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verlangte, als was in der ganzen civilisirten Welt den Polizeiorganen der Ein zelstaaten gestattet würde nämlich auf dem Boden der Schweiz Erkundig ungen einzuziehen über verbrecherische Pläne gegen die Sicherheit des Reiches. Dies zu fördem war die Schweiz umsomehr verpflichtet, als dort deutsche Revolutionäre groß gezogen wurden. Die Schweiz bewies aber kein Ent gegenkommen, vielmehr verband sich 1887 die Kantonalpartei mit deutschen Revolutionären, und 1889 wurde der wegen Einholung von Informationen gesandte deutsche Polizeibeamte verhaftet und schlimmer behandelt, wie der sozialdemokrotische Agitator Butz, der erwiesener Maßen lausende von so zialistischen Brandschriften nach Deutschland eingeschmuggelt habe. Das „Siecle", dem Beziehungen zur jetzigen französischen Regierung wohl nicht ganz mit Unrecht nachgesagt werden, weist die Wahrscheinlich keit eines baldigen Kriegsausbruches in Sonderheit zwischen Deutschland und Frankreich zurück, bezeichnet aber das Jahr 1891 als Fälligkeit S- jahr des unvermeidlichen Krieges. Das Pariser Blatt schreibt u. A. folgendermaßen: „Thatsache ist, daß Niemand Neigung hat, den Faden zu zerreißen, an welchem seit mehreren Jahren ein allgemeiner Krieg hängt. Nicht daß das Friedensbcdürfniß ein allgemeines ist, aber Niemand ist bereit oder hat das Gefühl einer so großen Ueberlegenheit über seinen Nachbar, um des Sieges sicher zu sein, selbst mit Hilfe der vorhandenen Bündnisse nicht. Das furchtbare Fälligkeitsjahr ist das Jahr 1891, das Jahr, welches dem Ablaufe des Frankfurter Vertrages (d. h. dem Ablauf des jetzt zwischen Frankreich und Deutschland bestehenden handels politischen Verhältnisses) vorausgeht, und welches in Folge dessen der V or- läufer zu einer ernsten ökonomischen Schwächung Deutschlands sein wird. In diesem Jahre muß man für den Frieden fürchten, denn die materiellen und finanziellen Interessen werden jenseits des Rheins, wo man einen der Hauptvortheile der Siege von 1870 und 1871 verliert, schwer bedroht werden. Es ist ferner zu fürchten, daß es Deutschland, Dank seinen gewaltigen Opfern, gelungen sein wird, seiner ungeheuren Armee eine wenn nicht bessere, so doch wenigstens der unseren gleiche Aus rüstung zu verschaffen." — Das „Siecle" knüpft hieran die Aufforderung, unausgesetzt an der Vervollkommnung der französischen Armee zu arbeiten, und meint, daß, wenn Frankreich unter allen Gesichtspunkten die Gleich heit mit der deutschen Armee aufrecht erhalte, der Sieg Frankreich blechen müsse, da es den nöthigen k76cvu8 rerum für den Krieg besitze, der andern Nationen früher als ihm ausgehen dürfte. Paris, 3. Juli. Heute fand in den Gruben von Saint Etienne eine Explosion schlagender Welter statt. Gegen 300 Mann waren in die Gruben eingefahren. Bisher sind zahlreiche Leichen, aber wenig Lebende herausgeholt worden. Es wird befürchtet, daß gegen 200 Mann umgekommcn sind. Johnstown. Man fängt jetzt wieder hier an, Hoffnung zn schöpfen. Die Zahl der Todten wird nie ermittelt werden. In JohnStown selbst sind etwa 4000 Personen umgekommen, von denen bis jetzt 2500 gefunden nnd beerdigt worden sind. Unter den Verstorbenen befinden sich viele Deutsche. Johnstown hatte mehrere deutsche Kirchen, Schulen, Anstalten, einen deutschen Turnverein, mehrere deutsche Gesangvereine und Logen der verschiedenen Orden. Große