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— An der Niedcrwarthaer Elbbrücke in Wildberg bei Kötzschen- broda fiel am Donnerstag ein beim Ausladen eines Kohlenkahnes mit beschäftigter Arbeiter in die Elbe und kam nicht wieder zum Vorschein. Die Leiche ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. — Fwickau. Die Wasserfluthen am 4. Juni haben in unserer Stadt und im Dorf Weißenborn noch mehr gehaust, als diejenigen am 20. Mai. Die Fluth war höher, hat die Wege und Straßen wieder zer stört, und alle Opfer an Zeit und Geld für Wiederherstellung der am 20. Mai so schwer beschädigten Straßen, Wiesen, Felder rc. mit einem Schlage wieder vernichtet. — Im Bezirke der königl. Ämtshauptmannschaft Zwickau sind bis jetzt 15 Blitzschäden gelegentlich des Unwetters am 4. Juni gemeldet worden, dazu kommen noch 7 Blitzschläge im Stadtbezirk, wobei Blitzschläge in Bäume rc. noch nicht einmal allenthalben berücksichtigt oder gemeldet sein werden. — Am 3. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 4<Vg Staatsschulden-Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/ 66 und /68, 4"/o (vormals 5"/„) dergleichen vom Jahre 1867, 4"/,, der gleichen vom Jahre 1869, 4"/«, dergleichen vom Jahre 1870, die durch Abstempelung in Z'/Z/g und 4"/» Staatspapiere umgewandelten Löbau- Zittauer Eisenbahnaktien Int. und L, ingleichen die den 1. Dezember 1890 und beziehentlich den 2 Januar 1890 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3Vz"/„ Partialobligationen von den Jahren 18^/^ und 4"/„ dergleichen vom Jahre 1866 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn- Compagnie betroffen worden find. Die Inhaber der genannten Staats papiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zu gleich die in den früheren Terminen ausgelosten bez. gekündigten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staats kassen können eine Prüfung, der ihnen zur Zahlung präsentirten Zins scheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsscheine ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgeloster Kapitale über den Fälligkeitstermin hin aus in keinem Falle stattsindet, so werden die von den Betheiligten in Folg« Unkenntniß der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungs listen (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — Ein erschütternder Fall. Jene Frau Postsekretär Beyer in Dres den, welche am 2. September v. I. aus dem 2. Stock eines Hauses auf das Straßenpflaster stürzte und infolge der erhaltenen schweren Verletzungen monatelang in der Diakonisfenanstalt verpflegt wurde, nun aber ihren sechs Kindern wiedergegeben war, erfreute sich dieses unter Qualen lange ersehnten Glückes nur kurze Zeit. Ani Mittwoch Abend entfiel ihr eine kleine Pe troleumlampe, die Kleider fingen sofort Feuer und die Aermste rannte nun in ihrer Vcrzweifelung ganz in Flammen gehüllt, bis nach dem Souterrain herab, wo endlich ein Hausbewohner die Flamme erstickte. Doch — es war zu spät. Noch in der Nacht ist die unglückliche Frau ihren furchtbaren Qualen erlegen. — Zn dem in Reichenbach i. V. von dem Wolkenbruch am meisten betroffenen Stadttheile ist Donnerstag Vormittags, auch eine große Feuers brunst ausgebrochcn. Soviel bis jetzt gemeldet wurde, sind eine Fabrik und 8 Häuser eingeäschert. — Ueber das vorerwähnte Feuer in Reichenbach wird noch be kannt: Donnerstag gegen 3 Uhr Morgens entstand Feuerlärm. Es brannte die Schaarschmidt'sche