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MMEMckT MM, W«, Mcilehi Md die AMO«. Arntsö latt für die Kgl. HlmtsbauvtmanllAaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Ztadtrath zu Milsdinff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag- und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 81. Freitag, de« 11. Oktober 18897" , . . —. -. - - - . - Bekanntmachung. Der diesjährige hiesige Herbstmarkt wirb Donnerstag, de« 17. ««d Freitag, de« 18. Oktober abgehalten. Wilsdruff, am 26. September 1889. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Am Berliner Hofe wird die Ankunft des russischen Kaisers, wie es scheint, heute am 11. Oktober erwartet. Augenscheinlich vermeidet man es noch immer, Einzelheiten über die Begegnung der Kaiser von Rußland und von Deutschland bekannt zu geben, aber an der unmittelbar bevor stehenden Zusammenkunft der beiden Monarchen in Berlin ist nicht mehr zu zweifeln. Am Dienstage sind auch aus Petersburg der Minister des kaiserlichen Hauses, Graf Woronzow-Daschkow, der Kommandirende des Hauptquartiers, Generallieutenant Richter, der Chef der kaiserlichen Kanzlei, Flügeladjutant Oberst Graf Olfsufjew und dessen Gehilfe, Kammerjunker Varon Budberg in Berlin eingetroffen. — Die „Post" giebt folgende Details über den Zarenbesuch in Berlin: Nach endgiltigen Bestimmungen wird Kaiser Alexander am Freitag, den 11. Oktober, in Berlin eintreffen und in der russischen Botschaft absteigen. Dort wird das Dejeuner mit den deutschen Majestäten eingenommen werden, am Abend ist Galadiner im Weißen Saale, dann Galaoper, ein Akt aus „Orpheus" und das Ballet „Die vier Jahreszeiten". Sonnabend ist Hofjagd in Letzlingen; Sonntag früh Gottesdienst in der Kapelle der russischen Botschaft, dann Frühstück beim Kaiser-Alexander-Regiment, Abends Abreise. — Kaiser Alexander wird in Kiel von General v. Werder begrüßt werden, der übrige Ehren dienst, zu welchem auch Oberst v. Villau» e gehört, meldet sich in Witten berge. Auf dem Lehrter Bahnhofe bildet die Leibkompagnie des ersten Garderegiments, vor der russischen Botschaft eine Kompagnie des Alexander- regiments die Ehrenwache. Nach Ankunft des Kaisers in der Botschaft findet ein Vorbeimarsch der Spalier bildenden Truppen statt. Bei der Fahrt vom Bahnhof nach der russischen Botschaft eskortirt eine Escadron Gardekürassiere vor dem Wagen und eine Eskadron Garde-Ulanen hinter demselben. Das letzthin im Anschlusse an die amtliche Kundgabe betreffs des Wiederzusammentrittes des Reichstages von offiziöser Seite veröffentlichte Arbeitsprogramm der kommenden Reichstagssession ist inzwischen noch um eine Nummer vermehrt worden. Wie die „Post" meldet, wird dem Reichstage auch eine Vorlage über die aus Reichsmitteln unterstützten Dampferlinien nach Ost-Afrika zugehen und man demnach regierungs seitig den bisherigen Widerstand gegen diesen von den Freunden der deut schen Kolonialpolitik schon längst angeregten Plan aufgeben. Ob die Reichsregierung sich zu der ostäfrikanischen Dampfer-Vorlage mehr aus Politischen oder mehr aus wirthschaftlichen Gründen entschlossen hat, wird man ja bei der Einbringung des Entwurfes erfahren, aber das Eine läßt sich schon jetzt sagen, daß die Behauptung des deutsch-ostafrikanischen Ge bietes durch eine dasselbe mit dem Mutterlande verbindende direkte Dampfer linie wesentlich erleichtert werden wird. Im Reichstage dürfte die Vor lage wohl kaum auf großen Widerstand stoßen und die zu gewärtigenden Einwendungen der abgesagten Feinde aller überseeischen