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Stoff ist mit Goldfäden reich durchwoben, welche die griechische Krone und andere sinnige Muster darstellen. Der. Fackelzug, welcher am Sonntag Abend dem deutschen Kaiser paare und den hohen Gästen in Athen dargebracht wurde, war das großartigste Schauspiel, das Athen bis jetzt gesehen. Der Fackelzug be stand aus etwa 20 000 Fackelträgern mit unzähligen Musikcorps, der Schloßplatz und das Schloß waren durch etwa 100 000 chinesische Laternen magisch beleuchtet, geradezu feenhaft aber war die Beleuchtung der Akropolis. Dies glanzvolle Schauspiel spottet jeder Beschreibung. Kaiser Wilhelm II. und unser König hielten vom Schloßbalkon aus Ansprachen an die begeisterte Volksmenge. Die ganze Stadt war illuminirt, die Straßen elek trisch beleuchtet. Kaiser Wilhelm soll über den ihm und seiner Gemahlin gewordenen warmen Empfang entzückt sein und unsern Ministerpräsidenten Tri- kupiS, welcher vom Kaiser sehr ausgezeichnet wurde, gebeten haben, der Be völkerung in seinem und seiner Gemahlin Namen Dank zu sagen. Rom. Der „Polit. Corresp." wird von hier gemeldet, daß das deutsche Kaiserpaar die Rückreise gleichfalls über Italien mache. Die Majestäten sollten am 11. November in Venedig eintreffen, sich von da nach Monza begeben, wo am 12. im Schloßpark große Jagd stattfindet, für 13. November sei ein Ausflug an den Comersce geplant. Konstantinopel. Der Sultan hat bestimmt, daß Marschall Ali Nizami-Pascha, der Präsident des Staatsrathes, Aarisi Pascha, der Unter richtsminister Münif Pascha, die Generäle Achmed Pascha, v. d. Goltz und Strecker Pascha Ihren Majestäten dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Augusta Victoria bis zur Insel Tencdos entgegenfahren. In der Entsendung Strecker Paschas erblickt man hier eine besondere Auf merksamkeit des Sultans für Se. Majestät den Kaiser Wilhelm, da Ge neral Strecker auch im Jahre 1869 dem damaligen Kronprinzen, nach maligen Kaiser Friedrich, bei dessen Anwesenheit in der türkischen Haupt stadt zugetheilt war. Die deutsche Kolonie nahm eine von dem Berichter statter der „Köln. Ztg." Julius Großer, und Musteschar Horn verfaßte, Sr. Majestät dem Kaiser zu überreichende Adresse einstimmig an und beschloß, dem Kaiser mit 3 Schiffen bis nach San Stefano entgegenzu fahren und zu Ehren der dienstfreien Herren des kaiserlichen Gefolges und der Marineoffiziere ein großes Diner, sowie am folgenden Tage einen Commers zu veranstalten. Konstantinopel, 29. Oktober. Seit heute Mittag wüthet in Skutari eine große Fenersbrunst; gegen Tausend Häuser sollen eingeäschert sein. Der Brand dauert noch fort. Der „Kreuz-Zeitung" wird gemeldet: Ein Telegramm aus Kon stantinopel berichtet, der Zarewitsch werde auf der Rückreise nach Peters burg den Sultan besuchen. Der „Magdeb. Ztg." schreibt man von Wien: Die Verlobung des Fürsten Ferdinand von Bulgarien mit der ihm anverwandten orlean- istischen Prinzessin, Tochter des Herzogs von Alenyon, gilt auch in hiesigen politischen Kreisen für eine Thatsache. Als Urheberin dieser Ver bindung gilt die Mutter des Fürsten, Clementine, bekanntlich selbst eine geborene Orleans. Auch der Besuch des Fürsten Ferdinand in Coburg hängt natürlich mit dem Hochzeitsplane zusammen, da der Herzog von Coburg das Oberhaupt der Familie ist. Die Herzogin von Alen<;on ist eine Nichte der Kaiserin von Oesterreich. Wollte man aus der Hinneigung des russischen Zaren zu den Orleans, deren Herrschaft in Frankreich man in Rußland gern sehen würde, den Schluß ziehen, daß die geplante Ehe des Bulgarenfürsten mit einer Orleans politisch dahin zu deuten wäre, der Abneigung des Zaren gegen die Anerkennung des