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Rittergutspachter Hopffe in Schieritz, Gutsbesitzer Morrtz in Rottewitz, Gutsbesitzer ssseukert in Kreißa, Rittergutspachter Sonntag in Deutschenbora, Gutsbesitzer Thomas in Lautzschen, Rittergutspachter Winkler in Bieberstein, Gutsbesitzer Heinrich Winkler in Clieben, - Welf in Praterschütz. Meißen, am 18. December 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Uirchbach. Bekanntmachung die Rekrutirrmgs-Stammrollen betreffend. Nachdem die Rckrutirungs - Stammrollen für die Ortschaften des hiesigen Bezirkes berichtig worden sind, werden die Herren Gemeindevor stände hierdurch veranlaßt, dieselben hier abzuholen. Meißen, am 21. Dezember 1889. Königliche Amtshanptmannschaft. v. Airchbach. Im Monat Januar 18SV ist die hiesige Sparkassen - Expedition jeden Wochentag nutzer Mittwoch geöffnet. Wilsdruff, am 20. December 1889. Der Stadtrat h. Ficker, Brgmstr. Mekanntmachung. An Stelle des verstorbenen Herrn Gutsauszüglers Uippe ist Herr Gutsbesitzer und Gemeindevorstand L-uar- Birkner zu Blankenstein als Kirchrechnungsführer gewählt worden. Blankenstein, den 20. Dezember 1889. Der Kirchenvorstand. Der deutsche Weihnachtsbaum. Zur kalten, kahlen Winterszeit, wenn die Natur scheinbar erstorben unter ihrer weißen Schneedecke sich schlummernd ausruht, dann kommt die Haupt- und Ehrenzeit des immergrünen treuen Nadelholzes, das die Zier des Nordens bildet, und das schönste Sinnbild für das stete, unerschöpf liche Walten der Gottheit, auch dort, wo das Menschenauge rings nur Tod erblickt. — Dann ragt sie hoch, ein Bild des Lebens, unsere frisch grüne Tanne, die ihre Sprößlinge zu glänzender Verherrlichung des Festes der Feste, Weihnachten, als Sendbote in alle Welt schickt. Wer könnte wohl ein echtes, rechtes Christfest ohne den weihnachtlichen süßen Tannenduft sich denken, ohne den weihevollen Lichterglanz, der aus den grünen Zweigen niedcrschimmert? Und doch ist dieser schöne Brauch erst neueren Datums, das heißt in unserem eigenen Jahrhundert erst allgemein geworden, obwohl die Ur anfänge bis in die altheidnische Germanenzeit zurückreichen, als die nordische Tanne noch „der Baum der Götter" war. Nachdem das Christenthum und Mittelalter ihn in den Schatten und Hintergrund gestellt, tauchte der immergrüne Baum der heiligen Weihnachtszeit erst nach der Reformation wiederum aus seinem Dunkel auf und galt zuerst als ganz spezielles Ab zeichen der Reformirten und deren Weihnachtsfeier, doch war in jenen Zeiten Wachs ein viel zu theurer Artikel, um die Sitte des geschmückten lichtglänzenden Tannebaumes einbürgern zu können, und unsere heutigen Kerzen gab es damals noch nicht. Erst die Neuzeit also ließ den Baum des Nordens überall tiefe Wurzeln fassen, — sogar im Auslande, wohin deutsche Treue das deutsche Immergrün verpflanzte, oft durch hohe, allerhöchste Hände. So in Eng land durch einen deutschen Prinzen: Albert, Gemahl der Königin Victoria, nach Frankreich aber von einer deutschen Fürstentochter: Helene von Meck lenburg, Herzogin von Orleans, die Mutter des Grafen von Paris. Mele Jahre sind seitdem verflossen, Leben und Tod haben — wie oft — gewechselt im Menschendasein und im Wallen der Natur, — doch nach wie vor ragt er empor, als Symbol der Frühlingshoffnung durch Wintersschnee, alljährlich erstrahlend als lichter Mittelpunkt des Christ festes: der frischgrüne Baum des Lebens, unser deutscher