Unternehmungen des Reiches werden unschwer zu beseitigen sein. Am 15. September hat die Bevölkerunzszahl Berlins 1500103 betragen. In einer erstaunlich kurzen Zeit hat Berlin diese hohe Zahl erreicht; vor 20 Jahren zählte die Hauptstadt Preußens über eine halbe Million Einwohner, etwas später folgte dann die Einverleibung einer Anzahl Vororte, so daß auf diese Weise ein Zuschlag zu der bereits vor handenen Bevölkerung erfolgte. Von diesem Zeitpunkte, als seit etwa einem Vierteljahrhundert nahm die hauptstädtische Bevölkerung durch einen außerordentlichen Zuzug, sdwie durch einen beträchtlichen Ueberfluß der Geburten über die Zahl der Sterbefälle stetig zu. Im Jahre 1876 trat Berlin in die Reihe der Millionenstädte Europas und nach weiteren drei zehn Jahren hat es die WeghLlfte zur zweiten Million zurückgelegt. Nach ziemlich zuverlässigen Schätzungen wird mit dem abgelaufenen Jahrhundert Berlin seine volle zwei Millionen Einwohner zählen. Sämmtliche Hafenarbeiter in Flensburg haben wegen Lohndifferen- zen die Arbeit eingestellt. Als in den letzten Tagen mehrere Dampfschiffe mit Korn einliefen, verlangten sie für das Löschen für den Sack 2 Pfennige mehr, als sie bisher erhalten hatten. Seit Jahren wurden hier für das Löschen für den Sack 6 Pfennige gezahlt. Zu jedem Sack waren vier Arbeiter erforderlich, so daß also ein Arbeiter an jedem Sack 1'/z Pfennig verdiente. Bei mäßiger Arbeit konnten vier Arbeiter täglich 500 bis 600 Säcke löschen, welches einen Gesammtverdienst von 30 bis 36 Mk., oder für jeden Arbeiter einen Tagelohn von 7,50 bis 9 Mk. ergab. Bei der verlangten Lohnerhöhung von 2 Pfennigen für den Sack würden 4 Ar beiter zusammen täglich einen Arbeitsverdienst von 40 bis 48 Mk. erzielen, und jeder Arbeiter würde somit 10 bis 12 Mk. für den Tag verdienen. Diese Forderungen lehnten die Kornhändler ab. Von den im Hafen lie genden Getreideschiffen konnte nur ein kleiner Theil gelöscht werden. Mit Unterstützung der Handelskammer haben die Flensburger Rheder Schritte gethan, um von auswärts Arbeiter heranzuziehen. Es scheint, als ob die Flensburger Hafenarbeiter mit den englischen Dockarbeiten eine gewisse Fühlung haben. Auf Veranlassung der Handelskammer waren Soldaten des 86. Regiments zum Entlöschen requirirt. Eine Deputation der Streikenden begab sich darauf zum Brigade-Kommandeur und bat den selben, die Soldaten zurückzuzichcn, was auch in Aussicht gestellt wurde. Die Getreideeinfuhr Deutschlands weist im laufenden Jahre fortdauernd eine sehr bedeutende Entwickelung auf. Nach dem neuesten HandlesauS- weise der Reichsstatistik sind in den acht Monaten vom Januar bis Au gust d. I. eingeführt worden: 3,642,383 Doppelcentner Weizen, 7,184,113 Dopvelcentner Roggen, 3,489,317 Doppelcentner Gerste und 1,739,239 Doppelcentner Hafer. Die Gesammteinfuhr an diesen vier Hauptgetreide- arten stellt sich darnach mehr als auf 16 Millionen Doppelcentner. In fast allen frühreren Jahren ist die Einfuhr während der ersten acht Mo nate hinter diesem Quantum weit zurückgeblieben; nur das Jahr 1884 zeigt für diesen Zeitraum eine um ein Geringes höhere Gcsammtziffer. Der Umstand, daß in diesem Jahre Hamburg und Bremen, die früher als Zollausschlüsse in die deutsche Handelsstatistik nicht inbegriffen waren, jetzt nach dem Zollanschluß vollständig zum Inland gerechnet werden, kann an diesem Resultat nichts ändern. Einen besonders großen Umfang hat der Import von Roggen und Gerste angenommen; seitdem eine genaue statistische Ermittelung der Einfuhr stattfindet, d. h. seit dem