Coburgers aus dem bulgarischen Throne solle durch eine Fürstin aus dem Stamme der Orleans begegnet werden, so würde man hiermit durchaus sehlgehen. Es liegen Aeußerungen des Zaren vor, die erkennen lassen, daß seine politische Werthschätzung der Orleans in der letzten Zeit sehr gesunken ist. Die Arbeiterbewegung in England, welche in stetem Zunehmen begriffen ist, wird von den deutschen Sozialdemokraten mit größter Auf« merksam verfolgt. Die Organisation der Arbeiter und Arbeiterinnen wird in den englischen Jndustrieorten mit der größten Energie und Beharrlich keit betrieben und unaufhörlich werden Kundgebungen zu diesem Zweck veranstaltet. „Es geht vorwärts", so wird dem „Berliner Volksblatt" ge schrieben, „es ist Kampf da, Bewegung, Leben. Der Gedanke der Ar beiteremanzipation bricht sich überall Bahn." Wenn die deutschen Sozial demokraten so hoffnungsfreudig auf die englische Bewegung blicken, so hat das seinen Grund nicht allein darin, daß man von dem dortigen Beispiel eine günstige Einwirkung auf die hiesigen „Genossen" erwartet, sondern auch in dem Umstande, daß von dort aus die internationale Verbindung der Sozialdemokraten eingeleitet und verwirklicht werden soll. So hat gegen die Mitte v. M. in Birmingham eine Bergarbeitcrkonferenz getagt, auf welcher nach Berichten, die wohl ein wenig übertrieben sind, 227 500 Bergarbeiter vertreten gewesen sein sollen. In dieser Konferenz ist be schlossen worden, für den achtstundentag einzutreten und „zur Verständigung mit den Kameraden auf dem Festlande" eine internationale Bergarbeiter konferenz einzubcrufen. Zu erwähnen ist ferner eine Massenversammlung von Eisenbahnarbeitern, welcher John Burns präsidirte. In dieser Ver sammlung wurde beschlossen, die EisenbabnangestelltenEnglands, die 360000 zählen, zu organisiren; bis jetzt habe die „amalgamirte" Gesellschaft von Bahnangestellten nur 13 000 Mitglieder. Als crstrebenswerth wurde be zeichnet, daß die Arbeitszeit auf 54 Stunden für die Woche herabgesetzt, der Lohn um 3 Schilling für die Woche erhöht werde und daß der Ar beiter ebensoviel Ferien haben solle, als die höheren Beamten. Vaterländisches. — Der günstige Abschluß der Staatsfinanzen unseres Landes wird gestatten den Ei send ah n bau kräftig zu fördern. Die Staatsregierung wird dem Landtag wiederum die Erbauung neuer Eisenbahnlinien Vorschlägen. Unter den größeren Staatsbauten befinden sich u. A. Forderungen für den Umbau der Dresdner Bahnhöfe, für ein neues Finanzministerium und für ein neues Polizeigebäude in Dresden. Für letzteres ist das Areal auf dem botanischen Garten in Aussicht genommen; das Finanzministerium käme auf das rechte Elbufer gegenüber der Terrasse zu stehen. Von der Erbauung eines einzigen Centralbahnhofes ist nicht die Rede; die Vorlage der Regierung geht auf Berücksichtigung beider Stadttheile mit großen Bahnhofsbauten. — Auch in der Döbelner Gegend wird jetzt die Agitation für die Erweiterung des Schmalspurbahnnetzes in der Richtung von Wilsdruff betrieben. In einer vor einigen Tagen in Leuben bei Lommatzsch abge haltenen Versammlung erläuterte Herr Rittergutsbesitzer Steiger-Leutewitz den von Herrn Ingenieur Kitzler ausgearbeiteten Plan. Darnach soll die dem Landtage zu unterbreitende Bittschrift die Erbauung einer schmal spurigen Eisenbahn von Wilsdruff nach Klipphausen, Röhrsdorf, Ullendorf, Robschütz, von hier aus weiter über Löthain, Görna, im Thale bis Zöthain und durch das Wahnitzthal nach Leuben und von hier aber über Meila, Lüttewitz nach Gadewitz geführt werden. Ob auch die Vertreter der Stadt Lommatzsch darauf hinwiesen, daß es jedenfalls aussicktsvoller sei, die Weiterführung der Bahn von Zöthain nach dem