Weihnachtsbaum! Tagesgeschichte. Der fertig ausgeardeitete Plan einer Lotterie zum Zwecke der Niederlegung der Schloßfreiheit in Berlin ist bereits den mini steriellen Instanzen, von deren Genehmigung das Unternehmen mit dem Betriebe der Loose im Umfange der preußischen Monarchie abhängt, unter breitet worden. Der betreibende Ausschuß hegt kaum Zweifel daran, daß die Genehmigung ertheilt werden wird. Ueber den Lotterieplan wird mitgetheilt, daß kleine Gewinne, wie in den Staatslotterien, nicht ausge setzt werden, sondern die niedrigsten Gewinne schon in ansehnlichen Kapi talbeträgen bestehen sollen. Die Zahl der großen Gewinne ist hoch be messen; nach einem Hauptgewinn von 600 000 Mark, sollen 4 Gewinne zu 500 000 Mark, 10 zu 300000, 20 zu 200 000 Mark u. s. f. folgen. Daß das deutsche Element iu den Reichslanden innerhalb des französischen Sprachgebietes in stetem Wachsen begriffen ist, geht da raus hervor, daß vom 1. Januar 1890 ab weitere 28 Gemeinden, welche seither als französisch redende behandelt wurden, auf Grund eingehender amtlicher Erhebungen als vorwiegend deutsch sprechende erklärt werden konnten. Bei dieser Sachlage hat es die Verwaltung für angezeigt gehalten, von dem genannten Termine ab in den betreffenden Gemeinden die Er- laubniß, im amtlichen Verkehr noch sich des Französischen zu bedienen, zu rückzuziehen und den ausschließlichen Gebrauch der deutschen Geschäftssprache anzuordnen. Die Mehrzahl der in Betracht kommenden Ortschaften liegt in der nächsten Umgebung von Metz. Der Elberfelder Sozialistenprozeß, so schreibt man der „Köln. Ztg." aus Sachsen, erinnert wieder daran, daß der Einfluß keiner anderen poli tischen Partei sich so tief in das Familienleben erstreckt, als der der Sozialdemokratie. Zur Verbreitung sozialdemokratischer Flugblätter werden auch in Sachsen vielfach Kinder verwendet, manche Frauen sind fanatischer als die Männer, und namentlich in unseren Jndustriebezirken giebt es sozialdemokratische Familien, in denen unmündige Söhne und Töchter, ja selbst Schulbuben mit den politischen Schlagwörtern der Partei um sich werfen. Es giebt aber auch Familien, in denen die Politik des Manne» Frau und Kind unglücklich macht, und diese Thatsache verdient einmal öffsnrlich und mit Nachdruck ausgesprochen zu werden. DaS Fa milienleben der „eifrigen Genossen", der kleinen Lokalgrößen, ist oft tief zerrüttet. Der Besuch zahlreicher Versammlungen, die Vorbereitungen zu diesen, das Conventikelhalten, die Unannehmlichkeiten mit Behörden und Arbeitgebern, die Reibereien mit den eigenen „Genossen" lassen sich nur schwer mit einem gesunden Familienleben und geregelter Lebensführung des Arbeiters vereinbaren. Unter den gedrückten, unerquicklichen Verhältnissen, zu denen die Politik in den Arbeiterfamilien oft führt, haben meist Frauen und Kinder am schwersten zu leiden. Sind die Frauen nicht selbst der So zialdemokratie verfallen, so ersteht der politischen Anschauung des Mannes oft in der Familie selbst ein erbitterter Feind: die Frau. Sie verspürt fast täglich den unheilvollen Einfluß der Sozialdemokratie auf ihre Häuslichkeit; es ist naturgemäß, daß es zu Auseinandersetzungen mit dem Manne, zu Zwisten aller Art kommt, die zur Zerrüttung des Familienlebens führen, dessen materielle Grundlage meist schon vorher durch den weniger an seine Arbeit als an „Parteipflichten" denkenden Mann untergraben ist. Die beklagenswerthesten Märtyrer der