Schwierigkeiten verursacht das Sprengen und Fortschaffen der Trümmer, welche die Fluth an der Eisenbahnbrücke angestaut hat. Unter diesem riesigen Trümmerhaufen dürsten noch viele der Umgekommenen Per sonen begraben liegen. Das Säubern der Unglücksstätte von Ruinen und Trümmern haben kürzlich die Staatsbehörden in die Hand genommen und werden die von letzteren angcstelltcn Arbeiter bei ihrem Werke von dem Pionniercorps der Bundesarmee, sowie von Milizsoldaten des Staates P>nn- sylvanien unterstützt. Der Gouverneur wird zu diesen Arbeiten 1000000 Dollars aus dem Staatsschätze hergeben, und ist der betreffende Betrag vorläufig dem Staate von einer Anzahl Capitalisten in Philadelphia vor- gescbossen worden. Die Befürchtung, daß in dem überflutheten Districte Epidemien ausbrechen würden, hat sich Dank den umfassenden, seitens des Staates getroffenen sanitären Vorsichtsmaßregeln nicht verwirklicht. Die Ueberreste von Johnstown befinden sich unter Bewachung einer Abteilung Milizsoldaten, welche dafür zu sorgen hat, daß kein Unberufener den Platz betritt, daß die Vertheilung der LebeSmittel in gehöriger Weise von statten geht, und daß überhaupt die Ordnung aufrecht erhalten wird. Die Zahl der in Johnstown und Umgegend zu unterstützenden Personen beziffert" sich noch immer auf 22 000. Ueber Stanley hat der von der afrikanischen Westküste in Liverpool «ingelaufene Dampfer „Kinsembo" folgende Nachrichten m'tgcbracht: Am 14. Mai war der Dampfer in Banana und fand dort Herbert Ward mit 17 Mann als Rest von 200 Mann der Arrieregarde Stanley's in furcht barem, durch Hunger und Strapazen herabgckommenem Zustande. Herbert Ward erzählte, wie dem eincu Berliner Blatte aus London gemeldet wird, Stanley sei in Fetzen gekleidet und ohne Schuhwerk. Er habe abermals entsetzliche Entbehrungen erlitten und von 600 Mann 400 Mann verloren. Die Leute sanken haufenweise am Wege nieder und starben vor Hunger und Erschöpfung. Stanley's Haar sei weiß geworden wie Schnee; er sei aber wieder zu Emin Pascha gestoßen, der mit 900 Mann und mit großen Elfenbein»orräthen nach der Ostküste aufgebrochen sei. vaterländisches^ — Der Schaden, welchen die sächsischen Staatseisenbahnen durch die großen Ueberschwemmungen der letzten Wochen, und zwar einmal wegen Wiederherstellung der zerstörten Bahnstrecken und sodann wegen des Aus falls der Einnahme in Folge der Verkehrsstockungen erlitten haben, wird von sachverständiger Seite auf etwa 900000 M. berechnet. Am empfind lichsten wirkten die Bahnschädigungen zwischen Zwickau und Mosel und Gößnitz und Crimmitschau, weil dadurch gleichzeitig der Verkehr der beiden Hnuptrouten Dresden-Hof und Leipzig-Hof, und zwar theilwcise auf Wochen unterbrochen wurde. Der Bekehr mußte in der fraglichen Zeit auf die eingleisigen und deshalb weniger leistungsfähigen Hülfsromen Adorf-Chem nitz einerseits und Wcischlitz-Wolfsgefährt-Ronneburg, bezw. Gera anderer seits verwiesen werden. Geringere Störung verursachte die Unterbrechung der Strecke Dresden-Elsterwerda zwischen Großenhain und Weinböhla, weil da die leistungsfähige Hülfsroute Dresden-Röderau zur Verfügung stand. Auch die Flügelbahn Greiz-Brunn war einige Tage lang für den Betrieb nicht benutzbar. Zum Glück gelang es noch, die Störungen im Westen Sachsens vor dem Pfingstfest und diejenigen bei Großenhain wenig stens noch vor dem Wettinsest — theilweise durch Jnterimsbauten — gänz