer seiner gedacht wird. Man entferne, so räth die „Gart.-Ztg.", darum in dieser Zeit alle Wurzclschossm und suche ihn auch gegen allzugroße Trocken heit zu schützen. Wo man es haben kann, bedecke man die Erde um den Stamm herum, so weit der Umfang der Blätterkrone geht, mit altem, klarem Dünger. Derselbe schützt gegen zu starkes Anstrocknen des Bodens, kräftigt die Pflanzen ungemein und trägt zur Erlangung guter Ernten im kommenden Jahre bei. . -* Kattoffelkochen England. Es fällt uns manchmal auf, daß in Ettler engly chen Mahlzeit die Kartoffeln eine hervorragendere Rolle spielen, als bei uns, wo sie weniger eine feine Zuspeise, als viel mehr die untergeordnete Vervollständigung der anderen Gerichte vorstellen. In der That ist die dortige Kartoffel weit schmackhafter, als die unsere; das liegt aber nicht an der Frucht an sich, sondern an ihrer Zubereitung. Nicht im Wasser kocht man sie gar, sondern in folgender Weise: Ueber ein mehr breites, als tiefes Gefäß mit kochendem Wasser wird ein gut passender Durchschlag gelegt und in diesen die rein geschälten Kartoffeln die auf diese Weise von den aufsteigenden Dämpfen gekocht werden. So zubereitete, Kartoffeln übertreffen die unserigen bedeutend an Wohlgeschmack, und daher dürfte der Einführung dieser Kochmethode in unsere Haushal tungen wohl Beachtung zu schenken sein. Hoya in Hannover, 4. Juli. In dem eine Stunde von hier Horden gelegenen Dorfe Ubbendorf ist heute gegen Mittag Feuer aus- gebrochen, das bei der herrschenden Dürre und dem nordöstlichen Winde so rasch um sich grjff, daß fast das ganze Dorf ein Raub der Flammen geworden ist, denn von 13 Höfen sind 9 abgehrannt, im Ganzen 23 Ge bäude. Ein Pferd, zwei Kühe und mehrere Schweine sind mit verbrannt, doch ist kein Menschenleben zu beklagen. Das Dorf macht einen trostlosen Eindruck; zum Glück sind die Gebäude wenigstens alle versichert, über die Hälfte wohl bei der Landschaftlichen Brandkasse. Von dem Inventar ist manches gar nicht oder doch nur niedrig versichert. * Einer alten englischen Sitte zufolge trägt Prinzessin Louise von Wales vom Tage ihrer Verlobung an bis zu ihrer Vermählung nur noch weiße Kleider. Auf diese Weise wird dem bräutlichen Zustand nach außen hin Rechnung getragen. Als die Prinzessin am Abende ihres Verlobungs tages ihr Garderobezimmer betrat warteten bereits die Kammermädchen so wie einige arme Mädchen aus der Umgebung, unter welche die Prinzessin ihre bisher benützten Toiletten vertheilte. Dann führte sie ihre Mutter in ein neues, mit weißen Blüthen geschmücktes Toilettezimmer, in dem sie eine bescheidene, aber sehr gewählte Anzahl neuer, für die Brautzeit bestimmter Kleider vorfand. Von dieser Sitte wird nur in Zeiten der Trauer Abstand genommen, und auch da trägt jede englische Braut aus der königlichen Familie zu Hause weiße Gewandung. Für diese „Brautkleider" wird nie mals Seide verwendet, nur bescheidener Wollstoff, duftiger Battist oder zarte Spitzengewebe. * Seltene Auszeichnung für einen König. An einem der letztcn Tage, so wird aus Stockholm geschrieben, sah man auf der Brust des König- Oskar nur einen einzigen Orden. Als er die fragenden Blicke seiner Um gebung bemerkte, sagte der König: „Dieser Orden, meine