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Zweites Blatt. ThmM, Noffe«, Ätbtnlehn und die Umgegenden. Imksölaff für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und Mar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis^vierteljäbrlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Truck uw Verlag von Martin Nerger m Wilsdruff. — VerMrwcMich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Donnerstag, den 24. Dezember 18S6 No. 152 Weihnachten. Wie ein Heller Stern ans den Abendwolken hervor- tritt, so erscheint das Weihnachtssest; das Fest der Freude in einer Zeit voller Kämpfe, das Fest des Friedens in mitten von Sturm und Gährnng, das Fest des Lichtes in den Tagen größter Dunkelheit. Und wir wollen uns durch keinen Erdcustreit, dnrch keine trübseligen Strömungen das Hochgefühl der Freude stören lassen, wie es diesem herrlichen Feste eigen ist. Im weihnachtlichen Glanze wollen wir vielmehr die Thatsache erkennen und begeistert fest- halten, daß ein lebendiges Ehristenthum, welches individuell wie ein Salz das Einzellcben durchdringt, auch sozial wie ein Licht das ganze Volksleben durchleuchtet und einen be glückenden Segen darbietct, wie ihn weder das alte Heiden thum mit seiner.Staatsmacht und Kulturblüthe noch auch der moderne Zeitgeist mit seiner brutalen Gewalt oder seiner vergötterten „Wissenschaft" zu bieten vermag. Die vorchristliche Zeit hatte es auch „herrlich weit gebracht". Die griechische Kunst, das römische Recht, orientalische Weisheit — sie erregen jetzt noch nach Jahr tausenden ein bewunderndes Erstaunen. Sogar das Pöbel volk von Athen verfugte über eine Bildung, durch die es befähigt wurde, die Reden eines Demosthenes zu verstehen. Die Vaterlandsliebe feierte auch schon damals erhebende Siege, die Militärmacht trug ihre Adler über die damals bekannte Welt, lind doch versank die alte Welt, ihre bürgerlichen lind militärischen Tugenden konnten sie eben sowenig retten, wie der Sinn für Bildung und Knust. Denn es fehlte allen diesen hohen Schöpfungen des mensch lichen Geistes die Lebenskraft und volksbeglückende Segens macht des rechten Gvttesverhältnisscs, wie es sich auf die Gewißheit der Erlösung aus Sünde und Schuld gründet. Darum nagte der Todeswurm in der Blüthe weltlicher Kultur, und unter der schimmernden Hülle berauschenden Glanzes wogte ein Meer von Jammer und Zwietracht. Wir Neueren leben ja im christlichen Zeitalter, und erfreuen uns vieler Fortschritte. Aber das wahre Christen thum ist nur sehr gering. Was der Dichter sagt, trifft zu: „Weltenheilaud, frei von Sünden, Steig hernieder, blick Dich um: Viele Christen wirst Du finden, Aber wenig Christenthnm!" Und weil des Chrfftenthums so wenig ist, darum ist auch der Rückschritt so groß, trotz aller äußeren tech nischen und kulturellen Fortschritte. Mit dem Zurückgehen des Christenthums verlieren Recht und Gerechtigkeit die Krone. Friede und Wahrheit werden immer seltener. Man vertraut auf äußere Macht, und geblendet vom Glanz berauschender Hof-, Volks-, Militär- und Kirchenfeste sieht man nicht das innere, sittliche und soziale Elend, wie es am Mark des Volkes frißt. Es ist ein Zeichen des 'Z^alistischeu Ixitwahns, daß man überall nur die egoistischen Interessen und die äußere Gewalt vergöttert. Uud Eser Zug geht durch die Reihen der oberen Zehm tausend man minder scharf als dnrch die Massen der