nahegelegenen Bahnhof Lommatzsch zu erbitten, als die Fortführung von Zöthain nach Leuben, da diese Linie doch zum Theil mur neben einer schon bestehenden herlaufen werde, stimmte die Mehrzahl der Anwesenden für das Kitzler'sche Projekt. — Vom 1. November ab wird die Gebühr für die Bestellung der Telegramme nach Landorten ohne Postanstalt von 60 Pfennig auf 40 Pfg. ermäßigt. — In Zwickau haben in letzter Zeit einige Großindustrielle für ihre Arbeiter namhafte Geschenke (30 000 Mk., 7000 Mk. u. s. w.) zur Begründung von Jnvaliden-Unterstützungskassen ihrer Etablissements gewährt. — Die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen hat beschlossen, den Zeitverhältnissen entsprechend ihre bisherige Thätigkeit einer vollständigen Reorganisation zu unterziehen und ihre Wirksamkeit nicht blos wie bisher auf wissenschaftliche Vorträge und Anregungen auf dem Gebiete der Landwirthschaft und Landeskultur zu beschränken, sondern auch in praktischer Weise zum Ausdruck zu bringen durch unmittel bare Betheiligung an der Durchführung wirthschaftlicher Angelegenheiten. In Ausführung dieses Beschlusses veranlaßte das Direktorium eine gänz liche Umarbeitung der Gesellschaftssatzungen, deren Entwurf von einem hierzu berufenen Ausschuß in 10 Sitzungen durchberathen und bereits in der letzten Hauptversammlung im Mai dieses Jahres gegen eine Stimme angenommen wurde. Nachdem späterhin die Satzungen auch durch das König!. Ministerium des Innern Bestätigung gefunden hatten, erfolgte in der am 18. Oktober abgehaltenen Hauptversammlung der Mitglieder die tatsächliche Konstituirung der Gesellschaft. Auf Grund der neuen Satzungen stellt sich die Oekonomische Gesellschaft u. A. die Aufgabe, durch Errichtung einer ständigen Geschäftsstelle einen Vereinigungspunkt der öko nomischen Interessen und damit zugleich eine Centralstelle für die in Sachsen bestehenden und zu begründenden landwirthschaftlichen Genossenschaften zu bilden. Zweck der Centralstelle soll sein, einen Ausgleich zwischen Geld überfluß und Geldmangel herbeizusühren, die Genossenschaften zu einem Unterverband zu vereinigen, die Vermittelung des An- und Verkaufs von Maschinen, Saatgut, Düngemitteln, Futter, Vieh, Geräthen rc. zu cen- tralisircn. Die Geschäftsstelle der Ökonomischen Gesellschaft würde ge wissermaßen die Erbschaft des Vereines zur Wahrung landwirthschaftlicher Handelsinteressen angctreten haben, dem es an einer solchen ständigen Centralstelle gebrach, allerdings nicht zur Befriedigung seiner Mitglieder. In weiterer Verfolgung dieser Ziele haben sich nun in der letzgenannten Sitzung innerhalb der Gesellschaft fünf Sonderausschüsse, und zwar einer für das Genossenschaftswesen im Allgemeinen und je einer für den Bezug und Verkauf von Düngemitteln, von Futter, für Saatgutvermittelung und für Nutzviehbezug gebildet, an deren Spitze ein Obmann steht. Di« Ge schäftsstelle, bezw. ihr Betrieb soll alsbald in Wirksamkeit treten. — Die «eite Verbreitung, welche die Maul- und Klauenseuche neuerdings im Königreiche Sachsen erreicht hat, verursacht den Besitzern von Klauenvieh sehr erhebliche Schädigungen. Der LandeSkulturrath hat sich daher auf's Neue mit der Frage beschäftigt, in welcher Weise in Zu kunft am wirksamsten dieser Verbreitung gesteuert werden könne, denn trotz der ausgedehnten Absperrungsmaßregeln gegen das Ausland und möglichst strengen Handhabung der gesetzlich vorgeschriebenen ist es nicht gelungen, die Seuche ganz zu unterdrücken. Die zweite Kommission des Landeskultur- rathes hat sich nunmehr nach eingehenden Erhebungen zu dem Anträge beim Landeskulturrathe geeinigt, die Regierung zu ersuchen, darauf hinzu wirken, daß in den durchseuchten