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sich wenigstens aus einem hochoffiziösen Artikel des „Pester Lloyd" ent nehmen läßt und in welchem ausgefübrt wird, daß man in Berlin infolge des jüngsten Trinkspruches des Czaren übellauniger sei, als dies in den deutschen Blättern hervortrete. Der „Pester Lloyd" weist auf die fortge setzten Rüstungen Rußlands und dessen wiederholte Finanzoperationen hin und giebt er unverhohlen seiner Meinung Ausdruck, daß diese Maßregeln einen offensiven Zweck verfolgen. Schließlich betont das Pester Regierungs blatt, wie Deutschland die russischen Finanzoperationen bislang immer unter stützt habe, aber damit sei es nun zu Ende, denn kein Vernünftiger werde einem offenkundigen Gegner die Mittel, ihm zu schaden, selber in die Hand geben und deshalb werde künftig der deutsche Geldüberfluß möglichst im Lande verwendet werden. Wenn sich in dieser scharfen Sprache in der That die Stimmung der Berliner Regierungskreise gegenüber Rußland wider spiegelt, dann wird man allerdings von einer abermaligen Trübung des politischen Horizonts sprechen müssen, ohne daß man sich indessen selbst jetzt wirklich ernsten Besorgnissen hinzugeben braucht. — Charakteristisch ist freilich, daß auf der Balkanhalbinsel die Möglichkeit eines österreichisch russischen Zusammenstoßes schon ernstlich erörtert wird. In der rumänischen Deputirtenkammer wurde an die Regierung die Anfrage gerichtet, wie sich Rumänien in einem solchen Falle verhalten würde, worauf aber Minister präsident Catarg sehr diplomatisch erwiderte, daß Rumänien die besten Beziehungen zu allen Mächten unterhalte und daß seine Politik in Beob achtung einer strengen Neutralität bestünde. Der russische Kriegsminister Wannowski und General Anncnkoff der Erbauer der Transkaspi-Bahn haben eine Auslandsreise angctreten, welche sie zunächst nach Paris führte. Es entstand daher das Gerücht, die beiden russischen Generäle seien mit einem geheimen politischen Auftrage in Paris eingetroffen, welche Meldung aber von Petersburg aus jetzt als völlig unbegründet bezeichnet wird. Einstweilen mnß man diesem offiziösen Dementi wohl oder übel Glauben schenken! Aus Russisch-Polen kommen fortgesetzt Meldungen über verheerende Brände. Die jüngste Katastrophe dieser Art betraf die 7500 Einwohner zählende Stadt Kaluszyn in Gouvernement Warschau, welche zu Vs Theilen abbrannte. Der Schaden ist sehr beträchtlich, das Elend unschreiblich; man vermuthet Brandstiftung. In Folge von Wolkenbrüchen sind in verschiedenen Gegenden Württem bergs Ueberschwemmungen eingetreten. Der Neckar sowie mehrere andere Flüsse und zahlreiche Bäche traten aus ihren Ufern und richteten bedeutende Verwüstungen an. Vaterländischer. — Burkhardswalde, 17. Juni. Wie ganz Sachsenland gestern seiner Freude über das 800jährige Bestehen der Herrschaft unseres er lauchten Herrscherhauses in unserem Sachsenlande Ausdruck verlieh, so konnten es auch die patriotischen Bewohner der Parochie Burkhardswalde nicht unterlassen, diesen Ehrentag der Wettiner festlich zu begehen. Zu diesem Zwecke waren auf dem Marktplatze Tische und Bänke, sowie eine Red nertribüne errichtet worden. Nachdem das Fest in der 6. Stunde mit drei Pulsen eingelautcn worden war, eröffnete Herr Pastor Bürger die Feier. Sie begann mit dem gemeinschaftlichen Gesänge des alten Sachsenliedes: „Den König segne Gott." Neben den verschiedenen gemeinschaftlichen Gesängen der ganzen Festversammlung brachte der hiesige Gesangverein unter der bewährten Leitung seines Liedermeisters, des Herrn Cantor Leh mann, mehrere Vaterlandslieder zum Vortrage, welche durch die Sicherheit der Ausführung einen sehr guten Eindruck machten. Den Glanzpunkt der Festordnung bildeten jedoch die beiden Festreden, gehalten von Herrn Pastor Bürger und Herrn Cantor Lehmann. Herr Pastor Bürger gab in gedrängter aber klarer Weise einen Ueberblick über die Geschichte unseres Sachsenlandes während der 800jährigen Regierungszeit der Wettiner. Vom Jahre 1089 ausgehend schilderte er in anschaulicher Weise die Fortschritte der Kultur und die Zustände unseres Sachsenlandes nach allemal 100 Jahren, bis er zum Jahre 1889 gelangte und seine Rede mit einem drei fachen Hoch auf Se. Maj. den König Albert schloß. Hatte Herr Pastor Bürger der trefflichen sächsischen Fürsten