Fabrik in der Dunkelgasse. Zum vorhergegangenen Wasserschaden kam auch noch der Feuerschaden, damit das Sprichwort seine Bestätigung fand: „Ein Uebel kommt selten allein." Es war für die schnell herbeieilende Feuerwehr ein nicht geringes Stück Arbeit, in den völlig verwüsteten Straßen die Löschgeräthe transportiren zu können. Das niederstürzende Balkenwerk durchschlug endlich die Decke zum Saale und in kurzer Zeit verkündete eine mächtige Feuergarbe, daß das gefräßige Ele ment die Wolle erfaßt habe. Vormittags 9 Uhr hatte der Brand in der Bach und Dunkelgasse bereits eine solche Ausdehnung angenommen, daß außer der Fabrik des Herrn Schaarschmidt bereits zehn Häuser einen Schutt- und Trümmerhaufen bildeten. Das schon erweichte Mauerwerk kam dem zerstörenden Feuer in seinem Vernichtungswerke auf halbem Wege entgegen. Zahlreiche Familcn sind obdachlos geworden; sie kampierten gestern Vormittag noch auf naheliegenden Plätzen, in Straßen und Gärten mit ihrer oft nur zum geringsten Theile geretteten Habe. ' ^"7.^"glaublich, aber wahr. Daß jetzt mit allen möglichen Kniffen di« Geschäfte gemacht werden, ist ja eine allbekannte Thatsache, aber die nachfolgend erzählte Art der Geschäftsempfehlung dürfte denn doch noch neu sein. Zwei Herren begegnen sich in einer Nachbarstadt; der eine geht am Stock und schaut gar trüb und traurig aus, der andere zieht höflichst seinen Hut, kehrt wieder mit um und erkundigt sich theilnehmend nachdem Befinden seines Begleiters. Ach, lieber Herr X., es will gar nicht mehr recht gehen, werde nun auch alt und schwach, ich habe das Leben recht herzlich satt." Die Beiden unterhalten sich weiter und als sie sich trennen, nimmt der Begleiter des alten Herrn seine Geschäftsempfehlungskarte heraus und überreicht sie ihm mit den Worten: „Halte mich bei Bedarf bestens empfohlen, lieber Herr X. Adieu!" Auf der Karte aber stand: — Ceremonienmeister X. empfiehlt sich zur Besorgung von Beerdigungen, Särgen rc. einem hoch- g-neigten Wohlwollen. — Hur Erleichterung des Besuches der anläßlich der Wettiner Jubelfeier in Dresden stattfindenden Festlichkeiten wird die sächsische Staatsbahn-Verwaltung denjenigen Rückfahrtkarten, welche am 17., 18. und 19. Ium d. I. nach Dresden, beziehentlich, soweit directe Karten nicht vorhanden, m der Richtung nach Dresden gelöst werden, je eine 6 tägige Giltigkeit zur Rückfahrt beilegen. — Ein recht betrübender Unfall ereignete sich am Donnerstag Nach mittag an der Niederwarthaer Elbbrücke in Wildberg bei Kötzschenbroda. Ein beim Ausladen eines Kohlenkahns mit beschäftigter Arbeiter fiel in die Elbe und kam nicht wieder zum Vorschein. Die Leiche ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Bedauernswerth und betrübend ist der Vorfall um so mehr, als der ertrunkene Arbeiter Höhme aus Zitzschewig eine zahl reiche Familie saft existenzlos zurückläßt. — Lausigk. Am 5. Juni Abends kam von Norden her ein Schloßen- wetter, dem ein mehrere Minuten anhaltender Hagelschlag voranging. Hier und da hatten die Hagelstücke die Größe von Hühnereiern. Der durch das Unwetter entstandene Feldschaden ist nicht so erheblich, dagegen aber hat das Unwetter den Fensterscheiben arg mitgespielt. — Scharfenberg, 5. Juni. Unter dem Vorsitze des Herrn Schul- rath Wangemann tagte hier eine größere Lehrerversammlung des Bezirkes. Nach einem gemeinschaftlichen Gesänge und einem Gebete des Vorsitzenden gab derselbe wichtige, das