unteren Hundertlaulende. Aber wohin wird das führend Zn einem gewaltsamen Zusammenstoß mit dem Resultat eines gegenseitigen Verblutens und allgemeiner Verwüstung oder, was noch schlimmer ist, und Mas wir leider schon im hohen Acaße haben: zu einer inneren Zersetzung und Ver seuchung. Und diese schleichende Korruption ist hundert mal gefährlicher, als eine äußere Revolte. Was kann uns in dieser Zeit, deren Charakter die Charakterlosigkeit ausmacht, helfen? Gesetze sind nicht nnnöthig. Wo man das Gute liebt, muß mau auch das Schlechte bckämpfeu. Aber Gesetze sind blos Formen ohne schöpferische Kraft, und Znchtmittel sind noch keine Heilmittel namentlich dann nicht, wenn sie mit nervöser Hast angewandt nnd mehr nur formale Verstöße treffen nnd nicht den Sitz der Uebelstaude, das materielle Unrecht, Immoralität und Ungerechtigkeit angreifcu. Im Lichte des Christfestes leuchtet uns die wahre Rettung in den Kämpfen der Gegenwart Die christliche Wahrheit ist das Feuer, welchen den gleißenden Schimmer- aller persönlichen, sittlichen und politischen Verlogenheit verzehrt. Die christliche Liebe ist die Macht, welche Wunden heilt und Abgründe überbrückt; sie bewirkt, daß 8l-i6sb886^8e-6t', OUlMtbkrurQVLUmuOk, kümzwsumüivsn stc. empfiehlt die Handlung von Dresdnerstraße Nr. 63, empfiehlt sein großes Lager aller Sorten als: I» V «rLz;«« »IU1 v lkti/xe für Damen und Mädchen. ÄittberfilMuhe in allen Größen. für kleinere Kinder. mit Filz und Pelzfutter für Damen. Fitzschaflstieft! unk MM'ftletteil für Herren. ÄiHL »sirK Li nr Li, UQÜ Iisäsrskistsi mit Pelzfutter für Damen und Mädchen. MLz- mW Emvpantsffel. EmziehpmttoM, SMeNfiLz. HoLzschuh, Holzpantoffel. «Zdii werden besohlt u. ausgebessert. Gleichzeitig mache ich noch auf mein reichhaltiges Lager von Ledrefchnhrvevk aufmerksam u. bitte bei Bedarf mich gütigst zu berücksichtigen Hochachtungsvoll «l. Q Haus - Verkauf. Erbtheilnngshalber soll ein inTanncberg gelegenes schönes, massives »Laus mit Garten, Brandkasse 6400 Mark, aus freier Hand verkauft werden. Bewerber wollen sich bis zum 15. Januar 1897 an den Gutsbesitzer in Msnkkn- 8koin wenden. Die Erben. kW» empfiehlt Robsrt HsinriLli 8eßneill6rm6i8i6r, Vi/il8llruff Nnin^r sied seinen .vevlben stnnclen sowie »Nen Uewoknenn von unä lIm->eAe,nä in empredisnUe IZinnnennnß. WE" keine 8oliäe 8ioffe. "Wiss praelltvolle Mu8i6r-Oo»6Liion. Keelle kellienung. die Feinde nicht blos überwunden, sondern auch gewonnen und versöhnt werden. Das wahre lebendige Christenthum ist der Friede, weil es der Kampf gegen das Unrecht ist. wo es sich findet; gleichviel ob auf deu Gesellschaftshöhen oder in den niederen Volksschichten. Und diesen Kampf gilt's vor Allem zu kämpfen. Mögen auch Kurzsichtigkeit und Uebelwollen Hindernisse in den Weg legen, es darf nicht gerastet, es müssen die Waffen zu immer neuem Kampfe geschärft werden. Denn auf die Dauer kann man doch nicht die Geistesmächte des Chrfftenthums im Volks leben entbehren. Und die Krone in diesem geistigen Kampfe voller Hoffnung, Glaube und Liebe heißt: Friede auf Erden! Deutsche Weltmächten in heidnischer und christlicher Bedeutung. Unsere Altvorderen, die Germanen, hatten für jeden Monat ein religiöses Fest; das größte auf der Grenzscheide unseres jetzigen Jahreswechsels, also Ende Dezember und Anfang Januar. Von der,,Herbst-Tag- und Nachtgleiche ab siegt die Nacht über den