besondere Erwähnung gethan, so rief Herr Cantor Lehmann die verdienstvollsten Fürstinnen ins Ge dächtnis. An Mutter Anna, der Kurfürstin Sophie und unserer jetzigen Landesmutter der Königin Carola zeigte er, daß sie als wahre Mütter ihres Volkes zu bezeichnen sind, wie sie allen deutschen Frauen ein Beispiel häuslichen Fleißes, mütterlicher Fürsorge und ^frommen Christenthumes geben. Ganz besonders hob er die liebevolle Sorge unserer allverehrtcn Landesmutter Carola hervor, die sie allen Armen und Kranken widmet. Der Herr Redner schloß seine schwungvolle Rede mit einem dreifachen Hoch auf I. Maj. die Königin Carola, in das alle Anwesenden freudig einstimmten. Ferner erfreute Herr Cantor Lehmann die Festversammlung noch durch den Vortrag des Gedichtes: Die Engelsgroschen v. Gebhard. Nachdem durch ein Schlußwort des Herrn Pastor Bürger und einen ge meinschaftlichen Gesang die Feier geschlossen war, bestieg noch Herr Ge meindevorstand Starke aus Munzig die Rednertribüne und brachte in einfachen, aber herzlichen Worten ein dreifaches Hoch aus auf unser erlauchtes Königshaus, sowie auf das Festkomitee, die Herren Festredner und den Ge sangverein. Den Schlußeffekt der Feier bildete ein prächtiges Feuerwerk, das durch Herrn Weber aus Kesselsdorf abgebrannt wurde. —War diese Festlichkeit bloß für die Kirchengemeinde Burkhardswalde berechnet, so hatten sich doch Teilnehmer aus allen umliegenden Ortschaften eingefunden, so daß die Zahl der Versammelten auf bald 500 geschätzt wurde. Das ganze Fest ist als ein wohlgelungenes zu bezeichnen, und es wird jedenfalls jeder der Teilnehmer die Burkhardswalder Wcttinfeier als eine angenehme Er innerung aufbewahren. Besondere Anerkennung verdient, daß unser Land tagsabgeordneter Herr Rittergutspachter Horst-Rothschönberg die Festver sammlung telegraphisch begrüßt hat. — Dieser für die Erwachsenen be stimmten Feier schloß sich heute eine Feier für die Jugend an. Um 10 Uhr vormittags versammelten sich die beiden ersten Schulkassen, sowie der Schulvorstand und verschiedene Freunde nnd Gönner der Schule im ersten Schulhause zu einem Schulaktus. Die Feier wurde durch das Lied: „Vater, kröne Du mit Segen u. s. w." und ein von Herrn Cantor Lehmann ge sprochenes Gebet eingcleitet. Darnach sprach Herr Cantor Lehmann in längerer Rede über die Verdienste der Wettiner, wie sie sich um die evangelische Kirche, das gesammte Schulwesen und das Volkswohl in allen seinen Be ziehungen erworben haben. Dazwischen eingeflochtene, von Schulkindern vorgetragene Deklamationen führten eine angenehme Abwechslung herbei. Den Schluß bildeten mehrere patriotische Gesänge und das Lied: „Nun danket alle Gott." — Bei der Audienz der Abgeordneten der Ersten und Zweiten Stände kammer überbrachte der Präsident der Ersten Kammer Sr. Majestät dem König drei Millionen Mark als Geschenk des Landes und hielt dabei folgende Ansprache: „Allerdurchlauchtigster König, Allergnädigster König und Herr! Ew. Majestät nahen wir im Auftrage der Landes- tretung, um Ew. Majestät zu dem Feste des Königshauses ihren ehrfurchts vollsten Glückwunsch darzubringen. — Acht Jahrhunderte sind verflossen, seit das Haus Wettin die Zügel der Regierung in der Mark Meißen er griffen hat. Lauter Jubel durchtönt das Land; das ganze Land will di? Festtage des Königshauses mitfeiern. Unter schweren Anfängen hat unter Führung des Hauses Wettin erst der Boden, auf dem wir stehen, mit dem Schwerte gegen zahlreiche Feinde vertheidigt und behauptet werden müssen, ehe deutsche Art auf demselben hat erblühen können. So oft aber auch harte Heimsuchungen ergangen sind, immer hat, Dank dieser Führung und der Fürsorge dieser edlen Fürsten, es sich schnell wieder cmporgehoben. In der innigen, Jahrhunderte langen Wschselverbindung zwischen Volk und angestammten Regentenhause, in dem geschichtlich ge wordenen gemeinsamen Tragen von Freud und Leid, in diesem Zusammen schmelzen in Treue liegt die Zauberkraft, die das Band gefestigt hat zwischen Fürstenhaus und Sachsens Volk, die durch nichts ersetzt werden kann — liegt auch die Wurzel des Segens der Gegenwart, den wir genießen. Diese Treue der Gesinnung und ehrfurchtsvoller Dankbarkeit bringen wir auch heute Ew. Majestät als erneuerte Huldigung entgegen. Wir bitten Ew. Majestät, dieselbe Allergnädigst entgegen zu