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WeMftUME WrM, Wo, Acckh« iü die WMMi. Amtsbcall für die Kgl. UmtsbaurtmanuslbLlt zu Weißen, das Kgl Amtsgericht und den Stadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1'Mark. Einzelne Nummern IO Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 8S. Freitag, den 8. November 188S. Bekanntmachung, den Bezirkstag betreffend. Freitag, den IS. November dss. Js., von Vsrinittags 1k/2 Uhr an, wird im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft hier Bezirkstag abgehalten werden. Die Verhandlungen sind mit Ausnahme von Punkt 5 der Tagesordnung öffentlich. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 1. November 1889. Königliche Amtshanplmannschaft. v^Rirchbaeh. Bekanntmachung, die Straßensperrung in der Flur Niederwartha betreffend. Wegen vorzunehmender Versteinung der Straßenstrecke von dem Gasthofe in Niederwartha bis zur Auffahrt nach der dortigen Haltestelle der Berlin - Dresdner Eisenbahn bleibt diese Straßenstrecke vsn Mittwsch, den 6. bis mit Sonnabend, den 1b. dieses Monats für allen Fährverkehr gesperrt, und wird letzterer auf den bei dem Gasthofe in Niederwartha abzweigenden und über den Ortstheil Gruna nach Cossebaude führenden Fahrweg verwiesen. Meißen, am 4. November 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v» «Kirchbach. Bekanntmachung. Behufs Vornahme der diesjährigen hiesigen Stadtverordneten-Ergänzunzswahl ist eine Liste der stimmberechtigten und wählbaren Bürger hiesiger Stadt angefertigt worden und hängt dieselbe vom ss. bis 26. dieses Monats im hiesigen Rathhause zu Jedermanns Einsicht aus. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätesten» bis zum s7. dieses Monats bei dem unterzeichneten Bürgermeister anzubringen. Nach Ablauf der gedachten Aushängezeit wird die Liste geschlossen, auch werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Bürger von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Einsprüche unberücksichtigt gelassen werden. Wilsdruff, am 5. November 1889. Der Bürgermeister. Dicker. Tagergeschichte. Das Arbeitsmaterial für den Reichstag erweist sich reichlicher als nach der Thronrede geschlossen werden konnte. Dies erhellt auch aus der am 31. Oktober abgehaltenen Wochenplenarsitzung des Bundesrathes, in welcher u. A. die neuen Vorlagen, betr. die weitere Ausprägung von Einpfennig-Stücken, und betr. die Einrichtung einer Reichspostdampferlinie nach Ostafriko, den zuständigen Ausschüssen überwiesen wurden. Weiter ist aus der Sitzung noch zu erwähnen, daß der Bundesrath das neue Bankgesetz genehmigte. Die dreitägige Generaldebatte des Reichstages über den Etat hat sich, wie zu erwarten stand, zu einer ausgedehnten Erörterung über die gesammten gegenwärtigen politischen, finanzwirthschaftlichen und socialen Zustände im deutschen Reiche gestaltet, die theilweise recht scharfe persön liche Controversen hervorrief. Wenn man hierbei von freisinniger und socialdemokratischer Seite bemüht war, wöglichst grau in grau zu malen und die deutschen Verhältnisse in einem Lichte erscheinen zu lassen, daß die Zustände in Rußland oder der Türkei dagegen noch golden zu bezeichnen sein müßten, so hat eine derartige pessimistische Auffassung der Dinge bereits im Parlamente selbst entschiedene Zurückweisung erfahren. Aber auch außerhalb der parlamentarischen Kreise wird allseitig, ausgenommen die vollständig verbitterten und verhetzten Elemente in unserem Volke, die Ueberzeugung herrschen, daß jene pessimistischen Schilderungen durchaus übertrieben sind, und daß die Verhältnisse im deutschen Vaterlande denn doch noch nicht dem von den oppositionellen Rednern gezeichneten düstern Bild entsprechen, es braucht also auch ferner nicht an der Zukunft des Vaterlandes gezweifelt zu werden. Inzwischen dürfte die im Reichstage begonnene erste Lesung des neuen Socialistengesetzes wiederum recht bewegte parlamentarische Scenen gezeitigt haben, nur wird die General debatte hierüber noch keinen Schluß auf das Schicksal der Socialistenvorlage gestatten, dasselbe wird sich vielmehr aller Voraussicht nach in der Kommis sion entscheiden, an welche der Entwurf nach der ersten Plenarlesung jeden falls gelangt. Der