Sozialdemokraten sind vielfach ihre eigenen Frauen und Kinder, das kann man auch in Sachsen beobachten. Eine heitere Geschichte passirte einer Anzahl Herren vom Reichstage bevor dieselben ihre Heimreise zu den Feiertagsfericn antraten. Eine Berliner Firma hatte denselben ihre Geschaftskarte mit der Empfehlung ihrer Ver kaufsartikel zugesandt. Sämmtlichen Adressen waren übereinstimmend noch die Worte hinzugefügt: „Major der Reserve." Darüber wunderten sich alle Diejenigen, die entweder überhaupt nicht Soldat waren, oder es höch stens bis zum Leutenant der Reserve gebracht hatten. Als die Herren „Majore der Reserve" am letzten Abend sich noch zu einem Abschiedsschoppen zusammcnfanden, stellte es sich heraus, daß sie diese militärische Auszeich nung nur einem jungen Manne des betreffenden Geschäftshauses zu ver danken hatten, welcher das „M. d. R." (Mitglied des Reichstages) als „Major der Reserve" gedeutet hatten. Wie der „Krz.-Ztg." aus Paris berichtet wird, wüthet die Influenza, welche von Paris über die Provinzen sich ausbreitet, in unerhörter Weise. Unter 492 Schülern der Polytechnik sind 400 Erkrankungen festgestellt. Ein Schüler, namens Grenier, ist an der Influenza gestorben. Nach Angabe der Blätter waren bisher 600 000 Jnfluenzaerkrankungen vor gekommen. Der Munizialpalrath von Paris hat beschlossen, 40,000 FraucS an die von der Herschenden Seuche (Influenza) betroffenen unbemittelten Familien zur Vertheilung gelangen zu lassen. Ueber die Ausbreitung der Influenza im übrigen Frankreich liegen verschiedene Berichte vor, aus denen zn entnehmen ist, daß dieselbe dort keineswegs überall den gutartigen Charakter trug, den sie in Deutschland bisher glücklicherweise zeigte. Dor einigen Tagen fanden Todesfälle in der Militärschule von St. Eyr statt, jetzt wird auch von einem Todesfall in Bordeaux berichtet, wo 200 Mann des 9. Husaren-Regiments erkrankt sind. In Petersburg war, seitdem dort Frostwetter eingetreten, die In fluenza in stetter Abnahme begriffen; doch verlautet, daß bei vielen, bereits auf dem besten Wege der Gesundung befindlichen Patienten, und selbst bei solchen, welche die Krankheit ganz überstanden hatten, gefährliche Rück fälle ausgetreten sind, die meist mit dem Erscheinen eines HautausschlageS verbunden waren. Brasilien. Rio de Janeiro, 22. Dezember. Ein gestern ver- öffentlickter Erlaß der provisorischen Regierung setzt, nach der „Mgdb. Z.", die allgemeinen Wahlen auf den 15. September k. I. und den Zusammen tritt der konstituirendcn Versammlung auf den 15. November k. I. fest. Der Erlaß verhängt ferner die Verbannung über den Kaiser Dom Pedro und seine Familie, sowie über den ehemaligen Premierminister Ouro Preto und dessen Bruder Carlos Alfonso; der Gouverneur von Rio Grande do Sul, Silveira Martius, soll deportirt werden; endlich wird die dem Kaiser gewährte Summe von 5 Millionen Milreis zurückgezogen und dessen jährliche Pension nicht gezahlt. Eine Privatdepesche der „Fkf. Ztg." aur Rio de Janeiro meldet, daß der provisorische Präsident der Republik Brasilien, General Dcodoro da Fonseca, im Sterben liegt; es werde eine ernsthafte MinisterkristS be fürchtet. Die Anerkennung der brasilianischen Republik durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika soll bevorstehen. Fonseca soll sei tens Blaine's die Zusicherung erhalten haben, er könne auf den Beistand Nordamerikas im Falle monarchischer Wiederherstellungsversuche rechnen.