Tag, die Finsterniß über das Licht, der Tod über das Leben. Mächtig deckt sich das weite, weiße Leichentuch über das vergehende Leben, der eilige Lauf des Flusses ist in Winters Eis gebannt; aber wehr noch als die grimme Kälte empfanden die Germanen die langen, dunklen Nächte, das Fehlen des Lichtes. Da sehnte man sich der Wintersonnenwende entgegen, jener Zeit, in der die Sonne scheinbar stillstand und sich dann der Erde wieder näherte. Sunnawend, die Zeit der geweihten Nächte, die erst gleich lang und dann wieder kürzer wurden, das ist die Bedeutung des größten heidnisch-germanischen Festes: Weibenachten. Zwölf Tage dauerte dieses Fest der Hoffnung auf das wiederkehrende Licht, da unter dem Eise die Hoffnung wieder grün wurde. Eiu Lichtfest, geweiht und dargebracht dem Lichtgott Baldur, dem Sohne der Frigga, die dem großen Geiste Ooin Wodan vermählt war. Baldur ist die personifizierte Wiedergeburt der Sonne, der liebreichste, wohlwollendste und gerechteste aller Götter. Seine lichtausstrohlende Haut ist weiß, seine Haare sind glänzend wie die Sonne, sein Auge ist blau und seine Augenbraunen werden verglichen mit dem Blätter kranze der Kamillenblume. Wie aber der allbelcbenden Kraft des Lichtes das die Erde furchtbar machende Element des Wassers nicht fehlen darf, so wurde neben dem Gotte des Lichtes auch der großen Göttin aus dem Reiche der Wanen, das ist dem Luftreiche — der lieblichen Freya — dankend und bittend gedacht. Es ist ein selten schönes Bild, das sich uns darstellt. Die Sonnenstrahlen, ausgehend vom Sonnengotte, umjpülen die Wolken und verbinden sich mit diesem Wanen- element zur Hervorbringung einer Schöpfung. Ist die Ver bindung, die Durchdringung geschehen, so ist die Zeit gekommen für dos Walten der Freya: es beginnt ein Grünen und Blühen aus Erden, es wächst die Saat mit Macht empor, es ist Frühling worden. Noch freilich war. es dunkel und finster, aber geweihete Nächte, in denen dieser Segen erfleht wurde: Licht von oben für Leben auf Erden. Da zog die ganze Sippe hinaus ins Freie, den Tempel ihrer Gottheit dort in jenen Götterhainen juchend, wo immergrüne Bäume kündeten, daß doch nicht olles in Winters Banden stand; die grünende Tanne, die Kiefer, Wachholder und Stechpalme legten Zeugniß davon ab, daß die guten Gottheiten noch walteten und wurden deshalb als heilige Pflanzen angesehen. Unter diesen Weihenachtsbävmen brachte man den Gottheiten die Weihnachtsopfer dar. Die vornehmsten Opfergegenstände waren: Pferde, Stiere und Böcke, Hähne, Fische, Aepsel und Nüsse. Das Pferd galt als ein vom obersten Lichtgott Odin-Wodan bevorzugtes Thier. Auf einem Grauschimmel dachte man sich den gewaltigen Gott unter dem Gefolge seiner Geister über die Erde dahinreiten (Wodansheer), die bösen Geister zu verscheuchen und so die Fluren der Menschen schützend. Als Zeichen der Dankbarkeit für den Segen der Land- und Viehwiithschaft wurden Stiere und Böcke geopfert. Der goldene Hahn war der Wächter am Thore der Himmelöburg, wohl unterschieden von dem rothen Hahn, dem Thiere des verderbenbring enden Glutriesen, wie man noch heute bei einer Feuersbrunst sagt: der rothe Hahn schwingt sich aufs Dach. Die Fische gehören dem Elemente des Wassers an, welches durch stete Erneuerung ans dem Wanenreiche der Freya, das ist dem Lust- und Wolkenreich sich rein erhielt nnd nie erschöpfte, dem Element, das all