innere Schulleben betreffende Mittheilungen und Winke. Hierauf hielt Herr Lehrer Korb einen Vortrag über den Unter richt in der Naturkunde. Es wurde u. A. besonders betont, daß es An gesichts der großen Unwissenheit in Dem, was der Gesundheit schadet oder nützt, höchst nothwendig sei, die wichtigsten Lehren der Gesundheitslehr« mit den Schülern, namentlich auch mit den Mädchen zu besprechen. — Welch eine Unsumme von Elend selbst ein glücklicher Krieg mit sich bringt und über Jahrzehnte hinaus verbreitet, erhellt in höchst be trübender Weise aus einem Bericht des Vereins zur Unterstützung von Invaliden der sächsischen Armee und der Hinterlassenen der Gefallenen dieser Armee, des „Sächsischen Militär-Hilfs-Vereins", der seine ursprüng liche im Jahre 1866 hervorgerufene Thätigkeit seit dem Kriege 1870 auch auf die Invaliden, Wittwen und Waisen der in diesem Feldzuge Ge fallenen der deutschen Land- nnd Seemacht innerhalb des Königreichs Sachsen ausdehnte. So viel auch von Staatswegen geschehen ist, um die Nachtheile, welche Tausende an ihrer Gesundheit erlitten, zu mildern, so sind doch durch die Schranken, welche das Gesetz nothwendigerweise ziehen mußte, noch viele auf die private Wohlthätigkeit angewiesen, welche dem Vaterlande Leib und Leben zum Opfer brachten. Diesen Hilfe zu bringen, ist das Bemühen des obengenannten Vereins, und in welch groß artiger Weise er dieses Bemühen bethätigt, beweisen folgende Zahlen. Während seines nunmehr 22jährigen Bestehens sind an einmaligen und laufenden Unterstützungen, in den abgerundeten Summen an Invaliden und Hinterlassenen von Gefallenen aus dem Feldzuge 1866 gewährt worden 288000 Mark und solche aus dem Feldzuge 1870/71 680000 Mark Auch im Jahre 1888 sind noch 653 Parteien, deren Verhältnisse den sorgfältigsten Erörterungen unterzogen worden waren, 19694 Mark auf gewendet worden. Immer aber gehen noch neue Unterstützungsgesuche ein, so daß die Hilfsquellen des Vereins nahezu erschöpft sind, und er sich in die Nothwendigkeit versetzt sehen würde, viele, die dem Elende zu verfallen drohen, zurückweisen, wenn ihnen nicht die allgemeinste Wohl thätigkeit zu Hilfe kommt. Es ist gewiß kein vergeblicher Appell an die Hilfsbereitschaft aller, die sich der Segnungen des so schwer errungenen Friedens erfreuen, für diejenigen ein Schärflein zu opfern, die einst mit ihrem Blut die zerissenen Bruderstämme zusammenkitten halfen und jetzt entweder selbst, oder deren Hinterbliebene Mangel leiden müssen. Auch die kleinste Gabe ist von Werth, denn viele Etwas geben ein Viel. — Die „Leipz. Ztg." beschäftigt sich in einem längeren Artikel mit den Arbeiterausständen der Bergleute in Preußen und Sachsen und zieht daraus eine Lehre, welche für die sächsischen Behörden sehr schmeichelhaft klingt, dagegen harte Vorwürfe für die Behörden in Rheinland-Westfalen enthält. Das Verhalten der Behörden in den beiden Staaten wird in folgender Weise einander gegenübergestellt: „Die ruhige, besonnene Art, wie die rheinisch-westfälischen Arbeiter ihre Forderungen formulirten, den Aus druck höchsten Vertrauens, das sie dem Träger entgegenbrachten, hatte ihnen überall Sympathien erworben. Umgekehrt überschritten die Forderungen, mit denen unsere crzgebirgischen Arbeiter zu Anfang d-r Bewegung her vortraten, und nicht minder die Sprache, in welche sie dieselben einkleideten, so sehr alles verständige Maß, daß die Theilnahme, auf welche jedes be