lich wieder zu beseitigen. — Dresden, 2. Juli. Vergangene Nacht kurz nach 2 Uhr schlugen plötzlich die Flammen aus dem Dache des alten Gebäudes der ehemaligen Hof- und Bäckermühle (jetzigen Beisertmühle) in Dresden, an der Anncn- straße, dem Mühlhof-, Mühl- und Kanalgäßchen gelegen. In kurzer Zeit war der Dachstuhl vollständig ausgebrannt; wcitercr Schaden wurde ver hütet. Das an der Annenstraße gelegene Hauptfeuerwehrdepot rückte voll zählig aus und arbeitete mit 4 Schlauchlagen. Verbrannt sind große Massen aufgelagertes Mehl und Roggen. Der Schaden wird auf 40- bis 50000 Mark beziffert, glücklicherweise war aber kurz vorher die Erneuerung der Police der Versicherung angemeldet worden. Ueber die Entstehungsursache ist Näheres noch nicht bekannt. Vcrmuthet wird Selbstentzündung. Die Feuerwehr konnte erst heute Morgen nach 7 Uhr abrücken und sah voll ständig weiß wie eine Mchlarbeitergesellichaft aus. — Allem Anscheine nach hat sich aus ungerechtfertigter Eifersucht eine nur erst seit drei Monaten verheirathete Frau in ihrer Wohnung auf der Cirkusstraße in Dresden durch den Genuß von Cyankali vergiftet. — Bezüglich der Maffenerkrankungen in Cotta schreibt der „Löb- tauer Anzeiger": Die vom Fleischermeister Kube geschlachtete Kuh litt, wie uns heute mitgetheilt wird, an Eutcrentzündung. Daß das Fleisch aller dings „kaum genießbar" gewesen, erkennt man daraus, daß cs einen wider lichen Geschmack gehabt. Von den Gestorbenen wurde ein V« Jahre alter Knabe secirt; die Därme waren aufgeblasen, ihres Inhaltes fast ganz entleert, woraus zu schließen ist, wie gewaltig das Gift gewirkt. In Stetzsch sollen auch Leute erkrankt sein. Der Fall drängt zu einer allgemeinen Schlachtviehschau, nicht blos Trichinenschau, und verlangt eine ernste Be strafung Derjenigen, welche ein Thier vor dem Verkaufe des Fleisches nicht erst untersuchen lassen. — Ueber einen großen Mangel an landwirthschaftlichen Dienstboten laufen gegenwärtig besonders aus Lommatzscher Gegend Klagen ein. Auch wird über die Höhe der Löhne geklagt, da eine 17jährige Magd bereit- 156 M. und mehr beanspruche neben freiem Unterhalt und kleinen außer ordentlichen Geschenken. Das „Leipz. Tagebl." bemerkt zu diesen Aus lassungen, daß, wenn Behandlung und Kost vielfach etwas besser und die Arbeitszeit der landwirthschaftlichen Arbeit etwas weniger ausgedehnt wären, gewiß mancher Städter eher geneigt sein würde, sich auf das Land zu verdingen. — Auf dem so ruhigen und friedlichen Wege zwischen Panitzsch und Plösitz hat sich in der Nacht zum Montag gegen 11 Uhr eine grauenhafte Scene zwischen zwei jungen Leuten abgespielt, ein Kampf auf Tod und Leben, dessen Ausgang ein sehr tragischer ist, da der eine der Kämpfenden erstochen wurde. Der beim Gutsbesitzer Rolle in Panitzsch bedienstete 19 Jahre alte Knecht Richard Löffler aus Taucha war am Sonntag in Taucha zur Tanzmusik gewesen und hatte nächtlicher Weile mit dem beim Fleischermeister Winter in Panitzsch bediensteten 24jährigen Knecht Karl Julius Häusler aus Klöpzig bei Landsberg den Heimweg angetreten. Un terwegs mag sich zwischen den beiden jungen Leuten ein Streit entsponnen haben und zwar vermuthlich wegen eines Mädchens, in dessen Verlaufe Löffler von Häusler niit einem Taschenmesser erstochen wurde. Der Stich soll das Herz getroffen haben und mit großer Wucht geführt worden sein; Löffler soll, wie die eingezogenen