Herren, ist «ine Rettungsmedaille. Aber ich bin auf dieselbe stolzer, als ich es auf irgend eine der höcbsten Auszeichnungen sein könnte. Wenn ich den Orden heute ganz allein angelegt habe, so hat dies seine Ursache darin, daß es heute gerade 25 Jahre sind, da er mir vom Kaiser Napoleon III. verliehen wurde." Und nun erzählte der König die Veranlassung, welche ihm diese für einen Fürsten immerhin seltene und seltsame Auszeichnung eingetragen habe. Im Juni des Jahres 1864 habe er sich, damals noch Herzog von Gothland, im Pau befunden, bekanntlich dem Hetmathsorte der Bernadotte'«. Auf einem Spaziergange kam ihm auf einer steil abfallenden Bergstraße eine Equipage entgegen, deren Pferde scheu geworden waren, und die den Wagen, in welchem sich eine Dame mit ihrem Kinde befanden, jeden Augen blick in den Abgrund schleudern mußten. Damals mit großen Körper kräften begabt, habe er sich muthig den rasenden Thieren entgegengeworfen. Er sei zwar eine Strecke Weges mitgeschleift und ziemlich übel zugerichtet worden, aber dicht vor einer abschüssigen Stelle sei es ihm geglückt, di« Pferde zum Stillstehen zu bringen und dadurch drei Menschen, die beidm Insassen des Wagens und den Kutscher, vor einem sicheren Tode zu retten. Als der französische Kaiser von dieser That gehört, habe er ihm sogleich die Rettungsmedaille, „msäaills äs suuvstags" verliehen. * Furcht vor einer Verstorbenen hat in Petersburg eine Trauung verhindert. Die Braut war ein munterer sechzehnjähriger Backfisch, eines armen Beamten goldblondes Töchterlein, der Bräutigam — ein verwitt- weter Holzhändler von sehr ehrwürdigem Alter. Letzterer besaß außer seinem gutgehenden Geschäfte in einer der Vorstädte Petersburg ein großes, schul denfreies Haus, zu dessen Miethern schon seit Jahren auch der gleichfalls vcrwittwete Vater unserer Heldin zählte. Die Kleine weinte zwar, als sie von der bevorstehenden Verlobung erfuhr, und wollte von dem dicken alten Holzhändler, der der strikte Gegensatz von dem erträumten Ideal war, nichts hören, ihr unglücklicher Vater konnte aber seinem Kinde diesmal nicht helfen, da er dem Freier 300 Rubel Miethe schuldete, und dieser da» Geld oder — die Hand der Tochter forderte. Die Verlob ung fand statt, und ängstlich sah das frühzeitig aus allen seinen Träumen emporgeschreckte Mädchen den verhängnißvollen Freitag, den 14. Juni, immer näherrücken. Der schicksalsschwere Tag kam, die Gäste waren schon in der Kirche ver sammelt, die junge Braut in Weiß gehüllt, mit Blumen in den Haaren und rothgeweinten Augen, erschien am Arme ihres Vaters, nur der Bräu tigam läßt noch immer auf sich warten. Statt seiner erschien endlich ein junger Kommis aus dem Holzgeschäft und überreicht dem Vater ein ziem lich umfangreiches Packe tnebst einem Brief, in dem ungefähr folgendes stand: „In Nothwendigkeit versetzt, Ihnen eine schwere Beleidigung zufügen zu müssen, bäte ich Sie, auch meine Gründe anhören zu wollen. Mit dem Gedanken'an die bevorstehende Trauung schlief ich gestern fest ein, als ich von einem wüsten Traum jäh aus meinem Schlummer gerissen wurde, Im Traum erschien mir meine selige Argafena Wassiljewna, im Himmel throne ihre Seele, und mit zorniger Stimme sprach sie: „Wie! Du alter Sünder