Sozialdemokrat Singer hat in der Reichstagssitzung vom Montag dem Bundesrathsbevollmächtigten Staatsminister Herrfurth gegen über entschieden Verwahrung dagegen eingelegt, daß er die Durchführung der sozialdemokratischen Ideen auf dem Boden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung jemals für möglich erachtet habe. Darin liegt der unumstößliche Beweis dafür, daß die Bestrebungen der sozialdemokratischen Führer einzig und allein darauf gerichtet sind, die Unzufriedenheit syste matisch zu schüren, Haß, Verbitterung, Verzweifclung und eine aller Ehr furcht und Vaterlandsliebe bare Gesinnungsrohheit in die Massen hin einzu tragen, um so den Boden zu lockern und den allgemeinen Umsturz vorzu bereiten. Es ist ihnen durchaus nicht um eine wirthschaftliche Hebung des sogenannten arbeitenden Volkes, um eine Steigerung des Antheils der Ar beiter an dem Ertrage der Produktion auf dem B^den der bestehenden StaatS- und Gesellschaftsordnung zu thun, sondern um Erzeugung des Klassenhaffes, um Untergrabung der gesetzlichen Ordnung zur Befriedigung ihrer eigenen Herrschaftsgelüste. Gegen solche Leute sich nach Kräften zu schützen, ist Pflicht aller derjenigen, welche in richtiger Erkenntniß der Be dingungen des menschlichen Daseins den Glauben haben, daß in der be stehenden Staats- und Gesellschaftsordnung die Grundlagen für eine Ent wickelung geboten sind, welche die Einschränkung des mit dem Menschen leben nun einmal unzertrennlich verbundenen Elends auf ein möglichst ge ringes Maß gestattet. Die Aufrichtung gesetzlicher Schutzmittel gegen die Umtriebe der Sozialrevolutionäre ist für alle, die dieses Glaubens leben, eine politische und sittliche Nothwendigkeit. Diejenigen, welche sich selbst als grundsätzliche Gegner des Bestehenden hinstellen, müssen anders behandelt werden, als Diejenigen, welche die zu Recht geltende Staats- und Ge sellschaftsordnung als da« Endergebniß einer langen historischen Entwickel ung und die unerläßliche Voraussetzung neuer Entwicklungsformen be trachten. Beide können nicht mit demselben Maße gemessen werden, denn sie stehen eben Beide aus grundverschiedenen Anschauungen. Das gemeine Recht gilt nur für Diejenigen, welche es als solches anerkennen; für solche, die das nicht thun, sind dagegen besondere Gesetzesmaßregeln, Ausnahme gesetze nothwendig. Und deren Wirksamkeit ist davon abhängig, daß die Behörden den rechten Gebrauch davon machen, daß sie dieselben ebenso energisch wie maßvoll zur Anwendung bringen. Wenn das nicht geschieht, dann sind alle Erörterungen in der Presse ziemlich zwecklos, zumal die besonnene Presse unter denjenigen, welche der sozialdemokratischen Agita- tation am leichtesten zugänglich sind, die wenigste Verbreitung findet. Und daß dies nicht geschieht, dafür wird von den sozialdemokratischen Agitatoren mit einem ganz besonderen Terrorismus gesorgt. In der Sonderstellung, welche die Führer der Sozialdemokratie der bestehenden Staats- und Ge sellschaftsordnung gegenüber eingestandenermaßen einnehmen, ist die poli tische und sittliche Nothwendigkeit besonderer Schutzgesetze begründet. Einen Leitartikel über die Debatten des Reichstags zum Sozial istengesetz schließt die „Nordd. Allg. Ztg." mit folgenden Worten: Wenn man im Hinblick auf die heute beginnenden Berathungen des neuen Entwurfs aus den gestrigen Verhandlungen einen Schluß auf die Stimm ung des Hauses ziehen wollte, so würde derselbe dahin lauten, daß beider Mehrheit des Hauses die Ueberzeugung herrscht, die Agitation der Sozial demokratie könne unmöglich, wie es vor dem Erlaß des Sozialistengesetzes der Fall war, völlig freigegeben werden. Hieraus ergiebt sich, da der Wille zur Verständigung über die künftig zu ergreifenden Maßnahmen offenbar vorhanden ist, die Hoffnung, daß auch der Weg zu einer solchen gefunden werden wird, wenn auch die freisinnige Partei sich eifrig bemühen wird, die Sozialdemokratie im Kampfe um die völlige Aufhebung des Gesetzes zu unterstützen. Staßfurt, 3. November. (W. T. Bl.) In der herzoglich An- haltischen neuen Schachtanlage hierselbst wurden die Arbeiter von einer An sammlung von Schwefelwasserstoffgasen überrascht. 7 Arbeiter wurden getödtet, 2 schwer verletzt.