Erkundigungen ergeben, noch etwa 20 Minuten gelebt haben. Häusler wurde noch IN der Nacht durch die Kgl. Gendarmerie verhaftet und an das Kgl. Amtsgericht Taucha abgcliefert. Die Leiche Löfflers ist ebenfalls nach Taucha gebracht worden. Die Un tersuchung, die selbstverständlich sofort eingelkitet worden ist, wird weiteres Licht in die Sache bringen und zu ergeben haben, inwieweit den THLter die volle Schwere des Gesetzes trifft. Bei Halsleiden. Friedland in Schlesien. Ihr so sehr beliebter C. Lück's Gesundheit« - Kräuter-Honig und Kräuter-Thee machte so gute Wirkung bei mir, der ich seit Jahren an einem Halsleiden litt, daß ich jetzt gänzlich hcrgestellt bin und diese Mittel Jedermann bestens empfehlen kann. Barschdorf, Müllermeister. Erhältlich in Flaschen ä M. 1.—, 1,75 und 3,50, Thee ü Packet 50Pfg. in Wilsdruff bei Apoth. Tzschaschel. DeS Menschen Dualen sind oft nur zu leicht zu beseitigen, wenn das richtige Mittel angewandt wird. Der Unterzeichnete litt an heftigen gichtartigen Schmerzen in seinem linken Bein, welche sich schließlich an die Lenden hinaufzogcn. Gleichzeitig stellte sich auch Blasenleiden ein und wurde verschiedene ärztliche Hilfe in Anwendung gebracht, ohne die gewünschten Erfolge zu erzielen. Auf An rathen nahm derselbe zu Warner's Safe Cure seine Zuflucht und nach Gebrauch der ersten Flasche trat sofortige Linderung ein,'welcher nach An wendung nock einiger Flaschen Warner's Safe Cure und Warner's Saft Pills gänzliche Heilung folgte. Es bezeugt demnach der Unterfertigte gern, daß er seine Heilung nach Gott diesem geschätzten Medikamente verdankt und kann er solches allen Leidenden auf's Beste empfehlen. Autenhausen in Bayern. Johann Georg Häfner, Oekonom. Warner's Safe Cure ist zu beziehen von der Löwen-Apotheke in Wilsdruff. Airchennachrichten aus Lvilr-ruff. 3. Sonntag nach Trinitatis: Vorm. 8 Uhr Gottesdienst. Predigt über Ev. Luc. 15, 1—10. Nachm. 1 Uhr Missionsstunde. Im Monat Juni, Getauft: Ida Martha, Ernst Louis Pfützners, WirtschaftSbes. hier, Tochter; Marie Hedwig, Ernst Moritz Roßbergs, Landwirts hier, Tocht.; Helene Martha, Ernst Otto Kneppers, Handarb, hier, Tochter; Emma Frida, Karl August Schreckenbachs, Bierverlegers hier, Tochter; außerdem 3 unehel.: Edwin Heinrich, Max Georg Eugen u. Otto Paul. Getraut: Karl Friedrich Theodor Porsch, Tischlermeister hier, mit Elisabeth Agnes Schubert hier. Beerdigt: Johann Traug. Teichert, Zimmermann hier, 75 I. 10 M. 8 T. alt; Ernst Wilhelm ZschokeS, ans. B. u. Ziegeldeckers hier, totgeb. Sohn; Bernhard Walther, led. Aug. Marie Ther. Schwingers, Näherin in Dresden, unehel. Sohn, 5 M. 9 T. alt; Alfred Kurt, Franz Hermann Kretzschmanns, ans. B. u. Handarb, hier, Sohn, 6 M. 8 T. alt; Ernst Hugo Beege, Handarb, in Kaufbach (verunglückt), 48 I. 5 M. 14 T. alt; verw. Emilie Karoline Oppelt, geb. Höhle, Privat« und Kinderfrau hier, 85 I. 1 M. 5 T. alt; Johann August Mirtschin, Korbmacher (ff im Bezirkskrankenhause) 42 I. 30 T. alt. Stangen-Auetion. Dienstag, -en S. Juli, von Nachmittags 2 Uhr an, sollen auf Linibacher Revier in -er Struth ca. 20 fichtene Stämme von 12—16 om Mittenstärke, „ 2500 „ Stangen „ 3—14 „ Unterstärke und „ 130 Haufen fichtene Reißigstangen (Brennholz) unter den vor Beginn der Auction bekannt gemachten Bedingungen meistbietend versteigert werden. Versammlung am Concertplatz. Asth - Schönberg, den 30. Juni 1889. »»«t, Förster.