rechtigte Streben der Arbeiter nach Verbesserung ihrer Lage bei der Be völkerung rechnen darf, dadurch wesentlich beeinträchtigt wurde. Aber schon nach wenigen Tagen war die Sachlage die entgegengesetzte. Während die rheinischen Behörden in auffallender Passivität verharrten und die Parteien sich lediglich selbst überließen, übernahmen die sächsischen Behörden von Anbeginn die Vermittelung; daß sie dieselbe mit ebenso viel Takt wie Wohlwollen mit strengster Unparteilichkeit geführt, wird ihnen allseitig bezeugt. Die Folge war, daß in Rhein-Westfalen, wo die Verhandlung durch das Wort des Kaisers so glücklich augebahnt war, sich Mißverständ nisse, deren Aufklärung und Beseitigung einem unbetheiligten Dritten nicht schwer gewesen wäre, auf Mißverständnisse thürmten und die Lage sich immer bedrohlicher gestaltete, während in Sachsen unter der vermittelnden Thätigkeit der Behörden Maß und Besonnenheit auch bei den Arbeitern in kurzer Zeit das Ucbergewicht gewannen, und die Verhandlungen in wenigen Tagen zu einem Ergcbniß gediehen, das allen billigen Wünschen der Arbeiter wie der Lage des Industriezweiges und der Arbeitgeber ge recht ward. Von einer Mißstimmung, wie sic doch unter der Asche noch fortglimmt, ist hier nichts zu hören gewesen." Das Organ der sächsischen Regierung kommt schließlich zu dem Ergebniß, daß der Staat die Ver mittelung zwischen Arbeitern und Arbeitgebern übernehmen müsse. Auf fallend ist es, daß der preußische „Staatsanzeiger" diesen Artikel des säch sischen Blattes in seiner Rubrik „Zeitungsstimmen" zum Abdruck bringt und damit seine Zustimmung zu dem Tadel zu erkennen giebt, der hier über das Verhalten der preußischen Behörden ausgesprochen wird. Vermischte-. * Brennender Personenwagen. In der Nacht zum 26. Mai brannte bei der Station Wileiki, im Postzuge, der aus Warschau noch Petersburg ging, ein Wagen erster Klasse vollständig nieder. Das Feuer entstand, während der Zug im vollem Gange war. Der Zug wurde sofort ange halten und der brennende Wagen isolirt. Obwohl sofort telegraphisch von der nächsten Station Hülfe verlangt wurde, konnte doch erst nach 25 Minuten ein Zug mit Feuerlöschapparaten anlangen; man ging sofort an die Arbeit, es war jedoch schon zu spät. Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit hatte daS Feuer sein Vernichtungswerk gethan und vom Schlafwagen waren nur die Räder und die Achsen nachgeblieben. Im Sleep!ng-Car hatten sich fünf Reisende befunden: ein Jngenieuroffizier Fabrizius, dessen Frau zwei Kinder und deren Wärterin. Als der Zug zum Stehen gebracht war, gelang es den Gatten, mit einem Kinde aus dem brennenden Wagen zu springen, die Wärterin und das andere Kind kamen in den Flammen um, und ihre verkohlten Leichen wurden aus den verbrannten Resten des Wagens hervor gezogen. Wie Augenzeugen berichten, schlug bei Beginn des Feuers ein« hohe Lohe aus einem Fenster heraus, worauf der ganze Wagen in einigen bis zwölf Minuten in vollen Flammen stand. Ein Kind konnte die arme Mutter noch heraustragen, als sie aber nach dem andern stürzte, war eS schon nicht mehr möglich, in den Wagen zu gelangen, die Wärterin aber hatte wahrscheinlich vor Schreck den Kopf verloren. Nachträglich wurde ermittelt, daß der im Schlafwagen anwesende Schaffner geschlafen hatte und sich ebenfalls kaum hat retten können. Schschmhms. Frci-Cvneert '"Lik"' Anfang 7 Uhr. Nach dem Concert Dazu ladet freundlichst ein L. Schumann.