nehmen, sowie den besonderen ehrerbietigen Dank der Kammer der Ständeversammlung, daß Ew. Maje stät die Huld gehabt haben, sie in dieser Festzeit um sich zu versammeln. Möge auch fernerhin immerdar Glück und Segen auf dem Hause Wettin und seinen Sprossen ruhen zum Heile des Fürstenhauses und des Landes, über welchem sein königliches Scepter waltet. Lrovickonkiao momor. Noch eine ehrfurchtsvolle Bitte haben wir vorzulragen. Die Landesver tretung konnte das Fest nicht herannahen lassen, ohne darauf Bedacht zu nehmen, dem Jubelruse des Augenblickes etwas Dauerndes hinzuzufügen. Das Residenzschloß zu Dresden ist die ehrwürdige Heimstätte geworden, von wo aus die Regenten des Landes den Segen über dasselbe verbreitet haben, der Mittelpunkt ihrer Regententhätigkeit. Wir bitten Ew. Majestät bei Gelegenheit dieses Festes als Zeichen ehrfurchtsvoller Dankbarkeit eine Ehrengabe zu Füßen legen zu dürfen, die Ew. Majestät nach freiem Be lieben zu möglichst wohnlicher Ausgestaltung dieser Heimstätte, sowie nach Befinden des Jagdschlosses zu Moritzburg Allergnädigst verwenden zu wollen geruhen mögen. Wir haben die betreffende ständische Schrift, worin wir um das Allerhöchste Acceptationsdecret bitten, bereits an das Königliche Gcsammtministeriuin abgegeben. Im Auftrage der Landcsvertretung richten wir noch besonders diese Bitte auch mündlich an Ew. Majestät, das Weitere Ew. Majestät Bestimmungen überlassend, und nur den Wunsch beifügend, daß Gott gnädig Ew. Majestät noch recht lange frisch und kräftig unter Ew. Majestät getreuen Sachsenvolke in dieser erneuten Heim stätte wohnen und Segen Ew. Majestät Regierung über das Land ver breiten lassen möge. — Bei dem anläßlich des Wettinjubiläums stattgehabten Empfang der aus 22 Herren bestehenden Abordnung der sämmtlichen Städte des Königreichs Sachsen vor Sr. Majestät dem König hielt Herr Ober bürgermeister Dr. Stübel folgende Ansprache: „Die Städte des König reiches, deren Vertreter, Eurer Majestät Glück und wegen wünschend, sich nahen dürfen, gehören zwar zu den ältesten politischen Körperschaften des Landes, aber es ist keine unter ihnen, die nicht ihr Stadtrccht von den Regenten aus dem Wettiner Fürstenhause empfangen, keine, die nicht ihr Gedeihen dem gnädigen Schutze desselben zu verdanken hätte. Daran werden wir in diesen Jubelfesttagen auf's Neue erinnert, und hat auch im Laufe der Jahrhunderte das Verhältniß zwischen dem Herrscherhaus- und den Städten des Landes so manchen Wechsel erfahren, Ew. Majestät gegenüber bedarf es wohl kaum der Versicherung, daß die sächsischen Stadtgemeinden allerhöchst Ihnen und dem hohen Königshause in unerschütterlicher Treue ergeben sind; darf ich doch im Namen Aller der Ueberzeugung Ausdruck geben, daß keinem Allcrhöstihrer Vorfahren das Land mit größerer Liebe und Verehrung anhing, wie Ew. König!. Majestät und Ihrer Majestät unserer huldreichen Königin, einer Mutter des Landes, wie keine zuvor gewesen. Die Erfüllung der Pflichten der Dankbarkeit, des Gehorsams und der Treue können wir uns nicht zum Verdienste anrechnen, aber wir empfinden die höchste Freude darüber, gebannt zu sein in den Zauberkreis der von Gott Ew. Majestät verliehenen Persönlichkeit. Um so heißer ist daher auch unser Wunsch, daß es Ew. Majestät noch Jahrzehnte lang ver gönnt sein möge, in der Fülle der Kraft zum Heile des Landes das Scepter zu führen und daß noch Jahrhunderte hindurch das Haus Wettin allen Fürstenhäusern Europa nicht nur an Alter, sondern auch weithin Segen bringend wie bisher voranleuchten möge. Das walte Gott!" Airchennachrtchten ans Wilsdruff. 1. Sonntag nach Trinitatis: Vorm. '/,8 Uhr Beichte. 8 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Ev. Luc. 16, 19—31. Nach der Predigt Feier des h. Abendmahls. Nachm. 1 Uhr Christenlehre mit der erwachsenen weiblichen Jugend. Veberzeugung macht mahr. Karlsfelde bei Bärwalde N.-M. Seit Jabren an'einem Magenleiden sowie Verstopfung und Appetitlosig keit leidend, habe ich nach vielen vergeblichen Versuchen mit verschiedenen Mitteln die Dr. Fernest'sche Lebens-Essenz gebraucht und bin ich jetzt voll ständig von diesen Uebeln befreit, weshalb ich jedem ähnlich Leidenden Ihre Essenz aus voller Ueberzeugung empfehlen kann. Folg mann, Schneide müller. 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