willst ein kleines Mädchen heirathen, desser Großvater Du sein könntest?" Sprach es und verschwand, nachdem sie mich vorher, wie sie es bei ihren Lebtagen zu thun pflegte, mehrere Male herzhaft gezwickt hatte. Halb todt erwachte ich aus meinem Schlafe, spuckte, den Zauber zu bannen, dreimal aus und schlief wieder ein. Kaum aber Habe ich die Augen geschloffen, als meine Selige schon wieder an meinem Bette stand . . . Noch nie habe ich sie so wüthend gesehen ... „Höre, Makar Trofimitsch!" donnerte sic mir zu, „wenn Du das kleine Mädchen heirathest, so werde ich Dich iu drei Monaten zu mir holen ... Du weißt, ich spaße nicht! . ." Jetzt spuckte ich nicht wieder aus, sondern bekreuzte mich dreimal und blieb mit schwerem Kopfe bis zum nächsten Morgen wach. Ich ging ernstlich mit mir zu Rathe und fand, daß meine Selige auch im Grabe Recht hat, Ihre Tochter ist mir in That zu jung und dann — fürchte ich mich vor meiner Frau zu sehr! . . Im Packete finden sie nebst einer Quittung über bezahlte dreihundert Rubel noch tausend Rubel baar als Mitgift für Ihre schöne von mir beleidigte Tochter." —Letztere war indeß keines wegs beleidigt. Ihre bräutliche Würde ganz vergessend, war sie mit einem Satz aus der Kirche und in den draußen harrenden Galawagen gesprungm, der glückliche Vater eilte seinem Töchterlein freudig nach, die versammelten Gäste mit verdutzten Gesichtern in der Kirche zurücklassend. Wird weiter empfohlen. Rexin i. Pommern. Ich bescheinige hiermit, daß mir der Gesundhrits-Kräuter-Honig und Kräuter - Thee von C. Lück in Colberg bei heftigem Catarrh und Husten ganz vorzüglich« Dienste geleistet hat, so daß ich den Honig und Thee gegen ähnliche Leiden nur bestens empfehlen kann. I. Burandt. Erhältlich in Flaschen a M. 1.—, 1,75 und 3,50, Thee a Packet 50 Pf. in Wilsdruff bei Apotheker Tzschaschel. — Einen, jungen Mädchen kann Stellung zugewiesen werden aus's Land für Private. Zu erfragen bei Frau verw. Wilsdruff. Ei« solides Zimmermädchen, das im Plätten geübt ist und dem sonst beste Zeugnisse zur Seite steh«n wird gegen guten Lohn zum baldigsten Antritt gesucht von Frau Meisten, Marienhof. Wirthschaftsverkauf. Die Wirthschaft No. 29 in Schmiedewalde mit 10 Acker Land steht aus freier Hand zu verkaufm. Näheres beim Besitzer. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 12. Juli. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark — Pf. bis 2 Mark 10 Pf. Ferkel wurden einqebracht 108 Stück und verkauft: starke Waare, 7 bis 8 Wochen alt, ö. Paar 33 Mark — Pf. dis 40 Mark — Vf, schwächere Waare ä Paar 27 Mark — Pf. bis 30 Mark — Pf. Läufer waren nicht vorhandm. Meißen, 13. Juli. 1 Ferkel 9 Mk. — Pf. bis 18 Mk. — Pf. Einqebracht 300 Stück. 1 Läufer 24 Mk. — Pf. bis 54 Mk. — Pf. Butter 1 Kilogramm 2 Mark 10 Pf. bis 2 Mk. 32 Pf. Dresden, 12. Juli. (Getreidepreise.) An der Börse per 1000 Kilogramm: Weizen, weiß 182—190 Mk., Weizen, braun 180—186 Mk. Korn 152-155 Mk. Gerste 140—150 Mk., Hafer 158—162 Mk, — Auf dem Markte: Hafer pro Hectoliter 7 Mk. 40 Pf. bis 8 Mk. 60Pf. Kartoffeln pro Hectoliter 4 Mk. 20 Pf. bis 4 Mk 60 Pf. Butter 1 Kilo gramm 2 Mk. — Pf. bis 2 Mk. 60 Pf. Heu pro Centner 3 Mk. 50 Pf. bis 4 Mk. 30 Pf. Stroh pro Schock 38 bis 40 Mk.