Jahre 1880 sind von diesen Getreidearten während der Zeit vom Januar bis August niemals so bedeutende Mengen aus dem Auslande bezogen worden, wie in diesem Jahre. Daß trotz der sehr hohen Zölle die Einfuhr eine solche Aus dehnung erlangen konnte, ist der überzeugendste Beweis dafür, in welchem Umfange Deutschland der Versorgung mit ausländischem Getreide bei nicht günstigem Erntcausfall bedarf. Bei dichtem Nebel stieß am 7. Oktober um 2 Uhr Nachts beiPostel- berg knapp vor der hohen Bahnbrücke der von Dux kommende Lastzug mit einem im Verschieben begriffenen Lastzüge zusammen. Der Manipu lant Kastner blieb sofort todt, drei Mann des Zugspersonals wurden schwer verletzt; viele Waggons wurden zertrümmert und die Waaren weithin zerstreut. Wien. Das große deutsche Sängerfest in Wien, das im August nächsten Jahres 15000 deutsche Sänger in der Kaiscrstadt an der schönen blauen Donau vereinigen soll, erfordert große Vorbereitungen, die nun mehr im Gange sind. Als Festplatz ist vom k. k. Oberhofmeisteramt die Feuerwerks«iese im Prater überlassen. Dieser Platz hat 44000 Hm und kann ganz gut die Festbauten aufnehmcn. Der Festausschuß beabsichtigt zunächst, sich durch eine Anzahl hervorragender Persönlichkeiten zu ver stärken, um mit deren Hilfe den Garantiefonds aufzubringen. ES dürfte dies um so leichter nun geschehen können, da nunmehr nicht nur der Schubertbund allein, sondern auch der Wiener Männergesangverein die Theilnayme für eine würdige Durchführung des Festes in allen Kreisen zu beleben sucht. Die Vercinsleitung hat bereits ein Rundschreiben an die Mitglieder erlassen und darin betont, daß dem Feste als einer deutschen Sache alle Sympathien entgegengebracht werden sollen; auch hat der Verein sogleich 1000 Mk. zum Garantiefonds gezeichnet. Man hofft aber auch, daß die einzelnen Mitglieder in dieser Hinsicht sich noch besonders opfer bereit finden lassen. Man erwartet von dem Vorgehen des Männerge- sangvereins den besten Erfolg für das Sängerfest. Die am Sonntag iu Frankreich abgehaltenen Stichwahlen für die Erneuerung der Abgeordnetenkammer haben den im ersten Wahlgang am 22. September von den Republikanern errungenen Sieg vervollständigt. Dank der Geschlossenheit der Republikaner ist die Zahl der gewählten Gegner der Republik geringer ausgefallen, als man beiderseits erwartet hatte. Der Ansturm gegen die Grundlagen der bestehenden Staatsordnung darf als zurückgewiesen gelten. Ein Kampf um die fundamentalen Grund lagen der Verfassung steht in der neu gewählten Kammer nicht bevor. Die monarchistischen Blätter gestehen zu, daß jeder Gedanke an Revision nunmehr aussichtslos ist. Dieselben Blätter sprechen dagegen die Hoff nung aus, daß die Republikaner jetzt eine gemäßigte, conservative und to lerante Politik einschlagen werden, und verheißen denselben dafür unver hüllt das Entgegenkommen uud die Mitwirkung der conservativen Rechten. Die Abendblätter heben hervor, daß die gemäßigte republikanische Gruppe statt 6, jetzt 50 Mitglieder mit Leon Say und Ribot zähle. Die Ma jorität werde daraus ersehen können, in welche Richtung sie sich bewegen müsse, wenn sie die Republik festigen, dem Lande den inneren Frieden geben und neuen Agitationen vorbeugen wolle. Der „TempS" hält die Umstände für günstig, um eine Politik der Versöhnung unter allen Elasten sowie praktische Reformen und eine Politik der Ordnung und des Friedens einzuleiten. Die „Republique franyaise" fragt die besiegten Monarchisten, ob sie einen ehrenvollen Frieden schließen oder in schlechter Gesellschaft