Nachbargebieten monatliche oder wöchentliche Berichte über den Seuchenstand veröffentlicht werden, damit die Gefahr frühzeitig erkannt werden kann, ferner daß auf den Viehmärkten zu Berlin und Rummelsburg umfassendere Vorsichtsmaßregeln gegen die Verschleppung der Maul- und Klauenseuche getroffen und auch die thierärztliche Beauf sichtigung der Treiberschweine, sowie der zum Verkauf zusammengebrachten Rindviehbestände mit möglichster Strenge und so lange nur irgend eine Gefahr droht, durchgeführt werden. — Es bedarf nur noch weniger Arbeitstage, um den Rohbau der hohen Esse der fiskalischen Halsbrückener Hütten zu vollenden, die bereits eine Höhe von 130 Meter erreicht hat. Es wird sodann der gußeiserne Kopf der Esse aufgesetzt werden, der in der Maschinenfabrik von F. A. Münzner in Obergruna hergestellt worden ist, aus 16 Theilen besteht und ein Gesammtgewicht von 45 Centnern besitzt. Der Bau ist bis jetzt ohne ernste Schwierigkeiten bewerkstelligt worden und wird auch hoffentlich ohne Unfall beendet werden. Die Inbetriebnahme wird freilich auf sich noch warten lassen, da das innere Ausfugen der Esse noch eine geraume Zeit beanspruchen wird und auch die Rauchcondensationsanlagen erst noch fertig gestellt werden müssen. Die alte Rösthausesse wurde soweit ausgebessert, daß sie noch einige Zeit in Betrieb gehalten werden kann. Daß die Esse ihren Zweck erfüllen, den Niederschlag schädlicher Stoffe verhindern und damit die für den Staat so lästigen Vergütungen von Hüttenrauch schäden in Wegfall bringen wird, ist bei der bedeutenden Höhe dieses Riesen bauwerks kaum zu bezweifeln. Zunächst hat der Bau den Ortschaften Sand und Halsbrücke schon erheblichen Nutzen gebracht, da täglich viele Schaulustige dorthin kommen, um die hohe Esse in Augenschein zu nehmen, anderseits die beim Essenbau beschäftigten und hochbezahlten Arbeiter, ent gegen der Gewohnheit der äußerst sparsamen böhmischen Bahnarbeiter, etwas von ihrem hübschen Verdienst und den von den Besuchern der Esse ge spendeten Trinkgeldern anfgehen ließen. Das von der „Leipziger Jllu- strirten Zeitung" gebrachte Bild des interessanten Riesenbaues wird ver- muthlich noch dazu beitragen, Besucher aus größerer Entfernung herbeizuführen. Wir können dem noch hinzufügen, daß die Esse am 28. d. fertig gestellt worden ist, was durch Böllerschüsse und Musik kundgegeben wurde; auch wurden bei dieser Gelegenheit den betheiligten Arbeitern je 50 Mark für ihre mühevolle Arbeit ausgezahlt. Reine Reclame, sondern Thatsache. Seeretz b. Schwartau. Von all' den vielen Mitteln, die ich bisher gegen mein langjähriges Magen- und Unterleibsleiden angewandt habe, hat doch keins eine solche vorzügliche Heilkraft besessen, als die Dr. Fernest'sche Lebens-Essenz, denn nach de« Gebrauche derselben bin ich gänzlich von meinem alten Leiden befreit worden, weshalb ich sie gewiß allen Leidenden auf das Wärmste empfehlen kann. H. Hamm, Schmiedemeister. Erhältlich in Flaschen a 50 Pf., 1 M. u. 1,50 M. in Wilsdruff bei Apotheker Tzschaschel. Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinterläßt wenig Asche von ganz hellbräun licher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt lang sam fort, namentlch glimmen die,.Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zurechten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Das Seidenfabrik-Döpöt von 6. HvLnv- derx (K. u. K. Hoflief.) Lürivlr versendet gern Muster von seinen ächten Seiden stoffen an Jedermann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke Porto- und zollfrei ins Haus. Airchenuachrichteu aus Wilsdruff. Am 20. Trinit.-Sonntag. Vorm. 8'/, Uhr Gottesdienst mit Predigt über Ev. Luc. 13, 6—9.